#6
Einsam war die junge Mutter, die sich in ihrer Zelle befand. Die Gedanken kreisten um ihren Sohn, den man ihr genommen hatte, als man sie verhaftete. Entrissen, aus ihren Armen, war er. Das Imperium duldete niemanden als Mutter, der staatszerstörerische Tendenzen besaß. Doch hatte sie nie mit der Rebellion zu tun gehabt, noch ansatzweise gegen das Imperium gesprochen aber ihr damaliger Ehemann und Vater des Kindes hatte gegen einen imperialen Offizier das Wort erhoben und ihn somit in der Ausführung seiner Pflichten behindert. Die Behinderung der Ausführung hoheitlichen Handels stellte ein furchtbares Delikt im Reich dar und hatte bei ihm zu einer sofortigen Verhaftung geführt. Er war bereits deportiert worden, auf eine Gefängniswelt des Staates und dann holte man sie ab und ihr Kind. Sippenhaft, die Antwort gegen ideologische Feinde des Reiches. Niemals sollten sich solche Gedanken fortpflanzen, weiter getragen werden und so war es besser Familien zu zerstören, um die große Idee des Imperium zu schützen. Widerstand gab es nicht. Dürfte es nicht geben. Nie mehr.

Die Polizisten griffen sie, hatten sie gezerrt, geschlagen und an den Haaren gerissen, bevor man ihr das Kind entreißen konnte. Sorgen quälten sie, während sie das Foto ihres Kindes in Händen hielt. Wo war ihr Mann? Wo ihr Kleiner? Verschwunden, wie so viele im Reich. Einfach verschwunden, wie sie. Eine Wache öffnete die Tür, ließ fades Licht hineinfallen in die düstere Zelle. Der Mann trat nüchtern ein, sein Gesicht verdeckt durch eine Sturmmaske, so dass meine Gefühlsregung kaum erahnen konnte. Der Beamte packte die Frau, so denn diese das Bild verlor, während es achtlos auf den Boden sank, wie eine Feder. Dort lag es nun. Die Mutter wurde aus der Zelle gezerrt, durch den stahlgrauen Korridor. Ein ungewisses Schicksal erwartete sie, vielleicht Zwangsarbeit oder doch eine längere Haft? - Oder im schlimmstenfall sofortige Exekution. Ihr Kind würde sie sicherlich nie wieder sehen, da es bereits in ein imperiales Umerziehungslager für Kinder gebracht worden war, um aus ihm einen guten Imperialen zu machen, im Zweifel mit Gewalt und Terror. Diese Lager waren als Jugendheime getarnt und fanden sich auf vielen Welten, um defätistisches Gedankengut zu vernichten.
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema