#12
Es war zu einfach. Wieder einmal. Darth Vesperum spürte, wie Schuld in seinem Spiegelbild stehen würde. Der Jedi stürzte ohne einen Funken Widerstand, entschied sich für dieses Leben in Dunkelheit, welchem Vesperum vorstand. Er war der König der Narren, welcher träumte, einen Albtraum, der blutig in die Leben gelangte. Lee Valen schluckte den Betrug, wie eine giftige Praline. Die Zeichen des Bühnenbildes waren einfach aber wirkungsvoll. Die Frage war, ob Vesperum selbst seine Lüge glaubte. Die Jedi waren verantwortlich. Sie waren es immer. Es machte es einfacher, viel einfacher, mit dieser Pein umzugehen. Eine Pein, welche aus der Reue selbst entsprang und die Schuld in den Spiegel legte. Darth Vesperum war allein. Allein mit seinen Gedanken, seiner Macht und seinen Träumen. Nicht einmal der dunkle Jedi Valen konnte begreifen, was wirklich in dem Dämon vorging, dem er sich nun unterworfen hatte. Er machte sich selbst zu einem Vader, einer Schachfigur des Bösen. Vesperum war das Böse geworden. Eine Abart von Leben, etwas Untotes, welches den Morgen heimsuchte, damit es schnell Nacht wurde. Es war schwer; schwer dieses ungesättigte Leben zu führen. Jede Bewegung, jeder Ausdruck und Haltung des Sith-Herrschers schrie in der Macht nach einem Abgrund, in den es zu springen galt. Hinter Vesperum lag die Finsternis, eine ewige Nacht. Lee Valen hatte das Licht verweigert. Wissendlich abgewendet von seinen Wundern, für den letzten Moment seiner Wünsche. Der Jedi wollte mehr als das, was er war. Er wollte mehr von diesem Schicksal. Doch allein sein Wille bestimmte. Sein Ego hatte ihn geblendet. Nicht die Macht, nicht die Trauer, sondern allein der Wunsch etwas ändern zu können. Rache war die Essenz dessen, was auf diesen Wunsch folgte. Rache am Leben. Rache an jedem, der ihm diesen Wunsch verweigerte. Lee Valen machte sich Darth Vesperum ähnlich, ohne er sein zu können. Hypnotisiert hatte er zum dunklen Lord geblickt, sich niedergeworfen, um in den dunklen Orden aufgenommen zu werden. Er wollte es. Aus freien Stücken. Vesperum hatte nichts bereitet, außer den Scheiterhaufen seiner Vergangenheit. Der Dämon funkelte böse, lächelte als Lee sein Verhängnis besiegelte. Seine Gefühle berauschten den Sith, der hungrig nach Leid war. "Gut," sagte der Unhold nur. Langgezogen, zufrieden und gesamt im Ausdruck war seine Aussprache dieses einen Wortes. Nichts war gut. Nichts war hier wirklich gut. Doch aus der verwirrten Perspektive des Lords war der Plan in seiner Perfektion erfüllt. Sünden wurden umgewandelt in heilige Taten der Aufopferung. Saanza, gefangen in der dunklen Seite, in dem einen Gefängnis, welches Vesperum nicht brechen konnte, hatte mit ihrem Nahtod auch Valens Schicksal besiegelt. Ein Windhauch Ewigkeit umfing den neuen dunklen Ritter. Vesperums Macht umschmeichelte die Aura des Gestürzten. Fühlte er Macht? Seine Trauer wandelte sich unter dem Einfluss des dunklen Nexus in eine grausame Zuversicht der Rachsucht, des Blutdurstes. Mehr von dieser Macht - war der einzige Gedanke, den Lee vorfinden konnte. Der dunkle Lord manipulierte bereits seine Gedanken. Die dunkle Seite hatte ihm die Tore zu Lees Verstand geöffnet. Bilder von Schlachten, Mord und Allmacht stiegen in den Geist. Er sah sie, in aller Klarheit und aller perversen Schönheit. Der Abend der Seele setzte ein, während das Licht wich. Weit zurückging, in Lee, wo es nicht mehr zu finden war aber latent zu spüren. Die Seele wurde leer und ließ das Herz kälter schlagen. Schwarz ersetzte das Wunder Leben mit einem Hunger, einem Frost, welcher kriechend alles umfing, umgarnte, was noch menschlich schien. Der dunkle Lord zeigte außer einem bösen Lächeln, welches wie Marmor geschlagen war, keine Regung. Seine neueste Schöpfung würde sich bald erheben. Kurz betrachtete er genießend, was gerade geschehen war.

