#38
Luke hatte gerade die letzten seiner Sachen in dem schmalen Spind verstaut und hielt nun ein wenig nachdenklich inne. Es war schon eine ganze Weile her, als er sich zum letzten Mal auf dem Falken befunden hatte und doch war ihm irgendwie jede Ecke vertraut. Im ersten Moment hatte er nicht wollen, dass Han ihn auf dieser Reise begleitete, doch nun war er ehrlich gesagt froh einen Freund an seiner Seite zu haben. Er wusste nicht was ihn auf Yavin erwarten würde. Der Planet, auf dem er Monate verbracht hatte und wo er zu einem vollständigen Mitglied der Rebellion geworden war. Er erinnerte sich noch genau an sein X-Wing Training und an die Zeit mit seinem alten Freund Biggs, mit dem er schon auf Tatooine befreundet gewesen war. Die Schlacht gegen den Todesstern war ein fast unmögliches Unterfangen gewesen, mit nur einer winzigen Chance auf Erfolg. Genauer gesagt einer zwei auf zwei Meter großen Chance. Es war gelinde gesagt ein Selbstmordkommando gewesen, bei dem viele tapfere Frauen und Männer ihr Leben gelassen hatten. Am Ende war es die Macht gewesen die ihnen den Sieg eingebracht hatte. Er selbst war nur ihr Werkzeug gewesen, auch wenn viele das anders sahen. Für sie war er ein Held.

Es verwunderte Luke ein wenig, dass sich ausgerechnet auf Yavin die Verlorenen Jediarchive befinden sollten. Als sie dort gewesen waren, hatten sie alles genau untersucht, doch außer ein paar verlassene und halb zerstörte Tempelruinen nicht viel mehr gefunden. Damals hatten sie gefühlt eine Ewigkeit Zeit gehabt ohne auch nur etwas von Interesse zu finden und nun glaubte er das Archiv in wenigen Stunden finden zu können. Vielleicht überschätzte er sich, aber vielleicht vertraute er sich und der Macht einfach nicht genug. Ebenfalls fragte sich Luke was das für eine Gefahr sein konnte, vor der ihn Ben gewarnt hatte. Er hatte Yavin zwar nicht gerade als besonders friedlichen Planeten in Erinnerung, aber auch nicht gerade als gefährlichen. Er hatte damals nichts gespürt, aber damals war er auch nur ein Farmerjunge von Tatooine gewesen. Unwissend, unerfahren und untrainiert. Vielleicht war er es dem, was dort auch immer sein mochte, auch einfach nicht wert gewesen. Er konnte es nicht sagen, aber er würde es wohl herausfinden. Vollkommen gleich ob er wollte oder nicht.


Mit ruhigen Schritten verließ Luke sein kleines Reich auf dem Falken und begab sich in Richtung Cockpit. Han hatte darauf bestanden, dass er die Reise auf dem Falken verbrachte und nicht im Cockpit seines X-Wings, der nun einzig und alleine mit R2 unter dem Falken hing. Zuerst hatte er ihn zurücklassen wollen, immerhin stand die Entscheidung darüber, ob er ihn behalten durfte oder nicht, noch aus, sich dann allerdings dagegen entschieden. Weder Han noch er konnten wissen, was sie auf Yavin erwarten könnte und da man nicht gerade in befreundetes Gebiet unterwegs war, war vielleicht ein Schiff mehr nicht ganz falsch. Luke stützte sich mit der Hand an den oberen Rand des Durchganges und grinste in Hans Richtung. „Wie hast du es eigentlich geschafft“, fing er an zu fragen und auf seinem Gesicht lag ein Grinsen, welches so überhaupt gar nicht zu einem Jedi passen wollte, sondern mehr an den jungen Mann von Tatooine erinnerte, der damals zum ersten Male einen Fuß in das Innere des Falken gesetzt hatte. Unterstrichen wurde das wohl auch durch die absolut normale Kleidung, welche Luke trug. Dass sie eine gewisse Ähnlichkeit mit dem aufwies, was er damals getragen hatte, war schlichtweg Zufall. „Meine Schwester davon abzubringen dir 3PO als Begleiter aufzudrängen?“ Er ließ sich auf den Notsitz sinken, während ein kehliges Knurren das Cockpit erfüllte und das Wookieequivalent eines Lachens darstellte.

