#11
Nun war Sedraels kümmerliche Machtanwendung wohl doch Anlass genug, dass ihre Gegenüber sich dazu bemüßigt sah, diesem Mangel einen Kommentar zu schenken – wenn auch nicht unbedingt auf eine Art und Weise, die Sedrael in diesem Fall erwartet hätte. Es schien kein Makel zu sein, kein Fehler, nicht der Hinweis darauf, dass sie das in irgendeiner Weise schlechter stellte. Keine Frage, keine Antwort, keine Wertung. Es war nur das, was es war – eine bloße Feststellung einer allverständlichen Tatsache, das Greifen nach der Wahrheit, die sich mehr an die Inquisitorin selbst als an die eigentliche Adressatin der Worte richtete, der diese Tatsache schließlich ohnehin bekannt war. Der Fakt von Sedraels unvollständiger Ausbildung stand einen Moment lang unwidersprochen, aber auch unbestätigt im Raum, während sie über die Worte der Inquisitorin nachdachte. Einerseits waren sie objektiv völlig richtig und dann doch wieder so weit entfernt von dem, was eine solche Aussage für sich allein genommen implizieren konnte. Sedraels Hautfarbe erhellte sich fließend um einige Farbtöne, während sich ihr rechter Mundwinkel leicht anhob, ein angedeutetes Lächeln gewisser Verlegenheit über sich selbst und ihr Unvermögen, das dazu führte, dass sie dem Blick übersprungshaft auswich und den Boden betrachtete.
„Ihr habt Recht“, gab die Sephi schließlich zu. Es hatte keinen Sinn, es abzustreiten oder zu lügen, und letztlich gab es ohnehin auch keinerlei Anlass dazu. „Ich war damals der Ansicht, dass mein… Mentor mir nichts mehr hätte lehren können, das für mich bedeutsam gewesen wäre.“

Das schien natürlich deutlich im Kontrast zu dem zu stehen, was ihre nahezu anfängerhafte Anwendung hier gerade demonstriert hatte. Doch wahrscheinlich war schon dieser Widerspruch in sich Aussage genug, ein Zeugnis darüber, dass genau das eben nicht bedeutsam war. Zumindest nicht für sie. Wenngleich in der Aussage durchaus auch eine unterschwellige Form der Wehmut zu fühlen war, die Unterstellung, dass sie sich damals vielleicht auch schlichtweg geirrt hatte, dass ihr Mentor ihr vielleicht doch noch Wertvolles hätte beibringen können. Gleichzeitig schien es so, als würde sie gezielt den Begriff Meister zu vermeiden versuchen. Vielleicht um etwas Distanz zwischen sich und den Orden zu bringen, vielleicht auch, weil es eher ihrer Wahrnehmung und ihrer Erinnerung an das Verhältnis entsprach, das sie miteinander gepflegt hatten. Ja, und dennoch würde Shenn Veltro immer auch ihr Meister sein. Auch wenn er höchstwahrscheinlich schon viele Jahre tot sein musste. Manchmal im Schlaf oder wenn sie sich intensiv genug der Macht hingab, bildete sie sich ein, seine markante Stimme hören zu können, doch konnte sie nicht mit Gewissheit sagen, ob er sie für alles tadelte oder ihr das vergab, das er sicherlich als eine Art Verrat empfunden haben musste. Oder ob die Stimme in ihrem Kopf in irgendeiner Form real war oder lediglich eine Form der Verarbeitung seitens Sedrael selbst, sich einbildend und wünschend, dass es doch so war und auch jetzt noch irgendeine Form von Kontakt mit ihrem alten Meister, Vater, Freund und Mentor existierte. Es hatte ihr damals beinahe das Herz gebrochen, ihn nach so vielen Jahren zurücklassen zu müssen, aber wenn einen die innere Stimme dazu zwang, gab es letztlich auch keine Wahl. Rückblickend betrachtet hatte ihr dieser Umstand das Leben gerettet, obwohl sie damit zum damaligen Zeitpunkt nie hatte rechnen können – was eine merkwürdige Parallele zum Treffen mit der