#11
Gedanken, dickflüssig, wie Eiswasser, flossen zäh daher. Es war sein Verlangen, nach jener fremden Macht, die ihn gerade bestimmte. Etwas verlangsamte seine Wahrnehmung, so dass die Zeit ungemein erschien. Die dunkle Seite wirkte immer permanenter, immer durchdringender, immer in seinem Schatten. Immer da. Jetzt fühlte er sich nicht mehr lebendig. Blitzers Worte waren gedehnte Ausdrücke, aus der fremden Wirklichkeit eines Sterblichen. Rechtzeitig. Vesperum war immer zur rechten Zeit am dunkelsten Ort gewesen. Jedes Handeln seines Willens war verdorben und verdarb die Realitäten um ihn herum. Was er tat, war schlecht aber bestimmt. Es war die falsche Hingabe zu sich selbst. Die falsche Liebe zum ungelebten Gedanken. Die Kälte kam näher, auch zu Harrsk. Sie umschloss beide in eisiger Umarmung, wie Schnee eine Lawine bildete, um Dinge nieder zu werfen. Nein, sie waren nicht umgeworfen aber umschlungen von Millionen winzigen Eiskristallen, die nicht sichtbar waren. Ihr Ursprung war Darth Vesperums Aura, die jene Wärme und die gute Macht zu verdrängen schien. Er ließ jene Mächte hinein, war das Tor der offenen Hand, welches dem Frost Heimat war. Das Blut verdickte sich zu Schwarz, quoll pressend durch das Gesicht, pulsierte unter seinen Lippen, wie blaues Feuer. Das Weiß seiner Haut wurde durchzogen von einem Marmor, feine Verästelungen umspielten seinen Ausdruck. Dieses Lächeln, welches Herzen zerbrach, Hoffnung zerschlug und diese böse Selbstsicherheit vermittelte. Der Dämon atmete aus, dampfige verbrauchte Luft, war wie feuerloses Drachenatem. "Niemand kann einem Wesen etwas nehmen, was durch Fügung und Bestimmung dazu geworden ist, es zu besitzen. Der Thron ist mein, seit ich bin," trommelte die Stimme durch den Frost, durchschlug den Eispanzer der Seelen und bohrte sich tief in das Herz des Harrsk. Verwalter. Ein passendes Wort, so fand auch Vesperum, insgeheim. Pestage war für ihn nie mehr als ein hoher Lakai gewesen; einer der seinen Willen bürokratisierte und zur Umsetzung brachte. Pestage war die Stellschraube, an der ein Allmächtiger drehte, um seinen Willen in Realität zu verwandeln. Nicht, dass Vesperum meinte wirklich auf ihn angewiesen zu sein, so war er sich doch der einfachen Tatsache bewusst, dass der Wesir, Dinge vereinfachte. Der Imperator wollte ja nicht jedes kleine Detail vermitteln müssen, jedes weltliche Ding durchdenken müssen. Sein Wille stand darüber und Pestage setzte um. Das war die Funktion, mehr nicht. Brauchbar, wie jeder andere elendige Bürokrat, der Schrift und Gesetz über persönliche Moral stellte. Für sie war es einfach und für den dunklen Herrscher. "Pestage wird wieder mit Zwang auf das verwiesen, was er ist und für immer sein wird," ließ der Lord weiterhin offen aber machte klar, dass er Pestage nicht vernichten würde. Doch das niedere Wesen in ihm drängte ihn zu einer herabsetzenden Aussage: "... ein Diener." Nicht, dass Pestage noch Würde gewann. Nicht vor ihm. Würde errang man vor einem Sith nur durch Macht. Nicht durch Status oder Kriechertum. Darth Vesperum fand sich in diesem Zustand wieder. In diesem Zustand von Weltlichkeit, die er eigentlich mied. Doch brauchte er die närrischen Untertanen als seine Werkzeuge, als dienstbare Seelen, die ihrem Anti-Gott zu jener antagonistischen Macht verhalfen. Ein wenig zu sehr genoss er inzwischen auch jene weltliche Macht, die mit blanker Unterwerfung einherging, ohne sie mit der dunklen Seite brechen zu müssen. Ein Genuss war es, der Puppenspieler des Reiches zu sein und daran zu denken, was er als nächtes tun würde. Niemand würde ihn wirklich hindern. Kein Hindernis schien zu groß, für einen galaktischen Herrscher. Alles würde wieder ihm gehören und dem Dämon ermöglichen, seine wahnsinnigen Pläne umzusetzen.

