#20
"Achtung! Alle in Werftblock [DZ-52] beschäftigten Mitarbeiter werden umgehend darum gebeten den Sektor zu verlassen und sich auf [Ebene 9] zu sammeln. Achtung! Sofortige Evakuierung von Block [DZ-52] empfohlen. Bitte benutzen Sie die ausgewiesenen Fluchtwege, bewahren Sie Ruhe und beherzigen Sie das Notfallprotokoll."
Schrille Alarmsirenen dröhnten in dem Teil der riesigen fondorianischen Werftanlage, der als Block DZ-52 bekannt ist, während die fein modulierte und automatisierte Frauenstimme, welche aus den Lautsprechern schallte, die Warnung in regelmäßigen Abständen stoisch wiederholte, ganz so, als würde die Erinnerung daran Ruhe zu bewahren, einen tatsächlich nutzbaren Effekt erzielen. Die Realität spann derweil ein weitaus anderes Bild, als das einfache Wartungspersonal sich durch zu enge Korridore drängte, egoistisch darauf bedacht sich selbst zu retten, mit wenig Empathie für die glücklosen Narren, die am hintersten Ende der Schlange drängten und versuchten zu entkommen. "Was ist denn los?", schrie ein Mann mittleren Alters, der sich mitten im Gedränge befand und weder vor noch zurück konnte. Während einige nur Stumm mit den Schultern zuckten und weiterhin versuchten sich durch die Menge zu quetschen antwortete ein anderer: "Eine Explosion in Wartungshangar 98!" Der Mann blickte sowohl erschrocken als auch gleichsam erleichtert. Beinahe hatte er gedacht, hatte er erwartet, die republikanische Flotte wäre eingefallen und hätten mit einer Belagerung Fondors begonnen - mit dieser Angst mussten die Angestellten bereits seit einer Weile leben - seitdem Eriadu gefallen war und selbst jetzt schien es nicht halb so abwegig wie er es sich wünschte. Offenbar war ein Teilstück der Werft Opfer eines Sabotageaktes geworden, vielleicht seitens republikanischer Spione, vielleicht auch durch unabhängige Elemente oder sogar dreiste Abspalter. Nun wo er sich erinnerte fiel es ihm ein, vor nicht allzu langer Zeit hatte die Sternenflotte einen Aufstand auf Fondor brutal niedergeschlagen, war dies nun vielleicht die Vergeltung für den Akt? "Lagen in der Wartungsbucht nicht Schiffe der fünften Flotte?", flüsterte der Mann, eher leise zu sich selbst. "Was? Ist doch egal, man, wir müssen hier raus!"

Unweit des drängendes Tumults, im Kontrollzentrum des als Block DZ-52 bekannten Bereichs, überwachten die strengen Augen imperialer Sturmtruppen, verborgen unter den schwarzen Visieren ihrer Helme die Menschenmenge über Holocams. "Ich bin mir nicht sicher ob eine derart harsche Maßnahme tatsächlich notwendig ist, Captain Ferron. Ich versichere Ihnen, dass die fondorianischen Werften und Fondor selbst voll und ganz hinter dem Imperium stehen." Der zuständige Administrator starrte, immer noch verdutzt und fassungslos von der Situation, in den weißen Helm vor ihm, der partout keine Gesichtsregung, nicht einmal den leisesten Gedanken verriet. Die als Captain Ferron betitelte Person indes, machte sich keine Mühen sich zu entspannen, sondern stand unbeeindruckt vor dem Mann, das E-11 Blastergewehr vor der Brust haltend und nickte in Richtung einer Konsole. Die durch den Vocoder verzerrte Frauenstimmte antwortete in einem Tonfall, der nur wenig Raum für Widerspruch zuließ. "Ist sie, Administrator Carris. Abweichlerische Elemente haben die imperiale Ordnung bereits einmal erschüttert. Wir werden Sorge dafür tragen, dass dies nicht noch einmal geschieht - Sie werden Sorge dafür tragen. Leiten Sie augenblicklich die Abriegelung des Blocks ein." Carris' Augen schlugen sich nieder, als er sich abwandte und den Abriegelungsbefehl in die Konsole eingab. Ein Haufen harmloser Arbeiter eingefangen mit einigen wenigen Terroristen - es erschien absurd, aber hatte er eine andere Option?
"Notfallüberbrückung eingeleitet. Fluchtkorridore versiegelt, bis alle aufrührerischen Elemente eliminiert sind. Bitte bewahren Sie Ruhe und wenden Sie sich an das zuständige Sicherheitspersonal."
Ungläubige Gesichter einfacher Arbeiter begannen sich umzusehen, als könnten sie ihren Ohren nicht mehr trauen. Man schloss sie einfach ein? Sinnlos trommelten Fäuste aus den vorderen Reihen gegen die schweren Panzerschotten aus Durastahl, die sich unbarmherzig zugezogen hatten. War dies etwa der Schutz, den das Imperium brauchte? Die Ordnung etwa, die sie so propagierten? Der Mann, der sich eben noch gefragt hatte was los sei, blinzelte und wandte sich ab, ziellos trottete er entgegengesetzt der Masse von dannen. "Hey, Den, wo willst du hin?", begann ein anderer zu rufen. "Wo soll ich schon hinwollen? Wir kommen hier nicht weg." Einige treten sich um und schauten mit ihren grimmigen Gesichtern zu Den, die kräftigen Arme vor der Brust verschränkt. "Schon ein bisschen komisch wie eilig du es hast wegzukommen, jetzt wo die Türen zu sind." Ein zweiter nickte. "Eben, Den. Wer sagt denn, dass du nicht der Saboteur bist wegen dem wir hier eingebuchtet sind`?" Das Murmeln und die Rufe des Mobs wurden lauter, während einige sich nun ebenfalls zum hinten Ende drängten um den vermeintlich Schuldigen zu fassen. Den dachte sich, wie seltsam es doch war, wie schnell ein falsches Wort, ein falscher Gedanke aus einem sonst geschätzten Kollegen einen Verräter machen konnten, wie schnell aus sonst gewissenhaften Menschen, ein Lynchmob werden konnte.

