#8
War es nur ein Gefühl oder doch eher eine Gewissheit? Cronal überlegte, fand jedoch keine Antwort, so dass er es bei den Ausführungen seines Gegenübers beließ. Die Galaxis wurde von Monstern gemacht. Vesperum war eines, Isard mit Sicherheit und auch er selbst. Jedes Monster hatte seine eigene Strategie, doch am Ende war es der Schrecken jener Persönlichkeiten, der das Imperium möglich machte, wie einst Tarkin. In der Tat konnte er dem Sprichwort zustimmen, dass sich eine Löwe nicht um die Meinung von Schafen kümmerte. Wo Tyvos Corno sich seine Herde suchte, seine Familie oder auch seine Aufgabe, war Cronal der Löwe, der darauf lauerte, seine Beute zu fassen. Die Beute war jedoch nicht Corno, sondern etwas weitaus Wichtigeres. Die Bissigkeit der beiden Männer verschwand für einen Moment als Cronal dem Großmoff tief zu nickte, um ihm zu verstehen zu geben, dass er dieser Standpunkt akzeptierte. Nicht immer bedurfte es Wörter. Corno würde bald verstehen. Unter dem Fleisch einer jeden Maske schlug ein Herz. Und leider war Cronal Meister darin, die Wünsche zu entdecken und gegen eine Person zu verwenden. Er war ein böses Ass darin, Personen einen Sieg zu schenken und sie doch damit zu vernichten. Die Gefahr für seine Gegner bestand nicht in dem Schattenmeister selbst, sondern in ihren eigenen Fehlern, die Cronal mit geschickten Winkelzügen fand und ausnutzte. Es ging nur darum, einen entsprechenden doppelten Boden auszulegen. Und der fiese Agent dachte bereits an jenen Boden für Corno. Ohne es wirklich zu ahnen, war Tyvos Corno längst eingeplant in seiner Funktion. Die Rollen im Drehbuch waren gesetzt, während Cronal den Moff in seiner Rolle beließ. Es gab nicht immer die Gelegenheit mit den Vorstellungen einer Person zu brechen. Vielleicht unterschied dies diesen Mann von anderen Agenten. Er war nicht eitel und konnte zum Wohle seines Theaters auf eigene Standpunkte verzichten; wenn nicht sogar auf sein eigenes Gesicht.

"Eine Fußnote? Das sind auch Namen. Selbst Palpatine und Vesperum werden irgendwann unter den Millionen Namen von Herrschern verschwinden. Erinnerung ist manipulierbar. Wenn die Rebellion siegt, werden diese Namen schnell mit etwas Schlechtem verbunden und dezent in der Geschichtsschreibung an den Rand gedrängt werden. Geschichte wird immer von Siegern geschrieben. Der heroische Abwehrkampf, die Rebellion wird sich selbst glorifizieren und das Imperium wird diese Fußnote sein. Oder erinnert ihr euch etwa an General Freel, dem Tyrannen von Ord Mantell?" Der Schattenmann lächelte zynisch. "Sicherlicht nicht, nein?" Nein, es war keine mangelnde Bildung, die Cronal beweisen wollte, sondern das galaktische Geschichte zu groß war für Namen. Zeit fraß alles. Auch Namen. Dennoch unterbrach sich der Agent selbst, um den Verweser nicht noch zusätzlich zu reizen, der deutlich klargestellt hatte, dass ihn diese Diskussionen mehr störten als interessierten. Auch war es sinnvoll die Person Corno in seinem Glauben zu belassen. Es machte es leichter für Cronal. Der Mann, der viele Namen gehabt hatte, schnaufte durch beide Nasenlöcher und schnippte mit dem Finger, so dass unweit durch die Tür ein Droide mit Getränken eintrat. "Ich habe Durst," stellte der Direktor der Sondereinsätze und schwarzen Operationen sicher fest. Die weiblice Vocoder-Stimme des Droiden säuselte blechernd: "Getränke, die Herren. Ich kann ihnen auch Schnacks oder kleine Delikatessen bringen." Cronal griff mit einer eleganten Bewegung mit vorsichtigen Fingern auf das Tablett, als der Droide herangetraten war. Das Silber der Außenhülle spiegelte sich im großen Panoramafenster, während die Halogen-Lampen kleine Lichtreflexe auf der Politur hervorriefen. Der Meisterspion nahm sich ein Glas mit einer süßlich braunen Flüssigkeit, trank davon und stellte es vor sich auf den Tisch. Danach wankte der Droide zu Tyvos Corno, senkte seinen Torso etwas herab, um das Tablett auf entsprechende Höhe zu bringen. Corno muss nur auswählen und zugreifen. "Ein guter Drink. Yuma-Saft mit einem Spritzer Sanlett." Cronal war sichtlich zufrieden, da sich sein Gesicht entspannte; obwohl es immer noch mehr Maske denn wirlliches Angesicht war.

