#17
Und so sprach der ernannte Verweser mit seiner tiefen Stimme über seine Sorgen. Corno verlor seine Ruhe, was Cronal mit einem müden Lächeln zur Kenntnis nahm, welches so schnell kam und ging. Es war kaum dort und schon wieder fort, wie Cronals Interesse an den Sorgen des Großmoffs. Nicht er war in Gefahr im Schmerzverstärker zu enden, sondern Corno. Es war belustigend, wie ein Mann, der das Spiel der Eliten spielen wollte, am Spiel selbst seine Sorgen fand. Zorn war ein böser Freund, der einem zwar genügend Kraft verlieh, etwas zu überstehen aber auch gleichzeitig den Verstand blind für Auswege machte. Cronal war zufrieden, dass Corno das Spiel immer noch nicht begriffen hatte. Es ging hier nicht um Posten, Welten oder ein Imperium, sondern ein schlichtes Theaterstück für die Macht selbst. Entweder Figuren lebten oder starben. Es gab nichts mehr außer Leben und Tod. Keine Ideale, keinen Wert, keine Hoffnung auf etwas Licht, sondern allein das Jetzt war entscheidend. Cronal hatte dies begriffen, spielte sein Stück mit Hingabe aber erwartete nicht, dass andere ihre Rollen verstanden. Wichtig war, dass sie ihre Rollen spielten. Corno spielte seine Rolle als ambitionierter, mächtiger und einflussreicher Imperialer mit einem Hang zu kalten und berechenbaren Lösungen. Der Moff war nicht dumm und Cronal erwartete auch keine dumme Entscheidung von Tyvos Corno. Nur war das Fundament auf dem seine Macht gebaut war überaus brüchig. Corellia dominierten andere Mächte. Es war sein Schattennetzwerk, welches hier regierte. Die dunkle Seite hatte Cronal ermächtigt und so hatte er seine Fäden gezogen, weit um Corno herum, der kurz davor stand in das Netz zu fallen. Lügen, noch mehr Lügen und auch Halbwahrheiten und Wahrheiten verwoben sich zu einem Geflecht. Der harsche Ton des Moffs war sein Sieg. Das Stück spielte zum nächsten Akt auf. Die Ruhe des Corno zu brechen war der erste Schritt auf dieser Bühne. Cronal, Meisterspion und Anhänger einer dunklen Idee, erduldete die Vorwürfe und die Tirade genügsam mit einem eisigen Funkeln in den Augen, bevor er wieder die Maske des kranken Mannes aufsetzte, der bei jedem Wort gegen ihn, aufzuckte und seine schmerzenden Verwundung hielt. Seine Hand lag besänftigend auf dem Bein.

Auch Corno würde noch betteln, nicht um sein Leben, sondern darum, dass er nicht unter falschen Voraussetzungen an den Imperator geriet. Corno wollte Macht und Status. Er wollte dominieren, die Spielregeln machen und doch spielte er nach den Regeln, die Vesperum und andere machten. Unverrückbar stand der Thron dort, herrschte über die Schwachen, unbeweglich und doch voller Ausstrahlung. Vesperum war zwar nicht hier aber allein der Gedanke an ihn, schien Corno fürchten zu lassen. Cronal sah dies grob in den Schatten, die den Moff umgaben. Auch Cronal selbst fürchtete einen Teil von Vesperum, den er noch nicht bestimmen konnte. Nur - im Gegensatz zu Corno - hatte er keine gefährliche Position innerhalb des Imperiums eingenommen. Er galt als Meisterspion, Erfinder der Schattentruppen und Berater. Alles Posten, die ihm Schutz geboten aber verantwortlich für die mächtigen Waffen des Reiches zu sein und den imperialen Wunsch direkt zu vollstrecken, war immer eine Gefahr. Denn Vesperum baute auf Corno und ein Versagen zog immer Strafe nach sich. Nur umfasste die Strafe des Imperators niemals nur körperliches Leid. Tod war eine Erlösung, die Vesperum am Abschluss seiner Strafe vergab. Es war eine Gnade. Cronal wusste um das Geheimgefängnis von Isard, welches zwar grausam war aber nicht so grausam, wie das Geheimgefängnis des Imperators auf Byss. Dieses Gefängnis war eine reale Hölle, geschaffen aus den finsteren Kräften der Sith-Hexerei und Alchemie. Corno ahnte nicht, in welcher Gefahr er sich befand. Seine Arbeit musste gelingen. Der Spion fühlte eine diebische Freude daran, dem Moff diesen Ruhm zu stehlen. Am Ende dieses Monats würde er hier stehen, dem Moff die Rettung präsentieren und auch diesen Mann sich binden. Ein wenig mehr Chaos noch. Ein wenig mehr Gewalt, damit die imperiale Idee erneutert werden konnte. Das alte Imperium verging, ging auf in der neuen Ordnung, die nicht nur Furcht sondern auch Horror als Garant kannte. Kurz genoss er diesen Gedanken, bevor sich seine Lippen zu einer ersten Antwort formten.

