#6
Cronal, im Bewusstsein seiner Rolle, verstand sich darin, diesen Moment zu nutzen. "Ein Staat ist immer nur so mächtig, wie das Bewusstsein, dass seine Waffen schmerzen können. Wenn man davon ausgehen kann, dass sie jedem Leid antun, wird man Rebellion ernten. Wenn man davon ausgeht, dass seine Waffen nicht schmerzen, wird man Rebellion ernten," erklärte der Geheimdienstschatten in ausgeschmückten Worten. "Die Macht eines Staates ist ein schmaler Grad zwischen Gewaltanwendung und Gnade, Corno." Der Meister der Schatten lächelte kaum merklich, während seine Augen von kaltem Eis durchzogen waren. Es war keine Bewegung darin, nicht mal eine Spiegelung von Licht, welches von frostigen Lampen im sterilen blauen Licht beschienen wurden. "Daran glaube ich, Großmoff. Vergesst niemals, dass Position nicht immer gleichbedeutend mit Macht ist. Ohne Zweifel besitzt ihr herausragende Talente und sicherlich ist der Name eures Hauses euch von besonderer Bedeutung aber auch Namen vergehen. Am Ende besteht nur das, was wir jetzt haben. Das hier." Er machte eine Geste mit seiner Rechten, welche einmal kreisend durch den Raum zeigte. "Der Krieg macht uns mächtig, Verweser. Nicht der Frieden. Nicht die Chance auf Frieden wird die Systeme gefügig halten, sondern die schlichte Angst, dass sich ein noch schlimmerer Krieg abzeichnet. Das Bewusstsein, dass Frieden nur vorübergehender Zustand ist und der eine Krieg droht, den wir verhindern müssen," sprach Cronal. In der Tat hatte er seine nüchterne Sicht auf die Dinge. Für ihn spielte nicht mal das Imperium eine wichtige Rolle, denn im Ganzen betrachtet, war die gesamte Galaxis auch nur eine Bühne von Personen, die sich um die Krümmel an Bedeutung stritten, die aus dem Herzen gebrochen waren. Es gab keine Ambitonen in dieser Galaxis, die ohne Blut oder Macht erkauft wurden. Selbst die Republik hatte Millionen an Leben geopfert, um ihren jetzigen Zustand zu erreichen. Es war jene Ironie die Cronal derart belustigte, dass sein Schmunzeln nicht weichen wollte. Selbst der Traum der einstigen Rebellion war in der Tat nur ein Traum. Ein Staat war immer Gewalt. Gegen sich und andere. Nicht ohne Grund sprach man von Staatsgewalt. Nicht immer musste sie rein körperlichen Natur sein, sondern war oft nur ein ängstlicher Gedanke, der sich gegen die angedrohte Strafe wandte. "Unsere gewohnte Weltsicht bricht ein, Verweser," stellte der Meister noch fest und nickte mit geschloßenen Lippen, während seine Hände spielend ineinander versanken. Er bildete eine symbolische Raute mit seinen Händen und legte diese vor sich auf dem Tisch ab. "Wir müssen den Menschen und allen anderen Einwohnern bedeutsam machen, dass wir das einzige sind, was diesen Krieg verhindern kann. Man muss die Bürger daran erinnern, warum sie uns brauchen," grollte die finstere Stimme des dunklen Jedi in eigener Genugtuung daher. "Ja, wir sollten unseren Disput vergessen. Immerhin liegt uns beiden etwas daran, diesen Zustand abzuändern. Ein Zustand, der uns beiden untragbar erscheint, nicht wahr?" Er beugte sich leicht vor, zwinkte Corno mit dem rechten Auge zu und ließ sich in den Stuhl zurücksinken. Ja, er spielte wieder. Verwirrung war nicht nur Programm, sondern persönliche Freude von Cronal, der sich selbst als großer Marionettenspieler sah. Nur Isard wusste wirklich, wer er war. Wer er wirklich war. Der Großmoff bekam auch nur eine trügerische Facette präsentiert, welche unschlüssig und falsch war. Cronal mochte diesen Zeitpunkt der galaktischen Geschichte sehr, da er selbst darin eine Rolle hatte. Vesperum hatte dies verstanden. In dieser Hinsicht verband den Imperator und Cronal etwas. Wieder ein breites Schmunzeln.

