#19
Lügen infizierte Poesie durchfloss seinen irrigen Verstand, wo die Sonne seiner Vernunft längst in der Nacht eines Todes versank. Flüstern im Wind, Kratzen an den Wänden und Geräusche rumorten durch seine Wahrnehmung, die ebenso ihre eigene Poesie war. Die Welten lagen ihm zu Füßen und doch waren dort nur Lügen. Lügen, die mit Magie zur Wahrheit gemacht waren. Vesperum belog nicht nur sich selbst, sondern war auch für andere stets ein Lügner. Der dunkle Lord senkte sein Haupt vor, da die Entspannung dieses Wasserbeckens widernatürlich seinen Körper verformte, in eine gebückt und gekrümmte Haltung. Doch seine dämonischen Augen waren weiter fest ausgerichtet, starrend auf die Umgebung, fast suchend auf einen Punkt fixiert. Widerwertig war jenes Gefühl, welches sie vergaben. Giftig durchschlug sein Blick diese Welt, und errichtete eine Monarchie der falschen Macht.

Die beiden Gardisten traten zur Seite, während sich das Portal wuchtig öffnete. Altertümlich wirkte es, obwohl es aus modernen Materialien gefertigt war. Scheinbar mochten die Sith diese brachiale Architektur. Ein Oberdiener trat in seiner schwarzen Robe mitsamt feiner Kapuze vor Nashira. Er verbeugte sich höflich. "Seine Majestät badet. Ihr könntet im Vorbereich der Therme warten, Mylady," schlug der Diener protokollarisch höflich vor. Er ging nicht davon aus, dass diese Frau den nackten Imperator betrachten wollte, der seiner Würde beraubt, in einem Wasserbecken lag. Mit einer ausladenden Bewegung deutete er den Korridor entlang, um die werte dunkle Lady an ihren Warteort zu bringen. Dort würde sie elegante Bänke vorfinden, einen großen Brunnen und diverse edel verkleidete Schränke mit diversen Cremes, Tinkturen und Duftölen, die Vesperum als Erleichterung von seiner sterbenden Hülle dienen sollten. Auch war dieser Bereich mit feinstem Marmor in Schwarz ausgeschlagen. Der Oberdiener ging dezent gebückt, um sich nicht über den protokollarischen Gast zu erheben. Überall fanden sich hier rote Gardisten, die stillschweigend, wie Statuen, vor den großen Säulen ihre Wache hielten. Gelegentlich patroullierten Zweier-Teams an Gardisten über die weitläufigen Flurteppich, an den großen Panzerfenstern vorbei, die den Himmel über Coruscant zeigten.

Vesperum war durch eine Dienerin, welche herangetreten war, sanft informiert, indem sie ihrem Herren ins Ohr flüsterte. Der dunkle Herrscher, der getrieben von falschen Mächten und unnatürlichen Wundern, erhob sich aus dem Becken, um über die schöne Treppe aus dem Wasser zu steigen. Im Gehen legten ihm zwei Dienerinnen vorsichtig jenen schwarzen Mantel an, der seine Blöße vorerst verbarg. Sie schlossen den Mantel über eine einfache Kordel aus Seide und stellten die Sandalen bereit, in die der Imperator gleichgültig stieg, um durch das weite Portal seines Badebereiches in den Vorbereich zu treten. Der Mantel zog kein Wasser, sondern verteilte es in seinem Stoff, da er dafür geschaffen worden war. Ein Bademantel. Der dunkle Lord spürte bereits die Anwesendheit von Nashira und war sich nicht zu fein oder zu eitel, um sich nicht derartig sterblich zu zeigen. Auch er badete und brauchte keine imposanten Roben, um Macht darzustellen. Er besaß sie auch ohne Symbole. Die dunkle Seite folgte ihm und er gebot über jene Flüche, die Welten verbrannten und zu Asche machten. "Nashira," grüßte der Imperator freundlich aber neigte nicht sein Haupt oder eine sonstige Regung. Sein Gesicht war kalt und noch immer tropfte Wasser von seinen nassen Haaren auf den Boden herab. Es schien sogar von seinem Körper zu verdampfen.
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema