#3
Schiffswerft Black-15, Executor-Klasse Schlachtschiff Intimidator

Aus finsteren Löchern krochen flinke Schatten und schlichen vereinzelt durch die leeren Korridore. Klauen blitzten. Immer mehr. Niemand würde sie zum Narren halten. Niemand.

„Ist die Evakuierung des Planeten abgeschlossen?“, fragte Commander Jian Paret auf der Brücke des Schlachtschiffes, das noch an der großen Schiffswerft in der Nähe der yevethanischen Hauptwelt N’zoth angedockt war. Der Kommunikationsoffizier tippte auf seinem Terminal.
„Jawohl, Sir. Wir haben die Bestätigung, dass Gouverneur Crollick mit den imperialen Zivilisten und den Resten der Garnison von N’zoth nun auf dem Weg ist. Die Transporter werden in weniger als fünf Minuten landen.“
„Gut. Geben Sie an Admiral Okaar nach Commenor durch, dass wir den Zeitplan einhalten und pünktlich dort eintreffen werden. Waffen auf die Werft ausrichten. Halten Sie die Intimidator bereit zum Abdocken.“
„Bestätigt. Bereit zum Abdocken auf Ihren Befehl.“
Endlich. Die monatelange Wartezeit war schließlich vorüber. Es war an der Zeit, diesen Müllhaufen der galaktischen Geschichte endlich hinter sich zu lassen. Die fleißigen, aber gruseligen Yevethaner, die auf den Werften arbeiteten, hinter sich zu lassen, die sich Parets letzten Kredit an dem Tage verspielt hatten, als die Sprengladungen an Bord seines Schlachtschiffes explodiert waren, zwei seiner Männer getötet und sein Schiff für Reparaturen wieder ans Dock gebunden hatten. Es war ohnehin nicht mehr viel Kredit gewesen, den der Offizier für diese barbarischen Kreaturen übrig gehabt hatte. Nun aber würde zusätzlich eine große Genugtuung darüber stattfinden können, dass dieses Volk von Sklaven keine Möglichkeit mehr erlangen würde, sich jemals wieder gegen seine Herren aufzulehnen.
„Ich will hoffen, die Besatzung, die für uns auf Commenor bereitsteht, wurde auch ordentlich ausgebildet. Für das, was uns bald bevorsteht, können wir keine blutigen Anfänger brauchen.“
„Angeblich sind die Offiziere überwiegend Teile des vorletzten Jahrgangs von Prefsbelt“, entgegnete sein Lieutenant, der neben der Konsole des Kommunikationsoffiziers mit verschränkten Armen stand und den Fortschritt betrachtete. „Laut Dellaron sind aber auch einige erfahrene Mannschaften dabei. Im Bereich der Bordschützen sollen wir sogar das Beste bekommen, was noch auf dem Markt ist.“
„Immerhin“, brummte Paret. „Es wird nötig sein. Die Rebellen werden ihr blaues Wunder erleben, wenn sie über Druckenwell plötzlich in die Schwarze Flotte fliegen…“

Irgendetwas knarzte hinter dem Commander. Jian Paret drehte sich um. Ein Yevethaner in brauner, einfacher Kleidung stand plötzlich verlassen in der Brückentür und eine Klaue kratzte an der Metallwand entlang.

„Was zum…“, fragte Paret überrascht. „Was willst du hier, Alien? Das ist Sperrgebiet, deinesgleichen ist das Betreten untersagt.“
„Wir wollen, was uns gehört.“
Die stark akzentuierte Stimme des yevethanischen Mannes ließ es dem Commander eiskalt über den Rücken laufen. Mit einem gespenstischen Zischen verschwand die Klaue wieder in der Haut des fremden Wesens. Eine Zeit lang passierte nichts.
„Schaffen Sie diesen Freak sofort von meiner Brücke, Lieutenant!“
Nach einem unsicheren Blick zu seinem Kommandierenden Offizier trat der Lieutenant von der Kommunikationskonsole weg und mit zwei Flotteninfanteristen an den Yevethaner heran. Schemenhaft preschten aus dem Schatten neben der Türe weitere Aliens hervor und schnitten den Männern von hinten die Kehlen durch. Der Anführer der Yevethaner riss einen überraschten Offizier von der Feuerleitzentrale mit einer Bewegung aus seinem Sitz und tippte irgendetwas auf der Konsole ein. Ungläubig starrte Paret, wie immer mehr Yevethaner auf die Brücke strömten. Seine Crew geriet in ein Handgemenge mit Klauen, Männer schlugen panisch um sich, um den Klingen zu entgehen. Dann eine Vibration. Die Kanonen der Intimidator hatten gefeuert. Binnen einer Sekunde verschwanden auf den Bildschirmen die Positionssignale der imperialen Transporter, die von N’zoth angeflogen kamen.


Plötzlich stand der Anführer der Wilden vor Paret.
„Für den Stolz von Yevetha!“, brüllte Nil Spaar in die Galaxis hinaus und packte den Commander mit seiner rechten Hand am Hals. Zischend fuhr eine messerscharfe Klaue aus seinem rechten Handgelenk, bohrte sich in Parets Hals, durch dessen Schädel und stieß am Hinterkopf wieder hinaus. Der Yevethaner betrachtete den gurgelnden Menschen eine Zeit lang, diesen ungläubigen Blick, als ihm bewusst wurde, dass es sein letzter Atemzug gewesen war. Nach ein paar Sekunden schnellte die Klaue zurück in das Handgelenk und der Offizier fiel auf den Boden hinab. Das letzte Rest Leben keuchte dort, ließ ihn irrational Zentimeter um Zentimeter in einer Spur des Todes fortkriechen, instinktiv, tierisch, einfach fort von dem Peiniger. Die unkontrollierten, verzerrten Bewegungen wurden mit jedem Mal langsamer, zuckend, als reiße eine unsichtbare Kraft am Körper des Mannes. Zufrieden betrachtete der Anführer der Yevethaner den Todeskampf des verachtenswerten Menschen. Erst als sich nichts mehr rührte, wandte sich Nil Spaar seinem Stellvertreter Dar Bille zu.
„Signal an alle. Die Revolution hat begonnen.“
Zu seinen Füßen lag das tote Wrack des Imperiums, geschlagen, entstellt, zerstört. Eine ausgestreckte, verdrehte Hand in Richtung der Brückentür, doch heute war der Tag der Abrechnung. Niemand würde ihnen heute entkommen. Niemand.


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