#28
Einsam verkroch sich der mächtige Imperator auf seinem Thron, im Versuch jene Schatten seiner Schuld zu vertreiben. Wie ein endloser Albtraum erschien ihm die Abfolge der Ereignisse. Nicht einmal der fromme Wunsch der Reue, welcher wahrlich Selbsthass geworden war, konnte Erlösung versprechen. Vesperum blieb allein zurück, konnte nicht einmal mehr flüchten, denn alles was er noch hatte, war jene Absicht, nicht wortlos zu weichen. Und doch sprach er kein Wort, schwieg still, auch im Angesicht des bösen Geistes, welcher in seiner Nähe hauste. Sorzus Syn schob sich aus den finsteren Schatten hervor, richtete ihre toten Augen auf ihn und forderte mit ihrer Präsenz die Unendlichkeit heraus. Der Geist näherte sich, schlich durch den Moment, wie ein Raubtier, auf der Suche nach einer Beute. Vesperum konnte nicht kämpfen, nicht standhaft sein, denn alles, was er geopfert hatte, galt dem Ritual, welches dieser Geist geschaffen hatte. In seinen Augen spiegelte sich die Erscheinung des bösen Vergangenen. Es bedurfte keiner Sätze, keiner Erklärung und auch keiner Wahl mehr. Alles, was getan war, hatte bereits eine Kette von Ereignissen in Bewegung gesetzt, die Vesperum erbeten hatte und doch war dort dieses Gefühl. Dieses hämmernde Gefühl, welches an den Resten seiner verkümmerten Seele zog. Immer noch fehlte etwas. Niemals konnte er das Bild vollständig sehen und doch jedes Teil füllte ihn mit fester Absicht. Sorzus Syn war hier, nicht um ihn zu trösten, sondern um Vesperum daran zu erinnern, dass es für einen wahren Sith nur einen Weg voran gab. Niemals zurück. Und doch lag Vesperums Herz seit dem schickshaften Tag in weiter Ferne zurück, dort wo auch Aidan, sein altes Selbst, begraben lag. Sorzus Syns Schemen verschmolzen mit dem schwarzen Schatten hinter dem Thron des Imperators, unweit seines übergroßen Tisches. Vesperum spürte eine Schwere auf seiner Brust, die seine Atmung erschwerte. Seine Aufmerksamkeit erodierte, gab sich dem dunklen Fluss hin, der alle Dinge an diesem Ort verband und gleich auseinander riss. Leben hatte an diesem Ort tatsächlich keine Bedeutung, denn alles richtete sich auf ein ewiges Ende aus.

