#5
Die Zeit in diesem Raum schien nicht zu vergehen. Das drückende Licht und die von Vesperum ausgehende Finsternis machten diesen Ort zu einer Art schwarzem Loch. Wie lange Tyvos bereits auf seinem Sessel saß und seinem Imperator und der Stille lauschte, vermochte er nicht zu sagen. Doch konnte er zumindest behaupten sich an die unangenehme Atmosphäre gewöhnt zu haben. Als Politiker und vor allem als erfolgreicher Politiker brauchte man ein dickes Fell und Tyvos galt ohnehin als ein emotionsloser Fels, den nur wenig beeindrucken konnte. Es gelang ihm seine Fassung und seine bekannte steinerne Mimik beizubehalten und seinem Herrscher so den Eindruck von Stärke und Gefasstheit zu vermitteln. Die Finsternis die ihn umgab war ähnlich der Finsternis in seinem Innern, bedingt durch den Tod seiner Frau. War dies der Grund warum er sich dieser zehrenden Präsenz so gut erwehren konnte? Er spürte, dass die Einflüsse seines Gegenübers zwar weiterhin strapazierned für ihn waren, doch auch, dass er nicht mehr den Drang verspürte diesen Ort zu verlassen. Seine Gedanken jedoch schweiften ab und Erinnerungen an seine Familie, an seine geliebte Gattin kamen auf. Er erinnerte sich an sein letztes Lächeln, welches sie ihm auf sein Gesicht gezaubert hatte und spürte die selbe Verbitterung und Hilflosigkeit, welche er an ihrem Todestag verspürte. Doch es gab keine Regung in seinem Gesicht, nicht ein Zucken. Über die Jahre hinweg hatte der Moff des Azure Sektors gelernt seine Emotionen im Griff zu haben und seine Gefühlsregungen niemals preis zu geben. Obwohl es in dieser Situation zu weilen schwierig wirkte, behielt er die Kontrollte über sich. Schwächere Männer wären diesem Druck sicherlich bereits erlegen, hätten aufgeben. Tyvos erwiderte lediglich den Blick seines Gegenübers, die Arme auf den Lehnen des Sessels ruhend. Es mochte Still sein in diesem Raum, doch zwischen den beiden Individuen schien eine geräuschlose Schlacht zu toben. Ein Kampf zwischen den Einflüssen Vesperums und der eisernen Selbstdisziplin des Moffs. War dies ein Test? Sollte Tyvos auf seine Widerstandskraft getestet werden? Viele Vorstellungen und Vermutungen schossen dem Anaxsi durch den Kopf. Was war es, warum er sich auf den Weg nach Byss gemacht hatte? Die Antwort darauf hatte er zu seinem Leidwesen noch nicht erhalten und lediglich die Tatsache, dass der Herrscher des Imperiums ihm diese vorenthielt sorgte dafür, dass er sich darüber nicht beklagte. Er mochte kein Großmoff sein, doch nur ein Titel allein sorgte nicht sogleich für Macht und Einfluss, diesen musste man sich erarbeiten. Sein Wort hatte im Imperium Gewicht und es gab nicht wenige, welche ihn um Rat baten, oder auch fürchteten. Er war für seine kompromisslose und unzimperliche Art berühmt berüchtig im Imperium und darüber hinaus. Er war kein Mann der gerne wartete. Nicht weil er ein ungeduldig war, aber Warten zu müssen erweckte den Anschein der Respektlosigkeit und mangelnder Achtung. Da diese Werte tief in ihm verankert waren konnte er nur schlecht damit umgehen, sollten diese verletzt werden. Es blieb dem Moff jedoch keine andere Möglichkeit, als auf die erlösenden Worte Vesperums zu warten.

Auf Tyvos' entscholssene Worte über Moff Zall folgte keine Erwiderung, Vesperum nahm sie mit kaltem Schweigen zur Kenntnis und reagierte mit einem durchdringenden Blick.

Schließlich wurde seine Geduld belohnt. Die Antwort des Imperators war kurz, aber sie war immerhin ein kleiner Happen und versöhnte Tyvos vorerst. Yn also, ging es ihm durch den Kopf und er begann sogleich alle Informationen welche er über diese Welt besaß in seinem Inneren abzurufen. Tatsächlich war es nicht viel, was der Anaxsi über diesen Planeten wusste. Es war eine Welt im Inneren Rand und mangels großer Errungenschaften seiner Einwohner eher unbedeutend. Was gab es dort, dass Vesperums Interesse weckte und vor allem Tyvos' Fähigkeiten erforderte? Er konnte regieren und er konnte kommandieren, doch trotz seiner reichen Erfahrung vermochte er sich nicht vorzustellen welch eine Aufgabe dort auf ihn wartete. Ohne es zu merken befand er sich im Netz des Imperators, wurde zu einer seiner Figuren auf dem riesen Schachbrett der Galaxis. In seinem Streben nach Macht, Einfluss und der Erhaltung seines Vermächtnisses kam ihm dieser Gedanke momentan nicht. "Yn, mein Imperator.", erwiderte der Moff mit harter Stimme, "Was gibt es dort, das ich für Euch tun kann?". Wieder Fragen, wieder würde er warten müssen um zu erfahren weshalb er an diesem Ort saß. Er bemerkte jedoch, dass - je länger er die Antwort Vesperums erwartete – er immer entschlossener wurde diese Angelegenheit in Angriff zu nehmen. Die nächste Frage seines Herrschers sollte jedoch auch ihn überraschen. Wofür lebte er? Eine Frage die er sich tatsächlich selber nur sehr selten, wenngar überhaupt noch nie gestellt hatte. Sein Leben hatte schon immer aus Dienst und damit verbundenen Ambitionen bestanden. Es war seine Aufgabe und sein Lebenswerk den Namen seiner Familie in der Geschichte der Galaxis zu verewigen, ganz gleich mit welchen Mitteln. Trotz dieses egoistischen Vorgehens war er auch ein überzeugter Anhänger der Neuen Ordnung loyaler Diener des Imperiums und seines Herrschers. Ohne das Imperium hätte er nie zu seinem Posten und seiner Macht gelangen können und sein Handeln würde niemals das Fortbestehen des Reiches gefährden, war es doch der einzige Garant für eine sichere und friedliche Galaxis, zumindest in der Vorstellung. In der Realität verhielt sich dies anders. Nach verheerenden Niederlagen, Korruption, Intrigen und nicht zuletzt Verrat, war das Imperium nur noch ein Schatten seiner selbst. Richtig geführt und vereint konnte es dennoch die Galaxis einen und so eine sichere Zukunft gewährleisten. In Folge dessen würde auch der Name Corno große Bedeutung erlangen. Die Antwort war so simpel wie klar. "Ich lebe um zu dienen, um zum Wohle der Galaxis und des Reiches zu dienen.", entgegnete der Moff felsenfest. Er mochte einen Sektor regieren und auch beherrschen, zumindest bevor der Senat erneut ins Leben gerufen wurde, doch letztlich war er nur ein Diener des Reiches. Auch der Imperator war ein Diener des Reiches, oder seiner selbst, doch war es die Tatsache, dass beide etwas Höherem dienten, welche sie verband. Tyvos starrte in das blasse Gesicht Vesperums, versuchte aus dessen Gesicht zu lesen, ob er diese Antwort erwartet hatte, doch ebenso wie bei sich selbst vermochte er keine Gefühlsregung zu erkennen, "Welche Kenntnis erlangt Ihr so über mich?".

War es wirklich die Absicht des Imperators ihm eine Aufgabe zu übermitteln, oder steckte mehr hinter seinem undruchsichtigen Verhalten?
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