#53
Oh Mist... Verdammt... Atemlos und mit schweißnassem Gesicht drückte sich die junge Echani an die hölzerne Innenwand ihres Verstecks. Die Arme, soweit ihr es möglich war, in einer schützenden Geste um den Körper geschlungen, rief sie sich gedanklich zur Ruhe auf. Die Explosionen von außerhalb des Palastes machten es ihr nicht leicht, klare Gedanken zu fassen. Wieso musste sie immer dort sein, wo etwas geschah? Gut, das war nun nicht ganz so häufig in ihrem Leben geschehen, dafür in letzter Zeit eher schon. Sie hatte sich gerade erst damit abgefunden, hier im Palast eine Zeit lang bleiben zu müssen. Sie ging sogar recht gewissenhaft ihren Aufgaben nach, da sie so etwas zu tun hatte und war gerade dabei, das restliche Geschirr in der Küche zu säubern und einzuräumen, als die ersten Explosionen ertönten.

Kona kam es vor, als würde der ganze Palast auf die Explosionen und die kurz darauf folgenden Sirenen reagieren, oder zumindest die Leute, die ihr begegneten, als sie in die Flure hinauslief. Wenn da schon so ein Tumult ausbrach, dann würde sie sicher nicht in ihrem Loch namens Küche hocken und abwarten, bis ihr vielleicht sogar die Decke wortwörtlich auf den Kopf fiel. Sie war sich zwar nicht sicher, ob der Palast überhaupt das Ziel war oder sein würde, da die Explosionen von irgendwo aus der Stadt kamen, doch wollte sie nicht dort warten und es herausfinden, wenn es bereits zu spät war. In den Gängen herrschte bereits Unruhe, ein paar Diener und andere Leute liefen hastig umher. Weshalb auch immer, Kona achtete nicht darauf. Allerdings fiel ihr schon bald auf, dass immer mehr Sturmtrupper auf den Gängen erschienen. Die junge Frau hatte sie seit ihrer Ankunft hier nie wirklich gemocht und schon bald würden sie der Echani auch noch einen Grund dazu geben.

Sie erreichte ein kleines Zimmer, in dem sich Glücklicherewise niemand befand und konnte aus dem Fenster einen Blick hinunter auf die Straßen Iziz' werfen, in denen ein totales Chaos ausgebrochen war. Überall eingestürzte Gebäude, Trümmer und tote Körper pflasterten die Wege. Hier und dort sah sie dann Rebellen, so wie die Männer in den typisch weißen Rüstungen. Während manche verirrte Laserschüsse schwarze Flecken an Wänden hinterließen, zogen die restlichen Lebende in den Tod oder verstümmelten sie. Mühsam riss sich Kona von dem grausamen Anblick weg und verließ mit noch bleicherem Gesicht den Raum. Sie huschte durch die Gänge auf der Suche nach einem geeignetem Versteck und bemerkte erleichtert, dass jeder zu beschäftigt war, um auf eine Dienerin wie sie zu achten, die nicht dort war, wo sie eigentlich sein sollte... Als sie dann in einen weiteren Gang biegen wollte, hörte sie Schüsse fallen und verharrte vor Schreck. Die Diener hatten sich offenbar mit Messern bewaffnet, die nun klirrend zu Boden fielen und ihre Körper folgten mit einem dumpfen Aufschlag. Die drei Weißen hatten ihnen ein jähes Ende bereitet und schoben die Toten anschließend zur Seite, damit der Weg frei blieb. Konas innere Alarmglocken leuteten sofort bei dieser Szene und sie zog sich zurück, bevor sie entdeckt wurde. Sie gab sich keine Zeit um über das Gesehene nachzudenken, sie musste und wollte sich Verstecken. Und zwar sofort.

Sie riss die letze Tür auf, an der sie eben erst vorbeigelaufen war und fand sich in einem Klo wieder. Sie war hier nicht alleine, zwei weitere Diener hatten sich hier versteckt und rissen die Augen vor Schreck auf, als jemand den Raum betrat. Für einen Moment erstarrte auch Kona, erkannte die Gesichter jedoch schnell und schloss die Türe vorsichtig hinter sich. Mit einem gezwungenen Lächeln, wollte sie die beiden beruhigen, bevor sie sich umsah. Es war kein guter Ort um sich dauerhaft zu verstecken. Das war den anderen Beiden sicher auch bewusst. Es vergingen nur Sekunden, bis die schweren Schritte der Soldaten im Flur zu hören waren. Der Echani blieb nichts anderes übrig, als sich in einen niedrigen Schrank zu zwängen, den sie grob ausräumte. Die Sachen schob sie so weg, damit sie von der Tür aus nicht sofort entdeckte.

Es würde... eng werden aber momentan sollte es erstmal reichen. Sie musste sich so klein wie möglich machen, Ellenbogen und Knie drückten hart an das Holz, um die Schranktür richtig schließen zu können. Es war etwas Schmerzhaft und sehr unangenehm, da sie auch nur kleine, flache Atemzüge machen konnte. Für den Moment fühlte sie sich alleridngs halbegs sicher. Nur wollte es nicht so ganz in ihren Kopf, was in der Stadt und innerhalb des Palastes geschah. Während ihrer wenigen Wochen hier hatte sie nichts besonderes bemerkt und jetzt rebellierten sogar ein paar Diener. Gut, es ist ihr natürlich nicht entgangen, dass die Leute unzufrieden mit der Regentin und der gesamten Situation waren.

