Der Gedanke ging zurück an den Ort, an dem er sich entschieden hatten, zu dienen. An diesen einen Ort auf Carida, als er in die Streitkräfte eingetreten war. Tiberius Vaash erinnerte sich an dieses Gefühl, welches ihn damals befallen hatte. Ein Gefühl von Gemeinschaft, Zukunft und Pflicht. Doch dieses Gefühl wog schwer, fast wie Blei, auf seinen Schultern. Die Niederlage trübten diese Erinnerung und spotteten über sie. Nein, Vaash dachte nicht an das Imperium oder Personen, sondern wollte dieses Gefühl der Ehrbarkeit zurück. Dieses eine Gefühl von innerer Rechtfertigung, vor sich, vor anderen und vorallem vor seiner Familie. Diese Nacht, die über ihn gekommen war, trübte diese Rechtfertigung. Jene Taten, jener Kampf, waren nicht mehr zu rechtfertigen. Es war nur noch eine stupide Abfolge von Handlungen auf einem Weg, den man beschritten hatte. Wo einst dieses Gefühl aus vielen Teilaspekten bestand, blieb jetzt nur noch Loyalität. Loyalität gegenüber dieser Sache. Welcher Sache eigentlich? Der Alte überlegte weit zurück, an die Klonkriege, an die Zerissenheit und die Angst in der Galaxis, die auch ihn damals bewogen hatte, endlich zu dienen, für eine bessere Zukunft. Das war es. Eine bessere Zukunft für alle. Ein Staat der Gerechtigkeit, des Wertes und Anstandes. Doch inzwischen war das Imperium nur noch ein Staat, dem man folgte. Keine große Idee mehr. Keine große Sache. Es war einfach bescheiden, um die Seele des alten Mannes geworden. Würde man Vaash mit einem Wort beschreiben wollen, würde man wohl "aufgebraucht" wählen. Es gab nichts mehr zu tun, außer dem Dienst. Keinen Weg zurück. Man folgte weiter, ohne echte Alternative. Verrat war ehrlos. Flucht war ehrlos. Und wie sollte seine Familie ihn betrachten? Der Alte dachte erneut an dieses Gefühl, welches damals keine Lüge für ihn war.
Der Admiral folgte seinem Kollegen seltsam abwesend, indem er monoton die Hand vorschob, um den Regler zu betätigen. Es war lieblos, fast ohne jede Emotion, wie er diese Stuhl bewegte. Dort standen sie. Der Blick von Vaash war alt, während seine Augen die Anwesenden betrachteten. Das schlampig umgesetzte Protokoll war Vaash egal, da er nicht in Kommandowürden hier war, sondern schlicht als der Alte, der Veteran, welcher Erklärung suchte und vielleicht auch ein wenig Sinn. Auf Anweisung entfernten sich die Offiziere sowie Soldaten, mieden seinen Blick und diese falsche Pietät schmerzte den Veteran. Nicht angeblickt zu werden, vergessen zu sein, war schmerzhaft. Ohne Angesicht war man nichts, alles bedeutungslos, was man getan hatte. Verstehen konnte es Tiberius, doch sein Verstand konstruierte daraus einen schlimmen Verdacht, dass er sein Gesicht vor der Flotte verloren haben konnte. Dieses Verständnis schmerzte. Er als Veteran, Militär und Mann der ersten Stunden des Reiches, war auf seine Ehre angewiesen. Ehre - ein großes Wort, dass für diesen alten Mann mehr war als nur die bloße Abwesendheit von Feigheit. Es war das Gefühl von gerechter Sache, von Erhabenheit über die Grauen des Krieges; eben jener Zustand, der dem Krieg ein wenig Anstand und Würde verlieh. Ohne Ehre war man nicht besser als das, was man bekämpfte; nicht besser als Kriminelle und galaktischer Abschaum. Auch wenn Ehre sicherlich immer weniger von Bedeutung für die Galaxis war, und zuweilen als Selbstbetrug angesehen wurde. Für Vaash war sie echt. Immer wahr gewesen. Seine Prinzipien standen auf dem Fundament der alten Ehre, die aus einem Ur-Militarismus keimten. Tashas Berührungs, die einer jungen Frau, die das Angesicht des Alten suchte, machte ihm Mut. Es tat gut, dass sie den Mut hatte, ihm ein Gesicht zu geben. Eine Würde. Auch in diesem Zustand. Er war hier und wollte gesehen werden, nicht verdrängt. - Und so schenkte er ihr ein sanftes, ehrliches Lächeln. Ohne große Worte aber man erkannte es als tiefe Zuwendung des Veteranen. Die Dankbarkeit stand in seinen Augen, die noch glasig von Schmerzmitteln wirkten. Auch sie entfernte sich und so zupfte Admiral Vaash traurig an seiner Decke, bis Cassio das Gespräch begann.
