#4
Wie oft hatte Vesperum versucht, allein durch das weite Dunkel zu laufen, war aber immer am letzten Licht gescheitert. Ein Ort, an den er nicht blicken konnte, egal, wie sehr er es versuchte. Sanft war das Licht dieses Turmes, welches weise in seine tote Welt strahlte. Amaranthine und seine Mutter waren dort. Und er allein hier. An diesem verfluchten Ort, an dem er wahrscheinlich für immer bleiben musste. Würden sie auf ihn warten? Würde er sie wiedersehen? Imperator Vesperum wartete; jeden Tag auf diesen Moment, bis seine Macht groß genug war, um auch diesen Turm zu brechen, um Amaranthine und alle Geliebten zurückzuholen. Schönheit spielte in dieser Betrachtung keine Rolle. Dieser Thron, auf dem er saß, aus einfachem Stahl, gepolstert mit Seide, war schlicht unnötig bei seiner Suche aber irrigerweise begehrte sein Herz diese Weltlichkeit. Es klammerte sich an jene Politik, an jene Sterblichkeit, welche ihn letztlich auch zum Sklaven der heiligen Macht machte. Durch seinen Einfluss war das Pendel aus der Ballance geraten, weit schlug es aus, bis die Ränder des Universums wankten, sogar drohten zu zerbersten. War es das, was er wollte? Niemand wusste genau, was dieser unheilige Geist begehrte, wahrscheinlich er selbst nicht mehr. Dies war wohl die Hölle von denen die Alten immer gesprochen hatten. Eine Hölle des Lebens. "Sie rufen uns," meldete eine Stimme aus dem Kom seines machtvollen Stuhles auf der Beobachtungsbrücke. Es war der Admiral. "Sie wollen, dass wir uns identifizieren, mein Lord. Oder sie werden uns angreifen. Ihr Kommandant scheint Blitzer Harrsk zu sein." Der galaktische Herrscher blickte müde hinab, auf seine Knie, weg vom Sternenlicht und Coruscant selbst. Es war schwer, eine Regung in seinem Körper auszumachen. Die Zeit verging nicht mehr. Niemand wartete wirklich auf ihn. Dinge geschahen auch ohne sein Zutun und leider war sein Zutun oft auf negative Eingriffe in den galaktischen Verlauf beschränkt. Verloren, verwundet war seine Seele, die sich mühsam erhob, den Geist drängte, zu antworten. Unsicherheit ließ seine Lippen zittern. War es die Kälte, die um ihn herumkroch oder der schwarze Schatten, welcher ihm stets folgte? Der Imperator, ein Sith, gelitten und auferstanden, fühlte es.

"Alles Lügen," stammelte seine dunkle Erscheinung sachfremd in den Raum, ohne den Kommunikator auf seiner Lehne zu aktivieren. Eine Weisung oder Antwort blieb er noch schuldig. Schuldig. So schuldig, wie sonst kein Wesen in der Galaxis war, war er. Die Schuld zog ihn herab, weit hinab in diese Kälte, die seine Hände gefrieren ließ, bis sie ein sanftes Blau zierte. Frost beschlug die Scheiben, so als ob es erschien, dass die Klimaautomatik defekt war. Eiskristalle zogen in kleineren Kreisen um den dunklen Lord, wie Schmetterlinge um einen Baum. "Warum, bin ich hier?" - formulierte seine Lippen tonlos, um seinen Worten vermeindlich Wirklichkeit zu geben. Der Sith suchte Halt mit seinen Händen, indem er sie in die Lehnen grub, zudrückte, bis das Material knarzte, ächzte und rumorte. Die dunkle Seite umgab ihn, durchdrang ihn und vernebelte jede Entscheidung. Hass führte tatsächlich zu Leid. Reales Leid - in jeder Faser. Darth Vesperum war weit vom Licht, welches ihn zu retten suchte. Eine Stimme durchdrang die Stille des Raumes, in seine trockenen Ohren, durch das schwarze Leinen seiner Robe. "Ich war stolz auf dich, mein Sohn. Du hattest große Träume und nun verdirbst du sie, verdirbst alles. Ich verliere dich,"sagte die Stimme, welche hallend klang, so als ob sie weit weg war. Sie rauschte als ob sie aufgezeichnet worden war, doch sie wirkte seltsam anziehend. Hektisch blickte sich der Lord um, riss den Schädel hoch, so dass man seine stierenden Augen sehen konnte. Der Blick huschte umher, gierend. Doch dann wieder Stille. Hier war niemand. Doch kurz war etwas anwesend gewesen. Eine Vertrautheit umschlung ihn, bevor auch diese in Frost erstickte. Die Spur verlor sich. "Mutter," hauchte der dunkle Lord, ließ den Kopf wieder sinken, so dass die Kapuze wieder seinen Blick im Schatten verdeckte. Nun war ihm klar, wer gesprochen hatte.

Sinister presste er die Lippen zusammen. Er fühlte sich verlassen, wie an jedem anderen Tag auch. Nur das Schwarze Meer blieb ihm. Jener gedankliche Ort, wo er unruhigen Frieden fand. Einen Ort in sich, der voller Gier und Hass war, so dass seine Kälte seine Gedanken erstickte. Die Folge war eine widernatürliche Ruhe, die seine Grausamkeit erst möglich machte. Niemand wartete dort auf ihn. Niemand blieb ihm, selbst Saanza hatte ihn verstoßen. Selbst sie. Vesperum ließ von den Lehnen ab, schob seine Rechte vor, um den Schalter für die interne Kommunikation zu aktivieren.

"Admiral, aktivieren sie eine Holo-Kommunikation mit allen imperialen Schiffen im Orbit. Ich spreche selbst,"
fand er seine Stimme, als auch Antwort, wieder. "Jawohl, mein Imperator," war die unvermittelte Antwort, bevor das Kom seinen Modus wechselte. Ein Holorprojektor aktivierte sich über dem Thron, welcher seinen Kopf erfasste und das übliche große Bild des Totenschädels mit schwarzer Kapuze übermittelte. Weiter ging es. Wie immer. Es gab kein Zurück. Nicht für ihn. Und auch nicht für alle anderen. Die dunkle Seite trieb ihn, wie ein Geschwür zu wachsen. Weiter, bis er alles verändern konnte, so glaubte der grausame Dämon. Erhobenen Hauptes starrte der Galaktische Imperator für wenigen Sekunden in den Projektor, bevor er seine Ansprache begann:

"Imperiale, erkennt ihren euren Herrscher nicht? Ich bin, Imperator Vesperum, euer Herrscher. Blitzer Harrsk, ich fordere, wie einst eure Treue, um das Imperium zu einen. Ich war nie weg. Ich habe nur gewartet."

Die Stimme war dunkel, gar dröhnend und die Projektion seines Kopfes erhellte schlagartig viele Brücken der Kriegsschiffe im Orbit dieser Welt. Ein Keuchen umschloss seine Aura, während die Projektion verharrte.
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