Inquisitorin darstellte, denn anderenfalls wäre auch sie auf dem Planeten mit dem Rest der firrerrischen Spezies verbrannt. Dennoch machte das den Verlauf der Dinge in ihren Augen nicht glücklich, eher im Gegenteil. Aber was wäre es gewesen, das er ihr wirklich noch hätte beibringen können, was als wichtig empfunden hätte? Ja, vielleicht wäre sie heute etwas besser trainiert, was diese spielerischen Fähigkeiten anbelangt. Aber welche Relevanz hatten sie schon? Es machte keinen Unterschied in der Macht, ob sie selbst nun diese Telekinese besser oder schlechter beherrschte. Es war eben nur ein Spielzeug, ein bittersüßer Zauber, von dem sich manche einfachen Geister gerne ablenken ließen oder vielleicht auch abgelenkt werden wollten, um sich nicht die vielleicht viel kompliziertere Frage des Wie stellen zu müssen. Denn sobald jemand wusste, wie ein Zaubertrick funktionierte, verlor er unmittelbar seinen Reiz, schließlich ließ er dann jenen kindlichen Zauber vermissen, durch den man mithilfe eines spiegelnden Mosaiks wieder für einen Augenblick zum unbedarften Kind geworden war, das sich keine schwierigeren Fragen zu stellen brauchte. Doch änderte es nichts daran, dass es eben doch nur ein Trick, eine Illusion war. Somit war Sedrael also lediglich im Vergleich zu ihrer Gegenüber nur eine schlechtere Illusionistin, also weniger gut in der Lage, etwas vorzutäuschen, was in Wahrheit gar nicht so existierte.

Alles in allem war Sedrael aber ein Stück weit überrascht darüber, wie Nigidus ihre Aktion so regungslos verfolgt hatte und tatsächlich nicht einmal einen Hauch von Reaktion, weder körperlich noch auf spirituelle Weise in der Macht, gezeigt hatte. Offenbar hatte sie diesen Wunsch der Sephi toleriert, der in der Tat ein Stück weit egoistisch sein mochte. Doch Egoismus musste nicht per se ein Problem darstellen. Es war nur natürlich, auch an sich selbst zu denken. Egoismus wurde erst dann zu einem ernsthaften Problem, wenn er zum Selbstzweck und Dauerzustand wurde, wenn man sich damit über andere erhob, sie benachteiligte, oder ihnen den eigenen Willen aufzwang. Wenn aus Egoismus also Egozentrik erwuchs. Aber Sedrael war sich darüber im Klaren gewesen, dass es ihrer Gegenüber nicht einmal ein Wimpernzucken abverlangt hätte, ihr Handeln zu unterbinden, wäre es der Inquisitorin wirklich unangenehm gewesen. Letztlich hatte Sedrael also einerseits entschieden, umgekehrt hatte die Inquisitorin aber auch entschieden, es so über sich ergehen zu lassen. War es daher verwerflich? Manche mochten es so sehen, manche würden ihr Egoismus vorwerfen. So wie manche ihr auch Egoismus vorgeworfen hatten, als sie sich nicht an dem Krieg beteiligt hatte. Es war immer eine Frage des Standpunkts.

Wahrnehmung war subjektiv. So wie manche Gesichter lesen konnten, andere nicht. Einige benötigten Hilfsmittel. Denn auch die Miraluka lasen letztlich in den Gesichtern anderer. Nur nutzten sie in Ermangelung natürlicher Sicht dafür ausschließlich die Macht – oder gewissermaßen war die Macht mangels Alternative ihre natürliche Sicht. Die Macht waren ihre Augen, von Kindesbeinen an bis zu ihrem letzten Atemzug. Stets waren sie darauf angewiesen, um sich in der Welt zurechtfinden zu können, etwas, das Sedrael nie gewesen war. War es also ein gerechter Vergleich, sie als Hybrid aus Sephi und Firrerreo damit auf eine Stufe zu stellen? Wahrscheinlich nicht, aber das musste er auch gar nicht sein. Der Punkt der Inquisitorin war valide. Es gab nicht viel darauf zu erwidern.
