#7
Wie ein Raubtier musterte Pestage den ungepflegten Offizier der etwas verloren vor seinem Schreibtisch stand. Dem Datenpad schenkte er keine Beachtung, wozu auch – er wollte einen direkten Bericht und keine nüchterne Auflistung.
Pestage zweifelte allerdings daran, dass der Offizier überhaupt in der Lage war ihm eine aktuelle Lagebeschreibung zu vermitteln.

Für einen Moment musste er an den ehemaligen Vizeadmiral Acchetia denken, der zwar in seiner Aufgabe versagt hatte aber zumindest in der Lage gewesen wäre ihm in angemessener sachlicher Art und Weise einen Bericht zu erstatten, wie auch immer – er war nicht zugegen.

"Nehmen Sie Platz, mir scheint es so als könnten Sie eine Pause vertragen" gab Pestage schließlich ohne große Freundlichkeit in der Stimme zu verstehen und deutet auf den freien Platz neben dem Offizier.

Auch wenn dieser Offizier eher wie klägliches Abbild eines Imperialen wirkte, so war es trotzdem nicht klug ihn mit übermäßigen Machtgehabe oder offener Unzufriedenheit zu kompromittieren. Sate entschloss sich das Gespräch möglichst unverbindlich zu beginnen.

"Bedienen Sie sich" Sate deutete auf die mit Wasser gefüllte Karaffe. Das Gefäß hatte einen verschnörkelten und kunstvoll verarbeiteten Hals und war aus teurem Kristallglas hergestellt.
Der Großwesir schenkte sich ein Glas Wasser ein und wartete darauf ob der Offizier ebenfalls Gebrauch von der Karaffe machte.

"Ich habe Sie schicken lassen, weil ich einen Lagebericht über die aktuelle Situation unserer Flotte will..." Sate wiederholte das offensichtliche und rückte damit subtil den Offizier in eine imaginäre Machtposition indem er es so wirken ließ, als hätte er explizit nach ihn schicken lassen. Eine Ehre, die zweifellos jeder Imperiale in Anspruch nehmen wollte.

".. und damit meine ich keine technischen Details.." seine Augen huschten kurz auf das Datenpad "..sondern die ehrliche Einschätzung eines Offiziers in Bezug auf Moral und Verfassung."

Sate trank einen weiteren Schluck und wartete auf die Ausführungen des Offiziers. Insgeheim hoffte er, dass ihm die Antwort ein wenig Inspiration in Bezug auf zukünftige Entscheidungen bringen konnte und wieder einmal wurde ihm seine militärische Unfähigkeit vor Augen geführt.
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