"Ja, Krieg kostet Geld," wiederholte der Mann Teile der Aussage des Moffs, ohne wirklich darauf einzugehen. Natürlich tat Krieg das! Doch für einen Agenten war Geld immer nur Werkzeug, eine schnelle Idee, geschaffen von Mächtigen, um Macht zählbar zu machen. Es war nicht mehr oder minder ein Mittel zum Zweck, um wirtschaftliche Transaktionen zu machen. Ein gedachter Wert, der nur selten wirklich an etwas gebunden war, seitdem es keine Latinum-Bindung des Credits mehr gab. Allein die imperiale Zentralbank und der Banken-Clan legten anhand der wirtschaftlichen Lage die Tauschwerte fest. Eine galaktische Wirtschaft war soweit entfernt von einer gewissen Erdung, dass Geld wirklich nur noch eine Idee war. Cronal konnte sich immer wieder darüber amüsieren, dass Geld für viele Völker und Individuen so eine wichtige Sache war. Er kannte Mörder, die nur für das Geld gemordet hatten. Der Agent verstand zwar, warum sie es getan hatten aber fand diese Sachverhalt überaus amüsant. Geld bedeutete ihm nur etwas, solange es einen Nutzen hatte und ihm zu etwas verhalf. In der jetzigen Zeit nützte ihm der Krieg mehr. Und auch Vesperum. Solange genug an dieses Geld glaubten, hatte es seinen Wert; ansonsten nicht. Es war wie eine Wahrheit; man glaubte sie oder eben nicht. Als Agent und geübter Schauspieler hatte er gelernt, Illusionen zu liefern, die man eher glauben wollte als den Fakt. Es war diese goldene Regel eines Geheimdienstlers: Lüge und Wahrheit verwerfen, nur das zutun, was notwendig war. Cronal dachte nicht mehr derart begrenzt und spielte lieber sein Stück. Und so nickte der Meister der Schatten wieder, um den Großmoff in Sicherheit zu wiegen. Vorerst akzeptierte er diese Position, auch wenn er sich darüber belustigt zeigte, denn seine Augen weiteten sich erneut und ein böses Lächeln zeigte sich, kaum zu sehen, in seinen Mundwinkeln. In einer Galaxis von abermilliarden Zufällen spielte langfristiges Denken über Generationen hinweg, keine Rolle; auch wenn es die Macht gab und er sie selbst nutzen konnte, glaubte Cronal nicht daran, dass die Macht bewusst entschied. Es war eher ein Spiel von Aktion und Reaktion. Die Macht war da. Das reichte dem dunklen Jedi. Warum immer nach mehr streben als der einfachen Tatsache, dass sie existierte? Noch immer verstand er nicht das Streben von Vesperum nach dieser Transzendenz, welche vielleicht auch nur ein Irrweg war. Die Macht zu nutzen und zu verstehen, war zwar in seinem eigenen Interesse aber nicht um den Verlust der Kontrolle. Denn Kontrolle, nicht über jene Zufälle, sondern über das eigene Schicksal war das, was Cronal wirklich interessierte. Ein Agent strebte in seinen manipulativen Spielchen nur nach Kontrolle. Lügen waren Werkzeug- und manchmal auch Spaß. Cronal hatte seinen Spaß. Immer. Gerade, wenn Dinge zusammenbrachen, Lebewesen rannten, obwohl es kein Entkommen gab; ja das war der Spaß des Daseins. Jeder wollte etwas retten aber fragte niemals nach dem wirklichen Preis. Lieber fielen sie stolz auf ihre Knie und beteten Ideologien, Staaten oder Personen an. Ein schlichtes Alibi für die eigenen Taten. Man stand am Ende für sich selbst. Es war belustigt für den Schattenmeister dies zu beobachten, herbei zu führen und die Bühne zu beklatschen, die ihm dieses Feuerwerk präsentierte. Cronal gehörte zu den Wesen, die erbauten, um zu zerstören.

