#30
Das Blut eiterte umsichtig in seinen Adern. Ein kalter Schrei stand in seinem toten Gesicht, als die Dunkelheit seine Nähe suchte. Jede Schuld der Galaxis lag auf seinen Schultern, als er in eifrigem Hass, die dunkle Seite wahrnahm. Hass brodelte, wankte und wogte in ihm und in jeder Verbindung zur Macht lag dieser heimsuchende Zorn. Der Thron war sein Gefängnis. Alles verlor in seinem Angesicht an Farbe und wurde grau, wie die Asche, die er zurücklassen wollte. Nichts war hier von Bedeutung, nichts gab ihm einen Sinn, außer dieser beißende Wunsch nach Rache. Diese Galaxis sollte für seine Fehler büßen. Ein jeder sollte bezahlen, damit er den Preis für seine Allmacht entrichten konnte. Sein ganzes Leben wandelte sich in einen falschen Zustand. Die todbringenden Augen traten leicht aus den Augenhöhlen hervor, während seine Atmung schwergängig war. Sein Körper schien den beschworenen Kräften nachzugeben und nur durch seinen verbohrten Willen in dieser Galaxis gehalten zu werden. Seine Knochen traten inzwischen durch die aschweiße pergamentartige Haut hervor, drückten diese sanft hinauf aber durchbrachen die Linie nicht. Schwarze Adern bebten in der Haut und zeichneten kalte Muster. Nur das sanfte Keuchen versicherte die Lebendigkeit, denn ansonsten würde ein jeder annehmen, das diese Person längst tot war. Eine Leiche atmete nicht. Doch auch diese Atmung war okkult, verzerrt und schwer, so als ob sie alle Gefüge zerbersten wollte. Die Augen nahmen eine wechselnde Farbe zwischen einem dämonisch Gelbton, einem tiefen Schwarz und einer blutigen roten Farbe an. Seine Augen waren widernatürlich und pulsierten in der dunklen Macht, die er durch Rituale an sich gebunden hatte. Er war besessen von dieser Grausamkeit, die auch sein eigenes Leben in jene Ungestalt wandelte. Unter seinen Lidern lagen tiefe Gräben aus einem schwarzen Schatten, welche bis zu den Mundwinkeln zu reichen schienen. Der Mund war rissig, verfärbte sich umso mehr in einen schwarzen Ton und sein Speichel dahinter wirkte eitrig. Selbst seine Eckzähne traten inzwischen leicht hervor und gaben seiner Erscheinung eines bestienhaften Charakter, die einer der vielen Höllen entkommen war. Die Hände waren knöchernd und die Finger lang, um schließlich in Nägeln, wie Krallen abzuschließen, obwohl sie gepflegt waren. Diese Krallen waren brüchig und gruben sich tief in das eigene Fleisch der Finger. Vesperum war kein Mensch mehr und in jedem Anblick, ein Teufel, geschaffen aus der Manifestation der dunklen Seite. Nichts verbarg die Hinwendung zur bösen Macht der Finsternis, welche Vesperum vor langer Zeit vollzogen hatte. Jeder Schritt wandelte ihn mehr in ein untotes Etwas, welches sich dem Tod verweigerte.

Nicht nur dem Tod, sondern auch dem Schicksal. Darth Vesperum spürte diese Macht, sie berauschte ihn, und doch war es niemals genug. Seine Zeit reichte niemals aus, um den großen Plan zu vollenden. Er glaubte daran, das all sein eigenes vergebens wäre, wenn er nicht erfolgreich wäre. Alles, wirklich alles, was er tat, diente der dunklen Seite, um schlussendlich die uralte Idee der ersten Sith zu verwirklichen. Diese Galaxis würde endlich von ihren Fehlern bereinigt werden. Endlich würde alles korrigiert werden, was zu Leid führte. Auch seinem eigenem. Vesperum akzeptierte die Konsequenzen seines Aufstiegs. Auch die Zerstörung seiner Menschlichkeit. - Und doch war dort noch etwas, was er nicht aufgab. Etwas, was verschlossen in seinem Restherzen lag. Etwas, was nicht einmal Sorzus Syn fand oder verstand. Der Thron war nur Symbol, sein Körper nur Werkzeug, aber sein Herz war sein letzter Schatz. Niemand rettete ihn. Niemand konnte den Hass aus ihm herausschneiden, der alles bestimmte, was ihn ausmachte. Doch beschützte etwas in ihm, jenen Schatz vor dem gierigen Hass und Zorn, die jede Verbindung seiner Macht auszeichnete. Dieser wertvolle Rest seiner Geschichte war nicht verloren und vielleicht sogar die mächstige Waffe, die er besaß. Seine Vergangenheit, die er nicht loslassen konnte, gebot diesem Schutz eine Verpflichtung. Vesperum blickte durch den fast leeren Raum, spürte die dunkle Seite, so real, wie andere einen Wind spürten, und auch das finstere Rauschen, welches in seinen Ohren ein Dröhnen war, war hier ganz real für den Imperator.