Die lauten Worte aber nicht unhöflichen Worte des Verweser nahm der dunkle Jedi nüchtern hin, kaum eine Regung hatte sich gezeigt, bis auf jene, die er bewusst inszeniert hatte. Nein, nicht er existierte um zu dienen. Cronal diente nur Cronal. Und jenem Theaterstück, welche er so gerne spielte. Eine Tragödie oder böse Komödie in mehreren Akten. Der dunkle Meister zog ein Stofftaschentuch aus der Hosentasche seiner Uniformhose, schniefte hinein und hustete gespielt laut, bevor er das Stück in die Hosentasche zurück beförderte. Im Anschlsus verschränkte er die Hände wieder vor sich zur Raute. "Ja, Worte sind eine wichtige Waffe. Ich weise nur auf meine Einleitung hin, Verweser," betonte er erneut. "Ihr versteht, das freut mich." Cronal nickte ab, während sich seine Augen für eine Sekunde schlossen und dann mit einem Schlag öffneten. "Die Gruppen agieren konspirativ und in Vierteln, die nicht unter vollständiger Kontrolle stehen. Die Überwachung auf vielen Welten ist unzureichend. Meine Agenten arbeiten daran, jedoch braucht dies Zeit. Wir können sicherlich einige Mitglieder sofort festnehmen aber ich warne nur davor, dass dies Netzwerke zu noch mehr Geheimhaltung verleiten würde und sie sich am Ende unserem Zugriff erneut entziehen. Ich schlage eher vor, einige Objekte zu beobachten und gezielt über diese in die Systeme einzudringen. Aufklärung vor Wirkung," erlaubte sich der Geheimdienstkoordinator dieser Welt und anderer Welten, eine sachliche Antwort zu geben, verbunden mit einem Hinweis zur Arbeitsweise von seiner Organisation. "Sie operieren deshalb von Anaxes, da sie sichtlich einige Knotenpunkte der Flottenkommunikation geknackt haben und ihre Störpropanda darüber verbreiten. Das ISB kümmert sich bereits darum. Gornezz ist nur ein kleiner Fisch und eher Symptom einer weitreichenden Frustration und Kriegsmüdigkeit in den Streitkräften, Verweser." Es war wirklich ersichtlich geworden, dass die imperiale Moral bröckelte. Auch Cronal, der nie wirklich eine Moral besessen hatte, ertappte sich bei gelegentlichen Gedanken, doch in den äußeren Rand zu fliehen, mit jenen geraubten Schätzen und Artefakten, die er geheim hielt. Doch tat er es nie, weil dieses Stück noch nicht seinen Höhepunkt erreicht hatte. Es machte ihm noch zu viel Spaß, seine Fäden zu ziehen. Schließlich traf Corno genau den wunden Punkt von Cronals Traumwelten. Er stellte die Macht der Organisation in Frage; es war der Rubikon im Gemüt des Meister der Schatten. Schnell verkniff Cronal beide Augen. "Wir haben nur wenige Agenten im Vergleich zur Aufgabe. Wir brauchen stets mehr Personal und doch kommen unsere Rekrutierungen nicht hinterher. Es fehlt an allen Ecken, wenn man bedenkt, dass viele Agenten enttarnt wurden als ihre Heimatwelten aus dem Imperium fielen. Ihr verwechselt Anspruch und Wirkung, verehrter Corno," stelltte Cronal missmutig fest, während seine Augen sich aus den Schlitzen befreiten und wieder die große