„Hör auf zu lachen Chewie“, knurrte Han ohne es böse zu meinen und überflog mit einem kurzen Blick die Anzeigen im Cockpit des Falkens. Ein Schiff, welches schon so einige Jahre und so manche Schlacht auf dem Buckel hatte und welches wohl einzig und alleine von ihm wirklich verstanden wurde. „Kleiner“, meinte Han und warf Luke einen Blick über die Schulter zu. „Du kennst Leia, wie also kommst du darauf, dass ich es geschafft habe?“
„Nun, ich habe ihn nirgendwo gesehen und auch nicht gehört und daher bin ich davon ausgegangen, er ist nicht mit an Bord“, antwortete Luke und neigte mit einem leicht fragenden Blick den Kopf auf die Seite.
„Du hast ihn nicht gesehen weil ...“, begann Han und wurde dann allerdings von Chewie unterbrochen, der mit den Händen gestikulierend und von Lachen begleitet Luke erzählte, wo sich C3PO gerade befand.
„Moment … Du hast ihn in den Frachtraum gesperrt?“
Mit großen Augen sah Luke von Chewie zu Han, denn so ganz glauben konnte er es nicht, wenn auch er es Han durchaus zutrauen würde, genau dies getan zu haben. Immerhin war Hans Verhältnis zu 3PO nicht unbedingt als eines der freundschaftlichen zu bezeichnen. 3PO redete gerne und er redete gerne viel und Han war jemand, der nicht gerade besonders viel Geduld aufbringen konnte, wenn es nicht sein musste. Eine Kombination die nicht nur einmal in einer angedrohten Deaktivierung geendet hatte.
„Ja natürlich habe ich ihn in den Frachtraum gesperrt“, antwortete Han in einem Tonfall, als wäre eine derartige Vorgehensweise das normalste der Welt.
„Han! Du kannst ihn doch nicht einfach in den Frachtraum sperren.“ Luke wusste nicht so recht, ob er jetzt darüber lachen oder ob er dieses Handeln verurteilen sollte. Sein Gesichtsausdruck jedenfalls beinhalte gerade wohl beides.
„Du siehst doch, dass ich es kann“, entgegnete Han mit einem leichten Schulterzucken und wandte sich zu Luke um, nachdem er den Autopilot eingeschaltet hatte. „Und dort wird er auch schön bleiben. Ich will nicht, dass dieser Haufen Metall durch den Falken stolziert und jedem erzählt welche Tiere auf Yavin leben, wie hoch die Luftfeuchtigkeit ist oder wie hoch die Erfolgschancen dieser Mission sind. Ich war schon auf diesem Planeten und ich weiß in welchem Einflussgebiet er liegt. Darüber braucht mir keine Blechschüssel einen Vortrag halten.“ Aber das waren allerdings nicht die einzigen Gründe warum er 3PO in den Frachtraum gesperrt hatte. Leia hatte relativ gefasst auf seine Ankündigung reagiert, dass er Luke begleiten würde und ihr auch nicht verraten konnte, wohin die Reise gehen würde. Es war ein für ihn unerwartetes Verhalten gewesen und unerwartetes Verhalten von Personen, die er glaubte gut zu kennen, führten bei dem alten Schmuggler stets zu einer gewissen Portion Misstrauen. Hatte sich einfach so über die Jahre ergeben und ließ sich auch nicht mehr abstellen. Zuerst hatte Han gedacht, dass sie verstanden hätte, dass ihr Bruder es tun musste und wäre froh darüber, dass er ihn begleiten würde und somit ein Auge auf ihn haben konnte, doch dann hatte Leia geradezu darauf bestanden, dass C3PO sie begleiten solle. Eine Forderung, die sein Misstrauen nicht gerade hatte schwinden lassen. Vielleicht mochte der Gedankengang, dass sie darauf bestand, damit C3PO ihr Informationen zukommen lassen konnte, Leia gegenüber nicht fair gewesen, aber Han war den Beigeschmack einfach nicht losgeworden. Er hatte sich hartnäckig gehalten. Ja, er hatte C3PO wie gewünscht mitgenommen, aber da sie ihm nicht gesagt hatte, wo er die Reise verbringen sollte, hielt er den Frachtraum für vollkommen angemessen. Dort stand er niemanden im Weg, konnte niemanden auf die Nerven gehen und er konnte keine Gespräche belauschen, die nicht für seine Sensoren gedacht waren. Aber dass er diesen Verdacht bei C3PO hegte, würde er Luke gewiss nicht auf die Nase binden. Später vielleicht, aber gewiss nicht jetzt.

„Wenn Leia davon erfährt und das wird sie mit Sicherheit, dann wird sie dich umbringen“, meinte Luke und konnte sich aber dennoch ein leises Lachen nicht ganz verkneifen.
„Hoffen wir einfach, dass ihr da niemand zuvor kommt“, murmelte Han daraufhin einfach nur und gab Luke, wie auch Chewie zu verstehen, dass das Cockpit nicht gerade der beste Platz war, um sich gepflegt zu unterhalten.


Auf dem Weg nach Yavin 4
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