„Ihr würdet mir schmeicheln, stelltet Ihr mich mit einer Miraluka auf eine Stufe“, entgegnete sie schließlich bescheiden, aber letztlich war es auch nur die Feststellung einer offenkundigen Tatsache. Sie konnte sich nicht damit vergleichen, selbst eine untrainierte Miraluka wäre ihr dahingehend schlichtweg weit voraus, wahrscheinlich sogar der Inquisitorin selbst. Sedrael hatte nie vergessen, wo sie herkam und auch ihre körperliche, natürliche Hülle nicht vernachlässigt. Denn die Macht zu nutzen war anstrengend für sie, physisch wie geistig, in letzter Zeit mangels Übung wahrscheinlich auch deutlich mehr als noch in einem früheren Leben. So war es für sie dann auch ein geringerer Aufwand, eine kurze Telekinese einzusetzen, als in einem Gespräch unbekannter Dauer die Macht zu Rate ziehen zu müssen. War es vielleicht doch das, was die Inquisitorin gemeint hatte? Dass sie enttäuscht wäre, wenn es der Sephi nicht gelänge, die Scharade auf andere Weise zu durchblicken? Nun, vielleicht war es doch näher an der Wahrheit als ursprünglich angenommen. Wenn auch nicht in Bezug auf die Möglichkeit, sondern eher in Bezug auf die Dauer und die Anstrengung, die diese einfordern würde. Alles in allem war die Symbiose mit der Macht auch eine Form der Fitness – wer es nicht übte und trainierte, für den wurde es immer schwerer, wieder an alter Stelle anzuknüpfen. Das hatte Sedrael schon lange realisiert, allerdings eigentlich darüber bisher eigentlich kein allzu großes Bedauern empfunden. Vielleicht hatte sie es sich damit aber auch etwas zu einfach gemacht.

Was war das Geheimnis? Der Schlüssel dieser eigenartigen Konversation, der in kein anderes Schloss zu passen schien, vielleicht aber auch für dieses Schloss eigentlich gar nicht vorgesehen war. Doch vielleicht war es genau das, was die Macht der Galaxis zeigen wollte. Festgefahrene Ideologien waren Vergangenheit. Wo keine Masse an Machtbegabten existierte, waren die Existierenden vielleicht dazu genötigt, sich daran zu erinnern, wo sie alle ursprünglich herstammten.
Danke? Einen Augenblick lang schien Sedrael tatsächlich irritiert und hob ihren Blick dann wieder zu der Inquisitorin an. Ihre dunklen Augenbrauen sträubten sich ein Stück weit und legten ihre Stirn in Falten. Diese Frau, ein Wesen aus der Finsternis, die Mörderin einer Welt, ihrer Welt, bedankte sich bei ihr? Sie blinzelte ein Mal verwirrt, vielleicht auch, weil in ihrer Wahrnehmung für einen Moment etwas Eigenartiges in der Macht um sie herum passiert zu sein schien, das sie sich nicht erklären konnte. Doch auch nach kurzem Zögern war sie nicht in der Lage zu verstehen, was die Frau meinte oder warum die Wellen der Macht gerade für einen Moment höher geschlagen waren als zuvor. Für Sedrael waren Machtbegabte letztlich alle nur Kinder der Macht, Personen mit einem bestimmten Talent. Manche nutzten ihr Talent, um im großen Orchester eine wichtige Rolle zu spielen, während andere nur damit zufrieden waren, wenn sie es unter sich ausübten. Es änderte nichts daran, dass sie alle das gleiche Talent besaßen, sie alle spielten auf ihre Art die Symphonie der Macht, auch wenn das Publikum vielleicht bei jedem ein ganz anderes sein mochte. Wenn die Macht es zuließ, wer war sie als kleines, fühlendes Wesen, dies aus ihrer beschränkten Sicht werten zu wollen? Selbst die Jedi hatten schließlich nie bestritten, die Jedi und all ihre Widersacher letztlich den gleichen Ursprung hatten – im Gegensatz zu manchen anderen Jedi schien Sedrael aber diesem Teil mehr Aufmerksamkeit und Beachtung zu schenken als vielleicht üblich war. Denn nicht zuletzt belegte auch das nur die Schwäche von Terminologie und Ideologie. Schubladen waren rasch geöffnet, auch wenn sie nicht immer angemessen waren – in die eine wie in die andere Richtung.
„Danke wofür?“, fragte die Sephi also schließlich mit weiterhin gerunzelter Stirn. Dankbarkeit implizierte immerhin, dass Sedrael etwas gesagt hatte, an dem die Frau in irgendeiner Form Gefallen gefunden hatte. Dass sie aber Gefallen daran fand, auf eine Stufe mit einer untrainierten Jedi gestellt zu werden, war nur schwer vorstellbar. Andere hätten eine solche Formulierung vielleicht eher als anmaßend empfunden, auch wenn es sicherlich nicht so gemeint gewesen war. Offenbar schien sie aber der Umstand, von Sedrael in eine Schicksalsgemeinschaft mit ihr geworfen zu werden nicht zu stören - eher im Gegenteil.