Weite annahmen, die erdrückend in Cornos Richtung fiel. "Geheimdienstliche Arbeit ist ein hartes Geschäft. Es basiert auf Handel. Man handelt etwas, gegen etwas anderes. Manchmal auch Leben gegen Information. Es ist nicht schnell aber beständig. Am Ende steht Kontrolle; selbst über die Gedanken. Obwohl Isard hier sicherlich mehr weiß." Einen kleinen Seitenhieb zu Isard konnte er sich nicht verkneifen, da sie nicht unbedingt anders als er selbst arbeitete aber wirklich andere Ziele verfolgte. Ysanne Isard war emotional beteiligt am Imperium, zwar nicht an dessen Einwohnern aber am Konstrukt Imperium erstaunlicherweise in erheblicher Weise. Cronal war an nichts emotional beteiligt. Dies war der entscheidende Unterschied. Isard kämpfte für das Imperium; mit ihren Mitteln und Cronal kämpfte allein für sich. Mit wechselnden Allianzen. Einige Dinge änderten sich nicht. Das Geheimdienstgeschäft war - wie Corno richtig dachte- ein Geschäft von Verrätern und Opportunisten. Cronal musste wieder schmunzeln, als ihm dieser Gedanke kam. Ja, Corno hatte Recht und erntete damit seinen Platz in dem Spiel, welches Cronal so gerne spielte: Macht und Gegenmacht. Schöpfung und Auflösung. Eben das Spiele der Spiele, welches Vesperum derzeit dominierte.

"Gornezz wird verhaftet werden. Es ist bereits ein Team von Schattensturmtruppen unterwegs. Ich selbst werde seine intensive Befragung überwachen," meldete Cronal den baldigen Vollzug der staatlichen Maßnahme. Sicherlich meinte er damit Folter aber man sprach nicht davon. Folter war nicht angenehm und verdiente zumindest im Gespräch keine Erwähnung. Man nutzte sie als Werkzeug und Werkzeuge sprach man nicht. Man benutzte sie. Es war diese Einstellung, die Folter möglich machte. Sie war nicht dazu da, wirkliche Informationen zu generieren, sondern allein um den Staat eine Rechtfertigung zu liefern, dass sein Handeln immer richtig war. Ja, in seinem Anspruch war das Imperium unfehlbar und mit einem erpressten Geständnis von Gornezz würde jegliche Maßnahme gegen abweichenden Offizier seiner Organisation von Kriegsgegnern gerechtfertigt. "Es sind keine Zivilisten umgekommen, wenn man von imperialen Loyalisten absieht, welche sich bei einem Rekrutierungszentrum befanden," führte er weiter aus und gab damitn eine weitere Antwort auf die vielen Fragen des Moffs. Cronal mochte diese Situation, denn er bestimmte das Tempo mit seinen Antworten. Er selbst bestimmte, was er mitteilte und welche Informationen er entfallen ließ. Man konnte politische Entscheidungsträger auch steuern und zu den Entscheidungen bringen, die man selbst brauchte, um weiter gegen jene Gruppen vorzugehen, die einen persönlich störten. Noch schien Corno nicht zu durchschauen, dass Cronal bewusst Informationen zurückhielt. Auch das hatte sich nicht geändert. Cronal war mitunter der beste Agent aber auch der engstirnigste Mann unter dem Siegel des Geheimdienstes, welcher selten alles offenbarte.

