#18
Von unten mochte das Schiff beinahe bedrohlich wirken. Mit über dreihundert Metern Länge war die Fregatte in etwa so groß wie ein leichter Kreuzer und war in der Atmosphäre ein mehr als deutlicher Blickfang - nicht weniger beeindruckend als die exorbitant große Landefläche, die für dieses dekadente Konstrukt, das offiziell als Konsularschiff geführt wurde, eigens angefertigt werden musste. Manche mögen darin eine maßlose Verschwendung sehen und Amber würde das nur bedingt abstreiten, es war sehr deutlich Verschwendung, unnötig, doch was wichtiger war: es gefiel ihr. Sie genoss die kleinen Augenblicke der Exklusivität, diese Blicke, ob nun aus Neid oder Ehrfurcht, das spielte keine Rolle. Die Repulsoren bliesen warme Luft und feinste Staubpartikel , während der Rumpf sich stetig herabsenkte, bis große und massive Landestützen ausfuhren - eine weitere luxuriöse Modifikation, die dem regulären Militärmodell der Fregatte vorenthalten blieb.
Dann glitt die große Rampe endlich zu Boden und beendete das pompöse Spektakel, es wurde Zeit die Bühne zu betreten. Strahlend helles Sonnenlicht blitzte in ihre Augen, ließ sie fast blind und übervorsichtig die Rampe heruntertapsen, wo das schlichte, aber doch nicht minder elegante weiße Gewand das Licht beinahe zu reflektieren schien. Im finsteren Kontrast dazu ertönten die schweren Schritte zweier schwarzer Kampfautomaten, deren röhrenartige Köpfe, gespickt mit bedrohlichen roten Photorezeptoren, sie als Droiden der IG-Serie identifzierte. Die mechanischen Wächter liefen kurz vor ihr, scannten die herumstehenden Individuen und Umgebung nach versteckten Waffen und Sprengsätzen. Man konnte argumentieren, dass der Einsatz solcher Kampfautomaten im besten Falle geschmacklos sei und doch waren sie verlässlich. Ein Droidenscanner, so er korrekt arbeitete, ließ sie nicht im Stich. Anders als menschliches Versagen, anders, als das damalige, beinahe geglückte Attentat auf Amidala.

Die Szene, die sich dann eröffnete war das gängige Tamtam und wer ihr vorwarf, in der Vergangenheit zu Leben, der sollte seinen selbstgefälligen Blick einmal auf die Republik richten. Manche Gewohnheiten schienen Jahrtausende zu überdauern - von Schaulustigen bis Presse fand sich wie so oft alles in relativer zu ihr. Und doch war sie weniger, weitaus weniger strahlende Göttin, die die Menschen inspirierte, als viel mehr eine wandelnde Informationsbörse, deren Schicksal es war die leeren Seiten der Käseblätter von zig Informationsdiensten zu füllen. Und es gehörte zum Job, es würde stets zum Job gehören, der gaffenden Masse einige erlösende Worte schenken, einige vage Aussagen treffen ohne wirklich wichtige Details preiszugeben - in etwa bekam der Pöbel das, was er von Politikern erwartete: viele Worte und wenig Taten. Dem konnte Amber argumentativ auch nur wenig entgegensetzen, es war eben so. Sie trafen Entscheidungen, umgesetzt wurden diese aber doch oft von anderer Stelle. Bedächtig schritt sie die Rampe herab, an deren Rand sich bereits mehrere geifernde Reporter drängten. "Rätin Ghazalah!", rief der erste aus der Menge, die überwiegend aus Menschen bestand, ihr entgegen. So verkabelt als bestünde er zur Hälfte aus Cyberware, wirkte der Mann beinahe mehr wie Maschine als Mensch. "Es heißt Sie würden sich in Angelegenheiten der Flotte einmischen. Einige hochrangige Offiziere beklagen, dass Sie ihre Kompetenzen überschreiten." Sie gönnte dem Reporter ein sanftes Lächeln, wohl aufgesetzt um anzuzeigen, dass sie niemals über sich hinauswachsen würde, stets nach den Regeln spielte und überdies ohnehin sehr