#7
Ergebenheit? Seinen Blick weiterhin auf die düstere Gestalt geheftet, legte Tyvos den Kopf ein wenig schräg und runzelte die Stirn. Gerade und starr saß er auf seinem Sessel und bedachte jedes der Worte, welches den Mund Vesperums' verließ. Was war Ergebenheit? Die Steigerung von Loyalität? Ein Mann konnte loyal sein, indem er seinem Herren folgte, aber Loyalität war begrenzt, gerade in diesen Zeiten, in welchen die Abspaltung vieler Politiker und Militärs ein trauriges Beispiel für eben diese begrenzte Treue war. Ergebenheit jedoch, Ergebenheit besagte, dass ein Individuum bereit war für dessen Anführer jedwede Aufgabe zu übernehmen und ihm bis an das Ende der Welt zu folgen. Und Fanatismus? Fanatismus war der gleiche Zustand wir Ergebenheit, nur, dass man dies mit Vergnügen tat. Worum ging es dem Imperator? Obgleich Tyvos stets seine eigenen Interessen im Blick hatte, war er doch vollkommen vom Imperium und dessen Idealen überzeugt und verteidigte diese bis aufs Blut. Er war einer der wenigen Moffs des Kerns gewesen, welcher Vesperum seine Unterstützung zugesagt hatte, machte ihn das ergeben? Womöglich, doch Ergebenheit war ebenfalls ein Garant für Sicherheit, zumindest im Ideal. Gehorsam gegenüber dem Imperator und vor allem Erfolg, wurden belohnt. Andererseits konnte Tyvos nicht gerade behaupten für seine Unterstützung besonders belohnt worden zu sein, eher das Gegenteil war der Fall. Durch die Reaktivierung des Senats, einer Versammlung bestechlicher Männer und Frauen, wurde die Macht eines jeden Moffs in seinem Sektor beschnitten, was vor allem für den Anaxsi einen Affront darstellte. Der Azure Sektor galt als die am effizientesten geführte Region des Imperiums, durch Tyvos' strenge Hand und Weitsicht kontrolliert. Wirtschaftlich, politisch und militärisch sehr bedeutungsvoll haben die Welten dieses Sektors unter der Regierung Cornos ihren Ruhm gemehrt und ihn so zu einem der reichsten und einflussreichsten Männer des Imperiums gemacht. Gedankt wurde es ihm damit, dass er nun Entscheidungen des Senats abwarten musste, bevor er selbst Entscheidungen traf. Nichtsdestotrotz war er noch immer ein immens mächtiger Mann, doch Macht hatte eine Tücke. Sobald man sie einmal ergriff, spürte und nutzte, konnte man nicht mehr auf sie verzichten und wollte sie mehren. So musste auch der ergebene Tyvos sich eingestehen, dass er eine Zeit lang seine Unterstützung Vesperums bereut hatte. Er wusste jedoch was mit jenen verräterischen Moffs geschehen war, welche sich gegen den neuen Imperator behaupten wollten. Allesamt waren sie tot, vom Antzlitz der Galaxis getilgt, nicht anders als Insekten welche mit einem Stiefel zerquetscht werden. Ein Aufbegehren gegen Vesperum war also alles andere als erfolgsversprechend und man musste ihm zugestehen, dass er eine starke Persönlichkeit war, jemand welcher das Reich zusammen halten konnte. Und nur das Imperium war in der Lage Sicherheit und Frieden zu garantieren und vor allem die Stellung des Moffs zu erhalten.

Die schwer nachvollziehbaren Worte des Imperators, ließen Tyvos erneut in einem Zustand der Verwirrung zurück. Er nickte langsam, obgleich er sich keinen Reim auf diesem Satz bilden konnte, oder besser gesagt wollte. Ein Rätsel, oder eine Metapher zu lösen war keineswegs in seinem Interesse, weshalb er die Äußerung Vesperums still zur Kenntnis nahm.

