#2
Es war allein Cronal. Kein Ruhm, kein Name, welcher von Klang war, stand hier im Raum, hinausblickend auf die weitläufigen Straßen der Metropole. Alles was je war und sein würde, fand sich für eine winzige Sekunde im Lichte des aufbrechenden Horizontes. Cronal, Meister der Spione und des Schauspieles, bewunderte stets das Licht, welches so heiß brennen konnte, dass es mit seiner Wahrheit alles vernichtete. Doch Licht konnte gelenkt werden; immer war es jenes Prisma des menschlichen Verstandes, welches Wahrheit von Unwahrheit unterschied. Cronal war sich dessen immer bewusst gewesen. Er war kein Mann der großen Ambition, sondern nur ein Mann des Zieles. Er verfolgte stets eine erreichbare Agenda; frei von Ideologien und Wünschen. Cronal war schlicht Cronal; ein Mann der Gesichter, der sich schlicht gut auf einer Bühne bewegte, welche das Blut liebte. In seiner schwarzen Uniform ohne Rangabzeichen, ohne Mütze, befand sich Cronal ruhig auf einem Stuhl vor dem Fenster sitzend, wieder. Es war eine schlichte imperiale Uniform; ein Symbol der Sturmtruppen und Offiziere, welche dem Imperium dienten. Es war die schwarze Uniform, die heute sein Kostüm war. Loyalität war auch nur eine Illusion von Sicherheit, dass diese Person keinen Verrat üben würde. Doch das Wesen des Geheimen war der Verrat an jenem, was nicht geheim war. Es war die Duplexität der Wechselbeziehung Wahr und Unwahr; wenn kein Geheimnis war, konnte auch keine Wahrheit sein. Und ein Geheimnis konnte Wahrheit sein, während die geglaubte Wahrheit eine Lüge war. Bewertung war es, was Wahrheit machte. Cronal, im Wissen um die Macht, geküsst von Vesperums Irrsinn, fand seine eigene Sicht auf die Galaxis. Ein Sturmsoldat informierte Cronal beiläufig über das Eintreffen des Großmoffs. Mit einer kalten Handbewegung akzeptierte Cronal die Meldung. Denn er hatte den Großmoff eingeladen und war nicht der Ladung des Verwesers gefolgt. Jener Verweser konnte mitunter nun eintreten. Das Besprechungszimmer lag unweit des Büro des Diktaten; ganz in der Nähe fast, so dass es nur ein gefühlter Schritt für den Großmoff war. Cronal wollte heute keinen Schritt mehr tun, verweilte auf dem schlichten Stuhl aus braunem Holz. Die Beine leicht verschränkt, eine entspannte Haltung, während er auf die Passanten, welche durch die Straßen flanierten, herabblickte. Als Tyvos Corno eintrat, wandte er seinen Blick nicht vom Fenster ab, stand jedoch auf, um einen langen Schritt am Fenster entlang zu tun. "Eigentlich merkwürdig, dass die Bewohner im Wissen beginnender Unruhen, des wartenden Chaos, noch ihre Geschäfte erledigen, nicht wahr?"

Cronal wandte sich dann doch um und seine großen Augen fixierten Corno fest. Es war eine interessierte Feststellung, die mit dem schmelzenden Tonfall eines Aristokraten vorgetragen wurde. Cronal mimte einen imperialen Offizier, auch wenn er sich nicht anmaßte, ein Rangabzeichen zu tragen. Er hatte keinen Rang, sondern einen Posten. Ränge waren für Hierachien und Cronal brauchte selbst keine Hierachie. Darin lag seine Rolle. Die Masken wechselten, doch die Person dahinter nie. Auch hier, in diesem Fall, war das Theater groß, wie es entrückt war. Die Lederhandschuh knirschten, während Cronal beide Hände kurz zu Fäusten ballte. Dann entließt er seine Kraft aus jenen und öffnete die Hände wieder. Mit einer geschmeidigen, fast geisterhaften Bewegung setzte er sich vor Tyvos Corno, um ihm die Rechte entgegen zu strecken. "Willkommen auf Corellia, Großmoff Corno. Ich bitte sie darum unnötige Formalitäten zu unterlassen und Sachlichkeit wirken zu lassen," stellte der Geheimdienstschatten fest, welcher diesig im Licht des Fensters beschienen wurde. Die Pläne des Schatten war unerschlossen, nicht für jeden sofort zu begreifen und auch jetzt schien Tyvos Corno nicht zu verstehen, was Vesperum damals gemeint hatte. Das Spiel war allgegenwärtig. Es endete niemals. Nicht einmal im Schlaf. Wer den Spielteppich der Macht betrat, musste spielen - und die Winkelzüge durchschauen, mitmachen oder umgehen. Niemals konnte man jedoch dem Zug entkommen; denn eine Figur musste auf dem Schachbrett immer bewegt werden. Es war diese Unausweichlichkeit, die im kalten Grau der eingefallenen Wangen des Cronal lag. Es war ein fester Händedruck, der folgte, als sich die beiden Hände der Altgedienten fanden. Beide gaben nichts Preis aber hielten fest an den Werten, die sie kannten.

"Die alten Gründer der Republik kannten einen Spruch, welcher uns erinnern sollte, Verweser. Staaten werden gemacht aus Eifer und Hingabe aber zerstört durch Liebe und Hoffnung," formulierte Cronal mit einem schmierigen Grinsen, welches wie Öl herabtropfte und wieder im EInheitsgrau seines Gesichtes verschwand. Ja, Corno stand einer Person gegenüber, die so viele Masken getragen hatte, dass die Spuren sichtbar geworden waren. Masken prägten nicht nur die Umwelt mit Illusion, sondern auch den Träger mit falscher Sicherheit. "Wir tun alle das, was wir tun müssen. Ihr habt sicherlich fragen?" Cronal löste den Händedruck, nickte dem Verweser zu und deutete zum Fenster. Der Ruhm des Imperiums waren nicht nur Schlachten, Ketten und riesige Machtzentren, sondern der Glauben, dass jenes Reich Bedeutung hatte. Wollte Corno sehen, was nun unter seiner Hand lag? War es wirkliche seine Hand, welche Corellia führte? Cronal gab dem Großmoff jenes Gefühl, mit einer einer geringen Verbeugung, welche falsch und ungerecht deplatziert war. "Ich bin informiert," betonte der Schattenmeister, als er sich wieder auf seinem Stuhl niederließ, um Tyvos Corno den gesamten Raum zu geben. Es war seine Zeit auf der Bühne. Sein Text, der Text des Lügners, war gesprochen, während woanders Gebete sangen und Tod regierte. Ein Gleiter der CorSec sauste mit leuchtenden Warnlichtern am Fenster vorbei. Kurz hallte die Sirene nieder, ließ das Glas vibrieren; bis der Gleiter entschwunden war.
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