#2
Planet N’zoth

„Also, wie ist der aktuelle Zustand der Flotte?“, fragte Gouverneur Crollick seinen militärischen Berater Jian Paret, der vor dem Schreibtisch des Politikers in der für Militärs so eigenen Steifheit stand. Er ließ den Offizier stehen, bot dem Kommandeur derGarnison auf N’zoth gar nicht erst den Stuhl vor dem Schreibtisch an. Idealerweise sollte dessen Report nämlich sehr rasch vonstattengehen, denn die Koordination einer für die Einheimischen unbemerkten Evakuierung eines Sternhaufens war keine leichte und schon gar keine sich selbst erledigende Aufgabe, insbesondere für einen Gouverneur.
„Derzeit nicht allzu gut“, antwortete der Militär schließlich in einem gefühlt elitären Tonfall. „Einige wenige Schiffe sind noch durch verschiedene Kämpfe mit Piraten und dem Großadmiral Grunger…“
„Dem ehemaligem Großadmiral Grunger“, korrigierte Crollick sofort und aufmerksam, nicht ohne gewissen Tadel in der ansonsten wenig autoritären Stimme.
„… dem ehemaligen Großadmiral Grunger beschädigt. Das größte Problem ist allerdings die akute Unterbesetzung, weil wir schon seit Endor kaum die Verstärkung erhalten haben, die notwendig gewesen wäre“
Von seiner Unterbrechung hatte sich Paret nicht aus dem Konzept oder gar aus der Ruhe bringen lassen. Ein Jammer. Es wäre schön gewesen, die so selbstbewusste Fassade eines Offiziers ein wenig wanken zu sehen - wenn auch nur für einen Augenblick. Und dennoch, Gouverneur Crollick war froh. Sehr froh, wie die meisten Imperialen in seiner Umgebung. Endlich fort von diesem gottverlassenen Ort. Der Koornacht-Sternhaufen war ein mieser, entsetzlicher Haufen Bantha-Dungs, nicht zuletzt aufgrund der abstoßenden Yevethaner. Sie waren schlichtweg verachtenswert, ihre Anatomie geradezu unheimlich. Es war vor Jahren nicht einfach für das Imperium gewesen, Koornacht von den Yevethanern zu nehmen, aber inzwischen waren diese zu einer stupiden, geradezu gehirngewaschenen Spezies aus Bücklingen und Dienern geworden. Vermutlich konnten nur Aliens so rasch abstumpfen. Sein Gegenüber, Jian Paret, glaubte – so wusste Crollick – nicht daran, dass wirklich die Yevethaner hinter den kürzlichen Anschlägen steckten, weil sie schlichtweg intellektuell dazu gar nicht in der Lage gewesen wären. Parets Meinung nach verschwieg das Imperium hier lieber die Täterschaft der Rebellenallianz und beschuldigte stattdessen die Yevethaner, um an ihnen ein gerechtfertigtes Exempel statuieren zu können. Das empfand Crollick als durchaus plausibel, insbesondere wenn man die offensichtliche geistige Unterlegenheit der Yevethaner bedachte, aber auf der anderen Seite hatte er schon zu viele verrückte und unplausible Dinge gesehen, um dies komplett auszuschließen.
„Da wir in diesem Teil der Galaxis nicht genügend Soldaten zur Vollbesetzung aufbringen können, wird die Flotte zum Regionshauptquartier nach Commenor verlegt“, fuhr Paret schließlich mit einer nur kurzen Verzögerung fort. „Wie es aussieht, werden dort bereits die neuen Soldaten gesammelt, damit wir sie direkt aufnehmen können.“
Nachdenklich lehnte sich der Gouverneur zurück. Sein Blick fiel ungezielt aus dem Panoramafenster auf die derzeit rostbraune Oberfläche von N’zoth.
„Ob hier oder dort, spielt wohl keine große Rolle. Hauptsache, wir bleiben im Zeitplan und lassen das Zentrum nicht auf uns warten. Es ist ziemlich offensichtlich , dass das Oberkommando sehr versessen darauf ist, diese Schiffe baldmöglichst in den Süden schicken zu können.“
„Nun, das ist nur logisch. Die Intimidator wäre im Süden ein großes Hemmnis für eine etwaige Offensive der Rebellen in dieser Richtung. Sie werden es sich nicht leisten können, ein derart großes Schiff zu ignorieren, was uns einen enormen strategischen Vorteil verschafft. Da die Annihilator im Norden gegen zahlreiche Abspalter strategisch gebunden und die Whelm dagegen bei Anaxes für die Kernverteidigung abgestellt ist, bleibt somit nur unser Schlachtschiff zur freien Verwendung im Falle eines Angriffs. Kein Wunder also, dass das Oberkommando versessen darauf ist.“
Doch Gouverneur Crollick war rasch gelangweilt von den militärischen Ausführungen und hatte ohnehin nur mit halbem Ohr zugehört. Die Details kümmerten ihn nicht, betrafen ihn und seine anstehenden Aufgaben nicht, daher sah er es nicht sein, sich zusätzlich damit zu befassen und sei es auch nur gedanklich.
„Wie auch immer. Sorgen Sie einfach dafür, dass Ihre Evakuierung der Werften reibungslos verläuft. Ich kümmere mich um die letzten Vorbereitung zur Evakuierung von N’zoth.“
„Ja, Gouverneur. Ich gehe nicht davon aus, dass die Yevethaner von der Räumung des Sternhaufens wissen.“
Crollick stieß amüsiert etwas Luft aus. „Natürlich nicht. Selbst denen wäre dann vermutlich klar, was das für sie bedeutet. Sobald wir N’zoth von imperialen Soldaten und Zivilisten evakuiert haben, werden wir die Werften sprengen.“
„Was geschieht mit den yevethanischen Arbeitern?“
„Ich denke, diese Frage wird sich mit der Sprengung der Werften abschließend geklärt haben“, ergänzte Crollick, während er die ausgestreckten Finger seiner rechten Hand betrachtete. Dennoch glaubte er, ein zufriedenes Nicken seines Gegenübers aus dem Augenwinkel erkannt zu haben, als dieser den Wink verstanden hatte.
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