#2
Staub im Gesicht, Blut schmeckend, stürmte der Soldat durch den Rauch der einschlagenden Granaten. Splitter prasselten an seine Panzerung, durchschlugen sie an einigen Stellen, so dass er sein Gesicht vor Schmerzen verzog. Sturm war die Devise. Ein Sturm der gesamten Brigade gegen die feindlichen Stellungen. Gewehrsalven hämmerten, dröhnten hinab von den Betonwänden. "Auf ihren Knien stehen sie nicht mehr so hoch," funkte jemand, während er bereits die ersten Stacheldrahtverschläge überwand. Wieder Einschläge. Bäume brannten zu Asche, so dass ihre Blätter in einem sanften Regen niedergingen. Häuser am Horizont waren längst Ruinen, zerschlagen und zertrümmert von wechselndem Beschuss. Man kämpfte um Trümmer, in denen noch Leben hauste. Bürger, die sich in Keller geflüchtet hatten, ihre Kinder schützend, suchten sie Flucht und Überleben. Die beiden Armeen prallten unablässig aufeinander. Jegliche Verhandlungen der Blöcke waren gescheitert und die letzten Waffenlieferung hatten das Gleichgewicht endgültig gebrochen. Nun fühlten sich beide Parteien bereit, die Lösung für den Konflikt zu suchen. Die Lösung war gnadenlose Gewalt. Leer waren die Worte geworden, es sprach nur noch das E-11. "Aaah," schrie der Soldat, als er seine Waffe hochriss, um ungezielt auf den Beton der Stellung vor ihm zu feuern. Wieder eine Granate unweit seiner Person, zerfetzte eine kleine Gruppe in biologische Fetzen. Ein Arm landete vor ihm, so dass er ihn am Boden festrat, als er weiter rannte. Immer weiter. Es gab kein zurück. Adrenalin drückte auf seine Augen. Der Blick verschwamm. Abdrücken. Der Finger krümmte sich und die Salve fand ihr Ziel. Ein Feind wurde im Gesicht getroffen, er schrie. Sein halbes Gesicht war zerissen, das Augen zerstört. Leider nicht tot. Er sank zurück hinter den Beton, sein Nebenmann legte auf den Soldaten an. Auch sein Finger krümmte sich. Tödlich Energie entfaltete sich, traf ihn aber nicht, da seine Bewegung ein unklares Ziel abgab. Der Stacheldraht war erreicht, Leichen und Sterbende hatten sich darin verwickelt. Blut tropfte in den Boden, so dass Fliegen bereits ihre Kreise zogen. Hölle war die Definition eines Anblickes, wie diesen. Ein Mann wurde von Phosphor getroffen, torkelte zurück, als sie sich sein Fleisch entflammte und sein Körperfett Brandbeschleuniger wurde. Er schrie, rief nach Rettung, als seine Uniform in Flammen aufging. Dann brach er zusammen als die Luft in seiner Lunge verpuffte und seinen Oberkörper in zwei Hälften trennte. Doch der Soldat sprang mit einem Satz über den Stacheldraht vor den Beton, rutschte aus und schlug auf den Boden auf. Seine Kniescheibe zerschmetterte, Schmerz durchflutete ihn. Nun lag er vor der Stellung. Für seine Konfliktpartei war er bereit, alles zu geben. Kämpfen. Mehr Kämpfen. Mehr Gegner mussten auf die Knie gebracht werden. Mit einem vorsichtigen Griff schob er die Knieschiebe in ihre Grundposition zurück. Und noch immer brannten die Bäume und Häuser. "Das Imperium fällt," donnerte seine Stimme, wie das Waffenfeuer, welches wie Wellen um ihn wogte. Weiter. Jetzt. Robbend erreichte er den Vorsprung, zog sich am Beton hoch und rollte sich im Graben aus. Feinde erstaunt, versuchten ihn im Nahkampf zu binden. Zu seinem Unglück hatte einer der Feinde bereits sein Kampfmesser in der Hand, um es in seinem Hals zu versenken. Mehrfach von Angst zerfressen, von Staub vernebelt, als auch schmutzih, stach er zu, bis ihm das Blut über die Hände lief. Der Soldat sackte auf dem Boden zusammen, ließ seine Waffe fallen, welche mit einem dumpfen Schlag landete. Der Gegner betrachtete den unwirklichen Moment. Blut füllte den Boden und auch seine Seele. Als, was er sah, war Korruption und Lüge. Auf ihren Knien wirkten sie nicht mehr so groß.
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