Star Wars - Echoes of the Empire
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Großer Festsaal - Galaktisches Imperium - 21.07.2014

Der riesige Festsaal in einem der obersten Stockwerke des Imperialen Palastes war derzeit der Ort geschäftigen Treibens. Platz war auf einem Planeten wie Coruscant der größte und teuerste Luxus und nicht zuletzt spiegelte sich diese Eitelkeit in der geradezu grotesk großen Kuppel, die den gesamten Saal sorgsam und großzügig einrahmte. Eine schier endlose Schar an Droiden schmückte die ohnehin schon prachtvollen Wände mit allerlei kitschigem Dekor. Putzdroiden fuhren mit ihren automatischen Maschinen über den blank wirkenden Boden, immer und immer wieder, ehe auch der letzte Zweifel des Inspekteurs ausgeräumt war. Nickend hakte er diesen Punkt auf dem Datapad ab, anschließend brausten die Putzdroiden und kurz darauf auf die Dekordroiden auf sein Zeichen hin davon. Der Zeitplan musste stimmen. Mehrere niedergeschlagen aussehende Aliens trugen anschließend ein gewaltiges imperiales Banner durch das Tor des Ballsaals, gedemütigt vom Prunk eines Staates, der sie verabscheute. Die zwei Sturmtruppen an den Seiten des Tores wackelten leicht mit den Blastergewehren, als die Aliens eintraten. Kommentarlos winkte der Inspekteur die längst gebrochenen Aliens heran, deutete auf die Wand, der man sich gegenüber sah, sobald man die Halle betrat. Die Gruppe von Aliens setzte sich wieder in Bewegung, präzise gedrillt und sorgsam darauf bedacht, dass kein Stück des Banners den Boden berührte, da dies nur weitere Schläge bedeutet hätte. Die vordersten Aliens, zwei großgewachsene Gotals, erklommen die Sprossen einer an die Wand gelehnten Leiter mit einer schier endlosen Höhe, bis sie direkt unter der Decke standen und die gestanzten Löcher des Banners an zwei aufwendige, nach einem mythologischen Tierschnabel geformte Halterungen hängten. Erst dann ließen die übrigen Aliens unten an der Leiter das Banner los und die Schwerkraft sorgte dafür, dass der samtene Stoff faltenlos nach unten fiel. Der Inspekteur nickte abwesend, betätigte einen Knopf auf seinem Datapad und sofort begannen zwei kleine Schlitze am Boden unter dem Banner Luft nach oben auszuströmen und die Flagge wie in einer leichten Windbrise wehen zu lassen. Nach diesem erfolgreichen Test stellte er die Windanlage wieder ab.
„Gut. Nächste Gruppe“, murmelte der Inspekteur, notierte erneut etwas und die Prozedur wiederholte sich an der gleichen Wand, dieses Mal an ihrer rechten Seite. So rahmten die beiden aufgehängten Banner schließlich einen schlichten Thron ein, der während der Feier symbolisch leer bleiben würde. Ishin-Il-Raz hatte auf so eine Inszenierung bestanden, obwohl der namenlose Inspekteur davon ausging, dass Großwesir Pestage davon nicht begeistert sein würde. Schließlich wollte er um jeden Preis vermeiden, dass es ein erneutes Vakuum gab. So oder so ähnlich waren jedenfalls die Gedanken des Inspekteurs, der dann jedoch nur uninteressiert die Schultern zuckte und mit seiner Arbeit fortfuhr. Er tat seine Arbeit, alles andere war nicht relevant. Seine Meinung zu dieser Monstrosität an Prunk und Demut vor einem leeren Stuhl schon gar nicht.

Nach und nach trafen weitere versklavte Aliens ein, mit großen, massiven und äußerst edel wirkenden Holztischen, die dennoch niemals auf den Boden abgesetzt werden durften und daher zumeist von kräftigeren Spezies wie Wookiees getragen werden mussten. Doch auch für diese war es keine leichte Arbeit. Stunden vergingen, ehe der Raum angerichtet war, zwei gewaltige Tische zu jeder Seite des improvisierten Throns, die diesem im Raum wie eine Sturmtruppenformation Ehre bezeugten, weiter Richtung Eingang einige kleinere runde Empfangstische zum Abstellen von Gläsern. Als die Einrichtung komplett war, setzte es wieder einen Haken und der gelangweilte Inspekteur schnippte erneut. Dem Ablauf entsprechend glitten lautlos Dutzende von Lichtern durch das große Eingangstor in den Raum hinein – Mikrodroiden, die in ihrem eigenen gleißenden Licht nicht mehr zu erkennen waren. Der Inspekteur deutete nach oben und die wirre Ansammlung von Lichtern stieß in Richtung der kuppelförmigen Decke. Ein paar Meter darunter kamen sie zum Stillstand und flogen allmählich in die ihnen zugewiesenen Positionen. Zusammen ergaben die Lichter bald die Form der Galaxis, die sich entsprechend ihrer Rotation langsam drehte. Jedes der Lichter stand für einen Stern, ganz gleich, ob das Gebiet imperial kontrolliert war oder nicht. Der Inspekteur nahm zur Kenntnis, wie die Mikrodroiden entsprechend ihrer Programmierung eine perfekte Rotation der Galaxis zeigten, ohne deren Form zu verzerren und blickte schließlich auf das Chrono an seinem Handgelenk. Es war nicht mehr viel Zeit, aber er war im Soll. Mit einer Hand winkte der Beamte und zwei Arbeiter begannen, einen roten Teppich vom Tor bis hin zum Thron auszurollen, der bis auf den Millimeter genau vor der einen Stufe endete, die die Schwelle des Throns zum Rest des Raums bildete. Haken. Irgendwann würden alle Dinge abgearbeitet sein und rechtzeitig genug, ohne dass sich der Bürokrat beeilen musste und so, dass der Empfang schließlich in aller Ruhe beginnen konnte. Die Einladungen waren verschickt, die Zusagen erteilt oder auch nicht, und nun musste nur noch die richtige Stunde anbrechen.



Re: Imperialer Palast - Festsaal - Daro Zen - 21.07.2014

Wer waren sie schon? Die Verlorenen, die Entbehrlichen, die normalen Soldaten, die im Krieg so schnell, so leichtfertig entsorgt wurden wie Sondermüll. Wer gab ihnen Wertschätzung? Wer machte ihnen Mut? Wer verstand, dass auch sie nur Menschen waren? Nur normale Wesen, die ebenso Angst hatten, ebenso weinen und lachen konnten wie andere? All diese Fragen stellte sich Daro Zen, Vizeadmiral der imperialen Sternenflotte, in dem kleinen Militärshuttle, dass sie von Ord Mantell zur Hauptwelt brachte. Ins Zentrum. Coruscant. Sie hatte diese Namensänderung stets gehasst. Auf die Fragen aber, wusste sie keine Antwort. Vielerorts erwartete man nicht, dass Soldaten sich wie Menschen benahmen, vielleicht hielt der Großteil der Bevölkerung sie auch nur für eine neue Art Klone. Gesichtslos. Eine Nummer statt einem Namen. Und eigentlich war dieser Einschätzung gar nicht zu widersprechen. Der Individualismus war unerwünscht, man setzte auf Gleichmacherei, der Mensch nach Norm, würden es kritischere Stimmen verlauten lassen. Die Soldaten waren nie ganz da, nie ganz real, manches mal mochte man sich fragen, ob die gewaltigen Sternenschiffe selbst es waren, die den Kurs bestimmten, die ihren Besatzungen die Aufgaben zuwies. Aber sie hatten niemanden außer sich, echte Kameradschaft entwickelte sich nur selten, meist nur in den unteren Rängen und verformte sich im Laufe der Karriere schnell in Rivalität. Jeder wollte die beste Nummer im System sein, jeder wollte die eins sein. Narren im Land der Blinden waren sie, die sie alle darauf hereinfielen. Dann kamen die Diskriminierungen, die Diffamierungen und schlussendlich Ernüchterung und Resignation. Alles aufgrund von Spezies und Geschlecht. Sinnlos? Zweifelsfrei, auch wenn es Daro nie laut aussprechen würde. Sie hatte sich damit arrangiert, wie alle. Anpassung oder Aussortierung waren ihre Optionen. Der propagierte Alienhass indes war nur zu leicht durchschaubar. nach den Klonkriegen, nach dem Kampf gegen die großen Konzerne und Handelshäuser, die maßgeblich von Aliens gelenkt wurden, hatte sich das Feindbild praktisch von selbst etabliert. Ihr persönlich bedeutete es nicht viel, wenn es nötig war, würdigte sie fremde Spezies herab, wenn nicht, ignorierte sie sie. Im Leben von Daro Zen spielte es keine Rolle, sie folgte nur der Norm des Systems und war des offenen Aufbegehrens müde. Was übrig blieb waren Stammtischparolen und harmlose Nörgeleien, die schon lange keinen Biss mehr hatten.

