#5
Lügen und Eitelkeiten: es war so perfekt bitter, dass selbst der teure Fusel aus dem gelben Glas vor ihm, nicht erheitern konnte. Der Stuhl, an den er gefesselt war, war Gefängnis und reduzierte seine Erscheinung. Mühsam konnte er das Glas von der viel zu hohen Theke greifen. Es war demütigend. Vaash entschied sich, dass Glas schlicht in der Hand zu behalten. Verdienste - vergingen schnell, da Menschen Erfolg suchten. Immer den Gewinner bevorzugten und den Verlierer schnell vergaßen. Heldenmythen waren so beständig aber auch so falsch, dass der Alte daran krankte. An ihm war nichts mehr ehrenhaft; am liebsten hätte er sich selbst Satisfaktion gegeben aber noch gab es etwas, was ihn hielt: seine Familie, der kümmerliche Recht biederes Leben fernab des Militärs. Dieses Leben hatte weltliche Sorgen, wie Studiennoten, Frisuren oder auch schlicht fehlende Badeutensilien. Es wirkte so fremd, daran zu denken, dass viele Menschen und Lebewesen dieser Galaxis einen langweiligen Alltag lebten und man selbst seelisch verstarb. Eriadu war hier. Überall. So ist das Leben - sprachen einige alte Denker. Wie würde man seiner gedenken? Wahrscheinlich nicht mehr. Was spielte es für eine Rolle, wenn man Jahrtausenden dachte? Er kannte Vesperum, der entrückt sah und handelte. Dieser grausame Geist suchte ihn auch noch jetzt heim. In Gedanken. Doch in einem Punkt hatte dieser Sith recht: Jahrtausende lassen selbst die größte Grausamkeit vermessen klein erscheinen. Vaash konnte so nicht denken, doch dieser Satz hatte sich eingeprägt.

Jahrtausende lassen selbst die größte Grausamkeit vermessen klein erscheinen.


Darth Vesperum besaß eine zynische Weisheit, die den Alten anwiderte. Während er von Schlacht zu Schlacht lebte, war dort kein Lied mehr, welches sein Herz sang. Dieses Imperium kümmerte sich lieber um seine Lügen und falschen Versprechungen; im Grundsatz eines Jahrtausende andauernden Anspruches. Vesperum hatte Recht, so böse es und schlecht es war. Jetzt war es Vaash klar, mit dem Blick in dieses Glas Alkohol, welcher bitter schmeckte. Bitter, wie sein Leben. Dann tauchte Varpasi auf, seines Zeiches Schlachtenlenker und wohl auch sein Retter. Der Alte blickte von seinem Glas, welches im grellen Licht des Raumes spiegelte, und sagte: "Sie hier? Eine echte Überraschung!" Falsche Freude lag in seinem Gesicht, erleichtert durch einen bereits leicht diesigen Zustand. "Niemand wird geschont," folgte dann an Ehrlichkeit. Ein Blick auf den altgedienten Offizier genügte, um dies zu sehen. In der Tat gab es nie Schonung oder Gnade, sondern nur Handlungen, die Erfolg hatten oder scheiterten. Krieg war so. Auch der politische Kampf um Macht, der immer auf die Dekadenz des Egos folgte. Politik war widerlig und bei dem Gedanken daran, gleich Pestage zu begegnen, musste Vaash sein Glas in einem Sturz leeren. "Noch einen," donnerte die fragile sowie alte Stimme des Flottenbären im Hoverstuhl. Man gab ihm ein neues Glas, welches von seinen Pranken fest im Schoß umschlossen wurde. "Wie geht es Ihnen?" - begann der Alte ein wenig Smalltalk, um sich selbst abzulenken, obwohl dies nur mäßig gelang. Es war pure Höflichkeit unter Offizieren, eine Notwendigkeit des Zusammenseins aber wohl ein Einstieg in Ablenkung. Eine Ablenkung von seelischer Grausamkeit dieser verdammten Eitelkeit. Tiberius Vaash wollte sich keinen Reim mehr auf diesen Zustand machen, sondern ihn einfach ertragen. Müde erhob der gebrochene Mann seinen Blick vom Kristallglas und versuchte die Augen seines Kameraden zu suchen, Acchetia neben sich vergessend. Es war ein trauriger Blick, der einen Anker suchte. Vielleicht versuchte Vaash etwas von sich selbst in Varpasi zu erkennen; eine Verbindung, die über Eriadu hinausging. Noch war es nur Eriadu, eine Welt, die man nie mehr verließ.
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