#10
Das Gespräch erreichte den entscheidenen Punkt. Nachdem die beiden alten Staatsdiener ihre machtpolitischen Fragen und Standpunkte abgehandelt hatten. Cronal wusste um den Moff, dass dieser nicht immer ausweichen konnte. Corno war nicht bekannt dafür, leichte und geschmeidige Wege zu wählen, sondern im Zweifel den Weg der brutalen Hand. Eine Ironie war es, dass er vor wenigen Momenten vorgeschlagen hatte, den Beschützer zu mimen. Seine Luftschläge sowie Orbitalschläge gegen freie Welten, die selbst vom großen Kriegshelden Vaash kritisiert wurden, wirkten wie Hohn und Spott auf diesen Vorschlag. Ein Mann, wie Corno, kannte keinen Frieden. Er brauchte keinen Frieden, sondern allein seinen Willen. War überhaupt etwas zu retten? Es war dieser merkwürdige Anspruch den sterbliche Wesen hegten, etwas zu retten oder zu schützen, was ihnen lieb war. Nicht, dass man Corno unterstellen konnte, wirklich persönliches Interesse an Corellia zu haben aber er wollte es retten. Vor was? Cronal hatte immer noch die volle Kontrolle über die Situation, so dass er schlicht sagte: "Ja, wenn wir geordnet und sicher agieren." Es war eine knappe aber nüchtern gesprochene Antwort des Schattenmannes. Natürlich würde diese Welt gehalten werden, wenn sein persönlicher Plan funktionierte. Chaos war auch eine Möglichkeit der Kontrolle. Auch wenn sich beide Pole auszuschließen schienen, war auf Corellia Chaos die Möglichkeit der Kontrolle über die Idee der Rebellion. Chaos war eine Möglichkeit für das Imperium, nicht nur ein Problem. Im Chaos würde die Dominanz und die Ordnung des Imperiums wie eine warme Süßspeise wirken, die einmal aufgetischt war und nun verbraucht war. Man musste sie nur erneut anbieten, wenn die anderen Speisen verdorben waren. "Ich kann euch versichern, dass die Lage auf Corellia und anderen urbanen Welten noch unter Aufsicht steht. Erst, wenn ich euch keine Angaben mehr machen kann, dann müsst ihr euch sorgen," log er ohne eine Spur von Reue. Nach Außen war er immer noch der große Lenker von Agenten aber im inneren war etwas Totes, welches die Masken erst möglich machte. Langsam rann die Zeit aus der Sanduhr dieses noch langsam verlaufenden Konfliktes. Noch hatte der Bürgerkrieg nicht alle Welten erfasst. Noch weilte die Republik noch auf unwichtigen Welten; der Kern war sicher, vorerst. Cronal hoffte darauf, dass dieser Krieg alles und jede Person der Galaxis erfasste, dass es nur noch zwei Standpunkte geben konnte. Es machte die Sache für ihn einfacher, wenn die Welten, jede einzelne von ihnen, bedroht war. Es machte Lebewesen gefügig für seine Anspracheversuche, da die Gefahr der Vernichtung ungeahnte Möglichkeiten eröffnete. Personen, die vorher nie an Verrat gedacht hatten, wurden weich und Personen, die niemals kämpfen wollten, kämpften um ihre Heimat. All diese wunderbaren Fälle konnte es geben, wenn die Galaxis keine klare Front mehr besaß, sondern überall Krieg war. Bürgerkrieg sollte mehr sein als nur der Kampf zweier Systeme, sondern mehr als nur bloßes Schlachten von Armeen. Es sollte ein ideologischer Kampf um die Herzen sein. Das Imperium konnte nur siegen, wenn es jene Dominanz zurückgewann und mit einem konventionellen Krieg war dies nicht mehr möglich. Die Idee der Republik war noch zu wirkmächtig. Cronal würde dies ändern, doch dafür brauchte es etwas mehr Chaos.

"Die Zeit arbeitet für uns, Verweser. Es mag für euch merkwürdig klingen aber jeder Tag ist ein geschenkter Tag für uns. Unser System arbeitet sehr genau und beständig. Nicht immer schnell aber zielgerichtet. Es ist genau diese grausame Zielstrebigkeit, die diesen Organisationen fehlt." Und Cronal wollte sie ihnen geben, damit sein wahrer Plan greifbar wurde. Ziele mussten her. Echte Ziele, damit die Gruppen aktiv wurden. Nur wenn sie aktiv waren, konnte man mit ihnen spielen, wie mit Pazaak-Karten. "Corellia wird in einigen Vierteln sicherlich brennen. Es wird Opfer geben aber am Ende wird das imperiale Banner hoch über dem Stadtzentrum von Coronet wehen," markierte Cronal noch seinen Standpunkt und offenbarte damit, dass er bereits wusste, das so etwas geschehen würde. Ja, es musste sogar geschehen. Seine Agenten berichteten davon und seine Infiltratoren machten ihre Arbeit, dies auch möglich zu machen. Es war eine Organisation nur durch Zersetzung zu schlagen. Sie musste sich zu Tode siegen. Es war ein einfacher Prozess: Ratten fängt man mit Speck. Für staatsfeindliche Organisationen waren Anschläge, politische Aktionen und Demonstrationen ihr Speck und das Imperium würde diese anbieten, bis die Falle soweit gebaut war, um mit einem Schlag alle Genicke von sich bekennenden Ratten zu zertrümmern. Es gab keinen zu hohen Preis im politischen und auch ideologischen Kampf. Cronal definierte nie einen Preis. Er machte einfach und gewann dadurch immer, weil er immer alles einsetzte: Geld, Leben und auch sich selbst in seinen verschiedenen Rollen. Cronal brach die imperialen Dominanz auf den einfachsten Punkt herunter. Der Zweck heiligte immer die Mittel.

