#3
Ein weiteres Datapad, gefüllt mit Berichten des Geheimdienstes. Es war das gefühlt millionste Pad, welches der Großmoff an diesem Tag in den Händen hielt. Seit seiner Ankunft auf Corellia hatte er unermüdlich gearbeitet, jede nötige Information aufgesogen und Schlüsse gezogen. Fest stand, etwas war auf Corellia am Laufen, doch um was es sich genau handelte, das vermochte niemand zu sagen. Der Schreibtisch war überladen von Unterlagen welche danach schrien bearbeitet zu werden. Auf einem kleineren Tisch am anderen Ende des Raumes stand ein inzwischen erkaltetes Menü samt Getränk, welches Tyvos stehen gelassen hatte um sich seiner Arbeit zu widmen. Es waren bereits einige Stunden vergangen und noch immer hatte er keine Nachricht von Cronal, dem Meister der Spione, erhalten. Mit einem Seufzen legte der Anaxsi das letzte Datapad nieder und wendete seinen Stuhl, womit sich ihm nun die Aussicht auf Coronet City bot. Dieses Büro ähnelte dem seinen auf Anaxes, wobei diesem hier einige Annehmlichkeiten und persönliche Merkmale Tyvos' fehlten. Er lehnte sich in dem prunkvollen Sessel des ehemaligen Diktat zurück, genoss den Ausblick und dachte an Pols Anaxes. Er war ein starker Mann, jemand der gewillt war großes Übel zu tun, um wiederum Gutes, in seinen Augen, zu vollbringen. Er hatte nie Skrupel gekannt um zu seinem Ziel zu gelangen, aber auch nie sinnlos Gewalt angewendet. Er war bereit alles zu unternehmen um das Imperium, seine Familie, seinen Namen zu schützen und doch war auch er, welcher er die Bürde auf sich nehmen wollte ein geteiltes Reich zu einen, nur ein Mensch. Er vermisste seine Heimatwelt und fragte sich, ob er dieses eines Tages wiedersehen würde. Wenn Tyvos Erfolg haben sollte war dies sehr wohl möglich, doch wenn die Neue Republik obsiegen würde? Im Norden lauerten noch immer Kaine, Zsinj, Grunger und der übrige Abspalterabschaum. Sobald das Imperium auch nur eine Schwäche zeigte, würden diese Gestalten sich wie Aasgeier auf den Kadaver des Reiches stürzen. Und Anaxes, seine Heimat, sein Reich, sein Werk? Dieses würde in den Intrigen und Machenschaften von Verrätern und Rebellen enden. Er hatte eine schwere Last auf seinen Schultern, alles was er geschaffen hatte zu verteidigen und alles darüber hinaus. Aber er wollte das, auch wenn er es sich selbst nicht eingestand, es war eine Art Selbstbestätigung, er wollte führen und die damit einhergehende Last tragen. Sein Vater hatte nie viel aus seinem Leben gemacht, sah den Dienst in der Flotte als ausreichend an und hatte nie nach den Admiralsrängen gestrebt. Tyvos hingegen sah sich bereits als Kind gerne an der Spitze, sei es in der Gesellschaft, oder sonst wo. Er wollte in Erinnerung bleiben, der Name Corno sollte in Erinnerung bleiben, als jener, der der Galaxis den Frieden bringen würde. Ein hochgestecktes, aber auch sehr naives Ziel für einen Realisten wie ihn, doch gab es eine Alternative? Das Imperium mochte trotz vieler Verluste weiterhin die mächtigste Militärmacht der Galaxis sein, doch ein ewiger Kriegszustand würde auch dieses früher oder später zu Grunde gehen lassen. Frieden musste geschaffen werden, andernfalls würde das Imperium enden. Aber wie ließ sich dies bewerkstelligen? Die Neue Republik um Frieden erbitten käme einem Verrat an der imperialen Idee gleich, man würde sich praktisch unterwerfen und der Gerechtigkeit von selbstgefälligen Chaoten überantworten. Außerdem ließe dies die Bevölkerung zweifeln und diese war letztlich das Gerüst, welches das Konstrukt des Galaktischen Imperiums hielt. All jene Milliarden und abermilliarden Frauen und Männer, welche Tag für Tag ihre Arbeit verrichteten und das Imperium als ihren Schutz ansahen, als Garant für Ihre Arbeit, ihre Sicherheit und ihre Zukunft. Wüsste nur einer von ihnen wie schlecht es um das einstmals großartige Reich Palpatines stand, so würde sich der Verfall wie ein Virus ausbreiten. Nein, es konnte keinen Frieden geben, nicht durch Verhandlungen. Die Neue Republik musste dazu gezwungen werden, doch auch dies wirkte in Anbetracht der Lage surreal. Das Imperium konnte nur abwarten, alle seine Kräfte waren an den Grenzen verteilt und nach dem Desaster von Eriadu traute sich kein Admiral, oder Politiker von einer Offensive gegen die Republik zu sprechen. Die nächste Schlacht würde allem Anschein nach über Druckenwell stattfinden, einer Festungswelt. Nach seinen Informationen hatte Admiral Cadera von der 5. Flotte den Befehl dort, hoffentlich würde er Erfolg haben, um seinet Willen. Wenn Druckenwell fallen sollte, dann würde der Rest der Kernwelten über kurz, oder lang ebenfalls dieses Schicksal teilen, bis nur noch Anaxes übrig war, die Verteidigerin des Kerns. Er schnaubte, diese Gedanken hatten ihn in sich zusammen sinken lassen. Er erhob sich von seinem Sessel, vertrat sich die Beine und setzte sich an den anderen Tisch, auf welchem seine kalte Mahlzeit stand. Er machte Anstalten sich zu setzen und zu essen, entschied sich jedoch anders, er hatte noch nicht alle Datapads bearbeitet, er würde essen, wenn er das hinter sich gebracht hatte. Im selben Moment erschien ein Hologramm auf seinem Schreibtisch. „Eure Exzellenz, Cronal erwartet Euch!“, berichtete der Bedienstete des Verwaltungsgebäudes mit einer Verbeugung. Tyvos schaute den Untergebenen mit zusammen gekniffenen Augen an, „Ich hatte Cronal in mein Büro geladen.“. „Richtig, Eure Exzellenz, doch da Ihr erst kürzlich angetroffen seid, besteht er darauf euch zu empfangen.“. Einige Sekunden verstrichen, Tyvos war zunächst verärgert, dass seine Einladung ausgeschlagen wurde, doch im Interesse des Imperiums übersah er die Beleidigung. „Wenn Cronal darauf besteht, werde ich seiner Bitte nachkommen.“, antwortete er schließlich zähneknirschend und beendete das Gespräch. Mit ernster Mine erhob er sich von seinem Sessel und verließ das Büro in Richtung Aufzug.

