#1
9:55 Standartzeit. Keltic war ein paar Minuten früher vor Ort als ausgemacht, allerdings war er dies meistens. Immer etwas überpünktlich, immer vorbereitet, so war er, oder versuchte er jedenfalls zu sein. Die Zigarre im Mund ging er in seinem Kopf nochmal sein Arsenal durch. Sozusagen ein "Best of" seiner Ausrüstung welche er in den letzten 20 Jahre immer wieder veränderte und anpasste fand sich teilweise an seinem Gürtel oder in seiner Jacke, teilweise anboard seines Schiffes wieder. Dieses war natürlich auch Teil davon, jedoch hatte es für Keltic einen weit höheren Stellenwert. Es war gleichzeitig sein "fahr"barer Untersatz und ein Zuhause für den Söldner. Das letztere mittlerweile sogar länger als sein Jugendhaus. Mittlerweile 20 Jahre hatte der Freisoldat zusammen mit der von ihm so getauften Vecchia Signora verbracht, verglichen mit den 15 Jahren die er mit seiner Familie auf Kashyyyk gelebt hatte. Nun würde er sie ein weiteres mal zurücklassen. Sie waren dies wohlmöglich schon gewohnt doch Keltic wusste, dass sie sich jedes mal wunderten ob er wieder zurück kommen würde. Und dieses mal, dass erste mal seit langem, wunderte sich auch Keltic. Er wunderte sich ob er jemals die Hochzeit seines Bruders erleben würde. Ob er an dem Tag dabei sein würde an dem sein Vater sich endlich entschloss in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen. Ob er erleben würde wie seine Schwester ihr erstes Kind bekam. Ob er jemals den Titel Onkel tragen würde. Dinge die für Keltic lange Zeit als selbstverständlich und nicht erwähnenswert galten schienen nun in den Vordergrund gerückt. Der Freisoldat fing an seine Familie als das wertzuschätzen was sie eigentlich war. Absoluter Luxus. Doch weshalb erst jetzt? Was war es, das ihm seine Sterblichkeit plötzlich so erschreckend bewusst machte? Er war schon in unzähligen Lebensgefährlichen Situation gewesen und jedes mal hatte er sich in seinem Element gefühlt.
Mit Waffe in der Hand, dem Ziel vor Augen und den Traum von Reichtümern im Hinterkopf hatte er bisher jede Mission erfolgreich abschließen können ohne dass ihm der kühle Angstschweiß auf der Stirnstand. Doch heute war es anders. Heute fühlte er sich ganz und gar nicht in seinem Element.

Vielleicht lag es an der fehlenden Kontrolle die er über die Situation hatte, vielleicht daran das er sich Sorgen machte um Sansa und auch um sich selbst. War sie der Grund weshalb die Leichtfertigkeit des Söldners abnehmen als hätte man ihm einen Dimmer installiert der seine grelle Arroganz unterdrückte? Wohlmöglich. Ihre erschreckenden Anfälle und ihr Geständnis mit dem Imperator immer noch Kontakt zu halten ließen Keltic zweifeln. Nicht an ihrer Überzeugung von der Sache jedoch ob sie, wie man in den gehoberen Kreisen der kriminellen Schicht sagen würde, die Eier dafür hat. Den Mut dazu, im kritischen Moment die richtige Entscheidung zu treffen. Es war eine prekäre Situation und es war diese Ungewissheit welche Keltic in eine konstante Alarmbereitschaft versetzte. Angst war es nicht die er spürte. Mehr eine Art unangenehmer, konstanter Nervosität. Nach außen hin wirkte er gelassen und selbstsicher wie eh und je, doch in ihm war die Anspannung klar zu bemerken. Der Söldner war in der Lage seine Emotionen so gut zu verbergen wie jeder andere echte Profi in seinem Gewerbe doch er wusste auch über die Künste der Jedi bescheid, welche ihnen erlaubte Gedanken zu lesen und Gefühle zu erspüren. Auf jeden Fall hatte er davon gehört, wie wahr das Ganze war müsste sich noch heraus stellen.
Er hoffte inständig das Sansa nicht in der Lage war herauszufinden wie nervös er tatsächlich war. Keltic wollte stark sein, derjenige auf den sie sich verlassen konnte, derjenige der die Aufgabe bewältigen konnte. Schlicht und einfach jemand dem man Vertrauen konnte, selbst in Zeiten wie diesen. „Ein Fels in der Brandung“ so zu sagen.