Den weiteren Worten ihrer Gegenüber hörte die Sephi schließlich kommentarlos zu. Es waren viele Informationen, doch aus ihrer Sicht hatte jede einzelne ihren eigenen Wert in dem lückenhaften Wissen, das sie derzeit über die Situation in der Galaxis, über die Situation auf diesem Schiff und über diese Situation hier in der Zelle hatte. Jedes Versatzstück leuchtete eine weitere Facette aus, brachte das Mosaik zum Glitzern und rückte verschiedene Punkte in den Vordergrund, die letztlich nur den Drang nach weiteren Informationen hervorbrachten. Dennoch mäßigte sich die Sephi und ließ Nigidus - Reah Nigidus, wie sie nun erfahren hatte - geduldig ausreden, bis diese von sich aus zu einem Ende kam. Es war letztlich immer interessanter, Informationen vorgebracht zu bekommen, als diese konkreter einzufordern, denn häufig genug war schon die Auswahl an dargebrachten Informationen sowie die Formulierung eines Umstands in sich aufschlussreich genug. Als was mochte Sedrael die Frau nun also sehen, nachdem sie all das erfahren hatte? Letztlich war es eine Biographie des kontinuierlichen Versinkens, weitgehend ertränkt im Strudel einer allgegenwärtigen Dunkelheit, die wieder an die Oberfläche gelangt war und nun nach Atem, nach dem Leben schnappte, das sich vor ihr auftat, ohne es aber selbst wirklich erreichen zu können. Aber irgendwo musste ein Funke sein, dieser eine Schimmer, der dafür sorgte, dass Reah Nigidus nicht ihr Schwert nahm und es gegen sie einsetzte. Es war Nigidus‘ Aufgabe, sollte es jedenfalls sein, nach ihrer eigenen Aussage. Und dennoch tat sie nichts davon. Sie saß hier, Sedrael gegenüber und beantwortete Fragen, zu deren Beantwortung sie niemand zwingen konnte. Sie tat es freiwillig, zwanglos, war willens zur Auskunft – und das obwohl sie nach eigener Vorgabe eine der engsten Häscherinnen des besagten Imperators zu sein schien. Der Sephi war aber nicht entgangen, dass ihre Gegenüber bei der Erwähnung ihres Sith-Seins anders agiert hatte als in ihrem übrigen Vortrag.
„Ihr dient also einem Imperium unter der Herrschaft eines Dunklen Lords der Sith, Eures Meisters. Ich bin zugegebenermaßen überrascht, dass der Orden trotz jüngster Ereignisse noch existiert“, nahm Sedrael darauf Bezug und resümierte knapp, indem sie die einzelnen Teile zusammensetzte. Das Erdbeben in der Macht vor einigen Monaten hatte nach ihrer Ansicht eigentlich den Hinweis gegeben, dass irgendetwas enorm Böses aus der Galaxis geschieden war, von dem Sedrael eigentlich vermutet hatte, dass es der korrumpierende Einfluss der Sith gewesen sein musste, auch wenn sie nicht genau wusste, was im Rest der Galaxis geschehen war. Aber schon kurz darauf hatte ein Nachbeben angekündigt, dass daraufhin etwas anderes erwacht war, auch wenn es nicht derart breite Schwingen trug wie das ursprüngliche Böse. Es gab aber keinen Zweifel daran, dass das eisspeiende Monster, zu dessen Hologramm Reah Nigidus gesprochen hatte, ihr Meister und somit offenbar ein neuer Dunkler Lord der Sith gewesen sein musste, auch wenn die Inquisitorin dies nicht ausdrücklich bestätigt hatte. Es schien Sedrael in diesem Augenblick merkwürdig ironisch zu sein, dass die eigentliche Grundessenz der Sith, die eigenen Fesseln zu sprengen, mit der eigenen Ankettung an ein Staatssystem und der Unterwerfung unter einen Meister eigentlich von vorneherein widersprüchlich klang.