"Ich werde zum Senat hinabsteigen. Informiert Il-Raz, dass er entsprechende Propaganda vorbereiten soll, sobald ich im Senat spreche. Ich möchte, dass das Imperium sieht, dass es einen wahren Herrscher hat. Ich, für immer sein Retter," erklärte der Imperator und befeuchte seine Lippen mit einem schwarzen Zungenstrich. Die Bestie lebte wieder. Der Winterschlaf des dunklen Reiches war vorbei. Nur Nahestehende würden wissen, was seine Rückkehr für die Galaxis bedeutete. Der Krieg war alles andere als vorbei. Die Nacht gewann an Finsternis, während das Leid jener Feinde seines Irrsinns zunahm. Wo Pestage nur Bürokrat war, würde Vesperum Anführer sein und mit bösem Charisma Seelen verführen, zu Barbarei, Fanatismus und blanker Gewalt. Alles Schlechte kam zurück, personifiziert in einer Geste seiner Faust. Seine Faust der Linken ballte sich auf der Lehne seines Thrones, als ob sie Galaxis zerquetschen wollte. Dann öffnete sie sich und gab einen kleinen Funken preis, der Blau ins Nichts des Raumes sprang. Er verglimmte schnell, richtete keinen Schaden aber war mit einem Knistern an Blitzer Harrsk vorbei gezogen.

"Isard wird sich mir zeigen, ich werde mit ihr sprechen. Sie wird wissen, wo ich bin und was ich plane. Sie war immer eine gute Freundin meiner Sache," verdeutliche der Herrscher seinen Standpunkt zur Geheimdienstchefin, die in der Tat nach Sidious ableben, auch seiner Klone, notgedrungen nur noch Vesperum favorisierte. Es war eine überaus angenehme Zweckgemeinschaft. Sie hatte ihre Präferenzen und auch der dunkle Lord. Man lebte miteinander, nicht gegeneinander. Ein faires Übereinkommen. Isard half mitunter dem dunklen Lord sogar ausgiebig, da Vesperum das Reich sichtbar stabilsierte. Seine Rückkehr, zur Schande des Wesirs, würde das Imperium erneut einen. Ein Propaganda-Sieg. "Ihre Ruhe ist ein gutes Zeichen." Der Sith nickte.

Nein. Eriadu war gefallen. Eine erhebliche Schwächung seiner politischen Macht. Vesperum vergrimmte seine Augenpartie, so dass nur das satte Gelb seiner dunklen Augen funkelte, wie der Blick eines Untoten auf Korriban. Delvardus. Ein Mann, der sterben sollte. Der dunkle Lord malte sich bereits in Gedanken den Galgen aus, an dem er öffentlich baumeln sollte. In dieser Sekunde kam ihm auch die Idee, seine Rückkehr mit einer Hinrichtung von Dissidenten zu feiern. Tausende sollten ihm geopfert werden, damit jeder Mann, jede Frau sowie jedes Kind begriffen, dass er über Leben und Tod bestimmte. Wer gut, gerecht war, würde leben und wer ungerecht, gegen ihn war, würde sterben. Eine einfache Regel für die Galaxis. Mit ihm leben, gegen ihn sterben. "Sie werden wissen wofür, wenn ich zurück bin. Ich werde alsbald die Dinge ordnen, Harrsk. Vertraut auf meine Stärke, wie ich auf den Willen des imperialen Herzens baue." Die Augen öffneten sich wieder, wurden wieder klarer, obwohl ihr dunkles Schema blieb. Das Dämonische verzog sich nicht.
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