Manchmal war die dunkle Seite humorvoll. In aller Ernsthaftigkeit des Momentes lag auch etwas Zynisches. Der Ritter unterwarf sich dem, der verantwortlich für diesen Krieg war; verantwortlich dafür das Saanza in diesem Zustand war. Es war zu leicht, zu leicht, diesen Jedi zu verführen. Die dunkle Seite streichelte den Verstand des Wahnsinnigen, beruhigte ihn mit einer Zuversicht der eigenen Allmacht. Endlich gelang etwas. Es gelang etwas, was ohne Zumutung war. Ja, er war neue Sidious. Der neue Nexus. Und Lee Valen hatte sich zum Vader gemacht. Austauschbar aber brauchbar. Krank wurde sein Verstand mit dieser Fantasie, doch zu herrschen. Doch Herrschaft war immer nur Werkzeug. Darth Vesperums bremste sich selbst, nicht darin aufzugehen, in dieser Weltlichkeit. Sein transzendenter Anspruch lag hier nicht. Das Imperium wurde benötigt, um das Ziel zu erreichen. Wie auch Lee nur seinem Ziel dienen würde. Die Lehren, die er verbreitete, waren nur Lehren der Finsternis. Gegen das Leben. Gegen die Hoffnungen auf Leben, sondern widmeten sich allein dem Danach, dem Tod und der Erlösung in der dunklen Seite. Wie stand es im Sith-Kodex: die Macht wird mich befreien. Daran glaubte Vesperum. Man musste frei sein. Frei vom Leid, frei der Sterblichkeit, um zu erkennen, was wirklich im Danach lag. Lee Valen war erst am Anfang zu begreifen, dass Sterblichkeit nur das Portal war. Leid gebar die dunkle Seite und die dunkle Seite war in jedem Lebewesen. Hass war nur der stärkste Ausdruck einer alten Macht. Er spürte sie, wie sie in Valen kochte. Diese reine dunkle Seite, welche den Körper veränderte, mächtiger aber auch leerer machte. War dies die wahre Meisterschaft der dunklen Seite, die Dämonen zu finden, die man versteckte und zu erwecken? Waren sie nur Geschöpfe oder selbst Schöpfer dieser Dämonen? Der dunkle Meister überlegte, wie viele Gräber er in sich aufgerissen hatte, um diese Dämonen zu befreien. Doch war er selbst nur der eine Dämon geworden. Er hat sie nie gefunden, sondern nur seine Sünden, welche in ihm nachhallten, wie unheilige Stimmen. Stimmen, die nicht mehr verlassen werden konnten. Es waren keine Mächte, sondern allein Taten, die sprachen. Es gab keine Flucht mehr. Hilflos war er. Ausgeliefert der dunklen Seite, welche mehr von ihm wollte; seine Schulden mussten getilgt werden, bevor er neue Preise verlangen konnte. Lee Valen verstand nicht, dass die dunkle Seite Bürde war. Nicht mehr nur die Freiheit, die er jetzt spüren mochte. Sein Orden, sofern er erblühen sollte, würde die Höllen begrenzen müssen, die Vesperum folgten. Gier - war der Name, dem man ihm einst geben würde, ein Dämon der gierig versuchte die Götter vom Thron zu stoßen. Ein Gott für eine Galaxis, der geboren als Sterblicher, den einen Wunsch wahr machte, alles zu beenden. Blut quoll in seinen Adern als er daran dachte, dass dies nur der Beginn einer neuen Zeit. Einer wahren Zeit. Einer Ewigkeit. Doch dann wurde der Gedanke flau, unverlässlich als er an seine Vergangenheit dachte. Er blickte zu Saanza, ihre Worte kamen auf. Der Sünder war er. Allein er. Sie hatte versucht ihn zu retten und doch versagt. Das notwendige Böse hatte kein Herz und Vesperum spürte seines schon lange nicht mehr. Kein Mitgefühl umgab die Aura, sondern allein der bloße Wille war geblieben. Hier in diesem Moment war nichts mehr, was von Wert war. Es war dunkel bis in den Kern. Saanza, welche Lügen sie auch geglaubt haben mochten, erschienen für eine winzige Sekunde für eine wunderbare Flucht. Doch es gab kein Entkommen. Nicht mehr für ihn. Der Wahnsich sang erneut, zwang ihn zurück auf die Unterwerfung des Jedi.

Lehren sollte er ihn. Ja, er würde ihn lehren, was die dunkle Seite in Wahrheit war. Größer als das, was er bisher erfahren hatte. Furcht würde auch ihn begleiten, wenn er diese Macht gekostet hatte. Macht war alles, was zählte, wenn sie einem starken Willen folgte. Willenskraft war alles, was Leben gebar. Ohne Willen gab es kein Leben. Nur der Willen zählte. Und Lee Valen zeigte seinen unerschöpflichen Wunsch darin, sich zu unterwerfen. "Ihr habt die Wahrheit erkannt," erklärte der Lord, wobei das Lächeln verschwand und die dämonischen Augen kalte Schauer produzierten. Ja, die Augenpaare der beiden berührten sich durch einen Blick, der Lee in sanften Frost hüllte. Die tiefe Macht des Vesperum zeigte sich nicht durch magische Tricks, sondern allein dadurch, dass er jegliche Lebenswärme vertrieb, bis nur Kälte blieb. Eine unnatürliche Kälte, die kein vergeben kannte. Gnade war den Sith so fremd. Darth Vesperum wandte seine Linke um, so dass die Handfläche offen vor Lee Valen lag. Dunkle Energien begannen durch die Haut des Sith zu wandern. Es wiederholte sich. Auch Reah Nigidus hatte dieses Geschenk erhalten. Ein Gift, eine Gabe, die nur wenigen gegeben war. Darth Vesperum verband etwas mit ihnen, was nur er kontrollierte. Einen Einblick in die Finsternis. In ihre Zukunft und ihren Abyss. Aus der Handfläche erhoben sich, wie von schwarzen Schwingen getragen, Nebel. Kleinere Blitze durchzuckten diese Nebel, die eine schwarze Kugel in der Handfläche formten. Diese schwebte knapp darüber und war Lee als Geschenk geboten. "Nehmt die Gabe der dunkle Seite und ihr werdet ein Teil des Ordens sein. Erst dann werde ich euch unterrichten können, als mein Diener." Er nickte, verhüllt durch seine schwere Kapuze, wobei die unheiligen Augen gierten, fast nach seiner Seele lächzten, wie nach Blut. Lee Valen musste nur zupacken und das Gift des Vesperum würde wachsen, bis es in ihm war.
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