bescheiden war. Es gab durchaus genug Wesen, die ihr die Ausstrahlung es Unschuldsengels zumindest partiell abnahmen, selbst wenn es alles andere als wahr war. "In einer Demokratie entscheiden alle, nicht nur ich.", erklärte sie dem Mann die Lage so, als ob er es eigentlich wissen müsste. "Da, wie Sie wissen Admiral Ackbar selbst im Rat vertreten ist, kann auch keine Kompetenz überschritten werden. Meine... Einmischung besteht demzufolge lediglich darin, dass ich dem Admiral meine Sicht der Dinge zu vermitteln versuche." Der Mann holte bereits Luft, als sich warnend einer ihre Finger hob, ihm zu zeigen, dass er ihr genug Zeit gestohlen hatte, schließlich loderten noch mehr Fragen in der Meute. "Gruppen von Rechtsaktivisten kritisieren Ihre Geschäfte mit dem Korporationssektor, nach der Ansicht vieler unterstützen Sie so ein Regime, dass dem Imperium kaum nachsteht." Amber seufzte schwermütig, setzte zu großen, umfassenden Erklärungen an, Dinge, die diese Menschen wissen sollte. Die Republik war ohne den Kern als Absatzmarkt nur bedingt geeignet, der Korporationssektor hingegen versprach durch Bonadan auch eine Versorgung mit Rohstoffen. Sicherlich war der Umgang mit der Bevölkerung barbarisch, aber letztlich war es nicht ihr Problem, nicht direkt. Und eigentlich war es auch sehr weit weg.

Was ihr nach der Presse blieb, war nur noch eine Person, flankiert von republikanischen Soldaten in deren polierte Helme sich die blutroten Rezeptoren der Droiden spiegelten. Ein Chagrianer, Oilon oder so ähnlich hieß er, zumindest hatte ihn Amber bereits irgendwann einmal gesehen, vielleicht auch öfter, in diesem Moment war es unwichtig. Es war nur von Bedeutung, warum er hier war und noch wichtiger, was er wollte. Mit seinen Hörnern überragte er die Soldaten ohne Mühen und wirkte nicht minder gefährlich als sie. Seine Gewandung mochte diesen Eindruck schmälern und doch bescherte ihr der Anblick ein mulmiges Gefühl. Vielleicht eine dunkle Vorahnung, vielleicht waren ihr Chagrianer nur nicht geheuer, in diesem Moment konnte Amber das nicht klar sagen. Doch Berater Ojillon (ihre Erinnerung gingen immerhin in die richtige Richtung), als der er sich vorstellte, vermochte den Gepflogenheiten von Höflichkeit und Anstand nachzugehen. Eine durchaus Willkommene Abwechslung, besonders, wenn sie an diese desaströse, unterirdische Konversation mit Chin zurückdachte. "Sehr erfreut Berater Ojillon.", sprach sie und nickte dem hochgewachsenen Alien freundlich zu. "Auch wenn ich mich zugegebenermaßen noch an Sie erinnern kann. Noch sind Rat und Republik nicht so groß, dass wir alle in der Anonymität verschwinden." Amber nickte nochmals. Es würde also offensichtlich zum Rat gehen, zumindest konnte sie sich keinen anderen Reim darauf machen, warum man sie sonst abholen sollte und selbst dieses Vorgehen war ein wenig... ungewöhnlich. Normalerweise benachrichtigte der Rat sie, sobald eine Sitzung anstand, es musste in diesem Falle also von großer Dringlichkeit und Wichtigkeit sein - aber mit genügend Zeit für eine Erfrischung. Eine Dusche. Wie lange war die letzte her? Terminus? Almania? Auf dem Flug hatte sie es nicht mehr geschafft, dafür hatte das kleine Geschäft mit Großmoff Zsinj gesorgt. "Wenn wir die Zeit entbehren können, würde ich einen kleinen Besuch in meinem Quartier vorziehen. Doch sagen Sie Berater, ich bin neugierig. Zwar fühle ich mich geschmeichelt, dass man mich abholen lässt... aber dennoch hätte ich gerne Gewissheit in wessen Namen Sie hier sind und noch wichtiger, warum"
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