"TK-553, kommen Sie mit." Der Sturmsoldat nickte zackig, schulterte sein Gewehr vorschriftsmäßig und nahm Haltung an. "Verstanden, Captain." Ferron nickte und deutete dem Soldaten an der Tür zu warten. "Administrator Carris ist bis auf Weiteres unter Arrest zu setzen.", fuhr sie entschlossen zu den übrigen Soldaten fort und ignorierte dabei Carris' immer bleicher werdendes Gesicht. "Jegliches Eindringen ziviler Elemente in die Kontrollsektion gilt als schwerer Verstoß gegen die imperiale Sicherheit. Sie sind zur Anwendung tödlicher Gewalt autorisiert, um die Ordnung zu wahren. Verstanden?" - "Jawohl, Ma'am!", antworteten die Soldaten einstimmig. Eliza Ferron wandte sich zackig ab und marschierte nicht minder entschlossen aus der Tür hinaus, dicht begleitet von ihrem abkommandierten Sturmsoldaten. Es war, nun, dass die abweichenden und potenziell feindlichen Elemente unter Quarantäne standen und keinen weiteren Schaden anrichten konnten an der Zeit das örtliche Flottenkommando zu informieren und... gewissermaßen zu verhören. Ferron glaubte nicht daran, dass ein derartiger Sabotageakt von einigen wilden Widerstandskämpfern verübt werden konnte, die die letzte Säuberungen vielleicht irgendwie überlebt hatten, vielmehr vermutete sie dahinter interne Hilfe. Jemand, der vielleicht heimlich mit der Republik paktierte oder aber gedachte einen persönlichen Vorteil daraus zu schlagen - es war beides gleichsam widerlich und in höchstem Maße abstoßend.

Sie betraten den Lift hin zur Offiziersmesse der Deltawerft, dort, wo nach letztem Informationsstand die Flottenkommandeure Cadera und Murray zugegen sein sollten - waren sie es nicht wäre dies ein erstes Indiz. Ferron neigte nicht dazu dem schmierigen Flottenpersonal allzu großes Vertrauen zu schenken, nicht in Anbetracht der Tatsache, dass es vorwiegend Elemente aus diesen Reihen waren, die sich vom Imperium abspalteten um sich selbst in eine bequemere Position zu bringen, um Kapital aus dem vermeintlichen Niedergang zu schlagen. Weiße Panzerhandschuhe wischten noch imaginären Staub von der roten Schulterplatte, ehe sich die Tür öffnete. Von ihrer Optik her mochten jene armen Männer, die in den Bodenkämpfen dienten sie als Glänzer betrachten, als Soldaten mit einem angenehmen Job. Ferron betrachtete es ein wenig anders. Während andere Kameraden direkt an der Front dienten, hielten sie den Rücken des Imperiums frei von internen Angriffen.
Als die Lifttüren sich öffneten, trat Eliza Ferron mit forschen Schritten in den Raum ein und bemerkte, dass sich die Admiralität noch dort befand, wo sie sich befinden sollte - zu ihrem Glück. "Sirs.", begann sie und und begrüßte die Admirale mit einem knappen Salut. "Vor 30 Standardminuten ereignete sich ein Sabotageakt in Werftblock DZ-52. Sechs Imperiale Großkampfschiffe der fünften Flotte aus der als 'Shadows' bezeichneten Einheit wurden dabei erheblich beschädigt." Mit einem knacken des Vocoders endete ihr Satz. Dies war die einfache Sachlage, mehr teilte sie unter den gegebenen Umständen nicht mit, nicht, bevor sie nicht ein Gesamtbild der Lage erhalten hatte und potenzielle Verdächtige ins Auge fassen konnte. Denn Momentan war noch jeder Verdächtig und ein möglicher Verräter.
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