#29
Warum konnte sie ihre eigenen Dämonen nicht kontrollieren? Sie schämte sich über ihren eigenen Zorn; über ihre eigenen Wünsche und doch konnte sie diesen nicht entfliehen. Mytria wurde sich selbst fremd und sah sich selbst herausgerissen. Gerade, weil Koryn ihr wichtig geworden war. Mehr als wichtig. Mytria sah in ihm einen Freund, ein Zuhause in der Fremde und sie hatte ihn verletzt. Nicht, weil sie es wollte, doch hatte er auch sie verletzt. Es tat weh, versetzt zu werden. Es tat so unglaublich weh, vergessen zu werden. Mytria wollte nur etwas Bedeutung haben. Sie glaubte, Würde zu verdienen. Sie verdiente etwas Besseres als schlicht hier zu sein. Doch dabei war nur dieses Sein allen Lebewesen beschieden. Das Geschenk der Macht war für sie nicht nur Bürde, sondern auch Fluch, da sie ihre Gefühle umso stärker erlebte als andere. Gefühle waren Zugang und Portal zur Macht für die junge Frau; und konnten niemals ganz erschlossen werden. Mytria fühlte etwas, was sie vorher nicht gefühlt hatte und fand dieses Gefühl seltsam. Sie sah in Koryn jenen Frust, diese Erschöpfung aber auch seine Hoffnung. Leider auch seine Hilflosigkeit. Traurig senkte sie ihren Kopf, seufzte abermals und holte dann tief Luft. "Keine Zwietracht mehr?" - fragte sie naiv, kindlich und entfremdet in seine Richtung, als sie ihren Kopf wieder erhob, um erneut in seine versteckten Augen zu blicken. Fast so, als ob sie sich vergewissern musste, dass es keinen Bruch zwischen Koryn und ihr mehr geben würde. Sie wollte wissen, ob der Konflikt beendet war. Aber entschuldigen konnte sie sich immer noch nicht. Mytria rang mit sich, um jedes Zugeständnis an Koryn, denn noch immer widersprach ihre Vergangenheit kräftig dagegen. Sie wollte sich nicht einfach unterordnen und in einer falschen Rolle verschwinden. Endlich wollte sie echt sein. Nicht verstellt. Koryn sollte verstehen, dass man sie nicht so zu behandeln hatte. Mytria schleuderte mit einer Bewegung ihres Kopf ihre Haare herum, die zum Teil ins Gesicht gefallen waren und versuchte damit auch wieder aufkommenden Zorn zu entsorgen. Bewegung half ihr wirklich, denn die junge Frau konnte so Energien in entsprechende Richtungen lenken, um sie nicht in grausamen Gedankenkreisen abtauchen zu lassen. Zum Glück stimmte ihr Freund der Sache zu, nun Essen zu gehen. Der Hunger wurde wirklich unerträglich und somit auch ihre Laune, die sich nur mühsam zusammenhielt. Mytria wollte nicht mehr reden, sondern einfach nur noch aufbrechen. Die Jedi störte sich nicht am verschwitzten Kel'dor, streckte ihm sogar auf dem Weg zum Korridor ihre Hand entgegen, um gemeinschaftlich mit ihm zur Cantina zu schreiten. Wenigstens jetzt wollte sie nicht das Gefühl haben, allein zu sein. "Das weiß ich nicht," antwortete sie auf seine Aussage mit verbundener Frage. Ja, sie hatte davon gehört aber es war nur schlüssig, dass die Republik nun Nachforschungen anstellen würde. Mytria ging fest davon aus, dass die Republik diesen Vorfall untersuchen musste. Immerhin waren Personen zu Tode gekommen. Noch immer ließ dieser Gedanke sie erschaudern, denn es zeigte, wie einfach die dunkle Seite zuschlagen konnte. Die dunkle Seite war allgegenwärtig. - Und leider Mytria näher als sie selbst glaubte. Die dunkle Seite begierte bereits auf ihre Seele, denn Mytria war unbeherrscht, neiderfüllt und unruhig. Bewussten Schrittes traten die beiden in den Korridor und würden bald gemeinsam ein spätes Frühstück einnehmen.

Weiter in der Cantina...
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