Bezüglich den Sinn eines Lebens schienen die beiden Männer einer vollkommen unterschiedlichen Meinung zu sein. Der Imperator schien auf dem puren Egoismus eines jeden Individuums zu beharren, Tyvos jedoch war davon überzeugt, dass ein jeder seinen Dienst und seine Pflicht zum Wohle des Ganzen zu leisten hatte. Das Ganze konnte seine Familie, oder das Imperium sein. Familien wie seine hatten eine Vergangenheit und einen Ruf, welchen es stets zu erhalten galt. Es war Tyvos' Vermächtnis, was von ihm übrig bleiben würde, wenn er starb, was ihn antrieb. "Eure Majestät, bei allem Respekt, aber sterben müssen wir alle, früher, oder später. Wichtig ist, was von uns bleibt wenn wir diese Welt verlassen haben. Leben um des Lebens Willen bringt mir keine Erfüllung. Doch wenn ich weiß ich habe etwas verändert, ich habe die Galaxis zu einem besseren Ort gemacht, dann kann ich zufrieden sein.". Trocken, steinern und mit einer Stimme welche keinen Widerspruch zuließ, antwortete der Moff des Azure Sektors. Er wusste ob der Fähigkeiten Vesperums weshalb es seine Gedanken sogleich aussprach, antstatt sie für sich zu behalten. Es war der Name seiner Familie, welcher der Galaxis in Erinnerung bleiben sollte, sein Name. Wenn es sein sollte, so würde es sein Vermächtnis sein, den Azure Sektor als ein Musterbeispiel imperialer Ordnung hitnerlassen zu haben und sein Name würde dafür in der Geschichte des Imperiums auftauchen. Doch seine Pläne reichten weit darüber hinaus, die Familie Corno sollte eine dominierende Rolle in der imperialen Politik einnehmen, dies war sein erklärtes Ziel. "Mein Imperator, ich habe keine Wünsche, ich habe Ziele und ich habe zwei Hände und einen Kopf um sie zu erreichen. Ihr habt Recht, das Imperium braucht Taten, es braucht Ideen, es braucht Führung.". Dass er sich als Teil dieser Führung sah, war ein offenes Geheimnis. Von Anaxes aus hatte er oft auf die Politik des Reiches Einfluss genommen. Kontakte, Schulden und auch Einschüchterung waren stets ein geeignetes Mittel gewesen um seine und die Interessen des Azure Sektors effizient zu vertreten. So wurden einige Entscheidungen auf Coruscant bereits auf Anaxes beschlossen. Die absolute Macht lag dennoch beim Imperator, wie Vesperum so treffend feststellte. Tyvos nickte bedächtig. "Das Imperium braucht eine starke Person an seiner Spitze, eine Person welche in der Lage ist das gesamte Reich, jeden einzelnen Einwohner, zu einen und zu einer Einheit zu formen.". Eine Pause trat ein. "Ihr seid diese Person, mein Imperator.". Man konnte die Worte des Moffs als Schmeichelei verstehen, doch er war nie ein Mann gewesen, welcher sich durch geschönte Worte beliebt machte. Er sprach lediglich seine Meinung aus. Man konnte von Vesperum halten was man wollte, doch er war ein geeigneter Herrscher, in seiner Erscheinung beinahe charismatischer als Palpatine doch gleichzeitig erdrückender. Er ähnelte Tyvos, er hatte durch seine Taten bewiesen, dass man ihm nicht in die Quere kommen sollte.

Tyvos war ein starker Mann, beinahe unverwüstlich, doch was Vesperum heraufbeschwören sollte, würde auch den Moff in die Knie zwingen. Der Imperator sprach von Erkenntnis und im selben Moment erschienen schwarze Nebelschwaden, welche das ohnehin schon schwache Licht im Raum zu verschlingen schienen. "Was...?", mehr brachte der Anaxsi nicht heraus, ehe er die Bilder sah, welche in diesem Nebel auftauchten. Er sah sich als kleinen Jungen, eifrig die Geschichte der Raumfahrt studierend, dann als jugendlichen, welcher den Status seiner Familie in Frage stellte und nach mehr strebte. Er sah sich als Absolventen der Akademie zu Anaxes und Kommandant eines Schiffes während der Klonkriege. Die Bilder rauschten weiter, vergangene Schlacht, gute und schlechte Augenblicke. Er sah Bilder, an welche er sich nicht erinnern konnte, war dies die Zukunft? Er stand vor einer Art Rat, im nächsten Bild auf der Brücke eines gewaltigen Schlachtschffes und dann tauchte eine Erinnerung auf, welche ihm den Atem raubte. Das Ebenbild seiner verstorbenen Frau tauchte vor seinen Augen auf und wie festgefroren, starrte er sie an. Sein Puls beschleunigte sich, er schnappte nach Luft. Sie war einst alles gewesen, was seinem Leben neben der Pflicht einen Sinn gegeben hatte. Seit ihrem Tod hatte der Moff sich nur in seine Arbeit vertief und jegliche zwischenmenschliche Kontakte größtenteils abgelehnt. Er sank auf die Knie, griff sich an die Brust. Die Erinnerungen waren schmerzhaft, nicht nur psychisch, auch körperlich zehrten die Bilder an ihm. Schließlich beendete Vesperum diese Folter. Er konnte nun behaupten der einzige Mann der Galaxis zu sein, welcher Tyvos Corno in die Knie gezwungen hatte. Es brauchte einige Augenblicke, bis der Moff sich wieder gefangen hatte. Sein Atem ging schwer und sein Gesicht war bleich, ähnlich wie das Vesperums. "Ja...ich habe sie geliebt.", war die spärliche Antwort, denn zu mehr war Tyvos nicht in der Lage. Er wirkte wie geschockt, seit ihrem Tod wurde er nicht mehr mit seinen Gefühlen konfrontiert. Trauer und Verzweiflung stiegen in ihm Empor und für einige Sekunden sah man die verletzliche Seite des Moffs. Das steinerne Gesicht schwand und man sah lediglich einen Mann, welcher den Verlust seiner Liebe nie verarbeitet hatte. Die Blöße hielt jedoch nicht lange, er zwang sich dazu die Fassung zu wahren.

