#12
In schweren Ketten trieben Sturmtruppen Gefangene durch die Korridore. Einige Sturmsoldaten schlugen auf die Rücken der Mitleidigen ein, um sie zu einem schnelleren Gang zu bewegen. Am Ende des Korridors, an einem großen Schott, standen zwei Offiziere des Geheimdienstes, welche eine Strichliste führten und die jeweiligen ScanDocs der Gefangenen einscannten.

"Wir brauchen wirklich mehr Platz?" - wagte einer der beiden Offiziere eine Frage, als er erneut das ScanDoc, welches an einer einfachen Metallkordel um den Hals des jeweiligen Gefangenen hing, durch seinen Scanner zog. Dieser piepte, zeigte auf einem Bildschirm die Daten des Gefangenen, um dann erneut etwas dumpfer zu piepen. Dann schob der Offizier den Gefangenen weiter. Sein Kollege blickte auf sein Pad, wo er die ID-Nummer von einer Liste strich. "Nicht nur aber wir sollen ein Exempel vorbereiten. Die Befehle der Direktorin waren eindeutig," teilte er lustlos mit, während weitere zwei Gefangene durch die Kontrolle getrieben worden waren. Hinter dem Panzerschott befand sich ein Landefeld, wo bereits mehrere Container warteten, in denen kleinere Zellen verbaut waren. Ein CarryAll kreiste bereits am Himmel, um einen bald gefüllten Gefangenencontainer abzuholen. "Diese Logistik," schimpfte der Offizier, welcher mit müder Hand ein erneutes ScanDoc einzog. Die Gefangenen, gefesselt mit Fuß- und Handfessel, hatten Mühe im Licht der aufgehenden Sonne zum ausgewiesenen Weg zu blicken. Sie hatten zu viel Zeit in Zellen verbracht, somit hatten sich ihre Augen des echten Lichtes entwöhnt und mussten sich mühsam einstellen. Die Sturmtruppen korrigierten dies, indem sie die Linien an Häftlingen schlicht ausrichteten und bei Übertritt einer bestimmten Bodenmarkierung erneut ins Glied der Kolonne prügelten. Gelegentlich sanken ein paar Personen zu Boden, wo sie dann, anstatt ihnen aufzuhelfen, mehrfach mit Elektrostäben bearbeitet wurden. Den abgeklärten und kalten Sturmtruppen war dies egal, denn es war besser als Frontdienst. In Zeiten eines brutalen Krieges war jeder Posten besser als der auf einem Schlachtfeld. Mitunter nahmen es einige Soldaten auch als ideologische Pflicht wahr. Man verband die eigene Bequemlichkeit mit der Nützlichkeit seiner Gesinnung zu dienen. Es war, bis auf die schweißtreibenden Prügel, eine durchaus ruhige Tätigkeit, Staatsgefängnisse zu bewachen. Die IGD-Offiziere sahen schon fast das Ende der Schlange und waren zufrieden. "Nachher einen Kaf und ein Stück Kuchen," meinte der ScanDoc-Bearbeiter nüchtern zu seinem Partner, der einfach nur mit einem gelangweilten Nicken antwortete. Es war halt nur Arbeit.
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