"Ja, ehemalige Banden. Vornehmlich aus dem illegalen Swoop Bereich oder dem Schmuggelwesen. Wir beobachten, dass sie vornehmlich als Kleinkriminelle begonnen haben oder bereits in der Schule mit Widerstandshandlungen aufgefallen sind, wie das Anbringen von anti-imperialer Propaganda." Für Cronal war das einfach: jegliche abweichende Handlung war sachlich zu beurteilen und zu verfolgen. Im Imperium galt es bereits als Straftat gegen die imperiale Idee zu sprechen oder besondere imperiale Institutionen herbabzusetzen. Kritik als solche war zwar nicht verboten aber immer mit dem Anstrich der Rebellion verbunden. Cronal stellte mit seiner Aussage nur fest, was die Agenten und Analysten des Dienstes bereits längst bearbeiteten: Man sortierte Personen, nach Wertigkeit ihres Widerstandes und ihrer Gefahr für die staatliche Ordnung. Es war ein kaltes System, welches einzig der Organisation diente. Man organisierte und sanktionierte Fehlverhalten, bis sich die Personen dem System entzogen und sogar offen kriminell wurden. Oder sich wieder fügten. Die meisten Bürger fügten sich, wenn die Alternative schlimmer war: Chaos. Es war das Chaos, welches sie fürchteten. Nicht für die gesamte Galaxis, sondern allein für sich und ihre Familien. Sippenhaft war dem Imperium nicht unbekannt.

"Ich werde entsprechende Maßnahmen veranlassen. Wir werden entsprechende Verräter präsentieren und in eigenen Verfahren aburteilen lassen," nahm er die Weisung von Corno an und kommentierte mit einem leisen Klatschen in beide Hände, was die Raute in der Haltung ablöste. Beide lagen sanft ineinander. Wieder war es einfach für Cronal zu genügen. Diese Galaxis machte es ihm zu leicht. Diese ganze Illusion machte ihm wirklich immer noch Spaß, auch direkt vor den Augen des Moffs. Es wäre ein leichtes entsprechendes Personal zu präsentieren, wenn man selbst Urheber gewisser Ideen war. Cronal war auch immer Urheber seiner Fallen. Und diese große Falle schnappte gefräßig zu. Mit einem großen Knall wollte Cronal allen Widerstand brechen, bis nur noch das Imperium blieb; vorerst alternativlos in den Welten des Kerns und des mittleren Randes. "Ihr müsst nur wissen, dass CorSec dies uns sehr übel nehmen wird. CorSec wird dies nicht vergessen und mit imperialen Behörden nicht mehr derart gut zusammenarbeiten," meinte Cronal noch, bevor er schließlich die letzte Frage des Großmoffs beantwortete. Dafür beugte er sich wieder leicht vor. Den abgeschossenen CorSec-Sicherheitsgleiten schienen sie beide zu ignorieren, da dies wohl eine Angelegenheit der lokalen Kräfte war. Hier wurden gerade Rahmenverhandlungen geführt. Aus dem Mund von Cronal strömte der unangenehme Geruch von übermäßig-starker Pfefferminze, welcher fast im Raum zu stehen schien; so nah war er Corno gekommen, um das Geheimnis von Projekt Zero-X hervorzuheben: "Ein Bauteil für das Projekt Eclipse. Es handelt sich um eine Spule, welche es erlaubt, mehrfach in kurzen Zeiträumen zu feuern, ohne, dass die gesamte Konstruktion überlastet. Ohne die Spule wäre das Schlachtschiff praktisch wertlos. Es wurden spezielle Kristalle benutzt, die unglaublich aufwendig zu beschaffen und zu verarbeiten sind. Ein Ersatz bei Zerstörung ist zeitnah nicht möglich." Damit war auch die Wertigkeit von Corellia, unabhängig seiner Torfunktion zum imperialen Zentrum und seinen Werften, deutlich erhöht. "Corellia besitzt eine der wenigen Schmieden, welche derartige Spulen herstellen können. Selbst Kuat ist an der Erstverarbeitung gescheitert," sagte Cronal, wobei ein gewisser Ernst in seiner Stimme lag. Projekt Schwarz wurde in einer ähnlichen Schmiede verarbeitet, wo es in einigen Waffen verbaut wurde, welche in einer Testphase die Wirkung von Schwarz als Laserkristall erproben sollten. Dies konnte der Großmoff jedoch noch nicht wissen.
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