"Ja, wir sind die Beschützer," wiederholte er wieder eine Wortwahl des Verwesers. Es lag ein gewisser Hohn darin, ohne, dass er es wirklich heraufbeschwor. Denn vor was sollten die Einwohner beschützt werden? Die Rebellion brannte keinen Welten nieder. Das Imperium tat es. Die Rebellion zerstörte keine Planeten. Das Imperium tat es. Sicherheit war der größte Witz, den man erzählen konnte! Solange etwas lebte, konnte es auch sterben. So einfach war es. Und solange Personen töteten, um etwas zu erlangen oder zu schützen, gab es keine Sicherheit. Selbst nicht im Vertrauen auf die heilige Macht. Die Jedi waren zerbrochen. Die Sith herrschten erneut und überzogen die Galaxis mit ihrer albtraumhaften Idee von Dominanz. Es war diese Ironie, die Corno nicht ganz sah. Es gab nichts zu beschützen, denn das Imperium selbst war der Angreifer in dieser Sache. Es hatte angegriffen. Es hatte sich selbst über Grenzen hinweggesetzt und damit der Rebellion geholfen. Natürlich waren Cronal selbst die zerstörten Welten recht egal aber aus strategischer Sicht, war das Verkaufen von schützender Macht in der Phase dieses Bürgerkrieges in seinen Augen lächerlich. Es gab nur Sieg oder Tod. Entweder das Imperium siegte mit aller Gewalt, mit absoluter Dominanz oder ging unter. Cronals Plan sollte dem Imperium Zeit verschaffen, nicht mehr. Der Meister der Schatten war sich sicher, dass wenn diese geheime Operative, die er hier leitete, zum Erfolg geführt wurde, dass Imperium mitunter einige Jahre geschenkt wurden. Leider war dieser verblendete Moff ein Teil des Plans, so dass Cronal kurz Murren musste, als der Corno ausholte. "Ja," schloss er sich der Aussage des Moff schlicht an, bellte das Wort fast und beendete damit diese Debatte, die sich bereits im Kreis drehte, da Corno nicht aus seinem Rad treten konnte. Auch nicht mehr musste, so entschied Cronal.

Er trank einen weiteren Schluck, während der Droide sich aus dem Raum entfernte, mit dem typischen mechanischen Surren der Motoren. Die Tür schloss sich wieder und die beiden waren wieder allein.

"Oh! Doch! Wir nehmen unsere Aufgaben wahr. Nur nicht immer so offen, wie man es vielleicht vermutet, Verweser. Jeder hat seine Aufgabe," deutete der Agent an, machte eine nichts-sagende Handbewegung mit seiner Rechten, bevor die Hand wieder am Glas angelegt wurde. "Das Geld hat diesen Staat vor dem Zusammenbruch bewahrt," stellte der dunkle Jedi gewiss fest, wobei ein eitler Ernst in seinen Worten lag, die direkt gesprochen ohne Mauern daherkamen. Cronal ließ Corno weiter reden, hörte zu aber schwieg als er gebrauchte Siege ansprach. Nicht immer waren es militärische Siege. Selbst ein militärischer Sieg oder eine Reihe davon, würden nicht das aufhalten, was längst eingesetzt hatte. Es brauchte etwas anderes. Eine echte Falle, die der Rebellion wichtiges Personal nahm und sie soweit schwächte, dass die Idee mit ihnen starb. Es mussten nur noch zu zwei verkrüppelte Gesellschaften ohne Hoffnung sein: die Republik und das Imperium. Ein Kampf, den das Imperium dann mit Militär gewinnen konnte. Momentan war es die politische Idee der Rebellion, die siegte; nicht nur das Militär der Republik. Diese Idee musste ad absurdum geführt werde. Sie musste pervetiert werden, damit sie kein Gefolge mehr fand, dann würde diese Idee auch nicht mehr siegen. Nur noch die Soldaten - und Soldaten konnte man töten. "Wir werden sehen," floskelte der Meisterspion dann, leerte das Glas und blickte den Verweser Corno mit großen, undurchdringlichen Augen an.