"Die Republik weiß von unseren Projekten auf Corellia, Verweser. Corellia war immer eine Welt, die Freiheit mehr schätzte als unsere wertgeschätzte Ordnung. Nicht jede Seele mag den Ruf des einigen Imperiums vernehmen, Verweser." Sätze, die kalt gemeißelt, aus seinem Mund fielen und vor Corno zerschellten, um wie Bleikugeln den Vorwurf zurückzuwerfen. "Scheinbar haben wir eine undichte Stelle bei der CorSec oder innerhalb unserer eigenen Streitkräfte," schob er noch einen paranoiden Gedanken ein, um diesen eventuell in die Gedanken des Großmoffs zu implementieren. Gesagtes konnte großen Einfluss haben. Manchmal waren Worte Krallen, die sich unterbewusst am Verstand eines Gegenübers festkrallten. Dort jaulten sie still, immer wieder, bis der fremde Gedanke zum eigenen Gedanken wurde. Angst war ein Gefühl, welches schnell über unbedachte Worte transportiert wurde. - Und Cronal wollte, dass sich Corno verfolgt fühlte. Er sollte unruhig schlafen, damit das Spiel noch einen gewissen Reiz gewann. Ohne Gegenwehr war das Theater langweilig. Paranoia war gut, denn sie veranlasste Menschen dazu, seltsame Dinge zu tun. Diese seltsamen Dinge waren auch immer gute Angriffspunkte für einen Spion. Loyalitäten zerbrachen schließlich an Enttäuschungen. Paranoid führte immer zu Enttäuschungen. "Nach aktuellen Informationen sind sie wohl entkommen," fügte er beiläufig an, damit nicht allzu plakativ sein verstecktes Wissen gezeigt wurde. Cronal wünschte sich, dass diese Aussage untergehen würde aber würde es wohl nicht, denn das Verschwinden war Teil seiner eigenen Idee gewesen. Der Plan sah das Verschwinden vor und irgendwann musste auch der Strippenzieher ein Bekenntnis ablegen. Nur wollte er nicht als Puppenspieler entlarvt werden, sondern nur als der Wissende. Wissen war zwar ein Indiz auf seine Teilhabe aber kein Beweis. Ein Spion hatte immer Wissen, was ihn wertvoll machte. Dieser Wert schützte ihn immer. Egal, was Corno wollte, solange Cronal verborgenes Wissen hatte, brauchte er ihn. Zudem hatte der Meisterspion noch andere Personen, die ihm dienten und Gefälligkeiten schuldeten. Schließlich offenbarte Corno seine Weltsicht.

In der Tat wusste Cronal von der Flucht der Angreifer, der Schlacht und kleinen Details, welche ihm seine Spione zugeflüstert hatten. Noch kurz vor diesem Gespräch war er über die aktulle Entwicklung informiert worden, dass selbst AT-AT auf dem Weg zu den Tell Werken waren. Sein Plan ging auf und dieses Gespräch konnte nun mit einer gewissen Routine zum Ende gebracht werden, sofern noch weitere Fragen zum Vorfall aufkommen würden. Diese Erkenntnisse wurden nur behutsam geteilt.