„Eine Entscheidung darüber, wie man jemanden ansieht, mag sich im Ergebnis auch danach bemessen, als was sich derjenige selbst ansieht“, spielte sie auf die vorherigen Worte der Frau an, wobei sie damit nicht unterstellte, dass es ihre Gegenüber ernstlich kümmerte, was Sedrael ihr für eine Ansicht zumaß. Zumindest aber mochte es in Teilen erklären, warum sie überhaupt danach gefragt hatte. Am Interessantesten fand sie hieran in der Eigenwahrnehmung von Reah Nigidus, dass sie sich selbst als Mörderin bezeichnete – ein Umstand, der letztlich schon eine Wertung der eigenen Person darstellte, sollte es auch vielleicht nicht beabsichtigt gewesen sein. Denn im Gegensatz zu manch anderem Mörder rechtfertigte sie diese in Frage stehende Tat also nicht vor sich selbst und bestritt es nach außen wie nach innen hin, sondern stand kritiklos dazu. Dazu mochte es verschiedene Erklärungen geben, wobei Gleichgültigkeit oder Selbsteingeständnis in den meisten Fällen wohl die vorherrschenden Motive waren. Sedrael konnte derzeit nur spekulieren, warum die Hexe diesen Punkt gezielt dargebracht hatte, aber er sagte zweifellos mehr aus als die bloße Erwähnung dieses Umstands zunächst vermuten lassen konnte. Das Motiv des Mords nach den Jedi-Aufzeichnungen zufolge ein gängiges unter den Sith-Anhängern zu sein, häufig als erster Berührungspunkt mit der Vernichtung von Leben und am Ende stand er als Casus Belli für den eigenen Feldzug gegen alle anderen Wesen in der Galaxis, wenn das Töten irgendwann zur Routine wurde. So wie es das für die Inquisitorin offenbar geworden war. Denn die Inquisition selbst war nach Aussage der Frau offenbar nicht viel mehr als eine staatliche Hetzjagd auf alles Machtbegabte, die notfalls ihren Blutzoll an die Kampfhunde zu leisten hatten, wenn sie ihnen unpassend waren. Wirklich überraschend war eine solche Institution für Sedrael an sich nicht, es war wohl nur eine logische Konsequenz dessen, was während ihrer ungezielten Zeit im Äußeren Rand gemeinhin als Verrat des Jedi-Ordens bezeichnet worden war. Dass die Galaxis dafür nach Rache wegen eines blutigen Bürgerkriegs gedürstet hatte, war aus dieser Sicht heraus keine Überraschung – und alles in allem konnte auch ein Teil von Sedrael darüber nur wenig Bedauern empfinden, wenn sie darüber nachdachte, zu was der Orden in diesem Krieg geworden war. Ausschalten oder Brechen hieß demnach jetzt die Devise ihrer Gegenüber.
„Euer Auftrag lautet also Ausschalten oder Brechen. Welches dieser beiden Prinzipien gedenkt Ihr sodann an mir anzuwenden?“
Denn aufgespürt worden war sie nun bereits. Dieses Ziel der Inquisition hatte Reah Nigidus bereits verwirklicht. Oder besser gesagt, sie war nicht aufgespürt worden, sondern man hatte sie aufgespürt, offenbar nicht ungezielt und nicht aus purem Zufall, ansonsten wäre die Teilnahmslosigkeit und das Desinteresse der Inquisitorin an dem anderen Machtnutzer Quel-Tuus schwerlich zu erklären. Wie dieses Aufspüren nun genau gelungen war, würde sich als Frage noch zu anderer Zeit erklären lassen, war es doch jetzt im Moment nicht entscheidend. Die Tatsache, dass sich die Frau als neuerliche Sith bezeichnete, war aber ein Stück weit verstörend und eigentlich nicht unbedingt das, was Sedrael erwartet hätte. Aber letztlich war auch das nur eine terminologische Frage, deren Beantwortung im Grunde müßig war. Ähnlich wie seinerseits die Beantwortung der Frage, ob sie selbst nun definitionsgemäß als Jedi anzusehen war oder nicht. Offenkundig waren beide wenig genug fundamental in ihrer Ideologie gefangen – und das war weitaus entscheidender als jede Terminologie. Und die präzise Frage der Sephi, wie sich die Inquisitorin an den – wie sie eben dargestellt hatte – an sie gestellten Auftrag halten würde, ja ob sie es überhaupt daran halten würde, mochte vielleicht Aufschluss darüber geben, in welche Richtung dieses Treffen nun gehen würde. War ihre Gegenüber gefangen in einem System oder war sie frei genug, ihr gegebene Anordnungen zu überdenken?
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