Wieso hatte dieser Idiot sie auch an diesen Palast verkaufen müssen!? Flach atmend spähte sie aus der schmalen Schranktürritze und betrachtete die Tür. Die Schritte verklangen, aber sie wollte noch nicht raus. Sie sollte sich noch ein wenig gedulden, auch wenn sie hier raus wollte. Raus aus diesem beengenden Schrank und am liebsten raus aus diesem Palast... Nein, noch besser, weg von diesem Planeten. Noch immer wanderten ihre Gedanken ab und zu zu den Toten in der Stadt und sie schluckte hart. Das war das erste Mal, dass sie Tote gesehen hatte und dann auch noch so viele auf einmal. Die Tür wird aufgerissen, die Diener gaben erschrockene Laute von sich, dann ertönten abermals Schüsse. Sie unterbrachen ihre Gedanken und angespannt hielt die Echani die Luft an. Ihre Kollegen sind nun wohl nicht mehr am Leben... Nicht, dass ihr viel an ihnen lag, doch kratzte es irgendwie an ihrem Gewissen und auch das Wimmern, dass kurz vor den Schüssen erklang, wollte nicht mehr aus ihrem Kopf. Sie hätte sie sowieso nicht retten können, außerdem war es bereits zu spät um sich noch großartig um sie Gedanken zumachen.

Sie war für ihr Alter eine ganz akzeptable Nahkämpferin, aber die Soldaten hatten Schusswaffen und die wollte sie nicht zu spüren bekommen. Also schob sie die Gedanken zur Seite und wartete ab. Abwarten. Es fiel ihr schon immer schwer, besonders geduldig zu sein, doch blieb ihr nichts übrig. Zumindest könnte sie durch den schmalen Schlitz einen kleinen Teil der Türe beobachten. Hecktische Stimmen wurdem Laut und sie hätte es beinahe verpasst, als alles so schnell geschah. Kona konnte flüchtig Messergriffe erkennen, dessen Klingen in den Hälsen der tot umfallenden Soldaten steckten. Die Gesichter der anderen Personen konnte sie nicht sehen, aber sie konnte hören, dass sie auf jedenFall mehr als zwei waren. Sie sprachen nun leise miteinander, warfen einen kurzen Blick in den Raum, bevor sie weitergingen.

Kona blieb noch einige Minuten still in ihrem zu kleinen Versteck, bis sie es wagte und hervorkroch. Niemand war da, nur die Soldaten in weiß verdreckten den Boden mit ihrem Blut und die Diener kauerten noch mit verschrecktem Audruck auf ihren leblosen Gesichtern in einer Ecke. Immer wieder verharrte Kona still und lauschte. Sie konnte immer noch das ganze Chaos hören, Schüsse, Explosionen und hin und wieder auch entfernte Stimmen oder Schreie. Sobald sie sich sicher war, dass sich niemand in der Nähe des Klos befand, betrachtete sie die Soldaten genauer. Der eine schien nur ein kleines Stückchen größer als sie zu sein... Ein kleiner Hoffnungsschimmer blitzte in ihr auf. Es könnte eine kleine Chance sein - zumindest besser als gar keine - um hier halbwegs sicher rauszukommen. Wenn sie weiter als Dienerin unterwegs sein wird und den Soldaten begegnete würde es nicht gut aus gehen und wenn sie in die weiße Rüstung schlüpfen würde... Gut, diese Burschen hier waren bereits tot, aber sie musste ja nicht so enden. Hoffentlich. Die Echani zögerte nicht weiter und zog dem einen Soldaten die weißen Rüstungsteile vom Körper, säuberte sie mit einem Lappen von seinem Blut und legte sie ordentlich auf den Boden. Den Mann dann aus dem schwarzen Overall zu bekommen, erwies sich als etwas schwieriger, als zuerst angenommen.

Als sie schließlich fertig war, warf sie sicherheitshalber erneut einen kurzen Blick hinaus auf den Flur, in dem niemand zu sehen war. Also machte sie sich weiter ans Werk, schlüpfte in die schwarze Kleidung, bevor sie sich die Rüstung anlegte. Immer wieder kniff sie die Lippen zusammen, um einen Fluch zu unterdrücken, wenn ihr mal unter den hastigen Handbewegungen etwas wegrutschte, bis sie nach einer gefühlten Ewigkeit mit dem Gefummel fertig war. Sie musste nur noch den Helm aufsetzen und hielt ihn bereits in den Händen, ließ ihn aber beinahe fallen, als Befehle durch das interne Kummunikationsystem gegeben wurden. Sie konnte die Worte nicht genau verstehen, dafür rauschte es zu sehr. Das ganze fühlte sich unangenehm an, um die Brust war es ein klein wenig eng für sie und sie fühlte am Hals noch etwas feuchtes... wenigstens sah man das Blut auf dem Schwarzen nicht, aber der Rest roch, so wie der Helm, ziemlich nach Schweiß, weshalb Kona diesen nur mit gerümpfter Nase aufsetzte. Mit einem letzten Blick in den Spiegel vergewisserte sie, dass alles halbwegs gut saß, ehe sie die Schusswaffe vom Boden auflas. Ihr Blick fiel auf die Messer. Am Liebsten würde sie die ja mitnehmen, war sich jedoch nicht sicher, ob sie mit denen auffallen würde, weshalb sie schließlich ohne eine Klinge das Klo, ihr bisheriges Versteck, verließ.
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