#9
Müde war das Monster. Seine Knochen taten sich schwer mit jeder Bewegung, wie eine schlecht geölte Maschine. Niemand würde vermuten, was gerade einige Meter hinter ihm geschehen war. Gebrechlich war sein Schritt, fast gelöst von jeglicher Gesundheit. Den Blick gegen den Boden gesenkt, folgte der wahre Kampf hier und zwar mit sich. Die Gedanken verloren sich in einem Strudel aus Pervesionen von Gewalt, Hass und Selbstaufgabe. Gierig war jedes Gefühl in seinem Wahnsinn. Darth Vesperum befand sich auf dem Pfad, weg von der Akademie,weg von seinen Entscheidungen und hin zu seiner mitunter finsteren Zukunft. Unfähig sich selbst hinter sich zu lassen und zu schwach, um zu vergessen. Der Sith war allein mit seiner Welt. Seiner Dunkelheit. Er war krank, unsichtbar für das Leben, miserabel in dieses geschlagen und eher Krebs an jenem. Wie ein Geschwür eiterte der Imperator den Platz entlang, umgeben von einer kalten Energie, die sein Gefängnis war. Die Macht kreiste um ihn, mied ihn und entfloh aus seinem Angesicht, das kalt und schadlos grau war. Fast wirkte sein Gesicht, wie altes Porzellan mit einigen schwarzen Rissen, die Muster in die Haut kämpften. Diese Welt lag hinter ihm; seine Aufgabe war getan und das furchtbare Gewicht an seiner Seele zog ihn immer weiter hinab; machte es schwer aufzuschauen, die Sterne und den Himmel zu erblicken. Es hatte aufgehört zu regnen, zu stürmen, sondern es war eine trockene Nacht geworden, mit wunderbaren Sternen, die nur für ihn zu leuchten schienen. Doch er sah sie nicht mehr.

Ilara würde folgen, seine Sturmtruppen würden folgen, in seine Hölle, die er nie mehr verließ. Heilig war sein bedächtiger, mühevoller Schritt geworden, vorbei an den Opfern des Kampfes, die inzwischen so tot waren, wie sein Blick. Nur ein kleiner Wind schien sich Vesperum in den Weg zu stellen, kratze an seinen Lippen, die erneut rissig waren. Mit geschloßenen Augen raffte er seinen Blick auf, gegen den Horizont. Dann öffnete er sie, um dem Wind anzuschauen, der in seine Augen schlug. Hatte nicht jedes Gefängnis eine Tür, die man nur finden musste? Musste man nicht einfach nur stark genug sein? Darth Vesperum stellte sich genau diese Fragen, während der Wind die schwarze Kapuze um seinen Totenschädel schlackern ließ. Der Lord holte Luft, füllte seine Lungen mit der Kälte der Nacht, die wohlig erfrischend war und ging Schritt um Schritt weiter. Es gab kein Entkommen. Entscheidungen waren getroffen. - Und diese Entscheidungen waren für immer terminiert. Die dunkle Seite war nicht nur eine Entscheidung, sondern eine Musik, ein Ton, der sich in das Leben drängte und jegliche anderen Untertöne verdrängte. Diese Musik hörte er im Rauschen des Windes, wie die Gedanken kreisten.

Amaranthine. Sansa. Mutter. Zuhause. Allein. Für immer. Worte bohrten sich mit Bildern umher, verschleierten die Wahrnehmung des Dämons, der einst Mensch war. Ein Fanal für seinen Zustand: verloren und getrieben durch die Galaxis, in gieriger Entschlossenheit. Die Luft fiel aus seiner Nase ab, umspielte seine Lippen und ein wenig Blut quoll aus den Nasenöffnungen, um auf den Boden zu fallen; in dicken schwarzen Tropfen. Mit seiner Linken fasste sich der Sith an die Nase, tupfte das Blut ab und betrachtete es danach. Seine Finger färbten sich schwarz. Eine Vision oder Realität? Vesperum konnte es nicht mehr unterscheiden. Dann suchte er den Horziont mit seinen traurig-bösen Augen ab. Fielen dort die Sterne vom Himmel? Der Nachthimmel wurde schwarz, ein finsteres und undurchdringliches Schwarz, lag am Nachthimmel.

Keiner außer ihm sah die Schönheit des vergrauten Dschungels, noch den Glanz der Hochebene, noch den blutroten Mond, der als einziger geblieben war, der über dem Chasseral hing und dessen schwaches Licht, welches über ihn hinweg lief, in den Blutkristallen und in den gebrochenen Augen des erschlagenen Kämpfer sich brach.

