#21
Ruhig und fast schon stoisch hatte Nashira vor der Türe des Inneren Sanctums gewartet. Einer Türe, für die manch anderer bereit gewesen war zu töten, nur um vor ihr stehen zu können. Nashira wusste, dass es den einen oder anderen unter ihnen gab, der sie für ihre Position hasste und mit dem Gedanken spielte, ihren Platz einzunehmen. Doch bisher war es bei diesen Personen auch nur bei den Gedankenspielen geblieben, so hatte doch bisher keiner einen ernsthaften Versuch unternommen, sie aus dem Weg zu räumen. Aber deswegen war sie keinesfalls so leichtsinnig ihre Rivalen zu unterschätzen, so war doch Leichtsinn und Selbstüberschätzung der sicherste Weg zur eigenen Vernichtung.

Als sich die Türen öffneten und man sie einließ, fiel ihr Blick auf den Mann vor ihr. Der Mann, der sich selbst zum neuen Imperator ernannt hatte. Doch im Gegensatz zu anderen in ihren Kreisen, fiel sie vor ihm nicht ehrfürchtig auf die Knie, sondern blieb aufrecht und mit erhobenem Haupt vor ihm stehen. Sie verehrte und bewunderte diesen Mann nicht, so wie es viele um sie herum taten. Sie verabscheute den Mann nicht, so wie es viele im Palast taten. Aber noch weniger empfand sie Mitleid mit ihm, ob seines Zustandes. Wenn es überhaupt den Hauch eines Gefühls gab, dann war es Genugtuung. Vor sich sah sie einen Mann, der nicht nur sein Schicksal, sondern das Leben selbst herausgefordert hatte und dabei war den Kampf zu verlieren. Sein Zustand war der Preis, den man für einen derartigen Frevel zu bezahlen hatte. Aber Nashira war nicht so blind und naiv, wie viele andere im Einflusskreis dieses Mannes, die blind geworden waren dessen, was um sie herum passierte. Die jedes Wort, welches über die Lippen dieses Mannes traten, aufsaugten wie ein trockener Schwamm das Wasser. Dieser Mann war nicht der Erlöser. Er war nicht der Retter der Galaxis, als der er sich immer propagierte, sondern er würde ihr Untergang sein.

Vesperum war ein Mann, der nichts mehr in seinem Leben hatte, wofür es sich zu leben lohnte und er hatte nichts mehr, dass er verlieren konnte. Er wusste, dass sein Ende nahte und er hatte es akzeptiert. Doch diese Akzeptanz, das Wissen nichts mehr zu verlieren zu haben, machte ihn zu einer großen Gefahr. Nicht nur für die Lebewesen in seinem direkten Umfeld, sondern für jegliches Leben in der Galaxis. Der Mann, der nichts mehr zu verlieren hatte, würde keinen Augenblick zögern und alles und jeden um sich herum mit in die ewige Dunkelheit ziehen. Vesperum durfte sein Werk nicht vollenden, wenn die Galaxis eine Zukunft haben sollte, doch Nashira wusste zu wenig über seine wahren Pläne. Sie hatte sein dunkles Netz aus verschiedensten Fäden noch lange nicht genug entwirrt und selbst wenn sie so weit gewesen wäre, so war sie nicht so dumm sich ihm alleine in den Weg zu stellen.

„Ich habe euer Rufen vernommen eure Lordschaft“, sprach sie leise und doch war ihre Stimme klar und deutlich im Raum zu hören. „Was soll ich für euch tun?“ Er hatte sie gewiss nicht aus Einsamkeit oder aus dem Wunsch nach Gesellschaft heraus zu sich gerufen. Für so etwas war er nicht der Mensch und sie ebenfalls nicht und das wusste er.
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