#5
Mytria war erleichtert, dass ihr Gegenüber weitaus mehr Worte benutzte als sie selbst. Irgendwie war die Eloquenz abhanden gekommen, die sie sonst auszeichnete. Vielleicht, weil sie den Kel Dor betrachtete und sich über die Maske wunderte? Diese Maske machte es schwer, ihn zu verstehen. Die junge Frau wollte ihn aber verstehen, so dass sie noch einen weiteren Schritt näherte. Mit einer grazilen Bewegung verschränkte sie die langen Arme hinter ihrem Rücken, um dort die Hände unsicher ineinander zu legen. Mytria versuchte locker zu wirken, war es aber nicht. Eine unnatürliche Angst kam in ihr auf. Dennoch lächelte sie schön, unpassend zu ihrer Emotion, die sich gerade wandeln wollte. Die Neugier vertrieb die Angst, nicht zu genügen und erneut abgewiesen zu werden, wie von den anderen Schülern oder einst auf ihrer Heimatwelt. Lag der Blick des Kel Dor auf ihr? Ja, sie spürte den Blick, welcher einerseits angenehm war aber auch über das übliche Maß an Betrachtungszeit hinausging. Es störte sie nicht, nur schien er auch in jene Falle zu tappen, die sie oft erlebt hatte. Man betrachtete sie als schönes Objekt, ein Juwel, welches die Umgebung schmückte. Immerhin war sie etwas für ihn, darauf konnte man aufbauen. "Du musst nicht so tun als ob du bereits ein vollwertiger Jedi wärest," sagte die Frau etwas flappsig daher, da sie von dem flachen und distanzierten Verhalten des Gemeinschaftsschülers enttäuscht war. Nun ja, ihre Begrüßung war nicht besser gewesen aber sie war immerhin nicht so aufgesetzt, wie des Kel Dors. Sie mochte es schlicht nicht.

Mytria wollte schlicht etwas Echtes, etwas fühlen, was Luke Skywalker ihr nicht vermitteln konnte. Die Jedi waren ihr noch fremd und ihr Kodex noch fremder. In dieser Sache schien dieser angehende Jedi vor ihr, keinen Unterschied zu machen. Er wirkte fremd, nicht nur weil seine Mimik verborgen war, sondern auch weil er versuchte, als Jedi zu erscheinen. Seine Aura war warm, aufgeschlossen und zeigte keine Geheimnisse. - Und so entschied sich die junge Mytria aus schlichter Neugier heraus, ihm ein hübsches Augenzwinkern zu schenken. Sie war gespannt auf seine Reaktion, bevor sie auf seine Aussage antwortete. "Ich bin nur hier, um etwas Abstand zu haben," erklärte sie dann mit vielschichtiger Stimme, welcher einerseits lieblich war und andererseits bestimmend. Ihre Stimme hat etwas unwissendes und auch gebrochenes, wenn auch getragen von einer Sanftheit, die gut an diesen Ort passte. Der Kel Dor hatte ihre volle Aufmerksamkeit. "Du bist nur schwer zu verstehen... mit diesem Ding," sagte sie noch und beugte sich leicht vor um mit ihrer Nasenspitze mitsamt Kopf in einer Bewegung zur Maske zu zeigen. Es wirkte fast, wie eine kleine Verbeugung vor Koryn. Ihr Satz war nicht böse gemeint, doch war sie frech genug, um auch Dinge anzusprechen, die sie interessierten und dies ohne Rücksicht. "Ich bin Mytria," stellte sie sich nun vor, lächelte abermals und zwinkerte erneut. Man stellte sich doch vor? Immerhin war sie in sein Was-Auch-Immer-Hier geplatzt. "Ich möchte reden," sagte sie dann, denn das war ihre wahre Absicht und wohl die Antwort auf die Frage des Kel Dors. Sie beobachtete ihn eine Weile, während er sich die Hosen abklopfte. Er war niedlich, irgendwie. Auch, weil das Jedi-Getue mit einem unbeendeten Satz und einem Äh! zusammengebrochen war.

Luke Skywalker hatte sie nicht ganz verstanden. Mytria war nicht gewöhnlich und wollte nicht mehr gewöhnlich sein. Sie wollte endlich ankommen, ein Zuhause haben und eine Gemeinschaft. Die Regeln, der Kodex und das Wesen der Jedi waren ihr noch so fremd, dass sie schlicht keinen Zugang gefunden hatte. Luke verstand dies nicht und hoffte schlicht darauf, dass Mytria des Wesen der Jedi durch Betrachtung verstehen würde. Diese Hoffnung war bisher enttäuscht worden. Sie war geflohen, um einer weiteren Diskussionssitzung mit Luke zu entgehen. Die Streitgespräche nervten sie einfach. Die Frau suchte ein einfaches Gespräch, ein bisschen soziale Interaktion ohne Zweck.
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