#24
"Ja, ein Heilmittel," donnerte Derricote mit fester Stimme aus seinem schwammigen Gesicht. "Ich habe kein Interesse daran, Imperiale zu gefährden und unsere Truppen unnötig einer Gefahr auszusetzen," wollte der General klarstellen, bevor er weiter sprach. Diese Frau schien in seinen Augen den Bogen zu überspannen, indem sie seine Pläne kritisierte, wenn auch freundlich sowie höflich formuliert. Es störte ihn, dass sich eine noch fremde Frau gegen ihn erhob und schlicht den Auftrag in Zweifel zog. Ihre Erwartungen wurden zerschlagen, wie ihre Blicke. Ihre Schönheit konnte nicht verbergen, dass sie eigene Ziele verfolgte und damit nicht auf gleicher Linie lag, was Derricote wirklich wollte. "Der Imperator war nicht sehr deutlich in seinem Auftrag, Doktor. Aber ich kann Ihnen eines sagen, dass die entsprechende Grundsubstanz in seinem besonderen Interesse steht. Es hat erstaunliche Eigenschaften und soll nach Weisung einen wichtigen Prozentsatz der Waffe ausmachen," leitete er seine weiteren Aussagen ein, die er mit einer entsprechenden Ernsthaftigkeit formulierte. "Ein Heilmittel ist der Wunsch des Geheimdienstes und auch meiner. Ich werde keine Waffe loslassen, die uns unnötig in Gefahr bringt. In dem jetzigen Zustand kann es bereits lethale Folgen für ganze Ökosysteme haben. Ich werde nicht zulassen, dass ihr Eifer, den sie beweisen möchten, ein Imperium zerstört, welches wir zu retten suchen," Er deutete mit seinem wurstigen Finger auf Eldritch. Seine Augen verenkten sich zu kleinen Schlitzen, während Schweißperlen über seinen Wangen rollten. Der General regte sich auf, bewahrte aber eine gewisse Höflichkeit, wenn auch sein Herz deutlich schneller schlug. Der Lift setzte seine Fahrt unbeirrt fort, immer tiefer hinab in die Anlage, die von vielen Mitarbeitern auch als Verließ beschrieben wurde. Man war ganz unten verlassen von der Welt oben, und auch der Hilfe der Galaxis, da bei Einschlussprotokoll, sämtliche Zugänge versiegelt wurden. "Sie haben einen einfachen Auftrag, Doktor. Feststellen und fixieren von gewünschten Effekten, die ich als Projektleiter festlege. Sie handeln nicht außerhalb meiner Parameter, haben wir uns verstanden?" Der beleibte General trat einen Schritt auf sie zu, drückte den Nothalt mit seiner peitschenden Hand und blickte ihr dann mit seinen verkniffenen Augen direkt in die ihren, die ihm überaus selbstsicher und zu arrogant erschienen. "Eine grausame Waffe, wie Black Moon, wird alleine reichen und wir werden das Heilmittel für uns behalten. Ich sage nicht, dass es einfach herzustellen sein soll aber ich werde keine Waffe entwickeln, die sich gegen Menschen richten kann." Er betonte das Wort Menschen erheblich, so dass klar erkenntlich war, dass er wohl ein Anhänger der menschlichen Dominanzthese war und die Wissenschaftlerin konnte es nicht wissen, doch nebenbei arbeitete er an einem Virus für die wertgeschätzte Direktorin des Geheimdienstes. "Projekt Black Moon wird unter meiner Führung stehen," machte er klar und lächelte dann wieder munter, nachdem er diesen verkappten Wutausbruch gezeigt hatte. Nein, hier würde niemand seine Pläne unterlaufen. Er war der Vater dieser Waffe und nicht sie. Der Thron sollte ihm danken und nicht ihr. Evir Derricote - das sollte der Name sein. Es war wohl auch verletzte Eitelkeit, die Derricote gerade getrieben hatte. Er hatte ja sonst, außerhalb seines Gartens und gewisser Luxusgegenstände, nicht viel. Jetzt hatte er wieder Hunger, da sein Blutzucker erheblich abgefallen war. Aufregung tat dem Imperialen nicht gut. "Wir verstehen uns?" - fragte er noch, während er seine Hand wieder auf den Schalter legte, um weiter zu fahren. Für Eldritch würde es erst mit einer Übereinkunft weiter gehen. Hier war nicht ihre Forschungseinrichtung. Es war seine Einrichtung. Derricote hatte sie gefunden, umgebaut und erweitert. Es gehörte ihm, alles hier gehörte ihm und er würde nicht zulassen, dass eine Frau mit Geltungsanspruch ankommen würde und ihm dieses Wunder nehmen würde. Alles, was er wollte, lag hier. "Ich habe uns Speisen für später bereiten lassen," schob er sachfremd ein. Es wirkte wirr, fast deplatziert aber auch passend auf seine Weise, da er verständlich machen wollte, dass ihn dieser Streit nicht berührte, obwohl es ihn sehr traf. Sie sollte nicht den Auftrag ändern, auch wenn Vesperum sicherlich glücklich darüber wäre, wenn es kein Heilmittel gäbe. Doch Derricote verstand die dunkle Alchemie nicht und sah es rein aus imperialer Sicht, was eine neue Bio-Waffe anging. Für ihnen waren die gelieferten Kristalle nur Einsatzmittel, nicht mehr und nicht weniger. Eldritch verstand jetzt bereits mehr über Vesperums Idee als Derricote je konnte.
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