Es war Corno, der noch Berechnungen anstellte, mitunter harte Folgen zog aber immer noch einen Wert in etwas suchte. Es gab keinen Wert im Sein, sondern allein im Zweck. Der Großmoff hatte grausame und brutale DInge befohlen, mitunter selbst beaufsichtigt, war aber nie aus dem Horizont des Gebotes getreten. Er versuchte günstig zu agieren und den Zweck mit wenigen Mitteln zu dienen. Cronal diente mit allen Mitteln. Es mochte für Tyvos Corno sicherlich selten Grenzen geben, doch er sah diese Grenzen noch. Der Geheimdienstmann kannte keine Grenzen und würde sie selbst nicht einmal mehr sehen. Ein Geheimdienst trachtete nur danach seinem Staat zu dienen, egal wie und womit. Es ist seine Aufgabe, das ultimative Gewaltmonopol zu erzwingen, jene Dominanz, die das Imperium zum alleinigen Staatsprinzip erhoben hatte. Kontrolle schaffte Herrschaft. Unbegrenzte Kontrolle über das Leben selbst schaffte Beständigkeit. Noch war der Apparat nicht soweit, solange es die Rebellion gab und mit ihr die Republik aber sobald diese im Chaos vergangen waren, würde die Dominanz alles sein, was das Imperium brauchte, um einen Zweck zu definieren. Jedes intelligente Lebewesen würde dann imperial oder tot sein. EIne einfache Galaxis für eine einfache Zukunft. Ordnung durch Sicherheit. Es war diese Idee, die keiner Gegen-Idee mehr gegenüberstehen durfte. Das war seine Aufgabe. Die Vernichtung einer Idee. Und eine Idee war allgemein bekannt blaster-sicher. Also musste man anders agieren. Cronal war geschickt darin, Dinge zu brechen und zu grotesken Dingen zusammen zu stricken. Er wurde fast hysterisch, wenn es um jene Fantasie ging, dieses Chaos zu nutzen, welches in Kälte jeden Widerstand gegen Ordnung ersticken sollte. Die Herzen und die Seelen der Wesen gehörten dann der Ordnung, wenn ihr Unordnung gegenüberstand. Es war dieser Wahnwitz, dass man ihnen genau das geben musste, was sie wollten: Freiheit. Sie sollten sehen, was Freiheit war. Nämlich nichts. Ein blutiges Schlachten. Ein böses Schmunzeln auf Cronals Lippen. "Ich denke, dass ich eure volle Unterstützung habe und auf die Ressourcen aus eurer Verwaltung zurückgreifen kann, Verweser?" Eine schlichte Frage, knapp gesagt aber mit tiefer Bedeutung. Würde sich Corno auch in dieser Hinsicht ausliefern? Sobald Cronal Zugriff hatte, würde sein Einfluss, wie Krebs wachsen, bis der Apparat, dem der Verweser vorstand, nicht mehr allein unter seiner Kontrolle war. Es war nur eine formale Absicherung, die Cronal schlicht benötigte, um diese dem Moff später vorzuhalten, wenn er diese verweigern sollte, sobald Corno klar werden würde, welches Spiel wirklich gespielt wurde.

"Der Industriesektor ist von Unruhe bedroht, wie ich eingangs erwähnte. Noch können unsere Sicherheitskräfte die öffentliche Ordnung bewahren. Aufstände werden in den nächsten Wochen sicherlich ausbrechen, da immer noch gestreikt wird. Die Produktion steht still. Ein sicherlich untragbarer Zustand," erklärte Cronal ohne Liebe, Hingabe und sonstige Emotion, während seine Hände erneut die Raute formten, während er sich in den Stuhl zurücklehnte. "Keine Sorge, die Tell Werke sind militärisch bewacht und werden von einer Abordnung Sturmtruppen unter einem Oberst Scarian geschützt." Noch waren sie sicher. Dies konnte sich jederzeit ändern aber das musste man dem Moff sicherlich nicht erklären. "Projekt Zero-X hat höchste Schutzpriorität. Der Imperator wird einen Verlust, eine Zerstörung oder eine Unbrauchbarmachung nicht dulden können. Ich denke, dass ihnen klargemacht wurde, dass ihr Posten mit einer gewissen Verantwortung einhergeht, Verweser. Sie sind Aufsicht über die imperialen Sonderprojekte, Aufgaben vom Thron höchstselbst!" Mit einer gewissen Genugtuung tat Cronal dies kund und bohrte damit in eine Wunde, da der Vorgänger von Corno unschön gehängt wurde, weil er in kleineren Teilbereichen seiner Tätigkeit erheblich versagt hatte. Projekt Zero-X konnte nicht nur der Beginn einer Dynastie Corno, einem großen Haus sein, sondern auch dessen Ende. Cronal war sich recht sicher, dass etwas mit der Spule geschehen würde. Aus guten Quellen wusste er davon. Doch sollte der Moff selbst entscheiden, was richtig und wichtig war. Der Meisterspion hielt sich zurück, vertraute auf sein Pazaak-Gesicht und nickte Corno trocken zu.
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