#32
Ja, die große "Was-wäre-wenn"-Frage, gepaart mit naiven Spekulationen zur Verharmlosung eines Vorfalls, dessen Tragweite noch nicht sicher abzuschätzen war. Solche Gedanken waren Fehl am Platze, es war nicht ihre Arbeit wahllos im Dunkeln zu stochern, sondern eine klare Faktenlage zu schaffen. Dass sie, dem wie auch immer gearteten Feind, dabei mehr Kompetenz zugestand als dieser eigentlich besaß mochte zwar durchaus sein, bewahrte sie und ihre Soldaten allerdings vor allzu leichtsinnigen Aktionen. Eliza hatte gelernt, dass gesunder Respekt vor einem Gegner die Überlebenschancen drastisch erhöhen kann und umso mehr war es doch verwunderlich, dass gerade Personal der Sternenflotte dazu neigte auf andere herabzusehen. Denn eigentlich war es seit geraumen Jahren insbesondere jene sich für unschlagbar haltende Armada, die von einer Streitmacht mit nicht annähernd so viel Feuerkraft und Ausrüstung effektiv zum Narren gehalten wurde. Wer also unterschätzte am Ende wen?

Auf der anderen Seite spielte es auch gar keine Rolle, sie hatte keinen Bedarf daran den jungen Offizier zu belehren und zum anderen auch nur wenig Muße oder Zeit um sich dazu hinreißen zu lassen. Gers würde früher oder später auf die harte Tour lernen müssen, mit welchen Gefahren das Imperium zu kämpfen hatte, nicht nur extern sondern eben auch intern. Es gab nicht nur diese eine klar gezogene Frontlinie, an der das Imperium gegen alle Invasoren verteidigt wurde - gäbe es sie wäre es beinahe leicht diesen Krieg durch aussitzen zu gewinnen. An Mensch und Material allen anderen Bedrohungen weit überlegen würde ein simpler Verteidigungskrieg das Imperium wohl retten, zumindest aber bewahren können. Doch hinter der Front, in den Büros der Regionalgoverneure und Moffs, im Gebäude des Galaktischen Senats drehten sich noch andere Rädchen und stellten neue Weichen für den Krieg. Die Initiatoren waren zweifelsohne jene, die von der Situation am meisten profitierten: raffgierige Politiker und Firmenbosse, die mit einem langgezogenen Krieg viele Credits verdienten - und für sie spielte es auch keine Rolle welche der unzähligen Parteien sich am Ende durchsetzen würde. Krieg war nun einmal überall, nicht nur im direkten Gefecht wo riesige Schiffe sich mit schweren Beschuss aus den Turbolasern eindeckten.

"Wenn Sie die Saboteure für dämlich halten, dann bin ich wohl noch dämlicher weil ich sie so weit habe kommen lassen?", meinte Eliza bissig, während sie weiter durch die Gänge schritten, der sie zu den Schleusenbuchten bringen sollten, an denen die beschädigten Schiffe angedockt waren. Natürlich hatte der Offizier es nicht so gemeint und auch nicht so betont, aber letzten Endes war es doch nur die logische Schlussfolgerung aus dem Gesagtem. "Bleiben Sie bei dem Gedanken, dass jemand etwas stehlen wollte - von diesen Schiffen, kombinieren Sie ein wenig.", fuhr Eliza wieder gewohnt professionell fort und deutete Gers mit einem Nicken ihr durch die Gleittür auf der linken Seite zu folgen, die sich mit einem leisen Zischen öffnete und den Blick auf eine der Andockbuchten freigab. An dem langen Gang reiten sich außerhalb der Transparistahlfenster mehrere der kleineren Schiffstypen der imperialen Flotte aneinander: Nebulon-B und Imperial-II - Fregatten und obgleich diese Schiffe neben Sternenzerstörern winzig aussehen mochten, wirkten sie hier, aus nächster Nähe bereits gewaltig. Äußerlich war, ganz wie zu erwarten, kein Schaden festzustellen.
"Wenn Sie Daten stehlen, benötigen Sie den Experten nur um sie zu entschlüsseln, nicht um sie aus den Bordcomputern zu transferieren.", setzte Eliza ihren Gedankengang dann nachdenklich fort "Und noch etwas dürfte Ihnen auffallen: wie sie sagten ist der Schaden an Material eher überschaubar, es gibt weitaus lohnenswertere Ziele auf der Werft. Folglich können Sie davon ausgehen, dass der Täter nicht zu einer extremistischen Rebellengruppe gehört. Vielmehr scheint ihm oder ihr daran gelegen Militärgerät und Infrastruktur möglichst... unversehrt zu belassen. Ich glaube zwar nach wie vor nicht, dass es gestohlen werden soll, aber langfristig scheint unsere Tatperson sich einen Vorteil durch eine funktionierende Streitmacht zu erhoffen."

Sie hielt ihre Verdachtsspekulation bewusst vage, war erst recht nicht so dreist konkrete Namen zu nennen, denn mehr oder weniger hatte sie einer unbekannten Person unterstellt sich durch die Verwendung unlauterer Mittel in eine bessere Position zu bringen. Das mochte auf Sektorebene geschehen, wie es auch auf Coruscant der Fall sein konnte. Jemand wollte, aus persönlichem Ehrgeiz oder nicht war belanglos, einen Umsturz um sich selbst in eine bessere Position zu bringen. Und es war eine imperiale Position und eine, die ein gesundes Militär benötigte - zumindest zu hoher Unwahrscheinlichkeit. Doch genaue Umstände, konkrete Verdächtige - all das lag immer noch Dunkeln und entzog sich ihrem Blick. Aber Eliza war geduldig, alles was sie benötigte war eine Fährte, einer kleinen simplen Spur, der sie folgen konnte.
Sie blieb vor einer Andockbucht stehen und tippte den Überbrückungscode in die Türkonsole ein, ehe sich die Durastahlsperre löse und sich öffnete. Sie deutete mit einem Nicken in den dunklen Korridor - Kunststück, die Ionenladungen schienen ihren Zweck mehr als gut erfüllt zu haben. "Da wären wir. Nur zu." Eliza senkte den E-11-Karabiner und aktivierte mit ihrer anderen Hand den Restlichtfilter des Helms. Das war vielleicht nicht ideal, aber anders als Gers, würde sie nicht vollends im Dunkeln umherstolpern müssen.
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