#39
An Bord der Ray of Light, einem corellianischen Frachterumbau im Dienste der Jedi, unter der Flagge der Republik

Mytria erwachte im Raumschiff ihrer Ausbilderin, welche aber nicht in ihrer Kabine weilte. Sie kannte dieses Schiff. Ein einfaches aber gemütlich ausgestattetes Schiff eines corellianischen Typs. Leider kannte sich Mytria nicht genug mit Raumschiffen aus. Ihre großen Augen suchten im faden Licht des Raumes nach einem Anhaltspunkt. Ihr Körper schmerzte und ihre Gedanken fühlten sich seltsam träge an. Sie zogen, wie fliegende Schatten vorbei. Saanza hatte sie wohl zugedeckt. Mytria, welche erheblich fror, zog die Decke enger an sich heran. Das Kissen unter ihrem Kopf fühlte sich seltsam bequem an. Die junge Jedi fühlte sich sicher. Endlich wieder sicher. Diese ganze Mission war ein Fiasko gewesen. Ein furchtbarer Fehler. Doch sie konnte sich nicht mehr an viel erinnern. Ihr Gedächtnis war lückenhaft. Bilder und Eindrücke fehlten ihr. Mytria fühlte, dass dort etwas sein musste aber es war nicht dort. Sie fühlte nur diesen Zorn gegen eine Person, die eine dunkle Robe trug. Eine böse Frau. Sie war böse, da war sich Mytria sicher. In diesem Augenblick war es so einfach für Mytria, da ihr entscheidende Aspekte einfach fehlten. Die Jedi hörte Schritte im Korridor. Stiefel, die auf Metall traten und dabei das typische Geräusch erzeugten. Die Kabinentür öffnete sich zischend. Dort stand Saanza in ihrer wunderschönen Jedi-Robe. Mytria war unendlich froh, ihre Ausbilderin zu sehen.

"Endlich wach?" Saanza lächelte hoffnungsvoll, trat langsam ein und setzte sich auf die Bettkante des einfachen Kabinenbettes, welches unmittelbar mit der Wand verbunden war. Mytria rutschte ein wenig hinauf, um sich an die Rückwand des Bettes zu lehnen. "Saanza...," wollte Mytria sich erklären aber Saanza unterbrach sie einfach, indem sie die junge Frau einfach umarmte.

"Alles wird gut," sagte Saanza. "Alles wird gut." Mytria verlor zwei Tränen, während sie sich für diesen Zorn schämte, der noch immer in ihr loderte. "Wir reisen zurück nach Naboo. Dort wirst du dich erholen und wir können in Ruhe über alles sprechen," versuchte Saanza Mytria ein wenig aufzubauen. "Du musst nichts erklären, wenn du nicht magst. Ich bin für dich da." Mytria fühlte, wie der Zorn langsam aber beständig verschwand. Saanzas Ausstrahlung hatte einen positiven Einfluss auf die unsichere junge Frau. Die Ausbilderin löste die Umarmung und blickte die junge Anwärterin liebevoll und fürsorglich an.

"Wir alle machen Fehler. Ihr lebt alle noch und keine Sorge auch deine Erinnerung wird zurückkehren, wenn es an der Zeit ist. Doch vorerst sei dir einfach sicher, dass Auron und Feenare gerettet sind. Sie haben das Raumschiff erhalten, welches ich eigentlich dir gegeben habe. Aber gut... Die beiden kommen klar," erklärte Saanza und lachte dann freundlich auf. In der Tat war ihr ein Raumschiff nicht so wichtig. Es war nur ein Gegenstand und wenn sie jemandem damit helfen konnte, dann war es eben fort. "Ich habe mich aber entschieden, weil ich dich bewusstlos vorgefunden habe, dich selbst nach Naboo zurück zu bringen. Ich befürchte, dass du Opfer eines Angriffs mittels einer dunkler Macht geworden bist. Deshalb die Erinnerungslücken. Keine Sorge, Mytria, ich passe auf dich auf. Wir schaffen das," versicherte die Jedi-Ritterin ihrer Schülerin mit vertrauensvoller Hingabe.

Was Saanza jedoch verschwieg, dass sie selbst mittels der Macht einige Emotionen in Mytrias Geist sortiert hatte, um sie vor dem dunklen Einfluss zu schützen. Es war nicht ihre Art, in den Geist anderer einzugreifen aber in diesem Fall hatte Saanza eine Gefahr gespürt, wenn Mytrias Emotionen unkontrolliert freien Lauf gelassen werden würde, so dass Mytrias Seele hätte Schaden nehmen können. Auch ging Saanza davon aus, dass Mytria selbst eine Macht beschworen hatte, um sich gegen einen Angriff zu wehren und diese Macht hatte sich gegen sie selbst gewandt. Es war ihr bekannt, dass Mytria über ein Potenzial verfügte, welches unter falscher Emotion oder Entscheidung großen Schaden anrichten konnte. Saanza selbst hatte es im Praxeum erlebt. Die dunkle Seite war Mytria leider sehr nahe. Umso wichtiger war es für Saanza, ihr stets das helle Licht zu zeigen, was die Galaxis und jedes Leben verband. "Du hast lange geschlafen. Sehr lange sogar," meinte Saanza und lächelte.

"Wir treffen bald auf Naboo ein. Hast du einen Wunsch, wo wir hin sollten, bevor wir zum Praxeum reisen?" Saanza wollte Mytria zumindest den Anschein einer Wahl lassen und zudem vielleicht für eine schöne Verknüpfung sorgen. "Ich möchte wissen, was aus Feenare und Auron geworden ist...," jappste sie müde. Saanza schüttelte ihren Kopf sanft, wobei sich ihr eng gebundener Zopf elegant bewegte. "Wenn es an der Zeit ist. Ihnen geht es gut und sie fliegen mit Sicherheit auch bald nach Naboo. Mach' dir keine Sorgen," sagte die Jedi-Ritterin und nickte Mytria aufmerksam zu.

"Wo möchtest du als erstes auf Naboo hin?" Mytria kniff ihre Augen kurz zusammen. Es tat gut, dass Saanza sie nicht verurteilte. Sie sprach nicht einmal herablassend mit ihr. Es gab keine Belehrung, keine Strafe, sondern nur diese ungemeine Fürsorge, die Mytria wahrlich gerade brauchte. Sie bestrafte sich selbst schon genug. "In dieses Restaurant, wo wir diese tollen Suppen gegessen haben...", antwortete Mytria mit einem vorsichtigen Lächeln. "Das machen wir!" Saanza hob ihre Hand, damit Mytria diese abklatschen konnte. "Das ist doch mal ein gutes Ziel," meinte Saanza mit einem breiten Lächeln, während Mytria abklatschte.

"Ja!" Mytria fühlte, wie der Zorn verschwunden war, und nur diese warme Zuversicht blieb. Ihre verlustige Erinnerung störte sie in diesem Augenblick garnicht. Vielleicht war sie nun endlich Zuhause. Die Jedi waren vielleicht endlich ihr Zuhause geworden. Sie kehrte zumindest zurück dorthin und dies inzwischen sogar aus voller Überzeugung. Saanza stand auf. "Ich muss die Landung vorbereiten. Du hast aber genügend Zeit dich fertig zu machen. Ich habe dir eine frische Robe mitgebracht. Sie liegt dort in der Kiste." Danach entfernte sich die Ausbilderin, schloss die Kabinentür, während Mytria selbst, die Decke um sich geschlungen, aufstand.
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