"Die Lage?" Vaash fand zurück, in diesen Mechanismus des Verdrängens, der nur mühsam seine Motoren anwerfen konnte und dann abwürgte. Nun wagte der Alte einen Blick auf die holographische Darstellung. "Initiative ist nur soweit wichtig, wenn man schnell Siege erringen will," erklärte der Militär fast väterlich. In seiner langen Karriere hatte er gelernt, dass die stoische Befolgung von Richtlinien und strategischen Schulen oft neues Versagen generierten. Man dürfte nicht aufgeben, die Lage nehmen, wie sie war und damit arbeiten. Es gab nichts anderes als das. Im Zweifel verwaltete man seinen eigenen Absturz, wie es Vaash über Eriadu getan hatte. Ohne diese Akzeptanz war der furchtbare Gesamt-Untergang beschloßene Sache. Die alte Binsenweisheit griff hier: Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
"Disziplinierter Widerspruch ist aber oft das Einzige, was uns als Militär in der Schlacht rettet," folgte dann. "Ohne Widerspruch meiner Offiziere hätte ich keine Schlacht gewonnen. Man braucht Kritik, echte Fakten und keine Propaganda, um die Situation akurat zu bewerten. Es liegt keine Ehre in blindem Gehorsam. Unsere Loyalität gilt der Sache und keiner vermeindlich wichtigen Person." Es klang fast schon zu direkt, um wahr zu sein. Doch Vaash log nicht. Dies war seine Meinung. "Abgesehen vom Imperator, obwohl auch dieser ab und an klare Informationen benötigt. Leider ist seine Majestät uns abhanden gekommen," drückte der Alte mehr oder minder sachlich aus. Immerhin hatte er einst Vesperum auf den Thron gesetzt, zusammen mit anderen Offizieren. Vesperum hatte zumindest meistens auf ihn gehört, was eine bedeutsame Eigenschaft war. So empfand es zumindest der Militär in Vaash, der einen zuhörenden Imperator mehr schätzte als einen reinen Politiker. Unter Umständen war dies sogar der einzige Wert, den der Admiral Imperator Vesperum beimaß. Er ließ das Militär gewähren, gab nur Richtlinien aus und ließ sich beraten. Ein Umstand, der jetzt wohl fehlte. Vaash erahnte, dass Cassio wohl von direkter, gar höherer Stelle abberufen worden war. Eventuell sogar von Pestage selbst, der sich, so sagte man, in Stellung brachte, um selbst der neue Imperator zu werden. Hoffentlich entschied der Senat anders und wählte einen Mann zum Herrscher, der deutlich aufgeschloßener und weniger verblendet war. Gut, auch Vaash wusste, dass dies nur eine bedeutungslose Hoffnung war und Pestage definitiv wohl Imperator werden würde. Zum Leidwesen des Reiches. "... Vesperum war immerhin gewillt unsere Wünsche anzuhören." Der alte Admiral hätte sich nie träumen lassen, sich einmal dieses Monster zurück auf den Thron zu wünschen aber im Augenblick war alles besser als ein Bürokrat. Ein Bürokrat war kein Kämpfer, kein Macher, sondern ein Weichling, der einknickte und lieber seiner Eitelkeit fröhnte als diesen Staat anzupacken, der Führung mehr denn je brauchte. Ohne Führung würde Panik ausbrechen. Und Panik wäre der Untergang von tausenden Welten, die noch auf das imperiale Banner setzten und mit ihnen Aber-Milliarden Lebewesen, die Sicherheit verdient hatten. Vaash holte tief Luft und blickte mit einem seltsam fürsorglichen Blick zu Cassio auf.
Der Admiral folgte seinem Kollegen seltsam abwesend, indem er monoton die Hand vorschob, um den Regler zu betätigen. Es war lieblos, fast ohne jede Emotion, wie er diese Stuhl bewegte. Dort standen sie. Der Blick von Vaash war alt, während seine Augen die Anwesenden betrachteten. Das schlampig umgesetzte Protokoll war Vaash egal, da er nicht in Kommandowürden hier war, sondern schlicht als der Alte, der Veteran, welcher Erklärung suchte und vielleicht auch ein wenig Sinn. Auf Anweisung entfernten sich die Offiziere sowie Soldaten, mieden seinen Blick und diese falsche Pietät schmerzte den Veteran. Nicht angeblickt zu werden, vergessen zu sein, war schmerzhaft. Ohne Angesicht war man nichts, alles bedeutungslos, was man getan hatte. Verstehen konnte es Tiberius, doch sein Verstand konstruierte daraus einen schlimmen Verdacht, dass er sein Gesicht vor der Flotte verloren haben konnte. Dieses Verständnis schmerzte. Er als Veteran, Militär und Mann der ersten Stunden des Reiches, war auf seine Ehre angewiesen. Ehre - ein großes Wort, dass für diesen alten Mann mehr war als nur die bloße Abwesendheit von Feigheit. Es war das Gefühl von gerechter Sache, von Erhabenheit über die Grauen des Krieges; eben jener Zustand, der dem Krieg ein wenig Anstand und Würde verlieh. Ohne Ehre war man nicht besser als das, was man bekämpfte; nicht besser als Kriminelle und galaktischer Abschaum. Auch wenn Ehre sicherlich immer weniger von Bedeutung für die Galaxis war, und zuweilen als Selbstbetrug angesehen wurde. Für Vaash war sie echt. Immer wahr gewesen. Seine Prinzipien standen auf dem Fundament der alten Ehre, die aus einem Ur-Militarismus keimten. Tashas Berührungs, die einer jungen Frau, die das Angesicht des Alten suchte, machte ihm Mut. Es tat gut, dass sie den Mut hatte, ihm ein Gesicht zu geben. Eine Würde. Auch in diesem Zustand. Er war hier und wollte gesehen werden, nicht verdrängt. - Und so schenkte er ihr ein sanftes, ehrliches Lächeln. Ohne große Worte aber man erkannte es als tiefe Zuwendung des Veteranen. Die Dankbarkeit stand in seinen Augen, die noch glasig von Schmerzmitteln wirkten. Auch sie entfernte sich und so zupfte Admiral Vaash traurig an seiner Decke, bis Cassio das Gespräch begann.