Nun war sie hier, auf Coruscant zu einem Anlass, der absurder nicht hätte sein können. Eine Gala-Veranstaltung mitten im Krieg, wo der Norden im Chaos versank und kurz vor dem Kollaps steht und die Südgrenze seit dem Debakel um Eriadu geschwächt ist. zu einem Zeitpunkt, an dem kaum noch jemand an das Imperium glaubte, wo Kriegsherren sich zu Herrschern machten und die Einheit zerrissen hatten. Zu einem Zeitpunkt, bei dem nun deutlich sichtbar wurde, wie sehr das Imperium von einem Palpatine abhängig gewesen war. Vielleicht war es auch einfach nur der Abgesang, der letzte Totentanz vor der Fahrt in die Hölle. Zweifellos würde man sie verbrennen, die Soldaten, die einfachen Schachfiguren. Im Zweifel würde man sie alle opfern. Der Blick in die Zukunft versprach düsteres. Und dann gab es jene, die sich über die Dinge stellten, Soldaten, die gegen Soldaten kämpften, weil sie meinen, sie wüssten es besser. Männer wie Blitzer Harrsk und Tiberius Vaash, Männer, die keine Skrupel besaßen ihre einstigen Kameraden abzuschlachten um politische Umbrüche zu erzwingen. Heute wären sie alle hier, alle in diesem Palast, der den dunklen Schatten über das Imperium warf. Und man erwartete von ihr, dass sie diese Menschen ansah, sie ertrug, zusammen mit der Verwunderung, mit dem Spott, den Rang und Geschlecht mit sich brachten und doch hatte sie kaum eine Wahl. Bösartig ausgedrückt gönnte ihr Sate Pestage als derzeitiger Regent eine psychische Demontage vor dem nächsten Fronteinsatz.

Coruscants künstliches Licht durchbrach die Scheiben des Shuttles und gaukelte Idylle in einer Galaxis des Krieges vor. Durch die Sichtfenster war das geschäftige Treiben zu erkennen, dass einen beinahe glauben ließ, alles wäre normal. Man musste sensibilisiert sein, besonders als Imperialer, um die Unterschiede zu sehen. Es bedurfte eines Blickes unter die Oberfläche, dort, wo es keine Sonne gab, dort, wo der Kessel wahrscheinlich so stark brodelte, wie im Obersektor Glanzjuwel. Dorthin verschwand auch eine Polizeikolonne, tief hinab donnerten sie, um das Gewürm, dass sich wagte das Maul zu öffnen, Phrasen zu dreschen und sich aufmüpfig zu geben, zurück in die Löcher zu prügeln. Und das war noch gnädig. Anderswo kam die Imperiale Flotte, anderswo stand sie auf der Brücke und entschied ganze Wohnviertel zu bombardieren, hundertausende zu töten, wegen einiger Aufständischer. Aber war es ihre Entscheidung? Schlussendlich wohl kaum, es spielte keine Rolle. Wurde der Befehl erteilt, würde es jemand tun. Ob sie sich sträubte machte kaum einen Unterschied. Wie ein Mensch seine eigene amoral ertragen sollte, spielte keine Rolle. Niemand fragte. Niemanden interessierte es, wie man sich jeden Morgen noch im Spiegel ansehen konnte. Sie lebten für die Sache oder starben als Verräter. Und nun würden sie das Tanzbein schwingen, stolz auf das Blut sein, dass an ihrer aller Hände klebte. Alles was blieb war Verdrängung, die unterdrückten Emotionen, Wut, Trauer und Hass in die Abgründe des selbst zu bannen und dort zu versiegeln. Dann setzten die Admirale die Masken auf, Admirale wie sie, und erfreuten sich ihrer Kompetenz, ihrer geschlagenen Schlachten und militärischen Auszeichnungen. Und nichts anderes waren sie: Schlächter. Wenn ein entsprechender Befehl kam, wurden sie Barbaren. Daro kannte die Tarkin. Sie wusste, dass es nicht besser wurde, nur schlimmer. Dass sie es eigentlich nicht mehr aushielt, dass sie schreien, vielleicht weinen wollte, aufgrund der Last, der auf ihr lag. Aber sie machte weiter, schluckte es herunter und konnte sich nur einreden, dass Krieg nun einmal so war. Gerechtigkeit gab es hier nicht.

Das Shuttle war gelandet und Daro trat heraus, gehüllt in eine Galauniform, die sie aber offensichtlich eher unbequem und abstoßend fand, als hätte man sie in einem Theaterstück für eine Rolle ausgewählt, die ihr nicht lag, gesteckt in ein Kostüm, das ihr nicht passte. Mit jedem ihrer Schritte zur Pforte des Palastes wuchs auch das unbehagen, dass sie nicht verbergen konnte. Sie fühlte sich unter unbekannten Offizieren nicht wohl, Offiziere die annahmen, das menschliche Leistungszentrum des Menschen säße zwischen den Beinen und erfülle nicht nur den Zweck der Fortpflanzung, sondern auch die Funktion des Denkapparats. Anders konnte sie sich die Ablehnung schlichtweg nicht erklären, es war lächerlich. Und nun musste sie diesen Käfig voller Clowns einen Abend lang aushalten. Sichtlich niedergeschlagen und beinahe seufzend legte Daro ihre Einladung vor und betrat das Theater des Grauens.



Re: Großer Festsaal - Tiberius Vaash - 26.07.2014

Es wurde Zeit für die letzte Polka. Einmal noch das symbolische Tanzbein schwingen, was Vaash rein physisch derzeit nicht möglich war. Der Flug des Shuttle war still, fast zu ruhig, verlaufen und sie waren die Gedanken auf dieses eine Gefühl fixiert. der alte Admiral und Offizier war aufgebraucht. Diese Gala drängte ihn dazu, eine Maske zu tragen, um sich nicht vollständig die Blöße zu geben. Vor Cassio Acchetia hatte er dies leider getan und sich als unsicher entblößt. Tiberius Vaash war kein Held oder heroischer Kämpfer, sondern nur Mensch. Ein Mensch, den der Dienst in den Hover-Stuhl gebracht hatte. Die Sicherheitskontrollen waren schnell erledigt, da man ihn kannte: von den Propagandaplakaten und Il-Raz Reden. Vaash war zu einem Kriegshelden des Reiches stilisiert worden. Selbst seine Niederlage vermochten diesen Ruf kaum zu schmälern. Dem Alten missfiel dies. Nicht aus Schüchternheit, sondern da ihm Eitelkeit zuwider war. Dieses Gefühl, jemand sein zu müssen, der man nicht war; dies fras einen innerlich auf. Es war verrückt. Tausende waren gefallen, eine Schlacht verloren aber dennoch feierte ihn die Propagandamaschine als Helden, der nicht aufgab und im Grunde sinnlos Menschen opferte. Der Berufsoffizier verstand, warum sie es taten aber warum gerade ihm? Das Alter zersetzte seine Knochen und der Krieg seine Seele. Hier war nichts Heroisches. Vaash drückte den Schalter seiner Kontrolle, um den Stuhl in den Saal zu bewegen. Dicht folgte ihm Vizeadmiral Accetia. Man hatte noch ein bisschen Smalltalk geführt. Über Weine, gutes Essen und schöne Welten. Vermeindliche Dinge für das sich das Überleben lohnte. Niemand hatte die Familien angesprochen, für die man eigentlich weiter machte. Die Angst vor Racheakten der Republik war insgeheim immer vorhanden und so kämpfte man primär dagegen an. Gegen diese Gedanken und gegen die Rache der Republik. Dieser Krieg war irre, bekloppt und längst moralisch verloren. Auf beiden Seiten.

