#10
Es gab Dinge, die selbst die Zeit nicht heilen konnte. Dinge, die so grausam, so unverständlich waren, dass selbst eine starke Seele an ihnen zerbrach. Vesperum war so müde, hier zu sein, geplagt von kindlicher Angst, ohne Vertrauen auf die Zukunft. Diese Wunden war zu real, zu seltsam, um einfach zu verschwinden. Es gab keine Lösung und auch keine Tränen mehr, um ihn zu befreien. Niemand hielt seine Hand, niemand unterstützte ihn auf seinem Weg, sondern er stand allein in dieser Dunkelheit. Der Dämon war verlassen und nur noch ein Hauch Leben schien ihn zu umgeben. Die Zeit selbst wich aus als der Sith die Erinnerung wagte. Es kostete viel, zurück zu blicken, an diesen Ort, den er vergessen wollte. Der Ort, an dem er sein Leben zurückgelassen. Sein Kopf kippte leicht vor, so dass man meinen konnte, der Imperator schlief, da die Kapuze sein Angesicht nun völlig mit Schatten bedeckte. Einsamkeit war die Qual des Momentes. Alles, was ihm gegeben war, konnte nicht ungeschehen machen, was geschehen war. Die Zeit wich aus, zog endlos ihre Bahnen.

Ihre Präsenz belagerte ihn, umstrich seine schwarze Leere. Amaranthine war hier, als Geist der Vergangenheit. Sie nahm ihm für einen Moment seine Ängste, die ihn trieben. Die schemenhafte Hand strich über sein Kinn, wie es eine liebende Person tat. Doch Vesperum konnte den Geist nicht sehen; spürte nur die Berührung. Er wollte weinen, bei dem Gefühl, diese Berührung für immer zu verlieren. Nicht noch einmal. Doch es rannen keine Tränen aus seinen großen Augen, voller dämonischer Aura. Der Blick war nur glasig, leer, verlassen von sich selbst. Ein Starren gegen den metallischen Bodens des Shuttles. Amaranthine war sie wirklich hier? Hier bei ihm? Der Sith wollte dies glauben, so gerne glauben, dass sie seine Hand halten würde und so schob der gebrochene Mann seine Hand unter dem schwarzen Ärmel hervor, über die Lehne hinweg. Die Präsenz wärmte den Handrücken des grauen Fleisches mit ihrer Nähe. Er war nicht mehr allein. Für diesen einen Moment sah er das, was er begehrte. Darth Vesperum hob seinen Kopf, blickte in die blauen Schemen, umschlossen von grau-schwarzen Schleiern, die wie Wasser um die Figur flossen.

"Amaranthine,"
hauchte der Verfluchte, wollte aufstehen, sie zu umarmen. Doch tat es nicht, verweilte leblos in seinem Sitz mit totem Blick. So viel hatte er versucht, so viel getan, doch sie war gegangen und nicht mehr hier. Es war ein Hauch Ewigkeit, den der dunkle Diener sah. Der Geist hatte keine klare Darstellung, sondern schien zwischen den Mächten zerissen zu werden, wie ein defektes Hologramm. Doch er war hier. Ehrlich, warm und voller Hoffnung, drängte das Licht in das finstere Angesicht voller falscher Schönheit, die nur Porzellan-Maske war. Er musste sich erheben, jetzt, brechen mit sich und seinen Ketten aber scheiterte an der Müdigkeit seines Körpers. Das Blei an seinen Füßen zog ihn tiefer ins schwarze Meer; das kalte Wasser füllte seine Lungen, so dass seine Atmung abflachte, frostig war. Krank war es. Dieser Stuhl in einem belanglosen Shuttle auf dem Weg zurück zur politischen Macht war sein Gefängnis. Der Fluch war offensichtlich. Seine Liebe war verloren, doch sichtbar in der Macht, wie ein Faksimile des Vergangenen. Unterdrückt war der Mensch hinter dem weißen Porzellan, welches seine rissige Haut war, von kindlichen Ängsten. Amaranthine entschwand aus dem Ort, aus dem sie gekommen war: im Nichts. Nein. Wieder entschwunden, aufgelöst in grauen Nebeln; unhaltbar verloren. Der Blick starr auf den Ort vor sich gerichtet, suchte der Imperator Halt und zog die kurz gewärmte Hand zurück unter den schwarzel Ärmel. Weiches Leinen bedeckte seine trockene Haut, fühlte sich schmeichelnd an. Darth Vesperum wollte schreien, endlich, frei sein von diesem Schicksal, doch es gab nur diesen Weg. Eines Tages würde er all das erringen, haltbar machen, was ihm etwas bedeutete. An diesem Tag würde Amaranthine aus dem Tod zurückkehren, das musste der Dämon glauben. Es war sein einziger Zweck. Seine einzige Bestimmung, zu leben, zu kämpfen und zu nehmen. Mehr von diesem kümmerlichen Dasein, bis es erfüllt war, um neues Leben zu geben. Liebe war nicht mehr wahr für ihn, sondern nur noch Verlust. Dieser Verlust trieb ihn, immer. Jede Sekunde. Die Erinnerung und die Vergangenheit waren sein Schatten.

Das Shuttle würde in wenigen Sekunden den Hangar des Raumkreuzers des Imperiums erreichen. Es würde weitergehen, wie es immer weiterging. Das Imperium suchte seinen Imperator. Und fand den Dämon.
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