Nachdem Tyvos seine Fassung wiedererlangt hatte, fuhr Vesperum fort. Er forderte ihn auf seinen Worten Taten folgen zu lassen, für den Moff eine Selbstverständlichkeit. Doch hatte man ihn deshalb nach Byss kommen lassen?

Seine Frage wurde im nächsten Moment beantwortet. Mit einem Satz beförderte Vesperum ihn in den Rang eines Großmoffs und machte ihn gleichzeitig zu seinem Verweser. Tyvos wusste was dies bedeutete, im Vergleich zum Großwesir war der Verweser eine Art Stellvertreter des Imperators und sprach in seinem Namen. Das machte ihn zum wohl zweitmächtigsten Mann des Imperiums. Andere würden diese Ernennung wohl mit einem Handkuss aufnehmen, doch Tyvos würde sich durch seinen Dienst erkenntlich zeigen. Floskeln brachten Vesperum keine Erfüllung und keinen Fortschritt, er hatte den Moff aus einem Grund zu seinem Stellvertreter erhoben, er wusste, dass er dieser Stellung gewachsen war. "Habt vielen Dank, mein Imperator! Ich werde euer Vertrauen bestätigen und euch zu Ehren und zum Ruhme des Imperiums dienen.". Er war berechnend und durchaus antizipiert, doch eine Ernenung zum Großmoff und Verweser hatte Tyvos nicht erwartet. Es bereitete ihm kalte Genugtuung in dieses Amt erhoben worden zu sein, letztlich hatte sich seine Treue bezahlt gemacht. Sogleich wurde ihm sein erster Auftrag erteilt. "Schwarzwasser?", er musste grübeln, "Ich denke ich werde Informationen erhalten?". Was auch immer dieses Schwarzwasser war, es schien eine große Bedeutung für den Imperator zu haben, so groß, dass Tyvos selbst für diese Operation ausgewählt wurde. Es galt einen ganzen Planeten zu isolieren, keine sonderlich schwierige Aufgabe, doch man benötigte eine entsprechende Flotte um jegliches Entkommen zu verhindern. Azure Shield konnte als Verteidigungsflotte nicht dafür genutzt werden. "Welche Ressourcen werden mir zur Verfügung stehen?". Er begann bereits zu planen, welche Welt würde sich dafür eignen? Ihm kam sofort der Bright Jewel Sektor in den Sinn, zumindest dessen südlicher Bereich. Diese Region wurde von Piraten und Banditen heimgesucht und Großmoff Vanko schien nicht in der Lage zu sein, den Frieden des Imperators in dieser Region zu erhalten. Die Galaxis würde eine dieser Welten im Grenzbereich zur Pentastar Koalition sicherlich nicht vermissen und vielleicht würde dies ein Anstoß für Vanko sein, seine Pflichten besser wahrzunehmen. "Euer Wunsch wird ausgeführt!".

Im nächsten Moment tauchte Sklave auf, welcher eine Schatulle mit sich trug. In dieser war das neue Rangabzeichen des Großmoffs enthalten. Er erhob sich. Das Abzeichen wurde akurat und milimeter genau an seiner Uniform angebracht. Es folgten einige letzte bedrohliche Worte Vesperums. "Habt Dank Eure Hoheit, Ihr werdet es nicht bereuen!". Selbstbewusst und vollkommen überzeugt antwortete Tyvos. Die Macht, welche ihm in die Hände gelegt wurde durfte nicht enttäuscht werden. Er hatte nun die Möglichkeit den Verlauf der Geschichte zu ändern und er würde sogleich damit anfangen.
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