Vielleicht hoffte Vesperum sogar darauf, dass es enden würde. Der Fluch, den er sich selbst angetan hatte, schmerzte. Nicht nur die Reste seines Herzens zerbrachen Stück für Stück, sondern auch sein Sinn für diese Realität. Der Thron war eine Stütze, ein politischer Stock, der ihn in ein Amt kleidete, welches seine Absicht begrenzte aber ihn auch gleichsam hier an dieser Realität hielt. Die weltliche Absicht hielt die Transzendenz zurück, die in jeder Handlung lag, die er begang. Nichts war hier beständig, so wie die böse Absicht, alles nieder zu werfen, um aus den Trümmern etwas Besseres zu erschaffen. Sorzus Syn legte ihre unsichtbare, unfühlbare und doch greifbare Hand auf die Schulter ihres Schützlinges. "Du bist nicht mehr allein," log sie nicht einmal. Sorzus Syn wollte ihre eigene Absicht nicht aufgeben. Ihre Pläne nicht verwerfen und gleichsam ihren Schüler nicht verlieren. Es war auch merkwürdig für sie, denn in Vesperum hatte sie seit Jahrtausenden einen Gleichgesinnten gefunden, der er ihr wirklich mit Verständnis lauschte; nicht nur aus Machtinteresse, sondern aus wahrer Absicht, dieses Wissen auch zu verwenden, um die Galaxis endgültig und fortdauernd zu verändern. Sorzus Syn wollte Veränderung und so auch Vesperum. Einst hatte sie mit den ersten Gefallenen flüchten müssen, verbannt von den Jedi und der Republik. Sie war tief gestürzt und hatte im Dunkeln Wissen und Macht gefunden aber keine Familie. Syn konnte Vesperums Gedanken lesen und verstehen. Jeder Gedanke war für sie offen, wie ein Buch. - Und doch verschloss Vesperum etwas vor ihr, was nur ein Gefühl war. Ein Gefühl versteckte er vor ihr. Etwas, was niemand ihm entreißen dürfte. Diesen einen Schmerz, der ganz ihm gehörte. Sorzus Syn, der böse Geist aus der Vergangenheit, eine Heimsuchung, war hier Gesellschaft und Linderung. Vesperum blickte zur Seite, zu dem Geschöpf, welches die Jedi einst zu verbannen versuchten. Müde schloss er seine Augen, denn die Kräfte, die er beschworen hatte, wogen schwer. Stille, während Syn ihm Beistand war, mit ihrer wohligen Kälte, die seine Gedanken lähmte. Syn war eifersüchtig auf Amaranthine und Saanza, auf alle, die ihn mehr beeinflussen konnten, als sie es konnte. Doch in diesem Moment wurde auch die Eifersucht des Dämons gelindert, denn Vesperum war ihr ausgeliefert. Dies war ihr gemeinsamer Moment. Und für sie ein Moment der Kontrolle. Die Galaxis musste sich verändern, damit die Jedi nie mehr sein konnten. Damit nichts außerhalb der Sith existieren konnte. Vesperum war nicht mehr nur Werkzeug, sondern Obsession für den Geist. Sie erschuf ihn durch sich selbst neu, benutzte ihn, um ihn besser zu machen. Bald würde es soweit sein. Ihre Rache würde auch seine Rache sein.

Syn und Vesperum waren verbunden und linderten sich gegenseitig ihre Pein, die sie sich selbst mit ihren Sünden aufgeladen hatten. Der Imperator versank in Gedanken, ließ sich treiben und erlaubte der dunklen Seite ganz zu leben. Überall kroch sie umher, wogte und verdrängte jedes Licht. Die Deckenbeleuchtung und auch alle sonstigen Lichter im Raum fielen aus. Finsternis. Schlichte Dunkelheit legte sich über den Ort, wie sie Vesperum verdient hatte. Ganz im Dunkeln, mit Syn im Rücken, verweilte der Herrscher. Doch plötzlich durchfuhr ihn ein äußerer Gedanke. Ein Splitter schlug sich in seine Machtwahrnehmung. Eine Vision von einem Ort, den er nicht beschreiben konnte. Etwas geschah. Die Macht veränderte sich, etwas bewegte sich im endlosen Meer und ließ eine Welle wogen. Mit einer Handbewegung aktivierte er sämtliche Lichter im Raum, holte das künstliche Licht zurück und blickte ernst zu Syn, die ähnliches gespürt hatte. "Etwas ist geschehen," sagte der dunkle Lord, um sich direkt im Anschluss vom Thron zu erheben. Syns Hand fiel ins Nichts. "Die Macht verändert sich, passt sich an und versucht sich meinem Zugriff zu entziehen," erklärte der Imperator mit leiser aber zorniger Stimme.

"Es gab eine erhebliche Bewegung im Fluss der Macht." Vesperum stampfte zum Holoterminal am Ende des Raumes. Mit seinem krallenhaften Finger aktivierte der Imperator das Terminal und wählte die verschlüsselte Leitung zum Ubiqtoriat, personifiziert durch Ysanne Isard, aus. "Direktorin," sagte er. "Wir müssen etwas besprechen..." Er blickte ernstlich und besorgt in den Holoscanner. Die Sorge über diesen Vorgang ließ ihn handeln, denn die Macht dürfte sich ihm nicht entziehen. Nicht so kurz vor dem Ende.
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