Der Stuhl brummte, während einige Soldaten und Offizier sowie andere Galagäste den Helden erkannten. Wenige eilten zu ihm, um ihn zu bewundern und von diesen klatschten sogar einige. Die meisten Anwesenden gafften auf den Alten im Stuhl. Es war, wie im galaktischen Zoo von Coruscant. Vaash konnte und wollte nicht reagieren. Eine merkwürdige Geste entstand: er streckte die Hand zu Acchetia aus, damit dieser ihm folgte; man entrinnen konnte. Vielleicht hoffte der Alte, dass der mittelalte Vizeadmiral den Weg zur Bar freiräumen würde, die sich gleich rechts hinter den Tischen befand. Vaash, vorhin erst den Alkohol ablehnend, brauchte ihn jetzt. Die gaffende Blicke und falsche Heldenmythos musste abgelenkt werden - durch die sanften Nebel des Alkoholes. Der alte Flottenchef brummte nun ebenfalls, drückte den Schalter seines Gefährtes weit nach Vorne und durchbrach mit vorsichtiger Geschwindigkeit (Viel war ohnehin nicht möglich.) die Gaffenden in Richtung Bar. Seine offene Uniformjacke sowie die Decke über seinen Beinen wehte dabei leicht im Fahrtwind auf.

Hoffentlich gab es genügend Mix-Alkoholika dort. Vaash war sich sicher, dass er diesen Abend irgendwie überstehen musste, immerhin war es wahrscheinlich seine letzte Polka. Seine allerletzte Erscheinung als Wrack und Mensch.


Re: Großer Festsaal - Der Unbekannte - 27.07.2014

Wie in einem Zeitraffer huschten die Gebäude an der imperialen Fähre vorbei, die Flottenadmiral Hanaar Varpasi zum Bankett geleiten sollte. Licht und Schatten wechselten in gleicher Geschwindigkeit auf der versteinerten Miene des Admirals, der mit seiner Situation und der damit verbundenen Notwendigkeit seiner Anwesenheit beim Bankett haderte.

"3 Minuten bis zum Ziel", meldete der Pilot nüchtern und lenkte die Fähre in eine letzte Kurve. Vor ihnen entfaltete sich das Kernzentrum der imperialen Herrschaft, der Palast war eine gigantische pyramidenförmige Struktur, die sich aus unzähligen Türmen, Verwinkelungen und abstrakten Gebäudeteilen formte.

Je näher Hanaar dem Ziel kam, desto unwohler fühlte er sich. Er hatte in der Tat lange Zeit überlegt, ob und wie er sich vor dieser Festlichkeit drücken konnte, doch seine Reputation und sein Status in der Hierachie des Imperiums reichten nicht aus, um sich diesem Zwang zu entziehen. Das Gefühl der Machtlosigkeit war lästig, der Verlust von Kontrolle und die damit einhergehende Pflicht etwas zu tun, das man nicht möchte, konnte für einen Militär eine nervende Angelegenheit sein.

Nun aber war er hier und sah, wie die Fähre in Begleitung von zwei TIE-Jägern ihren zugewiesenen Landeplatz ansteuerte. Hanaar begann damit, seine Galauniform zu richten, die in den letzten Jahren offenbar ein wenig ihrer ursprüngliche Größe eingebüßt hatte. Egal wie oft er an ihr zerrte, der Sitz war unbequem, so als wäre das seelenlose Kleidungsstück ebenfalls gegen die Farce, die nun beginnen würde.

Mit einem Zischen öffnete sich die Laderampe und auf Hanaar wartete ein devoter Offizier.

"Flottenadmiral Varpasi", grüßte er mit geheuchelter Freundlichkeit, "Es ist uns eine Ehre, Sie begrüßen zu dürfen. Wenn Sie mir bitte folgen würden." Hanaar musterte kurz den jungen Offizier, der es offenbar nicht besser wusste, verkniff sich aber eine angemessene Reaktion. Mit einem kurzen Nicken signalisierte er seine Bereitschaft und folgte dann dem Mann über den überfüllten Vorplatz durch unzählige mehr oder weniger wichtige Persönlichkeiten bis zu einem dekadenten Torflügel, der von zwei gesichtslosen, behelmten Wachen flankiert wurde. Der Offizier stellte Hanaar erneut vor, doch die Wache schien davon nur wenig beeindruckt zu sein.
"Ihren Ausweis bitte", forderte sie trocken und Hanaar übergab das gewünschte Dokument, welches sogleich von der Wache mit geübten Handgriffen und technischen Hilfsmitteln verifiziert wurde. Nach einigen Sekunden war die Echtheit bestätigt und der Ausweis wechselte erneut den Besitzer.
"Sie dürfen eintreten", gab die Wache monoton zu verstehen und ging symbolisch einen dezenten Schritt zur Seite.

Die gigantische Tür öffnete sich und pustete dem Admiral eine unangenehme Mischung aus Musik, Stimmengewirr und dicker Luft entgegen. Kaum einen Schritt im Raum, eilte bereits ein Kellnerdroide herbei und bot Hanaar ein Getränk an. Er nahm es vom Tablett, ohne darauf zu achten, was es ist, kippte es in einem Schluck hinunter und stellte es wieder zurück. Durch eine geschickte Verlagerung der Handgelenksmotivatoren schaffte es der Droide, das schwankende Glas zu stabilisieren und brauste umgehend wieder davon.

Hanaars Blick fiel auf die opulenten Holztische, die in akurater Reihe in der Mitte des Raumes platziert waren. Bei dem Gedanken, demnächst dort speisen zu müssen, flankiert von Persönlichkeiten, mit denen er im Alltag nie ein Wort wechseln würde, sträubten sich ihm die Nackenhaare.
Den Grüßen anderer Gäste ausweichend suchte sich Hanaar eine mehr oder weniger ruhige Ecke und versuchte, sich einen endgültigen Überblick zu verschaffen.

Da er nun hier war und es wohl keine Möglichkeit gab, direkt wieder zu verschwinden, entschied er sich letztlich dafür, die Zeit zu ertragen und - sobald es das Protokoll zuließ - das Bankett zu verlassen. Tatsächlich entwickelte sich langsam eine gewisse Neugierde, vor allem in Bezug auf ein oder zwei Personen, die er hier erwarten konnte. Admiral Vaash zum Beispiel; soviel Hanaar wusste, war dieser aus dem Krankenhaus entlassen worden. Er musste gewiss auch der lästigen Pflicht nachgehen und hier erscheinen, vielleicht bot sich die Gelegenheit, ein paar Worte zu wechseln.

Sie bot sich, denn ein plötzliches Aufflammen der Stimmen und dezenter Applaus weckten die Aufmerksamkeit von Hanaar. Dort war er, Admiral Tiberius Vaash. Ein gebrochener Kriegsheld und auf den zweiten Blick eine gescheiterte Existenz...
Die Verdienste von Admiral Vaash waren allgemein bekannt, doch war offenbar nicht viel davon übrig geblieben. Er konnte fühlen, wie die Integrität von Vaash in Frage gestellt wurde, jetzt da er sich in dem Rollstuhl wie ein geprügelter Hund zur Bar chauffieren ließ. Es fühlte sich an wie ein Blick in den Spiegel und erinnerte an alte Wunden, die körperlich geheilt, aber seelisch noch weit offen waren. Vaash streute unabsichtlich Salz in diese offenen Wunden.

Der Flottenadmiral atmete einmal tief durch, richtete seine Uniform und suchte sich dann seinen Weg durch die Masse zur Bar. Dort angekommen musterte er einen peinlichen Moment Admiral Vaash. Das Gesicht des Admirals war eingefallen, ausgedorrt und wirkte traurig. Die offene Uniform und die grob über die Beine geworfene Decke verliehen dem Mann ein ungepflegtes und aufgebrauchtes Erscheinungsbild.
Nur zu gut konnte Hanaar nachvollziehen, wie sich Vaash fühlen musste, war er doch bis vor einigen Wochen selbst noch im Krankenhaus, dem Tod näher als dem Leben.

"Ich grüße Sie, Admiral Vaash." Hanaar erinnerte sich plötzlich an den Mann, den er vor einigen Monaten im Flottenoberkommando kennengelernt hatte. Fetzen des Stabsgesprächs zur Offensive von Eriadu gingen ihm durch den Kopf, er war mit Vaash nur selten einer Meinung, was Taktik, Strategie und Vorgehensweise anging, doch er schätze den Mann als versierten Kommandeur.
"Offensichtlich wurden auch Sie nicht von dieser... Pflicht... hier verschont." Hanaar versuchte die Situation und sein eigenes Unwohlsein in Anwesenheit von Vaash mit Humor zu überspielen, doch da Humor nie eines seiner ausgereiftesten Attribute war, wirkte der Versuch eher kläglich und das angedeutete Lächeln wie eine groteske Gewichtsverlagerung im Gesicht.
"Admiral Acchetia", er nickte dem ehemaligen Stabschef zu, "Ich habe vom Wechsel im Oberkommando gehört, eine fragwürdige Entscheidung, möchte ich meinen."

Um die Zeit bis zu einer möglichen Antwort einigermaßen sinnvoll zu überbrücken, richtete Hanaar seine Aufmerksamkeit kurz auf den Droiden hinter der Bar.
"Das gleiche wie der Admiral", forderte er und zeigte auf das halb leere Glas in der Hand von Vaash.


Re: Großer Festsaal - Tiberius Vaash - 30.07.2014

Lügen und Eitelkeiten: es war so perfekt bitter, dass selbst der teure Fusel aus dem gelben Glas vor ihm, nicht erheitern konnte. Der Stuhl, an den er gefesselt war, war Gefängnis und reduzierte seine Erscheinung. Mühsam konnte er das Glas von der viel zu hohen Theke greifen. Es war demütigend. Vaash entschied sich, dass Glas schlicht in der Hand zu behalten. Verdienste - vergingen schnell, da Menschen Erfolg suchten. Immer den Gewinner bevorzugten und den Verlierer schnell vergaßen. Heldenmythen waren so beständig aber auch so falsch, dass der Alte daran krankte. An ihm war nichts mehr ehrenhaft; am liebsten hätte er sich selbst Satisfaktion gegeben aber noch gab es etwas, was ihn hielt: seine Familie, der kümmerliche Recht biederes Leben fernab des Militärs. Dieses Leben hatte weltliche Sorgen, wie Studiennoten, Frisuren oder auch schlicht fehlende Badeutensilien. Es wirkte so fremd, daran zu denken, dass viele Menschen und Lebewesen dieser Galaxis einen langweiligen Alltag lebten und man selbst seelisch verstarb. Eriadu war hier. Überall. So ist das Leben - sprachen einige alte Denker. Wie würde man seiner gedenken? Wahrscheinlich nicht mehr. Was spielte es für eine Rolle, wenn man Jahrtausenden dachte? Er kannte Vesperum, der entrückt sah und handelte. Dieser grausame Geist suchte ihn auch noch jetzt heim. In Gedanken. Doch in einem Punkt hatte dieser Sith recht: Jahrtausende lassen selbst die größte Grausamkeit vermessen klein erscheinen. Vaash konnte so nicht denken, doch dieser Satz hatte sich eingeprägt.

Jahrtausende lassen selbst die größte Grausamkeit vermessen klein erscheinen.


Darth Vesperum besaß eine zynische Weisheit, die den Alten anwiderte. Während er von Schlacht zu Schlacht lebte, war dort kein Lied mehr, welches sein Herz sang. Dieses Imperium kümmerte sich lieber um seine Lügen und falschen Versprechungen; im Grundsatz eines Jahrtausende andauernden Anspruches. Vesperum hatte Recht, so böse es und schlecht es war. Jetzt war es Vaash klar, mit dem Blick in dieses Glas Alkohol, welcher bitter schmeckte. Bitter, wie sein Leben. Dann tauchte Varpasi auf, seines Zeiches Schlachtenlenker und wohl auch sein Retter. Der Alte blickte von seinem Glas, welches im grellen Licht des Raumes spiegelte, und sagte: "Sie hier? Eine echte Überraschung!" Falsche Freude lag in seinem Gesicht, erleichtert durch einen bereits leicht diesigen Zustand. "Niemand wird geschont," folgte dann an Ehrlichkeit. Ein Blick auf den altgedienten Offizier genügte, um dies zu sehen. In der Tat gab es nie Schonung oder Gnade, sondern nur Handlungen, die Erfolg hatten oder scheiterten. Krieg war so. Auch der politische Kampf um Macht, der immer auf die Dekadenz des Egos folgte. Politik war widerlig und bei dem Gedanken daran, gleich Pestage zu begegnen, musste Vaash sein Glas in einem Sturz leeren. "Noch einen," donnerte die fragile sowie alte Stimme des Flottenbären im Hoverstuhl. Man gab ihm ein neues Glas, welches von seinen Pranken fest im Schoß umschlossen wurde. "Wie geht es Ihnen?" - begann der Alte ein wenig Smalltalk, um sich selbst abzulenken, obwohl dies nur mäßig gelang. Es war pure Höflichkeit unter Offizieren, eine Notwendigkeit des Zusammenseins aber wohl ein Einstieg in Ablenkung. Eine Ablenkung von seelischer Grausamkeit dieser verdammten Eitelkeit. Tiberius Vaash wollte sich keinen Reim mehr auf diesen Zustand machen, sondern ihn einfach ertragen. Müde erhob der gebrochene Mann seinen Blick vom Kristallglas und versuchte die Augen seines Kameraden zu suchen, Acchetia neben sich vergessend. Es war ein trauriger Blick, der einen Anker suchte. Vielleicht versuchte Vaash etwas von sich selbst in Varpasi zu erkennen; eine Verbindung, die über Eriadu hinausging. Noch war es nur Eriadu, eine Welt, die man nie mehr verließ.


Re: Großer Festsaal - Der Unbekannte - 02.08.2014

In einem Zug leerte Hanaar sein Glas und stellte es lautstark auf die Theke, der Droide hinter der Bar füllte es erneut, sparte aber diesmal an der Menge. Dann richtete der Admiral seine Aufmerksamkeit wieder auf den Mann im Rollstuhl.

"Das ist hier ist doch ein Defiliercour vor der Obrigkeit, meine Teilnahme war also notwendig.", antwortete er zynisch auf die Frage nach seiner Anwesenheit, "Außerdem bietet es vielleicht die Möglichkeit, mit Gleichgesinnten die letzten Monate noch mal in entspannter Atmosphäre zu rekapitulieren.".

...Die letzten Monate – nichts weiter als eine gezähmte Umschreibung für das, was alle hier mehr oder weniger offen beschäftigte: die Schlacht von Eriadu. Die Niederlage, die allem Anschein nach zum Untergang führen könnte und die für einige schon den Untergang bedeutet hatte. Das imperiale Militär bot keinen Raum für Freundschaften, es bot keine Gelegenheit für private Gespräche und es gab keine Möglichkeit, eine Niederlage aufzuarbeiten, nicht auf mentaler Ebene. Alles war nur nüchterne Strategie und Taktik. Jeder stand alleine im endlosen Meer der Fragen. Offiziere wurden ersetzt, neue Schiffe wurden gebaut und bemannt und eine neue Strategie sollte dann zum erwarteten Sieg führen. Doch niemand sorgte sich um die alten Hasen, die Befehlshaber, die an der Front das Leid hautnah ertragen mussten. Mit einer emotionalen Maske versehen standen sie in vorderster Linie, immer mit der allgegenwärtigen Konklusion behaftet, kühl und unnahbar zu sein.

Eine Maskerade, die zwangsläufig mit der Zeit immer mehr Risse bekam. Das Pathos, welches jungen Offizieren auf der Akademie und später von der Propaganda eingetrichtert wurde, entpuppte sich mit den Jahren als Trugbild. Geschichte wurde immer mit Blut geschrieben, auf den Körpern unzähliger toter Soldaten – so einfach war das.

"Es geht mir den Umständen entsprechend...", antwortete Hanaar und bemerkte, wie seltsam die Frage nach dem eigenen Wohlbefinden war, wenn sie von einem gebrochenen Mann im Rollstuhl gestellt wurde. "...Ich denke, so wirklich zufrieden ist im Moment niemand."

Plötzlich kehrte Ruhe ein und die unterschiedlichen Bediensteten, die zuvor die Offiziere zum Bankett geführt hatten, machten sich auf, selbige sprichwörtlich wieder einzufangen. Auch der junge Offizier, der Hanaar einige Minuten zuvor etwas hilflos mitten im Getümmel hatte stehen lassen, fand den Admiral an der Theke stehend und setzte wieder seinen geheuchelten, devoten,Tonfall auf.

"Alle Gäste sind eingetroffen, das Bankett wird gleich beginnen. Wenn die Herrschaften mir bitte folgen würden."

Hanaar wartete einen Moment und ließ Vaash den Vortritt. Dann folgte er den anderen und ließ sich schließlich seinen Platz zeigen. Neben ihm nahm ein beleibter Offizier platz und warf zugleich einen begierigen Blick auf die verhüllten Teller vor ihnen. Hanaar hatte keinen Appetit, doch die Höfflichkeit verlangte es, zumindest einen kleinen Happen zu essen. Bevor aber die aufgestellten Diener das Essen enthüllen konnten, aktivierte sich ein Hologramm in der Mitte des Tisches und ein Konterfei von Großwesir Sate Pestage erschien.

