#6
War es das, was er verdiente? War es das, was er brauchte? Der kleine Dämon rutschte auf seinem Podest umher, der wohl mehr Thron als Stuhl war. Der Wert einer Person maß sich nicht immer an ihren Taten, sondern auch in ihrem Kern. Dieser war bei Vesperum verrottet, zerfallen in kleine gierige Emotionen. Er war der eine, der seiner Misere Gestalt verlieh - und zugleich dem Bürgerkrieg eines neues Angesicht vermittelte, wie das Gift in seinen Augen. Eine Gestalt ohne Frieden, die vergessen hatte, woher sie kam. Vielleicht hatte er auch einfach nur seinen Verstand auf Korriban verloren. Eines Tages würde er genau das bekommen, was verdiente und das war nicht nur der Thron über ein sterbendes Reich, sondern der unheilige Abstieg in die Hölle. Die Macht würde kalte Gerechtigkeit wirken, für seine Taten und Wünsche, die sich in Hass und Zorn der Welten manifestierten. Eines Tages hatte die Galaxis genug von ihm. Und er wohl auch von sich selbst.

Harrsk erschien als kleine Projektion vor seinem Stuhl der Macht. Er war immer auf seiner Seite gewesen, sein Paladin, wenn auch latent dem Wahnsinn verfallen. Es machte sie gleich. Blitzer Harrsk und Darth Vesperum bildeten eine wunderbare Verbindung von Fanatismus und Wahnsinn. Die ungesunde Egomanie des Harrsk zogen weite Spuren, auch durch die Macht, die Vesperum eine ungeschönte Aura vermittelte. So würde es wohl für alle enden. In Dunkelheit. Auch Blitzer war von dieser diabolischen Finsternis umgeben, die sich aus Vesperum zu speisen schien. Darth Vesperum atmete ein, aus, bohrend und dennoch beachtlich langsam. Die Melodie des Schicksals floss langsam, wie dickflüssige Lava, um ihn herum. Es fiel schwer zu atmen, in dieser Kälte und Gleichgültigkeit. Stiller Tod zu all jener Gewalt. Eine Melodie, die nur der Wahnsinnige vernehmen konnte. Wie leises Stöhnen der Sterbenden. Es schmeckte nach Leid, Angst und Fäulnis. Vesperum fuhr mit der Zunge über seine Lippen, um es zu schmecken. Diesen Moment. So einfach war es hinzuhören. Darth Vesperum, der dunkle Lord, versuchte gedanklich davon zu laufen, weit weg von diesem Nichts. Weg von sich, was er geworden war und von dem Ort, an dem er neu geboren war. Von diesen Gräbern seiner Hoffnungen. Jedes Gesicht wurde zu einer Fratze, wenn er genau seinen Blick darauf richtete. Fratzen der Wahrheit, ihrer wahren Interessen und ihrer Begierden. Es war ein Fluch, sie zu sehen. Auch Blitzers Angesicht im Hologramm wurde eine fürchterliche Fratze, verzogen um die Bionik. Nein, es gab kein Entkommen, nur eine Flucht nach Vorne. Immer weiter. Wie sehr wünschte sich Vesperum, dass diese Kälte ging, die lauernd schlich. Dieser Dämon zu werden hatte seiner Existenz einen Preis abverlangt. Der dunkle Lord zu sein kostete jeden Tag ein Versatzstück Seele. Unaufhaltsam zeichnete sich die Schwere der Last ab, die auf seine Lungen drückte, wie die Gewalt seiner Taten auf die Galaxis. Die Luft zog graue Fäden um seine Augen, wie illustre Schatten. Das Glimmen seiner Augen in den dunklen Gelbtönen, war Ausdruck seiner Macht und seines Sturzes. Blitzer Harrsk konnte sie sehen, deutlich und offenkundig dämonischen Ursprungs.

Der Blick erhoben, zog Vesperum beide Hände hoch, um den Leinenstoff seiner Kapuze zu greifen. Die Worte des Admirals waren klarer Wunsch gewesen, das Angesicht des Bösen zu sehen. Und so sollte seinem Wunsch eine Handlung folgen. Dieser verwirrten Fantasie des Imperiums. Mit einer kühlen Bewegung zog der Lord seine Kapuze zurück, so dass sie weit zurück fiel und einen dunklen Kranz zu bilden schien. Das komplette Gesicht mitsamt Schädel wurde sichtbar im Projektor. Auch ein makaberes Lächeln, ohne Leben. Kaltes Vertrauen in seine eigene Person und seinem Irrweg bildete sich ab. "Ich verwirke nicht," donnerte seine Stimme in Richtung der Flotte, seiner Diener und Sklaven jener kranken Allmacht. "Kommt zu mir, Admiral Harrsk. Wir haben Dinge zu besprechen. Alsbald," befahl der Imperator von der fernen Welt, die im Nichts stand. Es war getan. Der dunkle Geist war wieder hier, geschaffen um der Galaxis ein Geschwür und Pestilenz zu sein. Die schwarzen Haare wurden zur festen Krone auf seinem Haupt, glatt, fein-sortiert und völlig anders als seine tiefen schwarzen Äderchen um die Augen, die pumpten, drückten und pulsierten. Der Dämon bestimmte, veränderte auch die eigene Menschlichkeit, sofern diese noch existent war. "Ich fordere die Loyalität eines jeden Imperialen, eines jeden Bürgers, um dieser Galaxis erneut die Ordnung zu geben, die sie verdient." Die Stimme echote durch die Köpfe der lauschenden Soldaten, wie die Stimme eines unheiligen Priesters. "Vesperum lebt ewig," fantasierte das Echo und drückte dann seinen Mund zusammen, die Antwort begierig erwartend. Sie sahen ihn, den Herrscher eines sterbenden Galaxis. Darth Vesperum war wieder dort. Und er war die Dunkelheit aus der Ferne, die nun immer näher kam.
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