#3
Ohne Probleme war Theen auf einem Transport nach Kiffu gelandet, der ihn und seine spärliche Ausrüstung auch sicher dorthin zu geleiten versprach. Die Reise war natürlich im Vergleich zu der Art Luxus die ihm auf Naboo geboten wurde nichts, doch er kannte es auch von früher nur wenig anders und so war es schon fast eine winzige Ader der Nostalgie, als er durch die schäbigen Gänge des Transportschiffes wanderte, die rostigen Verschläge in Augenschein nahm und dem lauten Surren des schrottreifen Hyperraumantriebs lauschte. Der Matukai kam nicht umhin mehrmals in die Vergangenheit zu schweifen und sich an die Reisen zu erinnern, welche er und sein Meister beinahe sein ganzes Leben unternommen hatten. Abgesehen von diesem Druck der auf ihnen lastete verband Theen jedoch wunderschöne Erinnerungen mit dieser Zeit, die so jäh geendet und ihn eigentlich recht ziellos zurückgelassen hatte. So war der Arkanianer schon recht stolz darauf, wie er sich nach wenigen Jahren schon, wenn auch durch Zufall, aus dieser Situation befreit hatte. Die Jedi waren gefunden und arbeiteten mit ihm zusammen, ja sogar würde er in ihren Künsten unterwiesen werden! Aber auch er würde seinen Teil zu diesem neuen Bündnis beitragen und ebenso diese auf Gegenseitigkeit beruhende Beziehung nähren.
Ausbilden... Es war mit Sicherheit nicht leicht einer Person die Lehren über die Macht näherzubringen, insbesondere weil ihr Erscheinen so komplex, ihr Wirken so undurchdringlich und ihr Wille so verworren war, dass es ein fast schon wunderlich anmutete sich überhaupt in ihren Künsten zu verwirklichen. Für Theen war es schon immer so gewesen, dass die Macht etwas war, dass weit mehr zu sein schien als das bloße Energieband zwischen Materie und dem Geist, nein, sie war etwas, dass einen durchdrang, jede Faser eines Anwenders für sich einnahm und ihn verwirklichte, ihn erleuchtete in seinem Wirken und Denken auf dieser Welt. Demut und Stolz erfüllten den Arkanianer von der Macht auserkoren zu sein für sie zu leben und nach ihrem lebendigem Willen zu streben und das in einer Weise die so spirituell war, dass sie selbst aus ihm zu sprechen schien. Theens Überzeugung war unerschütterlich, die Macht, die lebendige Macht wies ihm den Weg und machte ihn stark, gelassen und bedacht.
Cryus, sein Meister war ein sehr spiritueller Mann gewesen. Sein Verständnis für die Macht ging weit über die Anwendungen hinaus, die in den Vorstellungen der Geister der Bewohner dieser Galaxis lagen. Lange hatte der Matukai gebraucht um auch nur in Etwa jene mentale Stärke zu fassen, die ihm innegewohnt hatte und Zeit seines Lebens begleitete. Dies zum Vorbild hatte Theen unzählige Stunden verbracht sich und sein inneres Aufbegehren zu beherrschen, seine Gedanken zum Schweigen zu bringen und sich ganz und gar dieser einen Philosophie hinzugeben. Was bedeutete es Matukai zu sein? Diese Frage war etwas die jeder für sich selbst beantworten musste im Zuge seiner Ausbildung, doch aus einem Kampfsport der vor Tausenden von Jahren praktiziert wurde, wurde durch die Macht etwas Großartiges, etwas, das für Theen nur eines sein konnte: Transzendent. Geblendet war er nicht durch diese überwältigende Größe die die Macht in seinen Augen besaß, nein, viel mehr davon erfüllt und weitab der dunklen Seite in seinem streben vor allem eines: Bestimmt. Dies war das schwerste in seiner Ausbildung gewesen, seinen Weg zu finden in einem Kredo von mannigfaltigen Möglichkeiten und Stufen, doch folgte man ihm wurde man geformt. Das war es, was einen Matukai zu dem machte was er war.