Während Corno Cronal bei der Eitelkeit packen wollte, geschah nichts. Keine Regung in den Augen, nicht einmal in den langen Fingern des dunklen Jedi. Kurz hielt Kälte Einzug ins Gespräch, was vor Kurzem noch hitzig war; ohne an Sachlichkeit zu verlieren. Beide Personen konnten sich beherrschen, was nicht nur Disziplin, sondern auch Willenskraft war. Zwei Gestalten der galaktische Geschichte waren aufeinander getroffen, ohne wirklich etwas von sich preiszugeben. Mit Sicherheit hatten sich beide über den Gegenüber informiert aber erst ein Gespräch Auge in Auge zeigte einen gewissen Grad Wahrheit. Auch ein Löwe konnte durch Gift fallen und Cronal war Gift. "Wir machen unsere Arbeit," sagte der ergraute Geist von Agent und wich aus. Es waren diese Floskeln die Geheimdienste unnahbar machten. Sie wichen stets aus, um ihre eigene Position zu sichern. Cronal würde nicht von diesem bewährtem Konzept abweichen. "Diese Organisationen werden bei Zeiten fallen." Ein Funkeln lag in seinem Blick, so als ob er etwas wusste, was Corno nicht wusste. Doch er teilte es nicht mit. Ja, in der Tat wusste er etwas, was diesem Spiel Würze verlieh. Mit der Hand drehte er das Glas einmal um sich selbst, als Corno weiter machte. Er nickte die Gornezz-Weisung ab und sagte schlicht "Ja!" als der Verweser die CorSec abermals ansprach. Cronal war kein Narr und verstand das Geschäft. In seinen Augen waren diese Aussagen überflüssig, kosteten nur Zeit und belasteten die wirklichen Themen mit Ballast. Das einzig wichtige Thema, welches blieb, sowie besprochen werden musste, war Zero-X.

Ja, dieses Projekt war zwar nicht unter seiner Schirmherrschaft aber gefiel ihm. Die Eclipse als Waffe war interessant aber als Symbol des Terrors brauchbarer. Er würde dem Imperator vorschlagen, es auch als eben jenes Instrument einzusetzen. Welten sollten sich fürchten, Flotten fliehen und Regierungen kapitulieren; nur weil jenes Schiff im Orbit oder System lag. Zero-X, die wertvolle Spule, wurde auf Corellia von Spezialisten hergestellt und stellte bis dato eine Krone der corellianischen Ingenieurs-Gesellschaft dar. Cronal war durchaus klar, dass er mit seinem Spielchen - auch um Zero-X - die Fertigstellung der Eclipse gefährdete aber es war in seiner Wahrnehmung das Risiko wert. Wenn seine Mission gelang, würde die Eclipse ihre Aufgabe noch besser erfüllen können. "Im Industriesektor, einer militärisch bewachten Fabrik, welche von der Firma Tell Industries betrieben wird." Schließlich sprach der Großmoff die Schattenlegionen an. Wusste er nicht, dass Cronal selbst der Ausbilder und Erfinder jener Truppengattung war? Vesperum hatte auf sein Anraten hin, die Aushebung der Schattentruppen beschlossen. Nicht minder setzte sich Corno der Gefahr aus, dass sie eher Cronal folgen würden als seinem Befehl. Eine Ironie, dass er gerade diese ansprach und entsandte. Es spielte genau in die Hände des Strippenziehers, der zufrieden war. "Tut dies," sagte der Meisterspion fast süffisant.
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