Der Großwesir hatte sich in eine prachtvolle Robe geworfen und präsentierte sich in selbstbewusster Pose, die Arme kraftvoll hinter dem Rücken verschränkt, den Kopf leicht erhoben und das markante Kinn hervorgestreckt blickte er in die Runde der Anwesenden. Sein Kopf wurde von einem opulenten Hut verziert. Offenkundig war der Großwesir bemüht, sich möglichst überzeugend darzustellen.

"Offiziere des Imperiums, neue Zeiten brechen an", die dynamische Einleitung schallte durch den riesigen Bankettsaal, "denn vor mir sehe ich eine Vielzahl schillernder Persönlichkeiten. Das Imperium musste viel ertragen, doch wie Sie alle sicher wissen, ist ein Weg zur Freiheit und Ordnung immer mit steinigen Hindernissen okkupiert." Pestage machte eine kurze, rhetorische Pause und ließ die Worte einen Moment wirken. Dann setzte er wieder an: "Zweifellos sind einige unter Ihnen, die nicht mehr von der Überlegenheit unseres Militärs überzeugt sind." Hanaar bemerkte, wie eine Handvoll Offiziere für einen Bruchteil von Sekunden beschämte Blicke wechselten, und auch der Großwesir schien sich dieser Tatsache bewusst zu sein, denn seine folgenden Worte hatten den Anschein, als würden sie direkt die Offiziere ansprechen. "Doch wir werden Sie vom Gegenteil überzeugen und mit einem Handstreich die inneren Bedenken und die äußere Arroganz zerschlagen. Bis dahin, meine Herren, bleibt mir nur eine demütige Verbeugung, die ich respektvoll gegenüber allen tapferen Soldaten richten muss, die für unser alle Wohlergehen ihr Leben lassen mussten. Ihr Andenken wird stets gewürdigt werden. Dieses Bankett soll ihnen zu Ehren dienen, es soll symbolisch den Zusammenhalt unseres Reiches repräsentieren. In diesem Sinne meine Herren, wünsche ich Ihnen einen angenehmen Abend."

Das Hologramm verblasste und nahezu zeitgleich lüfteten die Bediensteten das Essen. Eine klare Suppe bildete den ersten Gang und während der dickliche Offizier neben Hanaar lukullisch den Inhalt der Schüssel in sich hinein schüttete, stieg in Hanaar ein Gefühl der Übelkeit auf


Re: Großer Festsaal - Der Unbekannte - 02.08.2014

Vice-Admiral Jack Cadera's Fähre landete auf einer der Außenplattformen des imperialen Palastes. Er wollte dem Trubel in der Hauptankunftszone des großen Festsaales entkommen und schritt daher in Gedanken versunken durch die Gänge des imperialen Palastes. Die Wände waren mit prachtvollen imperialen Bannern überzogen, durch die riesigen Fenster wurde das Licht gebrochen und erzeugte farbige Muster auf dem dunklen Boden der Gänge. Kurze Zeit war es leise. Nur die schallenden Schritte seiner schwarzen Stiefel waren zu vernehmen.
Nur sehr selten hatte Cadera seine dunkelbraune Galauniform (hier) getragen. Doch laut Jack gab es zur Zeit keinen Grund diese Art von Feier ins Leben zu rufen. Was für eine Zeitverschwendung und verschwendung imperialer Resourcen. Wir befinden uns im Krieg und sind gerade jetzt sehr verwundbar.[i], ärgerte sich der Vice-Admiral. Wenig später hielt ihn ein Sicherheitsoffizier auf.
"Weisen Sie sich bitte aus. Dieser Bereich ist für eine geschlossene Gesellschaft!", raunte der Offizier und blickte Cadera genervt an. Mit einem kaum hörbaren Seuftzen händigte er seine Einladung aus und zeigte seine imperiale ID Karte vor. Misstrauisch beäugte der junge und genervte Sicherheitsoffizier beide Gegenstände ehe er Cadera in den Festsaal ließ.
Der riesige Saal war ebenfalls mit riesigen imperialen Bannern gesäumt und erinnerte ihn an den Abschlussball der Absolventen der imperialen Akademie. Das Hologramm des Großwesirs holte ihn jedoch aus seinen Gedanken zurück. [i]Pestate und seine schlechte Propaganda. Unter Palpatine lief alles besser.
, dachte Jack kopfschüttelt und setzte sich an den leeren Platz neben einer blonden Dame in imperialer Galauniform. Anhand Ihrer Ärmel erkannte Jack den Rang eines Vice-Admiral. Doch bevor Cadera etwas sagte, hob einer der Bediensteten die Glocke vom Teller. Der erste Gang bestand aus Manaanischer Tintenfischsuppe. Sie galt als eine Delikatesse innerhalb der Kernwelten und nur wenige hatten diese bereits gegessen. In aller Ruhe aß der Vice-Admiral seine Suppe und blickte unauffällig zu seiner Sitznachbarin. Nur selten sah man eine weibliche Offizierin und das auch noch in einem solchen Rang. Sie schien nicht genau zu wissen was dies für eine Suppe sei, daher machte sich Jack auf um Sie aufzuklären. "Sie essen da eine Manaanische Tintenfischsuppe, Ma'am. Sie gilt als Delikatesse der Kernwelten obwohl Sie kaum jemand kennt. Ich bin zwar immer noch überrascht eine Vice-Admiralin zu sehen, doch ich kenne schon einige Offizierinnen mit herrausragenden Fähigkeiten. Mein Name ist Jack Cadera. Vice-Admiral der 5.Flotte unter Admiral Hanaar Varpasi. Und wer sind sie, wenn Sie mir die Frage gestatten?", fragte Jack, nachdem er das Geheimnis der geheimnisvollen Suppe preisgegeben hatte.


Re: Großer Festsaal - Daro Zen - 04.08.2014

Die Belastung derartiger Veranstaltungen lag sicherlich nicht nur in der Summe und Qualität anwesender Personen, sondern unter anderem auch an der generellen Steif- und Korrektheit. Was ihr fehlte war die typische Bar, die grellen Neonfarben mit denen kreative (und vor allem auch hartnäckige) Cantinabetreiber den tristen imperialen Alltag etwas auflockerten. Das ging hier selbstverständlich nicht, immerhin war es der imperiale Palast, Symbol und Moloch der Perfektion und für gewöhnlich ging man hier zum Lachen in den Keller - wenn überhaupt das. Stellvertretend stand dieser Galaabend in seiner Inszenierung für so ziemliches alles, dass Daro Zen am Imperium hasste und dies war wiederum, wie sie verwundert feststellen musste, eine ganze Menge. Von eitlem Geschwätz über lächerlichen Speziesmus über mangelnde Moral und gewalttätige Unterdrückung und dann errichtete man auf den Rücken der blutenden, geschundenen Gesellschaft Prunkfeste wie diese, bei denen sich all die Monster noch einmal gegenseitig zu ihrer Grausamkeit beglückwünschen durften. Aber sie war auch keine richtige Verräterin, dazu machte sie diesen Job bereits zu lange, dafür war sie in mancherlei Hinsicht bereits zu abgestumpft. Schwierig waren nur die Phasen zwischen den Kämpfen, die an ihrem Geist nagten und die marode Selbstlüge langsam zum Einsturz brachten. Nach heutiger Sicht, wäre Daro gewiss nie in das Militär eingetreten, viel zu euphorisch war sie gewesen eine bedeutende Aufgabe zu übernehmen. Vielleicht wäre sie als Frachtercaptain sogar ein ganzes Stück weit glücklicher, als auf der Brücke eines Sternenzerstörers. Denn dort gab es noch die Unreinheit, das Unperfekte, den romantischen Traum des Weltraumabenteurers der ziellos zwischen den Sternen hin- und hersprang. Mancher Tage, so dachte sie, käme es vielleicht sogar einem Traum gleich in die weiten der Unbekannten Regionen entsendet zu werden. Es war die stetige Flucht ins Ungewisse, die Hoffnung nach Vergessen, vielleicht sogar nach einem Neuanfang, ohne jene Fehler, jene amoralischen Verbrechen, die in dieser Galaxis an ihr hafteten. Es gab auch keine Entschuldigung, nein, die Aufhebung der Sünde endete erst mit dem Tod - doch wer schon sprang dem Sensenmann eigenständig vor sein grässliches Schlachtwerk? Wie so viele war auch Daro Zen in ihrem Herzen feige und hatte Angst. Weglaufen als Flucht vor der Verantwortung.

