#17
Jeden verrückten und verwirrten Gedanken, den er hatte, in seiner Bosheit, wollte nicht weichen. Die Gedanken kreisten in einem Strudel aus Wahn und Wirklichkeit, verwandelten sich in Geräusche; in wilde Ideen, die nicht gekommen waren, um zu bleiben, sondern um zu gehen. Ein ständiger Zufluss aus Bosheit, gefordert von Hoffnungslosigkeit und eigenem Bedauern, erörterte in einem dumpfen Dröhnen jene Mächte, denen er gebieten konnte. Mächte, die sich aus der Asche und dem Staub des Krieges nährten, niemals satt waren und immer gefrässig lauerten. Die dunkle Seite war ein versprochenes Land, welches stets betreten werden konnte aber niemals bereist. Vesperum irrte über die weiten Felder des Wahns, fand irrige Kreaturen und einen einsamen Schmerz, welcher in seiner Kälte wuchs. Etwas war erwacht, was geschlafen hatte und nun lautstark seinen Platz bestimmte. Die okkulten Mächte verdarben nicht nur sein Leben, sondern auch seinen Tod, der sich auf eine Ewigkeit verzog; wo andere im Gedanken starben, etwas würde sie aufnehmen, starb er in Dunkelheit. Einsam, verkümmert und würdelos würde alles, was er erhalten würde, ein Fehler sein. Ein sich stetig wiederholender Abschied von dem, was er sein wollte und von dem, was er war. Vesperum wollte Macht. Er erhielt Macht. Doch sie machte ihn nicht frei, sondern kettete ihn an jenen Wahn, der tief in der dunklen Seite selbst wohnte.

Seine Augen bluteten. Dicke Tropfen des Lebenssaftes quälten sich aus seinen Augenwinkeln, während sie sich zu schweren Tränen formten und Farbe auf seinen Wangen hinterließen, die sonst aschgrau verfielen. Der Schmerz vernebelte mit dem Gefühl der unglaublichen Magie, die auf ihn gewartet hatte. Sein Körper war durchströmt, durchwoben und durchsetzt von Kraft. Diese widernatürlichen Mächte zerschlugen des Band des Lebens in dem einstigen Menschen, so dass in seinem Gesicht längst die Fäulnis stand. Kein sterbliches Wesen konnte wirklich verstehen, was er sah und er selbst verstand es nicht mal annähernd. Die dunkle Seite forderte ein. Sie nahm sich jenen Preis, den niemand zahlen konnte.

Vesperum betrachtete sich im polierten Marmor der dicken Wände seines Palastes. Sein Gesicht spiegelte sich verschwommen, nicht klar fassbar und unruhig. Seine Augen bluteten, das wusste er und dies spürte er aber war es real? War es wirklich real? In gewisser Hinsicht war diese Frage noch wichtig aber bei genauer Betrachtung, war diese Frage unwichtig für eine Person, die Welten und das Nichts erblickt hatte. Er kannte seinen Tod, der leer war. So leer, dass jeder sterbliche Standpunkt wunderbar war. Selbst diese blutige Existenz gab ihm Beständigkeit in einer Macht, die niemals beständig war und alles umfasste, was jemals geboren und gestorben war. Mit einer kräftigen Bewegung wischte er mit beiden Händen über seine Augen, um dieses taube Gefühl zu vertreiben, doch das Blut wischte in sie, tief hinein und ließ keinen Anblick mehr zurück. Vesperum nahm seine Hände zurück, ließ herabfallen, bis sie angebunden an seine Arme schlicht verweilten. Er realisierte, dass er seine Augen nicht brauchte, obwohl sie noch funktionierten. Was er gesehen hatte, lag außerhalb des natürlich Sichtbaren. Plötzlich zeigten sich Lichtblitze, Wahrnehmungen aus der Macht. Gesichter, Ereignisse und Darstellungen von Situationen formten sich kunstvoll in der dunklen Vision, die seinen Verstand umfasste, gierig nach seinem Verstand griff und offenbarte, was möglich war. Es waren Möglichkeiten verschiedener Zeitlinien, bereits geschehen, am geschehen oder niemals im Geschehen. Rauschen, ein Ozean rauschte, ein Meer rief nach ihm, vertrieb die Bilder und hinterließ ein frostiges Gefühl in seinem kränklichen Körper, der an zwar in der Macht bebte, abstrahlte, wie eine schwarze Sonne, aber nicht mehr lebte, sondern unnatürlich durch reinen Willen zusammengehalten wurde, verlachte alle seine Wünsche nach Ewigkeit. Eine siechende Ewigkeit erwartete ihn.