Der kalte Frost war sein ewiger Winter, welcher jede Wärme unspürbar machte. Der Fluch zeigte sich nicht in fremden Gesichtern, sondern ausschließlich in seinem eigenen Gesicht. Enttäuscht, dass diese Allmachtsfantasie keine sofortige Erlösung anbot, blickte der mächtige Herrscher auf seine toten Hände, die Leben ausgelöscht hatten, zu hunderten. Und doch war er nicht besser, nicht größer, nicht am Ziel. Der Blick verweilte auf seinen Händen, als Vesperum klar wurde, dass er sich selbst ausgeliefert hatte. All seine Entscheidungen, dieser verfluchte Thron, und auch seinen Rituale waren niemals genug. Vesperum spürte eine seltene Emotion. Er schämte sich. Nicht, weil er ein Sith war, sondern weil das Sith-Sein immer noch nicht genug war, um Amaranthine zurück zu bringen. Nicht genug, um die Galaxis endlich vom Chaos zu befreien, damit niemand mehr leiden konnte. Der Sith Lord wollte schreien aber tat es nicht, beließ seine Lippen geschlossen und blickte leer auf seine Hände, die schließlich müde auf die Armlehnen herabsenken. Bedeutunglos war jeder Atemzug, denn der Tod war längst hier. Er war als Mensch tot. Gescheitert an Ambition und Schmerz. Der Imperator dachte in diesem Augenblick tatsächlich an Sidious.

An die Weisheiten, die er im Geheimen seinen dunklen Jedi vermittelt hatte. Weisheiten der Sith, die ihm damals wie ein Versprechen von großer Macht erschienen waren aber heute erkannte Vesperum, dass auch sie nur Schlüssel für ein größeres Geheimnis waren und vielleicht nicht so weise, wie geglaubt. Sidious hatte gelogen. Vesperum selbst war nach Korriban gegangen, hatte den Sith ihr Wesen entrissen und sich selbst zum Nabel ihrer Macht gemacht. Vesperum war der einzige dunkle Lord. Dennoch kam in ihm dieser Gedanke auf, dass Sidious Recht behalten sollte. Die dunkle Seite war der Weg zu Fähigkeiten, die manche für unnatürlich hielten. Alles in seinem jetzigen Dasein war unnatürlich. Selbst seine Wahrnehmung der Zeit und der Ewigkeit; alles verfloss in einzigen Punkt. Wie hatte Sidous diese Macht bloß ertragen? Vesperum lächelte bei dem Gedanken, dass Sidious ähnlich einsam auf diesem Thron gesessen hatte. Sie waren sich nicht unähnlich, nur ihre Ideen waren unterschiedlich. Sidious wollte eine ewige und ordnende Herrschaft. Vesperum wollte eine göttliche Herrschaft, die alles neuordnen würde. Beide wollten in den Augen von vielen Sterblichen unmögliches; beide wollten diese Galaxis in einer gewissen weise ordnen. Darth Vesperum erkannte, dass die Sith in ihrer ganzen Geschichte, diesem Weg gefolgt waren. Dem einen Wunsch: endlich allen Dingen zu gebieten. Der Imperator ließ das Lächeln sterben, wie auch jeden Befehl, den er heute geben wollte. Er genoss die Stille, die Einsamkeit, mit seinen Gedanken, die inzwischen zurück in seine Vergangenheit gingen. Zu seiner Jugendzeit auf Fondor. Es lag kein Trost darin.
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