#22
Taten. Erinnerungen verflogen, zerkauten sich im Angesicht des Momentes. Vesperum hatte vieles getan, um an diesen Punkt zu gelangen, den Thron zu beanspruchen, eine Schickalsal aus dem Grab zu helfen, welches verschüttet und vergessen war. Vesperum war in der Ewigkeit verloren und doch blieb der einfache Moment alles, was er greifen konnte. Das Jetzt war alles, was sich seinem Wahnsinn verneigte; während die Ewigkeit ein endloser Untergang war. Ein Ozean der Nacht, welcher nach ihm rief und ihm Mächte und Künste versprach, die unsterblich machten. Die kalte Hand des Todes kroch näher, als er Nashira ein Handzeichen gab. "Es ist merkwürdig: Seltsam und bemerkenswert, dass sich die Galaxis unentwegt bewegt. Angetrieben von ihrer sogenannten Physik und kosmischen Kräften, zieht sie ihre Kreise, immer und immer wieder, bis alles endet. Das Nichts wird einkehren, wenn das Chaos um sich greift, jede Verbindung gelöst hat und keine Physik und keine kosmische Macht diesem entgegen wirken kann," erklärte Darth Vesperum mit brechender Stimme, die fern und leblos aus einer Gruft gesprochen schien; vorbei an aschweißen Zähnen, von denen schwarz verfärbter Speichel tropfte. "Ich war in Gedanken. Mein Geist war fern dieser Galaxis und ich habe die Wunder gesehen, die uns versagt werden. Die Wunder, die uns zustehen und doch immer wieder entrissen werden," offenbarte Vesperum seine Gedanken, wenn auch widersprüchlich zusammengesetzt, denn jedes Wort sprach er einzelnd und übermäßig betont; fast so als er an sich selbst zweifelte und er nach Worten suchen musste, um eine Erfahrung zu beschreiben.

"Die Macht ist ein Ozean, mit Untiefen, Abgründen und Stürmen. Vielen Stürmen, die einen Geist zerfetzen können. - Und doch, wenn wir in sie eintauchen, vergrößert sich nur unser Unwissen im Umgang mit diesem Mysterium, weil es stets neue Grenzen schafft." Seine Augen weiteten sich, gaben die dämonische Eigenschaft preis, die so entrückt und verstörend war, dass selbst ein Spiegel aus Furcht zerbrechen würde, um diesem Angesicht zu entgehen. Schwarze Äderchen pulsierten an den Augenlidern, gruben sich tief hinein; mit jedem Herzschlag presste schwarzes Blut durch sie hindurch und auch seine Aura schien sich um diese Augen zu sammeln, die mehr Wahnsinn ertragen hatten. Schmerz lag in ihnen, wie ein zorniger Irrsinn, als auch Gewissheit. "Ich bin den Weg gegangen. Ich gehe ihn noch immer," stammelte er nun bruchstückhaft Sätze zusammen und doch war seine Stimme präsent, nahbar und nach Nashira greifend. Vesperums Stimme forderte Gehör, wandte sich in den Schädel, wie ein Parasit und verweilte dort. "Für viele Jahrtausende, seit Anbeginn, schafft die Macht ein Gleichgewicht, dann wieder Ungleichgewicht, und dies wiederholend für eine Ewigkeit. Ein ewiger Konflikt. Immer wieder. Immer wieder," formierte er nun klare Worte und spuckte dabei schwarzen Speichel aus seinem Mund, der in Zeitlupe niederzugehen zu schien. Vesperum war bereits umschlungen vom Tod, obwohl in seinem Angesicht der Tod nicht von ihm zu unterscheiden war.

Nach all den Taten und Sünden gegen das Universums waren der Tod und Vesperum längst eine Person geworden. Im diesigen Licht der Kammer kam die skeletthafte Gestalt des Sith unter der Kapuze zum Vorschein, als er seinen Kopf ein Stück hob. "Eine Macht hinter der Macht liegt greifbar. Die Wunder liegen dort, Nashira. Ich habe sie berührt. Ich habe gesehen, was an dieser Galaxis defekt ist; was an diesem Universum defekt ist. Ein Fehler, uralt, verlassen und vergessen, ist die Ursache für all das Leid, dieses Unheil, welches Zeit darstellt. Die Konzeption unserer Realität ist falsch. Die Macht ist die Ursache und die Lösung," sagte der Totenschädel kristallklar, während sich ein makaberes Lächeln auf seine Lippen legte. "Die dunkle Seite ist der Hilferuf der Ewigkeit, um den Fehler zu korrigieren. Ich bin kurz davor. Kurz davor...," hauchte er, während sein Verstand wieder ins Jenseits verglitt und sich die Macht um seine Füße am Boden als dunkler Nebel manifestierte. Seine Aura war ein Nexus der dunklen Seite, wie ein schwarzes Loch schien alles im Nichts zu vergehen.

Der Tod herrschte und Chaos folgte ihm. Die Leben, der er ausgelöscht hatte, griffen nach seinem Rest an Seele, wollten ihn zur Hölle reißen, die er anderen bereitet hatte. Doch sein verbohrter Wille ließ ihn Zögern mit den Seelen ins Jenseits zu gehen. Mit aller Macht bebte er gegen die Wogen der Kälte an, die auch in die Umgebung schwappten und das Licht flackern ließ. Das Fenster im Hintergrund beschlug und das Wasser im Becken flockte mit Eis aus. Der Nebel kroch über seine Robe hinauf, kleinere Blitze zuckten in ihm, während Vesperum mit einer Bewegung jenen schwarzen Dunst verdammte und die Mächte einhegte, die er einst unbeholfen beschworen hatte. Die dunkle Seite gierte und rumorte, in seinem Körper und machte den Tod wieder sichtbar.

Er keuchte. "Du musst für mich nach Onderon reisen und ein jemanden retten," befahl der untote Meister einer alten Ideologie, die einst Götter sein wollten und doch nur verdammte Teufel waren, die ihrem Schicksal erlegen waren. "Sie befindet sich im Grab von Freedon Nadd auf dem Mond Dxun. Ich habe sie dort zurückgelassen. Finde die Person," forderte der Imperator und die Kälte packte mit ihren Krallen nach Nashira.

Vesperum schwieg, beäugte seinen Schützling, der mit Sicherheit nicht seine erste Wahl für diese Aufgabe war aber andere wertvollere Diener waren gebunden. Er kannte Nashira, kannte sie sogar sehr gut und hatte in ihrer Aura einst viel gesehen und auch viel fördern wollen, was dort verschüttet war aber Nashira war stets umhegt mit Grenzen und Mauern, denn sie log und betrog sich selbst sowie andere stets mit klarer Absicht. Sie war eine falsche Person, die vieles verdrängte und auch vieles sein musste. "Wir sind ohne Geist nur krude Materie, Nashira. Ohne Geist ist dort nichts. Erst der Konflikt fordert deinen Geist oder du vergehst als krude Materie im Tode," warnte der Sith-Lord nüchtern und deutete dann zur Eingangstür. "Ich erwarte dich," drohte er.
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