Wie Mücken surrten die Kellnerdroiden zwischen den Gästen umher und achteten sorgsam darauf, dass auch ja kein Gast von ihrer Freundlichkeit, gar Aufdringlichkeit, ausgeschlossen wurde. Aber das sollte sie im Moment gar nicht stören, denn letzten Endes war es der Alkohol allein, der diesen Abend erträglich machen würde. Eines der, wie leider zugeben musste, doch recht hübschen Gläser fand ihre Hand, mit der prickelnden, blass goldenen Flüssigkeit darin. Vorsichtig balancierte sie danach in die lichteren Außenbezirke, dort, wo das Gedränge und Gerede der Menschen ein erträgliches Niveau hatte, dort, wo der Transparisstahl ihr einen Blick in die Welt unter ihnen gönnte, dorthin wo sie glaubte ihre Ruhe zu haben. Ihr Interesse an Gesprächen war eher gering - es gab nur wenig zu sagen und was es auch war, es würde über kurz oder lang in einer Konfrontation enden. Das mochte weniger an ihrem impulsiven Wesen liegen, als vielmehr an der Tatsache, die Dinge beim Namen zu nennen. Eine Eigenschaft, die jedoch nicht immer sonderlich geschätzt wurde. Verständlicherweise.

Manchmal aber, war selbst der Transparisstahl ihr Feind, manchmal, gönnte selbst das tote Material ihr keinen Frieden, sondern peinigte sie mit hochglänzender Reflektion, mit unwirklichen Schemen, die sich immer noch in den Saal drängten und die natürliche Neugier entfachten, dieser ständige Drang sich doch wieder umzudrehen, zu beobachten. Schließlich musste auch sie diesem Druck nachgeben und wünschte sich keine zwei Minuten später, sie hätte es nicht getan. Dort kam er eingefahren. Er, der Geliebte, der Gelobte, der Gepriesene. Wie eine Salzsäule stand sie fest, unfähig sich zu bewegen, unfähig sich abzuwenden. Lediglich das Glas zitterte in ihren Händen, ließ die Flüssigkeit darin wanken. Da saß der Krüppel in seinem Hoverstuhl und forderte Mitleid für seine Misere, einen letzten Tribut für seinen angeblichen Heldenmut, für seine Ehre. Aber Vaash war nichts anderes als ein Verräter und er hätte ihnen einen Gefallen getan, wäre er bei Eriadu einfach gestorben. Das Problem war nicht die politische Ambition, natürlich war Vesperum ein besserer Herrscher als Pestage. Das Problem ist, wenn politische Ambition militarisiert wurde. Wenn Soldat auf Soldat schoss für den Idealismus eines alten Mannes, für das egoistische Ziel dahinter. Tiberius war kein Held mehr, bestenfalls eine tragische Legende. Er stand nun als Symbol dafür, wie tief ein Soldat fallen konnte, mehr noch, verkörperte er letzten Endes sogar den Werteverfall im Imperium selbst. Nun heuchelten sie Respekt für jemanden, griffen nach einem kleinen Stück Ruhm des einstigen Helden, der noch wenige Monate zuvor ohne Reue den Schussbefehl auf diese Männer erteilt hätte. Seine Ehrengarde schien indes nur aus einem Mann zu bestehen, den Daro als Cassio Acchetia identifizieren konnte. War nun selbst der Stabschef so prinzipienlos? Der einzige Mann im imperialen Kern dem dieser verlogene Respekt noch weniger Zustand, war wohl Blitzer Harrsk selbst.

Ihre Augen hielten die Szene über mehrere Momente hinweg fest, die Zeit selbst schien stillzustehen, als sie den Mann gesehen hatte. Und doch war sie nicht bereit den ersten Schritt zu tun, nicht bereit weiter auf den geschundenen Vaash einzutreten. Aus Gnade? Wohl kaum. Doch da ein Großteil der Verblendeten zu ihrem geliebten Flottenadmiral aufsah, wäre eine verbale Konfrontation mit ihm Selbstmord - zumindest in diesem gut gefüllten Saal und als eindeutig in der Minderheit befindliche Frau. Beinahe auch, hatte sie das Glas in ihrer Hand vergessen, das sie nun schnell hob, um die vergangene Szene hinunterzuspülen. Vielleicht würde sie diesen Abend nicht mehr von Vaash ertragen müssen - dies wäre zumindest zu hoffen. Doch kaum war dieser Gedanke ausgesprochen, schaltete sich bereits der angehende Imperator Pestage ein, mit hohlen Worten, die auf einige der Offiziere zweifelsohne wie Spott wirken mussten. Dies war die Henkersmahlzeit, der Zusammenhalt die Vereinigung im Tode. Das letzte Zusammentreffen bevor man eine Vielzahl von ihnen in ihre Gräber entließ. Zusammen mit gefallenen Republikanern. Und mehr hatte Pestage nicht zu sagen? Mehr fiel diesem greisen Idioten nicht ein? Es war sein dürrer Hals, sein knochiges, beinahe verfallenes Gesicht, für dass sie kämpften, sein zukünftiges Imperium. Aber lohnte es sich? Nein, für Pestage würden sie die Idee der Ordnung begraben. Soldaten kämpften für ihre Familien und Freunde, nicht für einen senilen Diktator. Für mehr konnten sie ihre Waffen nicht erheben, denn seit dem Ausbruch des Bürgerkrieges war die imperiale Scheinwelt zusammengebrochen, das Trugbild vom idealen Staat.

Was blieb war also das letzte Mahl vor dem großen Tod, den sie wie die Wilden und Barbaren vor sich hertrieben, im Irrglauben daran, er würde sich an der Republik laben. Daro nahm sich einen Tisch unweit des großen Fensters, das den Blick hinaus in die Freiheit, ihr Herz mit Schwermut und Sehnsucht erfüllte. Denn war es nicht so, dass sie hier nur in einem goldenen Käfig saßen, wie gefangene Nachtigallen? Spielzeuge für eine ausgewählte Gruppe mächtiger und wer das Lied des Krieges nicht mitsang, der wurde zerschlagen. Was blieb war der Trost der Einsamkeit und ein weiterer Schluck Alkohol. Denn wie lange mochte man es ihr gönnen? Wie lange blieb die Stille, bis sich wieder jemand erdreistete sie zu durchbrechen mit unsäglichen Worten? Dies hier war nicht Ord Mantell. Nicht der Ort, wo sie die Leute kannte und ihnen vertraute. Dies hier war ein Zirkus der Fremdlinge, in der Attraktion und Zuschauer dasselbe Individuum verkörperten.

Wie prophezeit hielt die Ruhe nicht lange an, es war nicht einmal das störende Geräusch der Glocke, das ihren Magen daran erinnerte, dass es vielleicht Zeit wurde für eine Mahlzeit - selbst wenn ihr gedanklich schlecht war und sie diesen Ort lieber wieder verlassen würde. Essen konnte man auch anderswo. Nein, ihre süße Einsamkeit, das kleine Reich der Entspannung wurde jüngst eingerissen, als jemand in diesem außerordentlich großzügigen Festsaal sich dazu entschied sich ausgerechnet neben ihr zu setzen. Das allein mochte kein Verbrechen sein, selbst wenn ihre natürliche Abwehrreaktion darauf bestand, einen halben Zentimeter abzuweichen, dezent wegzurücken. Nein, was sie etwas verdutzte war wohl die fälschliche Annahme des Mannes, sie hätte Redebedarf oder wurde zumindest gerne angesprochen. Nun, faktisch mochten seine Beobachtungen sogar korrekt sein, denn Daro war nie eine Person gewesen, die einen außerordentlichen Anspruch an Essen gestellt hatte und dementsprechend sich auch nie großartig dafür interessiert hatte, was genau sich nun auf ihrem Teller befand - nicht solange es genießbar war. Das mochte weniger ihrer Faulheit geschuldet sein, als der simplen Tatsache, dass imperiales Militäressen keine Kost für Feinschmecker war und auch nicht sein sollte. Infolgedessen starben nicht nur kulinarische Geschmacksknospen ab, sondern auch das allgemeine Interesse an Debatten zum Thema Delikatessen und exotische Gerichte. Mit anderen Worten hätte es auch gammoreanischer Gulasch oder Quarreneintopf sein können - solange man nicht wusste was genau drin war und es schmeckte, schien der menschliche Körper ebenso wenig Anspruch auf Art der Nahrung zu erheben, wie die Admiralin selbst. "Schön für die Suppe.", kommentierte sie ebenso knapp wie tonlos. Solange das, was dort drin herumschwamm und in das ihr Löffel ein wenig lust- und appetitlos herumstocherte nicht irgendwie Teil eines Selkath war, mochte das wohl erträglich sein.