"Die Lage?" Vaash fand zurück, in diesen Mechanismus des Verdrängens, der nur mühsam seine Motoren anwerfen konnte und dann abwürgte. Nun wagte der Alte einen Blick auf die holographische Darstellung. "Initiative ist nur soweit wichtig, wenn man schnell Siege erringen will," erklärte der Militär fast väterlich. In seiner langen Karriere hatte er gelernt, dass die stoische Befolgung von Richtlinien und strategischen Schulen oft neues Versagen generierten. Man dürfte nicht aufgeben, die Lage nehmen, wie sie war und damit arbeiten. Es gab nichts anderes als das. Im Zweifel verwaltete man seinen eigenen Absturz, wie es Vaash über Eriadu getan hatte. Ohne diese Akzeptanz war der furchtbare Gesamt-Untergang beschloßene Sache. Die alte Binsenweisheit griff hier: Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
"Disziplinierter Widerspruch ist aber oft das Einzige, was uns als Militär in der Schlacht rettet," folgte dann. "Ohne Widerspruch meiner Offiziere hätte ich keine Schlacht gewonnen. Man braucht Kritik, echte Fakten und keine Propaganda, um die Situation akurat zu bewerten. Es liegt keine Ehre in blindem Gehorsam. Unsere Loyalität gilt der Sache und keiner vermeindlich wichtigen Person." Es klang fast schon zu direkt, um wahr zu sein. Doch Vaash log nicht. Dies war seine Meinung. "Abgesehen vom Imperator, obwohl auch dieser ab und an klare Informationen benötigt. Leider ist seine Majestät uns abhanden gekommen," drückte der Alte mehr oder minder sachlich aus. Immerhin hatte er einst Vesperum auf den Thron gesetzt, zusammen mit anderen Offizieren. Vesperum hatte zumindest meistens auf ihn gehört, was eine bedeutsame Eigenschaft war. So empfand es zumindest der Militär in Vaash, der einen zuhörenden Imperator mehr schätzte als einen reinen Politiker. Unter Umständen war dies sogar der einzige Wert, den der Admiral Imperator Vesperum beimaß. Er ließ das Militär gewähren, gab nur Richtlinien aus und ließ sich beraten. Ein Umstand, der jetzt wohl fehlte. Vaash erahnte, dass Cassio wohl von direkter, gar höherer Stelle abberufen worden war. Eventuell sogar von Pestage selbst, der sich, so sagte man, in Stellung brachte, um selbst der neue Imperator zu werden. Hoffentlich entschied der Senat anders und wählte einen Mann zum Herrscher, der deutlich aufgeschloßener und weniger verblendet war. Gut, auch Vaash wusste, dass dies nur eine bedeutungslose Hoffnung war und Pestage definitiv wohl Imperator werden würde. Zum Leidwesen des Reiches. "... Vesperum war immerhin gewillt unsere Wünsche anzuhören." Der alte Admiral hätte sich nie träumen lassen, sich einmal dieses Monster zurück auf den Thron zu wünschen aber im Augenblick war alles besser als ein Bürokrat. Ein Bürokrat war kein Kämpfer, kein Macher, sondern ein Weichling, der einknickte und lieber seiner Eitelkeit fröhnte als diesen Staat anzupacken, der Führung mehr denn je brauchte. Ohne Führung würde Panik ausbrechen. Und Panik wäre der Untergang von tausenden Welten, die noch auf das imperiale Banner setzten und mit ihnen Aber-Milliarden Lebewesen, die Sicherheit verdient hatten. Vaash holte tief Luft und blickte mit einem seltsam fürsorglichen Blick zu Cassio auf.