Cronal, selbstsicher, nahm die Hand vom Bein, legte diese auf die Stuhllehne, während seine Finger wartend auf das Holz tippten. Er ließ den Moff weiter sprechen. Seine fehlende Einsicht, sein Wunsch, dass Cronal seine Anweisungen befolgte und es war diese Eitelkeit der Macht, das sie keinen Widerstand ertragen konnte. Es war die natürliche Schwäche der Mächtigen, dass jedwede Kritik oder auch nur Widerstand gleichsam mit der eigenen Vernichtung ist. Macht vergiftete den Verstand mit einer wahnhaften Vorstellung im Recht zu seien. Immer hatte man Recht und dürfte, weil man die bessere Gestalt war, nicht angezweifelt werden. Es war der gescheiterte Anspruch des Imperiums selbst und auch der gescheiterte Anspruch von Tyvos Corno. Macht ohne Widerstand konnte nicht existieren. Widerstand war die Gegenmacht der Machtlosen oder Selbstgerechten, die mit dem Wandeln eines anderen nicht einverstanden waren. Macht war, wie Sauerstoff. War man machtlos, erstickte man unter dem anderen. Hatte man Genug Macht, konnte man frei atmen und seinen Weg selbst bestimmen. - Und hatte man zu viel Macht, wurde man benommen und überschüttet von eigenem Größenwahn. Die Ironie lag darin, dass Macht nur eine Idee war. Eine flüchtige Idee von den einfältigen Seelen der Sterblichen, welche nur auf ihre Augen und Gefühle vertrauten. Cronal wusste, dass es noch etwas anderes gab. Für ihn war es leicht, dieses Spiel um Macht zu spielen, denn seine Macht lag nicht im Wunsch, möglichst viel Macht zu haben, sondern Macht zu kontrollieren und sogar zu lenken. Er besaß keine Eitelkeit der Titel oder Posten. Cronal wollte nicht glänzen, strahlen oder bewundert werden. Ihm war es sogar egal, dass man ihn nicht beachtete. Es war sogar gut, wenn man ihn für unfähig hielt. Seine wahre Kraft lag in den Schatten. Er schlug von dort zu, wo andere nicht hinblicken konnten. Genau an diesem Ort fand man ihn. Nicht greifbar, niemals wirklich dort aber doch existent. Wie Vesperums Name für Furcht sorgte, sorgte sein Handeln für Unsicherheit. Der Mann atmete ruhig ein und aus.

"Ich gebe euch nun einen Rat, Verweser," leistete sich der Mann nun doch ein wenig arroganten Stolz, um den Moff noch etwas mehr zu reizen, um weitere Punkte seiner Wünsche offen zu legen. Cronal wolte Corno lesen, wie ein Buch und dazu mussten weitere Seiten aufgeschlagen werden, was sicherlich etwas mehr Dreistigkeit verlangte. "Wenn Sie auf dem Brett dieses Spieles stehen, seine Regeln kennen, aber wissen nicht welche Züge geplant sind, wissen Sie darum, dass ihr Imperator zu schützen ist. Ihre Macht stammt allein von ihm. Der Name, der uns beide bindet und hier in diesem Chaos hält." Ein verschachtelter Satz, den Cronal Wort für Wort betont aussprach, damit der Großmoff jedes Wort klar verstand. Schließlich sagte er noch einen Satz, der eine klare Lüge war, denn der Zorn des Imperators würde nur einen von beiden treffen, wenn Versagen drohte: "Wir dienen allein ihm und wir beide werden von seinem Zorn bedroht, wenn wir hier scheitern." Cronal nickte mit geschloßenen Lippen, wirkte ernst aber seine Augen lagen offen und groß auf Corno. Denn die Wahrnehmung des Spions erwartete eine emotionale Reaktion oder eine Antwort des Verwesers. Cronal war es nun egal, dass Corno vorhin ausgewichen war und mit seiner Antwort nur seinen eigenen Glanz wieder herstellen wollte. Der Zucker lag nun in dieser Antwort, die der Meister der Schatten, sehnlichst erwartete, um sein Drehbuch für dieses Theater zu verbessern.
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