Doch konnte sich ein Mann damit allein begnügen? Selbstverständlich nicht. Es benötigte mehr Worte, mehr Eindringlichkeit, sie irgendwie in ein Gespräch zu verwickeln und zu verfangen. Einzig abzuurteilen schien er sie nicht, was vielleicht irgendwo eine positive Eigenschaft sein mochte, sie aber gleichsam auch skeptisch machte. Aber es interessierte sie nicht. Er war also ein Schoßhündchen Varpasis, eines weiteren Verlierers von Eriadu. Sollte sie ihn nun beglückwünschen? Oder war das noch echter Stolz, der Irrglaube in einer prestigeträchtigen Flotte zu dienen. Aber Prestige war so belanglos wie vergänglich, es interessierte für den kleinen Moment und verschwand dann im endlosen Strom der Zeit.
Letzten Endes aber, musste der Mann, der sich als Cadera vorstellte, seine Verwunderung kundtun. Er kannte also andere Frauen? Andere weibliche Offiziere? Beinahe hätte Daro spöttisch gepfiffen, konnte sich aber noch beherrschen. Glücklicherweise besaßen sie sogar herausragende Fähigkeiten - aber was sollte ihr das nun sagen? Dass die Hand voll Frauen, die im imperialen Militär etwas zu sagen hatten nun alle herausragend waren und die übrigen Millionen schlichtweg unfähig? Eigentlich interessierte sie das wenig und genau so, war es ihr egal. Wenn ein Offizier seine Arbeit ordentlich tat war er gut, unabhängig vom Geschlecht - dies war die einfache Rechnung. Sie musste deswegen niemanden mehr oder weniger loben oder bevorzugen und musste es erst recht nicht erwähnen um damit... nun... was eigentlich? Was bezweckte Cadera damit? Scheinheilig könnte sie nun den Finger an das Kinn legen und minutenlang darüber sinnieren und rätseln - so offensichtlich es war, konnte sie es aber auch einfach lassen. "Zen", gab sie als ebenso knappe Antwort zurück, verzichtete dabei aber wissentlich sowohl auf Vorname, sowie auf Flottenzugehörigkeit. Cadera war kein Freund, weshalb es ihm schlussendlich auch nur wenig anging, mehr noch, unterstrich es ihre Auffassung, dass sie von solch hohlen Floskeln und Phrasen nur wenig hielt, sie eher als vernachlässigbares Übel und nicht als wahres Gespräch ansah. Als Daro ihren Kopf hob um eine Strähne hinter ihr Ohr zu streichen, dass der Suppe gefährlich nahe gekommen war, durfte sie endlich einen Blick auf den imperialen Strahlemann, als der er sich entpuppte werfen. Ja. Cadera war äußerlich das, was sich hier zu Hauf im Saal tummelte: verblendet vom Militär, vom Staat, von sich selbst. Jemand der auf Kommando jubelte und auf Kommando feuerte, jemand der handelte, aber die Beweggründe für dieses Handeln nicht verstand. Ein schwermütiger Seufzer verließ ihren Mund. "Hören Sie, Cadera: was wollen Sie eigentlich?", fragte sie gleichermaßen resigniert wie genervt.



Re: Großer Festsaal - Tiberius Vaash - 22.08.2014

Entspannung fand man hier nicht. Es war nicht der Moment, an dem man entspannt, sondern eher unangenehm nachdachte. Zeit war der schlimmste Feind eines Soldaten. In allen Belangen spielte die Zeit immer gegen einen. Sei es als Freizeit, die Gedanken zuließ oder auch die Zeit im Gefecht, die gnadenloß verstrich. Reflektion war der kleine Tod. Sie entlarvte die eigene Unfähigkeit, den eigenen Kurs zu verändern. Sie offenbarte die Größen dieses Spieles und die eigene Nichtigkeit. Was war ihr Makel? Vaash versuchte Varpasi zu verstehen, warum dieser erstaunlich leichtfüßig erschien. Es lag nicht daran, dass dieser laufen konnte und er sich im Hoverstuhl befand. Varpasi antwortete klar, sachlich und definiert. Immer wieder schien er seine Worte zu überdenken. Der Eindruck des Alten war eingefahren. Was sollte er antworten? Der geschlagene Feldherr saß in einem Gefährt der körperlichen Schande und war allein. Seine Familie war weit weg. Alles, was er war, saß in diesem Stuhl. Ein alter Mann, der gerne folgte. Scheinbar folgten Imperiale gerne und verschoben ihre eigene moralische Unfähigkeit auf andere Stellen. Verantwortung war für sie immer nur die Verantwortung des Staates, niemals die eigene. In diesem Sinne schrien sie nach Führung und Kurs; einer Figur sowie Götzen, der sie richtete und bestimmte. Es war so leicht, diesen Nimbus des Befehlsnotstandes vor sich selbst aufrecht zu erhalten. Es war so einfach, weiter zu machen und nicht hinzublicken. Es gab keine Verbrechen, da der Staat sie begang und das Gesetz eindeutig auf der Seite der Imperialen war. Konnte ein Staat, der eigene Gesetze erlässt, die Gewalt immer legitimieren, Verbrechen begehen? Dies war immer ein moralisches Urteil und somit immer eine persönliche Entscheidung. Überzeungen brauchten keine Gesetze. Und Imperiale brauchte keine Überzeugung, sondern schlichte Folgsamkeit gegenüber einer Obrigkeit. Dies war ihr Imperativ. Verantwortung abschieben, eine bequeme Moral finden, die man aussitzen konnte. Es war ihre Moral des guten Soldaten, das treue Beamten, der all dies möglich machte. Diese Gala war genau das. Eine Illusion vermeindlicher Überzeugung, wo schlicht blanke Loyalität lag. Man ertrank in diesem Kadavergehorsam, welcher das Imperium erhielt. Besser ein Staat als die traurige Erkenntnis, falsch gehandelt zu haben. All die Jahre für nichts. All das Leiden und Sterben für einen Staat, dessen Gesetze Unrecht zu Recht machten. Tiberius Vaash wollte antworten, klare Worte zurückwerfen, wie Raketen. Doch seine Seele hatte Ladehemmung. Wäre sein Körper ein Turbolaser, er hätte sein Herz auf die Anwesenden geschossen.

Varpasi war kalte Pflichterfüllung und Vaash der alte Geist, der das Imperium mitgeschaffen hatte. Fanatismus gepaart mit technokratischer Loyalität - eine herzlose Allianz der Kräfte, die Untaten immer möglich machten. Warum brauchten sie immer jemanden, der sie befahl und lenkte? Warum waren sie so? Warum war es diesen gebildeten Männern so schwer, ihren Kurs zu ändern? Lieber zogen sie den Tod in der Schlacht vor, als sich einzugestehen, dass sie gescheitert waren. Hielt sie ihre moralische Unfähigkeit oder auch die Angst vor sich selbst zurück? War es die Urangst die innere Sicherheit, das eigene Spiegelbild als Fratze zu sehen, die sie strafte mit dieser Folgsamkeit? Klug genug waren sie, um zu verstehen aber niemals zogen sie Schlüsse daraus, die notwendig waren. Es waren immer nur Entschlüsse das Alte zu bewahren, darin, wo sie sich bewegten und auskannten. Vaash und Varpasi waren seltsame Figuren in diesem Spiel der Götter. Diesem diabolischen Schach, gespielt von Vesperum und seinen Handlangern, die sich willfährig überall fanden.

Man verbrachte sich an die Esstische. Vaash wurde geholfen, indem zwei jüngere Offiziere ihn behutsam an einen Tisch bugsierten. Es begann also. Der bärtige Kriegsheld legte seine Hände auf den Tisch vor sich, ließ sich Wein einschenken, nachdem er sein leeres Glas Spirituose einem Droiden auf das Tablett gestellt hatte. Der Blick war leer, fast direkt auf den Tisch gerichtet. Diese Gespräche waren die Dolche, die er nun nicht brauchte. Schließlich erschien der Gastgeber des Abends per Holographie. Der Alte blickte ihn nicht an. Diese Person war nicht die Person, die er als würdevoll empfand. Pestage war all das, was er eigentlich auch war; nur differenzierte sich der Veteran stark ab. Beide dienten sie der Sache und beide hatten dafür auf ihre Art Opfer gebracht. Natürlich unterschieden sich weitesgehend in einigen Charakterzügen aber im Endeffekt leisteten sie dem System Vorschub und dies unbarmherzig. Die Rede war schwerfällig und Vaash drehte sich dann doch zur Varpasi.