Beendet ist dieser Weg jedoch nie. Tag für Tag geht man neue Schritte, entdeckt sich in neuem Licht wieder und strebt nach etwas größerem. Gefunden wird der rechte Pfad durch Meditation, der Hingabe in die Macht selbst und in den unzähligen Stunden die man so verbringt sind es lediglich Minuten die wie ein Blitz durch die Seelen jener Wesen hindurchfahren, die sich ihr hingeben. Dieses Empfinden erfüllte einen zu tiefst mit Wärme oder auch mit dem entsetzlichen Gegenteil. Theen jedoch erlangte Stärke. Keine physische, keine rohe Gewalt... es war etwas anderes. Weit mehr als das. Etwas hatte sich in ihm verändert und ihn nunmehr in seinem Willen, in seinem Streben bestärkt sich so wie er war anzuerkennen, sich der Dunkelheit in ihm zu stellen. Kurz vor seinem Tod hatte Cryus seinem Schützling seine letzte Prüfung offenbart. Es war nicht das Ausfindig mache der Jedi, nein, es war die Fackel, das Vermächtnis fortzutragen und die Lehren seinen Ordens in Ehren zu halten. Wie konnte man das tun, wenn einen die Zweifel auffraßen, die Unsicherheit übermannte und im Hadern mit sich selbst zurückließen? Diese Zweifel allerdings waren auf Naboo verwischt, durch die Macht vernichtet und ersetzt worden mit Entschlossenheit. Ja, es war Entschlossenheit, die ihn dazu bewegt hatte diese Tätowierung auf seine Haut zu tragen und genauso war es Entschlossenheit nach der Wan-Shen und der alten Robe seines Meisters zu suchen.

Eine Zeit lang hatte sich der Transporter im Orbit des Planeten aufgehalten. Theen wusste nicht, dass schwere Stürme die Oberfläche Kiffus hin und wieder heimsuchten und eine Gefahr für jeden Bewohner, jedes Tier und auch jedes landende Schiff darstellten. Es war lediglich eine minimale Verzögerung im Anbetracht der Gesamtdauer der Reise, doch das Unbehagen des Arkanianers war allgegenwärtig und würde erst wieder abschwellen, sollte er im Freien, losgelöst von den Wesen seiner Umwelt sein. Raumschiffe standen bei dem Matukai nicht sonderlich hoch im Kurs. Theen bevorzugte natürliche Umgebungen, wo er die Macht am stärksten vernahm.
Seine Schritte hallten kaum, als die Stiefel des Weißhaarigen Meter um Meter des Ganges fraßen der sich am Ende in einer breiten und soliden Durastahltür verlor. Schwarz war ihr Leder und hob sich überhaupt nicht von der Erscheinung seiner engen Hosen ab, deren Bund von einem weiten Poncho bedeckt wurde. Dieser umhüllte den gesamten Körper des Arkanianers und in seinem dunklen Grau hob sich dieser ebenso wenig in dem seichten Dämmerlicht des Raumschiffes vom Rest seiner Kleidung ab. In der Geschwindigkeit seines erhabenen Gangs wehten die weißen Haare hinter ihm her, die wie ein Blickfang gemeinsam mit der leichenblassen Haut hervorstachen. Hinter ihm versuchten zwei Rodianer rasch zu dem Mann aufzuschließen, der den beiden jedoch trotz ihrer lauten, fast schon rufenden Stimmen keine Beachtung schenkte. Theen verstand ihre Sprache nicht, wusste aber wohl dass sie Händler waren die ihr Glück versuchten an ihm einen Teil ihrer Waren loszuwerden. Ernüchternderweise für die beiden hatte sich der Arkanianer jedoch auf nichts eingelassen, nicht einmal ein Wort gesagt oder zur Schau gestellt dass er sie überhaupt verstand... oder eben nicht. Schweigend war der Matukai, an dessen Stirn die bezeichnende Tätowierung prangte nur davongeschritten, ohne den Rodianern einen Blick zu erübrigen. Theen hatte gesehen mit was für Waren sie das Schiff beladen hatten und seine besondere Fähigkeit infrarotes Spektrum zu erkennen hatte die Sporen der Pflanze ausgemacht, die für ihn im Sonnenlicht aufschimmerten und für andere unsichtbar war. Die beiden Aliens schmuggelten Drogen, so viel war sicher. Die Fassade eines Händlers spielten sie jedoch hervorragend. Etwas gegen ihr Schaffen zu unternehmen blieb dem Matukai jedoch verwehrt, denn in solchen Milieus konnte man mit solchen Enthüllungen viel ungewollte Aufmerksamkeit auf sich ziehen und im schlimmsten Falle auch unheimliche Feinde machen. Beides versuchte Theen mit allen Mitteln zu vermeiden, auch wenn er wusste, dass Drogenhandel nicht rechtens war. Ob es nun seine Pflicht war zu intervenieren wusste er allerdings nicht. Was er wusste war, dass die Jedi die Hüter des Friedens in der alten Republik waren. Wie es sich in der Neuen verhielt oder ob sich die Jedi überhaupt mit solchen behördlichen Problemen befassten war ihm unbekannt. Darüber hinaus war ebenso unklar, in wie weit er die Pflichten eines Jedi ausübte und wo genau die Grenzen lagen.
Der Arkanianer erreichte die Tür, hielt inner und betätigte den Öffner. Für den Bruchteil einer Sekunde übertönte das Zischen der sch auftunden Pforte die rodianischen Stimmen, die mittlerweile zu ihm aufgeschlossen hatten. Gekonnt blendete Theen diese jedoch aus und behielt ohne ein Anzeichen der blank liegenden Nerven seine steinerne Fassade bei. Hinter der Tür erstreckte sich die Cantina des Transporters aus welcher allerlei Stimmen entgegenschlugen und den Matukai in einen warmen Brei aus Gesprächen in unzähligen Sprachen hüllte. Kaum war die Theke erreicht bemerkten die Rodianer schließlich mit einiger Verspätung, dass sie mit ihrer aufdringlichen Art in ihm keinen Kunden gewinnen würden. Erleichtert atmete Theen auf und richtete seinen durch fehlende Pupillen unsichtbaren Blick auf den Wirt, einen übel zugerichteten, mit Kratzern und Schrammen versehenen, roten Droiden.
"Wasser.", bestellte er kühl was die Maschine bestätigte und nach wenigen Sekunden mit einem gefüllten Becher der kühlen Flüssigkeit wiederkehrte. Elegant erschien eine bleiche Hand, die unter dem weiten Poncho hervorschnellte und nach dem Getränk griff. Die meisten Blicke humanoider Wesen lagen auf ihm. Das konnte Theen spüren und auch sehen, denn man gab sich nicht sonderlich Mühe etwas zu verbergen. Schon beim Einlass auf das Schiff hatte man ihn... viel mehr sein sonderbares Aussehen in Betracht gezogen. Insbesondere jetzt, geziert von einer auffallenden Tätowierung auf der Stirn war er noch auffälliger als zuvor, jedenfalls für humanoide. Auch auf seinen vergangenen Reisen hatte er eigentlich nur sehr sehr wenige Arkanianer gesehen oder mit ihnen gesprochen, weshalb er wohl auch aufmerksam auf sie werden würde. Langsam ging der Matukai hinüber zu dem großen Panoramafenster, das anstelle einer Wand die Cantina begrenzte. Sein Blick fiel auf den Planten, welcher sein Ziel darstellen sollte: Kiffu. Oder eher die beiden Planeten Kiffu und Kiffex, denn es schien fast, als berührten sie sich. Immer wieder durchzuckten die Atmosphären beider Himmelskörper an ihrem Berührungspunkt helle Blitze, die nur aufgrund ihrer Entfernung nicht schmerzhaft auf seine Augen wirkten, wohl aber ein unangenehmes Jucken hervorriefen. Die Sonne allerdings war, wenn man seinen Blick nicht unmittelbar auf sie richtete, für ihn erträglich und so würde er auch tagsüber ohne Sichtschutz leben können. Beide Planeten waren jedoch schon beinahe an einander vorüber, was bedeutete man wäre imstande zu landen und Theens Suche konnte endlich beginnen. Er konnte es nicht leugnen, die Aufregung nach dem verbliebenen Besitz seines Meisters zu suchen hatte so etwas wie ihren Höhepunkt erreicht und auch den sonst so gelassenen Arkanianer in ihren Bann gezogen. Immer wieder ertappte sich der Matukai dabei wie er nervös mit Zeige- und Mittelfinger auf seinem Becher klopfte und es tatsächlich nicht erwarten konnte endlich zu landen. Umso erlösender war das charakteristische Knacken des aufnehmenden Mikrofons, als der Kapitän auf eine Durchsage schaltete: "Das Warten hat ein Ende, wir machen uns bereit zur Landung. Auf der Oberfläche könnte es immer noch Nachwirkungen der Stürme geben, doch das wird dann nicht mehr mein Problem sein. Danke fürs Zuhören und danke für das Geld der Reise..."
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