#30
Militärische Landeplattform der Republik, östlich der Stadt


Mit schweren Schritten marschierte Keltic die Laderampe seines Shuttles hinunter. Keine Zigarre im Mund, das sonst gekämmte Haar zerzaust und das übliche Schwadronieren war einem besorgten herunter Eilen der Rampe gewichen. Er gab ein sehr derangiertes Gesamtbild ab. „Verdammter Scheißdreck!“ stieß er wütend aus und griff sich mit beiden Händen an den Kopf als er den Zustand seines Shuttles von Außen begutachtete. Die Vecchia Signora hatte mehr als nur ein paar schlechte Tage gesehen, was schon mal vorkommt wenn man zum auserwählten Gefährt eines Söldners wird und 20 Jahre mit eben diesem an Board verbringen musste. Doch in so schlechter Verfassung hatte Keltic schon lange nicht mehr gesehen. Es war ein Wunder, dass sie es überhaupt bis nach Naboo geschafft hatte. Einschusslöcher, verkohlte Hülle, die steuerboard Seite war bis zur Unkenntlichkeit zerschossen worden, und sogar der kleinere der beiden Frachträume, welcher als Keltics Schlafzimmer gedient hatte, war nun mehr ein klaffendes loch an der Unterseite des einst ansehnlichen Delta Klasse JV-7 Angriffs Schuttles. Einer der Flügel war schwarz verkohlt und circa auf die hälfte gestutzt worden, zweifelsohne ein neuer Modetrend den die Imperialen versuchten hatte durch Laserbeschuss auch auf Keltics Schiff zu forcieren. Es würde einiges an illegal erworben Credits kosten sein geliebtes Shuttle wieder auf Vordermann zu bringen. Der einzige kleine Lichtblick: Keltic hatte jede Menge Credits.

Er wandte sich vom schaurigen Anblick ab. Aus der nicht zu weit fernen Ferne sah er vier Gestallten mit einer Trage auf ihn und sein Schiff zu laufen. Der Freisoldat war keines Wegs überrascht über dieses Willkommenskomitee, schließlich hatte er es angefordert. Nun gut, es war kein richtiges Willkommenskomitee, mehr etwas in Richtung eines Notfall-Medizinischen Versorgungsteams und wenn man es genau nahm kam es auch nicht angetrabt um ihn zu begrüßen sondern seinen Reisebegleiter, Dion Bresk. Der Jedi war während des Geplänkels über Hilo nicht so glimpflich davon gekommen wie Keltic, und erinnerte zurzeit mehr an das zerbeulte, zerkratzte und durchlöcherte menschliche Gegenstück zur Vecchia Signora. Als das Rettungsteam nur mehr ein paar Meter entfernt war teilte Keltic ihnen mit wo im Shuttle sich der verletzte Jedi befand und das sie sich gefälligst beeilen sollten. Er hatte bereits einen Jedi verloren und hatte wenig Lust darauf in so kurzem Abstand einen zweiten folgen zu lassen.

Langsam wurde Keltic klar wie erschöpft er eigentlich war. Wenn man durchgehend mit Adrenalin vollgepumpt ist lassen sich Erschöpfung und Schlafmangel leicht wegstecken, doch nun da er auf Naboo gelandet war und Zeit hatte ein paar Mal tief und ruhig Luft zu hohlen waren ihm die Strapazen der vergangenen Tage deutlich anzumerken. Er atmete das erste mal seit Jahren die rauchfreie Luft Naboos ein und lehnte sich mit dem Rücken an die weniger beschädigte Seite seines Schiffes. Die ungewohnte Abwesenheit von Zigarrenrauch hätte ihn fast zum Husten gebracht. Was für ein Desaster... Was für ein verficktes Desaster diese ganze Drecks Mission war!!! Keltic fühlte die Wut in sich kochen, lodern und bereit aufzubersten. Er schlug einmal kräftig gegen die beschädigte Außenhülle des Schiffes, was nur eine weitere kleine Beule verursachte und eine schmerzende und langsam anschwellende linke Hand für Keltic zur Folge hatte.
Etwas widerwillig zog er eine etwas kleinere, dunkel braune Zigarre aus seiner Innentasche. Das Exemplar war handgerollt und roch würzig, fast Muskat ähnlich. Doch das erste mal seit langem verspürte Keltic keine Lust auf den geschmackvollen Rauch den die Tabakware bieten würde. Es war strickte Gewohnheit die ihn dazu verleitet hatte die Zigarre zu zücken, und die selbe Gewohnheit hatte dazu geführt das Keltic nun mit paffender Zigarre die vorhin noch angenehm klare Luft verpestete. Wie einfach man der Routine zu Sklave fällt, dachte er sich und nahm einen ungesunden Zug der Zigarre.

Er genoss die Zigarre nicht, tatsächlich war sie ihm für den Moment herzlich egal, in seinen Gedanken versuchte er noch mal die letzten paar Tage Revue passieren zu lassen. Wie zum Teufel konnte soviel in so kurzer Zeit schief gelaufen sein? Bei aller Bescheidenheit, was bei Keltic nicht allzu viel war, wie konnte ihm so etwas passieren? Schließlich war der Söldner kein Amateur, sondern knallharter Profi. Nicht nur Profi, er hielt sogar den Meistertitel im Söldner-Schwergewicht. Und selbst als Amateur holte er zweimal Olympisches Silber im Söldnern. Metaphorisch gesprochen. Obwohl, als Keltic so drüber nachdachte, hätte er vielleicht ganz gute Karten in einem galaxieweitem Söldner Wettbewerb. Was alles jedoch nichts an der Tatsache änderte das er in den letzten paar Tagen von schlechten Situationen in noch viel schlechtere Situationen gestolpert war. Es hatte begonnen als Saanza sich entschieden hatte die Mission dem Imperator gegenüber zu treten, absagte und ein zwischen Stopp auf Tatooine eingelegt wurde. Eigentlich nicht weiter schlimm, wenn man die Chance hat eine Begegnung mit dem absolut Bösen ein wenig zu vertagen. Ein kleiner Abstecher auf dem Wüstenplaneten hatte Keltic außerdem erlaubt die ein oder andere teure Modifikation an seiner Vecchia Signora durchzuführen, welche jetzt wohl allesamt als Space-Schrott im Orbit von Hilo kreisten. Was ein wenig ärgerlich an der ganze Tatooine Sache war, war dass Saanza entführt wurde. Das noch viel ärgerliche daran war das Keltic nicht wusste von wem oder wo hin, was eine mehr oder weniger komplizierte Schnitzeljagd zur Folge hatte. Nicht nur das, es hatte auch die Zusammenarbeit mit einem griesgrämigen Jedi zu folge, was Keltic nicht weiter störte, schließlich war etwas Abwechslung zur fast schon heiligen Saanza nichts das man direkt bereuen würde, was der Söldner jedoch bereute war so ziemlich alles was folgte.

Um den Gedankengang Keltics ein wenig theatralisch zu untermalen wurde Dion in exakt dem Moment auf einer schwebe Trage, begleitet von den vier Medis, aus dem Schiff hinaus bugsiert. Dion hatte, zusammen mit dem Shuttle, im Orbit von Hilo einiges einstecken müssen, und sah alles in allem auch nicht viel besser aus als Keltics verkohltes Schiff. Doch was Keltic an ihm sehr schätze war seine Sturheit nicht zu sterben, eine Eigenschaft die durchaus nützlich sein konnte und wohl der Grund weshalb er nur bewusstlos und nicht leblos von dem Medi-Team weggebracht wurde. Und weshalb hatten sie sich überhaupt im Orbit von Hilo rumgetrieben? Weil sie nach Saanza gesucht hatten. Seit dem sie in Keltics Leben getreten war, schienen sich die lebensbedrohlichen Situation in denen er sich sonst auch wieder fand immer lebensbedrohlicher anzufühlen und häufiger als sonst aufzutreten. Nicht das Keltic ein wenig Nervenkitzel etwas ausmachte, er genoss ihn genauso wie jeder andere Söldner, doch man konnte auch mal genug davon kriegen. Es war dem Söldner natürlich klar das Saanza nichts davon auch nur Ansatz weise mit Absicht getan hatte, in den meisten Fällen konnte sie nicht mal was dafür. Schließlich war es nicht ihr Plan auf Tatooine von einem Möchtegern Kopfgeldjäger und seinem imperialen -als Spacecowboy verkleideten- Partner entführt zu werden, nur um dann nach Hilo geschleppt zu werden und jetzt wohl irgendwo im Ungewissen in einer Zelle ihr Dasein zu fristen. Letzteres konnte Keltic natürlich nur vermuten, die Spur die Dion und er verfolgt hatten, hatte sie bis nach Hilo geführt, wo ein Teil der 5. Imperialen Flotte jegliches Weitersuchen vehement protestierte und zwar durch äußerst eloquentes Laserfeuer. Zwar war die gesamte Mission ein Reinfall gewesen, Keltic wusste weder wo Saanza war, sowohl sein Schiff als auch Dion hatten eine dringende Generalsanierung nötig und trotzdem konnte man zwei winzig kleine, beinahe nicht der Rede werte positive Punkte aus dem ganzen Desaster schließen. Einerseits hatte Keltic einen Ansatz von dem aus er arbeiten konnte um Saanzas Spur wieder auf zu nehmen. Zweitens war er ganz schön stolz auf seine Flugkünste in Hilos Orbit. Bis lang hatte der nie bescheidene Keltic sich immer als durchschnittlichen Pilot bezeichnet, zugegebenermaßen mit Recht, und auch wenn das Shuttle zurzeit mehr Ähnlichkeit mit einem Technik und Metall Friedhof hatte als mit der Vecchia Signora, so hatte Keltic es dennoch geschafft in mehr oder weniger einem Stück einer Imperialen Flotte zu entkommen. Soll Solo das mal auf die Beine stellen, dachte der Söldner sich und ein kleines Zucken tanzte über seine Lippe und lies es beinahe so aussehen als würde er schmunzeln.

Was er jetzt bräuchte war ein Tag Ruhe, einen teuren Drink zur Beruhigung und vielleicht ein wenig weibliche Gesellschaft zur Ablenkung. Theed war zwar nicht zu vergleichen mit Coruscant, Denon oder sogar Nar Shaddaa doch irgendwie würde Keltic schon über die Runden kommen. Das Tat er immer. Einen letzten traurigen Blick auf den Haufen Metall werfend, der einst sein ein und alles war, schlurfte er langsam in Richtung Innenstadt, die Zigarre leicht glühend im Mundwinkel.
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