Keltic schnaubte halb verächtlich, halb belustigt als er an die Redewendung dachte. Diese romantische Vorstellung eines ritterlichen Soldaten welcher bereit war seins und jedes andere Leben in der Galaxie zu Opfern um eine Jungfrau in Nöten zu retten war für etwas für Mädchen und Knabenliebhaber. Der Freisoldat wusste darüber bescheid wie es im Krieg zuging, und konnte sich nicht entsinnen das dort jemals Ehre den Vorzug vor dem eigenen Überleben bekommen hatte. Kameraden wurden geopfert nur um das eigene Wohlergehen zu sichern, weniger Mutige Männer liefen wild schreiend und von der Angst gepackt davon, wieder andere hielten ihre Position fluchend und weinend zugleich, gepeinigt von den Schrecken die sie erlebt hatten. Die wenigsten schaffen es ruhig zu bleiben, einen kühlen Kopf zu bewahren, doch keiner zieht ohne bleibende Spuren von dannen. Er erinnerte. An jeden einzelnen dessen Leben er auf die eine oder andere Art und weise tragisch verkürzt hatte. Für ein paar wenige verspürte er Mitleid, für andere das exakte Gegenteil. Einigen anderen war er komplett gefühlsneutral gegenüber. Sie waren nur Missionen oder Aufträge gewesen. Doch er kannte sie alle. Er erkannte ihre Gesichter immer wieder, jeden Einzelnen ohne Ausnahme. Sie würden ihm für immer im Gedächtnis bleiben. In dieser Millisekunde bevor Keltic den Abzug drückte oder mit dem Messer ausholte hätte jeder von ihnen 100 Jungfrauen in Nöten ermordet nur um sein eigens Leben zu retten, dessen war sich der Söldner beinahe sicher. Ritterlichkeit gab es nicht auf dem echten Schlachtfeld. Es gab nur die Überlebenden und die Toten und Keltic war glücklich darüber bislang zur ersteren Gruppe zu zählen.

Seine Gedanken schweiften immer weiter ab während Fortunas Soldat beinahe in einer Art Trance seine Zigarre puffte und wie gebannt auf sein Raumschiff starrte.
Langsam fand er seinen Weg zurück ins hier und jetzt, weg von den Erinnerungen an vergangene Schlachten und Scharmützeln, weg von ehemaligen Kriegschauplätzen und Massenfriedhöfen, zurück nach Naboo. Der friedliche Planet welcher den krassen Kontrast zu Schlachten wie der von Renatasia III darstellte, bei der circa Zweidrittel der gesamten Bevölkerung starben. Die Zentralität hatte diesen Pyrrhussieg damals als großen Erfolg gefeiert und Keltic für seine Dienste reichlich belohnt. Schon wieder fand sich der Söldner in der Welt der Erinnerung, weit abseits der eigentlich anstehenden Mission. War sie der Grund für seinen plötzlichen Nostalgie Anfall? Wäre er wirklich lieber zurück auf Renatasia als Sansa und Lee zum Imperator zu bringen? Würde er tatsächlich den vielleicht grausamsten Krieg seiner Soldaten Laufbahn ein zweites Mal erleben wollen nur um diesen Auftrag zu entgehen? Keltic konnte nicht fassen welche Gedanken ihm gerade durch den Kopf geisterten. Doch endlich schaffte er es sich zu sammeln und seine Fassung beizubehalten. Genug war genug. Er würde keine Zeit mehr damit verschwenden sich selbst mit Erinnerungen zu foltern, um vergossene Milch soll man schließlich nicht weinen. Es war zeit für Taten! Keltic hatte seinen Mut wieder gefunden und war voller Eifer. Er blickte auf die Uhr, fünf Minuten müssten doch schon längst vergangen sein. Er hatte, wie so oft, Recht. 10:04 Standartzeit. Seine zwei Jedi-Begleiter ließen auf sich warten.
Doch aus dem Augenwinkel konnte er am anderen Ende der Landeplattform zwei Schatten ausmachen und hörte langsam lauter werdende Fußstapfen. „Wird ja langsam Zeit!“ dachte er so vor sich hin und knurrte ganz leise als er seine Zigarre zurück zu seinem Mund führte. Gespannt blickte er die zwei Silhouetten an dessen umrisse immer deutlicher wurden als sie näher kamen. Er meinte Sansas blondes Haar in der Ferne ausmachen zu können, konnte sich aber auch irren. Und selbst wenn sie es wäre, hatte sie ihn warten lassen, was er auf den Tod nicht ausstehen konnte. „Es gibt nichts das ich mehr hasse als Unpünktlichkeit!“ führte er seine griesgrämigen Gedanke zu ende.
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