Nach wenigen Minuten erreichte der Großmoff das Büro Cronals. Zwei Sturmsoldaten erlaubten ihm den Eintritt und schon konnte er die Spinne sehen. Cronal, eine bleiche Gestalt, mehr Reptil denn Mensch. Der Spion hielt es nicht für nötig sich seinem Besuch zuzuwenden, doch Tyvos wusste mit wem er es zu tun hatte, man war sich bereits früher auf Coruscant begegnet. „Routine gibt dem Menschen Sicherheit, nicht mehr und nicht weniger.“, lautete die Antwort des Großmoff zum Gedanken Cronals. Dieser wandte sich um, um sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf seinem Sessel niederzulassen und reichte dem Anaxsi die rechte Hand hin. Zögerlich schüttelte dieser die Hand Cronals, welche sich trotz des Handschuhs kalt anfühlte. „Danke Cronal.“, erwiderte Tyvos auf die Begrüßung und setzte sich seinerseits auf den Sessel auf der anderen Seite des Schreibtisches. Ausnahmsweise stimmte der Großmoff zu die Formalitäten beiseite zu lassen. Er wollte die Angelegenheit auf Corellia schnellstmöglich erledigen um sich weiteren Krisenherden widmen zu können. „Ich bin nicht hier um Weisheiten auszutauschen, Cronal. Ich will herausfinden was auf Corellia vor sich geht, ich will verhindern, dass sich diese Welt unserem Einfluss entzieht. Laut unserem Imperator verfügt Ihr über Informationen, ist das korrekt? Haltet euch nicht mit Erklärungen auf, mich interessieren Fakten, keine Mutmaßungen. Ihr verfügt über einen gewaltigen Spionageapparat, was habt ihr herausgefunden?“. Situationen wie diese erinnerten den Großmoff daran weshalb er Spione und ihre Arbeit, trotz ihrer Notwendigkeit, nicht leiden konnte. Jedes Wort welches aus dem Mund des Schatten kam glich einem Dolch. Zudem bevorzugte Tyvos als Militär und Politiker klare und faktische Aussagen und war ausschweifenden Erklärungen und Rätseln abgeneigt. Auf die Verbeugung reagierte der Anaxsi nicht, wohl aber auf die Worte Cronals. „Natürlich seid ihr das, ob man es euch gesagt hat, oder nicht Cronal. Doch das ist nun nebensächlich, Schatten, wir sind hier um unseren Dienst am Imperium zu leisten. Berichtet mir besser, was ihr wisst.“. Männer wie Cronal erschwerten die Aufgabe des Verwesers, welcher die Autorität des Imperators auf Corellia darstellte. Vermutlich wäre der Großmoff bereits fortgeschrittener in seinen Ermittlungen, wenn er nicht auf den Spion hätte warten müssen. Der Anaxsi erhob sich von seinem Sessel, schritt zum Panoramafenster und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. „Viel hängt von unserem Erfolg hier ab, sofern es die Bedrohung tatsächlich in der befürchteten Form gibt. Fällt Corellia, fallen auch wir, einer nach dem anderen. Und das werde ich nicht zulassen.“. In den Worten des Verwesers lag eine beunruhigende Endgültigkeit. Cronal wusste, wie auch so viele andere, was Tyvos einst befohlen hatte. Die Vernichtung einer gesamten Welt gehörte zu jenen Taten des Anaxsi, welche ihn nicht nur respektiert, sondern auch gefürchtet werden ließen. Cronal musste wissen, dass er es mit einem Mann zu tun hatte welcher keine Skrupel kannte wenn es nötig war. Der das Leben von Milliarden mit einem Wort ausgelöscht hatte und dies auf grausamere Weise als es der Todesstern ermöglicht hatte. Tyvos drehte seinen Kopf leicht, sodass er Cronal aus seinem linken Augenwinkel heraus sehen konnte, warf diesem einen finsteren Blick zu und wendete sich wieder dem Panorama von Coronet City zu. Für den Großmoff stand alles auf dem Spiel und er würde sich nicht von Marionetten und Schatten aufhalten und täuschen lassen.
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