"Ehre rettet unseren Fronten nicht," war der trockene Kommentar, der fast geflüstert in Varpasis Ohr floss.


Re: Großer Festsaal - Daro Zen - 17.10.2014

Wer wollte allein sein? Niemand..., flüsterte eine heisere Stimme in ihren Gedanken. Und trotzdem waren sie es, sie alle hier in diesem Saal und darüber hinaus. Sie kämpften einsam und starben einsam, als anonyme Seelen, ohne Gesicht und ohne Geschichte. Niemand würde sich an die Personen erinnern, niemand würde nach dem charakterlichen Wert dieser Personen fragen, denn letztendlich wurden sie nur anhand ihrer kriegerischen Leistungen beurteilt. Ein weniger großzügiger Mensch würde sagen, man würde sie alle nach der Größe und dem Gewicht ihrer Verbrechen verehren. Krieg war die einfache Rechtfertigung der Soldaten. Es gab Krieg und deshalb war es normal, war es gerecht die gängigen Grenzen der Moral zu überschreiten. Wie dogmatische Kreuzritter zogen sie dann immer aus, jene zu tilgen, die ihr Heiligtum, ihren Glauben bedrohten. Aber die Bedrohung gab es nicht. Sie war nie da, selbst jetzt nicht und wenn, dann war sie selbst geschaffen, beinahe künstlich herbeigeführt. Beinahe so, als bräuchte das hiesige Postklonkriegsheer ständig einen Gegner, an dem es sich messen konnte. Die Rebellion war kaum eine Bedrohung für den imperialen Apparat gewesen, nicht wenn sie das war, was sie vorgab zu sein: ein freiwilliger Zusammenschluss von Planeten. Die Gefahr war einmal bestenfalls abstrakt gewesen, in ihren Anfängen war sie sogar mehr Märchengespinst als Realität gewesen. Wurde etwa dieser Cadera direkt von ihr bedroht? Varpasi? Acchetia? Vaash? Nein, am Ende waren sie doch alle die Bluthunde gewesen, die den schlafenden Riesen aufgeweckt hatten, indem sie willentlich den ausgelegten Köder schluckten, stichelnde kleine Provokationen mit harten Vergeltungsschlägen straften. Nun hatten sie geschafft so weit zu versagen, dass die Chancen ausgeglichen waren, nun war vollbracht, was vor zehn Jahren noch undenkbar war: die Rebellion war zu einem Gegner geworden und die Armee, die Flotte... scheiterte auf dem Prüfstand.

Mit diesen Gedanken im Kopf, war es schwer das Essen herunterzubekommen, überall wo der Blick hinfiel schien das Scheitern, das Ende ihr zuzulächeln. Sie würde verlieren. Daro wusste es, egal wie sie vor ihren Männern schauspielerte, egal wie sie Moffs die planmäßige Durchführung von Operationen versprach. Ein Sieg für sie war ausgeschlossen. Nicht langfristig, nicht mittelfristig. Wer erst den Glauben verloren hatte, der konnte auf dem Schlachtfeld nicht mehr gewinnen. Je stärker sie darüber nachdachte, desto düsterer wurden die Gedanken. Es schien weniger die Frage zu sein, wann die Rebellion besiegt sein würde, als vielmehr, wie lange sie würden durchhalten können, bis der Hammer fiel.
Ohne viel gegessen zu haben, erhob sich die Admiralin von ihrem Platz und griff nach einem Glas Wein mit tiefroter Flüssigkeit darin. Folgten ihr Blicke? Vielleicht. Etikette bedeutete nichts, so wenig wie dieser Palast. Es war ein Schwindel, eine Gaukelei von einem Mann, der mehr Puppe als Spieler war. Seine Rede echote immer noch in ihrem Kopf, verkroch sich in die hintersten Ecken ihrer Synapsen und biss zu wie ein widerlicher kleiner Wurm, als ob Kopfschmerzen sie ständig an ihre Pflicht erinnern sollten. Aber Pflicht bedeutete nichts mehr, wenn man verlor. Sie schritt nach vorn, Schritt für Schritt über den blankpolierten Boden. Klack. Klack. Machten die ebenso sauberen Stiefel bei jeder Berührung, bliesen ihr Echo in den Raum, zu den schmatzenden Mäulern, die so bereitwillig für ihre Pflicht den Tod in Kauf nahmen. Eine der großen Türen kam näher, die nach draußen zu vermeintlicher Freiheit führte, dorthin, wo Sehnsüchte die Menschen wahnsinnig machten, an einem Ort, den die Vögel von ihrem goldenen Käfig aus nur sahen, aber nie erreichen konnten. In Anbetracht dessen, was in der Halle lauerte mochte es kleines Paradies sein, weit weg, abgeschieden. Als sie die Pforte durchschritt schien die drückende Last des imperialen Palastes von ihren Schultern zu fallen.

Ein warmer Wind blies ihr durch das Haar, während Coruscant ihr die den Anblick der untergehenden Sonne schenkte. Ein schillerndes Inferno am Firmament, aber konnten Soldaten es wirklich schön finden? Sie hatte Planeten gesehen, die für Augenblicke ebenso hell und schön zu strahlen schienen, nachdem die imperiale Flotte mit ihnen fertig war. Dennoch war ihr Blick wie in einem Bannkreis festgehalten, der voller Faszination ins Himmelszelt hineinfiel, während zahlreiche kleine Strahlen auf ihre Iris trafen. Einige spiegelten sich, wurden reflektiert, andere nahm sie auf, das heiße Feuer, das kleine Turbolaser hätten sein können. Daro trat einen weiteren Schritt nach vorn, sie entschied der Verlockung der Sonne den Rücken zuzukehren und lehnte sich mit ihrem Rücken an das Geländer, während ihre Hand das Weinglas nachdenklich herumschwenkte. Wenn der Blick trübe wurde, er zu lange in das Glas fiel, schien es beinahe wie Blut anzumuten. Immer dicker, so ließ sich das Auge täuschen, wurde die Flüssigkeit. Wie gerinnendes Blut. Ein passendes Getränk für die Mörder, die sie waren. Henker von Müttern und Vätern, gewissenlos, weil der Begriff der Familie inzwischen abstrakt und fremd war. Dies galt zumindest für sie. Familie, das waren die Männer um sie herum, ihre Veteranen, mit denen sie diente. und doch war es nur eine Lüge. Es war nicht echt. Es war wie das, was Pestage ihnen dort drinnen vorgaukelte. Alles nur ein Schauspiel. Nur Betrug.
Der Wein floss ihre Kehle hinab, während der Wind an ihrem Körper zu zerren schien, er zog sie mit dem Versprechen der Freiheit. Immer nach unten, immer in die Tiefe. Es war nicht schwer, sie müsse nur loslassen. Ihre Hand, die sich am Geländer hielt lösen und dem Körper gestatten im Wind zu treiben. Aber Daro tat es nicht. Wieder nicht. Nicht weil sie ihre Pflicht erfüllen wollte, nicht, weil es jemanden gab der ihr besonders nahe stand, weil ihre Verantwortung sie dazu brachte für ihre Männer einzustehen. Nein, sie hatte nur Angst zu sterben. Das war alles. Der Grund warum sie weitermachte. Warum andere sterben mussten und sie nicht loslassen konnte. Ihr halt festigte sich und ihre Hand zog eine Zigarette aus der Schachtel in der Brusttasche der Uniform hervor. Ein leises Klicken entfachte das Feuer und blauer Rauch entstieg ihrem Mund, dort, wo eben noch tiefrotes Wasser floss. Der Körper sackte ein wenig zusammen und rutschte mit dem Rücken ein Stück weit am Geländer herunter. Die Zigarette leuchtete auf, als feuchte Lippen daran zogen und der Lippenstift sich auf dem Filter verewigte, während die Umklammerung des Glases immer schwächer wurden, bis sich ihre Finger lösten und es gänzlich fiel. Hinab in den klaffenden Abgrund von Coruscant. Es war ihr egal. So egal, wie ihr alles war.