Darth Vesperum wusste dies. Seine Zeit war begrenzt. Seine Entscheidungen waren begrenzt. Die dunkle Seite forderte ein und er musste bezahlen. Aufrichtig seinen Lohn entrichten, um erneut wandern zu können. Durch diese Welten der Galaxis zu wanken, wie toter Gott eines schrumpfenden Universums. Pein war ein Gift und Geschenk. Der dunkle Lord war süchtig. Sie erinnerte ihn an etwas, was er einst war. Der dunkle Herrscher mit all seiner Macht suchte sein Heil. Schnellen Schrittes, eiligst, suchte er jene Therme auf, ein großes Becken gefüllt mit reinem Wasser, angewärmt aber nicht warm genug, um sich hinein zu werfen. Die Dienstbeschaffenen, alle Diener, die sich versammelt hatten, um ihrem Gebieter im Badeprozess zu dienen, verweilten in Abstand, als Vesperum durch das Portal trat, um die Luft dieses Ortes zu inhalieren. Andere Gedanken zu finden, eine Düfte als Fäulnis wahrzunehmen, und sie waren hier. Das Becken lag vor ihm. Zwei Dienerinnen näherten sich still von der Seite, als er seine Arme ausbreitete, um seine Robe zu entkleiden. Die blutigen Augenwinkel, die roten Schlieren auf seinen Wangen, wurden erblickt aber vertan. Der Dienerschaft stand ein Urteil nicht zu, denn Verrat wurde mit dem Tode bestraft. Hier war jene imperiale Macht verletztlich aber auch mächtig. Alle seine Wünsche weltlicher Natur waren hier erfüllbar und durchsetzbar, da er der Imperator war. Ein Imperium diente ihm. Noch diente es ihm. Schließlich tappste der mächtige Herrscher mit seinem verfallen und zernarbten Selbst zu den Stufen, die ins Wasserbecken hinab führten. Das Wasser begann seinen Körper zu umhüllen und widerwillig jenes Blut aufzunehmen, welches über seinen Hals ins Wasser geriet. Das Wasser verfärbte sich mit dem Blut aus seinen Augen, welche er fest ins Wasser drückte, als er tief genug im Becken war. Der dunkle Lord wollte die Blutung ersticken. Erst der Druck zum Atmen riss seinen Kopf hinauf. Vesperum nahm auf einem der Sitzsteine im Becken platz, während sich eine Dienerin näherte.

Die Dienerin wischte mit einem Reinigungsöl über seinen Rücken, trug dabei aber Handschuhe aus einem speziellen Stoff, damit ihre Berührung sanft war. "Genug," sagte der Imperator und machte eine wütende Geste mit seiner Hand. Er brauchte diese Reinigung nicht. Denn er war um das Blut aus seinem Angesicht zu waschen. Vesperum war nicht Sidious, der sich hier für Stunden vergnügte. Die Dienerin in Angst und Panik wich mehrere Schritte zurück. Seine starrend dämonischen Augen suchten etwas, blickten über die Wasseroberfläche hinweg in den Raum. Die Dienerschaft tauschte die Robe aus, verbrachte das alte Stück aus dem Raum. Die beiden Bekleidungsdienerinnen verweilten auf Abstand und erhoben erhaben jene schwarzen Stoffe als Darbietung. Der Körper des dunklen Lords war ein Käfig. Ein widernatürlicher Standort für Macht, die grenzenlos schien. Er spürte es deutlich. Das Blut im Wasser zog seine Spuren. Es konzentrierte sich um Vesperum. Der Mann konnte es nicht vertreiben. Doch seine Augen tränten nicht mehr im Blute seiner finsteren Mächte. Sein natürlicher Blick reinigte sich und fand wieder ein Fundament, einen starken Anker, in der Welt der nicht erwachten Träumer. Das Wasser wollte ihn meiden, doch war durch seine Natur gebunden, an die Regeln der Physik. Es verlor an Temperatur. "Getränk. Yuma-Saft," forderte der Herrscher ein und eine fleißige Dienerin brachte dem Imperator einen verzierten Becher mit dem wertvollen Saft aus den teuren Früchten. Vesperum trank genüsslich, während er den Becher festhielt.

Jemand kündigte sich an. Und Vesperum sah sich nicht den Zwang, diese Person, außerhalb des Sanctums zu empfangen. Immerhin war sie vertraut genug mit seiner Person und ihren eigenen Aufgaben.
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