#2
Sie musste zugeben, noch vor ein paar Wochen hätte sie niemals vermutet, dass in dieser abgelegenen Gegend überhaupt Gebäude existierten, jedenfalls keine, die bewohnt waren - und nun stand sie selbst in einem dieser Bauten, hatte sogar ein eigenes Büro zugeteilt bekommen. Dieser Raum war noch etwas karg eingerichtet, da man sie auf den Rat ihrer besten Freundin hin mehr oder weniger überraschend mit dem Posten besetzte, doch an den Minimalismus hatte sie sich in den Jahren ihrer Jugend gut gewöhnt. Annis war sozusagen in den Umgang mit wenigen Besitztümern hineingewachsen, obgleich ihr dies unter den damaligen Umständen gewiss nicht einfach gefallen war. Dem grauen Farbton des Komplexes hatte sie mit ein paar einfachen gerahmten Malereien an den Wänden das sterile Flair genommen und auch einige Pflanzen gesellten sich mittlerweile zu dem Schreibtisch, den Stühlen sowie den Regalen, welche man ihr für den Arbeitszweck stellte. Die grüne, sauerstoffspendende Gesellschaft prüfte die Dunkelhaarige einmal am Tag auf den Wasserstand in der Erde und eventuell braun gewordene Blätter. Die Pflanzen stellten immerhin eine angenehmere Gesellschaft dar, als der plappernde Protokolldroide, der höchstwahrscheinlich gerade auf den Korridoren seine Runden drehte.
Die letzten Tage waren recht ruhig verlaufen, zumindest für ihren Posten hatte nichts großes angestanden, während die Jedi und ihre Schüler, wie gewohnt, ihrem ausführlichen Training nachgingen. Ein weiter Weg musste noch zurückgelegt werden, bis der neue Orden an Stärke gewann, die Kriegsjahre kosteten alle beteiligten Seiten zahlreiche Opfer, und unter diesen waren viele mutige Seelen dahingerafft worden. Jetzt, wo sie hier am Fenster stand und ihren Blick über die Umgebung schweifen ließ, fragte sie sich, wie es wohl wäre, selbst mit einer Machtbegabung gesegnet zu sein. In den Ausnahmesituationen, auf die die Schüler vorbereitet wurden, würde sie sich buchstäblich ziemlich machtlos fühlen und eine Waffe wollte sie keines Falles anrühren, dies verstieß gegen ihre persönlichen Prinzipien. Ob man sich im Notfall wohl gegen ein Ablegen dieser wehren konnte?

Der Gedankengang der Naboo sollte jäh unterbrochen werden, als jemand die Tür ohne ein Klopfen und ohne die 'Vorwarnung' des besagten Droiden, der ihr normalerweise bei bald anstehenden Terminen Bescheid gab, öffnete und sie zusammenfahren ließ. Ihr Datapad hatte definitiv keinen der piepsenden Töne abgegeben, mit dem auf solch ein Event hingewiesen wurde; sie war sich dazu noch ziemlich sicher, dem C-3PO die Anweisung gegeben zu haben, die nächste Stunde ungestört verbleiben zu wollen. Selbst in besonderen Situationen, die sich nicht so extrem verhielten, dass ein Notstand ausgerufen wurde, sollte man doch die Höflichkeit bewahren, befand sie und musterte den Gast fragend. Ihre Augenbrauen wanderten beinahe wie von selbst in die Höhe, als der Mensch mittleren Alters und in verschmutzter Arbeitskleidung in ihr Sichtfeld geriet.
Sie nickte dem Mann zu, nicht nur, um ihn nachträglich zu begrüßen sowie ihn mit dieser Geste wahrzunehmen, sondern auch, da er sich offenbar doch noch einmal sichergehen wollte, die Bürobesitzerin gegenwärtig zu wissen. "Guten Tag, Jedi.", erwiderte sie, während Dion Bresk den Anstand bewies, wenigstens die Tür hinter sich zu schließen, "Was gibt es denn so wichtiges, das so dringlich besprochen werden muss? Ist etwas vorgefallen?" Mit der Hand deutete Annis dem Besucher, sich auf einem der Stühle vor ihrem Schreibtisch niederzulassen und setzte sich selbst ebenfalls. Eine schlechte Botschaft empfing man lieber in einer bequemen Position, und allem Anschein nach musste es sich um ein weniger erfreuliches Ereignis handeln. Ihre Aufmerksamkeit sollte nun erst einmal den Worten des Jedi gewidmet sein.
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