Darth Vesperum wischte das Blut an seinem Robenmantel ab. Es kümmerte ihn nicht, ob es echt war oder eine Täuschung. Alles war wahr für ihn. Es gab keine Lügen mehr; nur noch Zeichen. Der Sith-Lord würde selbst seine vertrockneten Tränen in wohlschmeckenden Wein verwandeln. Eines Tages würde er die Zeit selbst beherrschen und dann alles richtig stellen, was notwendig war, damit alles gut war- für immer. Diese Ewigkeit suchte er. In diesem Augenblick wurde ihm klar, was er verloren hatte: sein Herz. Er fühlte es nicht mehr. Der Dämon begriff, dass er untot war und nichts mehr dort war, außer Kälte, unerträglicher Kälte, die ihm folgte, mit ihm tanzte und sich vervielfältigte. Störte es ihn?

Folgende Worte murmelte der Lord, ohne sie direkt zu formulieren oder auszusprechen. Es waren stille Gedanken, die in die Realität drängen mussten aber verhindert waren.

"Ich schenk dir mein Leben,
kannst du mir die Ewigkeit geben?"


Seelenlos blickte der Lord zurück, blieb stehen und hauchte Atem aus, der sich zu einem kleinen Wind vor seinem Mund wandelte.

Plötzlich tauchte ein ein Offizier in Gefechtspanzerung auf, eilte mit festen Schritt herbei, um seinen Imperator aufzusuchen. Die Sturmsolden ließen ihn passieren. Angst stand in seinem Angesicht, da er dem dunkle Herrscher noch nie so nahe war. Die Aura des Schrecklichen umgab diesen Mann, der wie eine schwarze Säule zurückblickte und dann sein Gesicht zum Offizier wandte. Die schwarzen Lippen geschloßen, den Blick düster-gelblich, herablassend auf die Figur von Mensch, die sich in seine Gedanken drängte, mit der Kraft eines Bürokraten.

"Eure Majestät," räusperte der Offizier, wohl im Range eines Leutnantes, während er sich um Haltung bemühte, um dann zu bemerken, dass er sich auf die Knie werfen sollte, was er auch sogleich tat. Mit einem schmerzhaften Satz kniete der Imperiale ein Bein ab, welches auf den nassen Boden drückte. Dabei saugte die Hose deutliche Mengen der Flüssigkeiten auf. Doch dies war egal. Dann wagte der bemühte Mann seine Meldung: "Wir haben eine verschlüsselte Nachricht erhalten. Wir haben sie analysiert und es besteht Gefahr für eure Majestät." Dann blickte der Soldat auf, ausweichend aber dennoch den Versuch unternehmend, den Imperator anzublicken, auch wenn dieser Frost, der nun auch ihn überkam, dies zu verhindern mochte.

"Gefahr?" - Vesperum schien skeptisch, bellte dieses Wort mehr als sanft gesprochen. Der Sith war noch aufgewühlt von sich, der Situation und von dem, was er getan hatte. "Ja," war die banale Antwort des Imperialen. "Die Republik könnte von eurer Anwesendheit wissen. Dxun ist nicht mehr sicher. Möchtet ihr evakuieren?"

Der Imperator presste seine Lippen zusammen, zog die Stirn böse herab und überlegte für eine winzige Sekunde. In der Tat, das konnte die Vision sein, die er gesehen hatte. Fallende Sterne. Eine Raumschlacht. Ja, es ergab einen Sinn. Die Macht enttäuscht ihn mal wieder nicht und so lächelte er gelogen. "Ich evakuiere nicht. Wir reisen schlicht ab. Bereitet mein Shuttle vor," befahl der galaktische Herrscher und ging weiter in Richtung Landeplatz. Der Leutnant nickte eifrig, voller Panik, einen Fehler gemacht zu haben und rannte schnell davon, um das Schiff seiner Majestät zu informieren. Dieser hingegen zog es vor, gemächlich, ohne Eile, seine Abreise wahrzunehmen. Die Warnung war rechtzeitig eingetroffen, so dass er noch keine Eile verspürte; ihn zog es ohnehin mehr an diesen Nicht-Ort in ihm. In diese dunklen Gedanken, die ihm mehr Heimat waren als die Realität. Fernab von jedem Himmel und jeder Hoffnung. Kein Weg zurück.

Bald erreichte der dunkle Geist seine Fähre, begab sich über die Rampe ins Innere und startete in den Orbit. Der Imperator machte es sich auf dem Platz bequem auf dem er gekommen war. Er mochte in gewisserweise gleiche Verhältnisse, die er einschätzen und steuern konnte. Dennoch war der Wahnsinn ebenso willkommen, wie die falsche Ordnung. Zwei Sturmtruppen bezogen vor der "VIP"-Kabine Stellung, um dem Imperator seine Privatssphäre zu garantieren. Vielleicht war es auch nur eine Gewohnheit, dass sie ihren Imperator bewachten. Vesperum hingegen ließ sich und seinen hageren Körper in schwarzer Leinenkutte (mitsamt Blutflecken) gegen die Lehne sinken, legte den Gurt mit seinen weißen Händen an und stützte sich erschöpft auf seinem linken Arm ab, um aus dem kleinen Fenster auf Dxun herab zu blicken. Seine toten Augen fixierten diesen Mond und Onderon dahinter, völlig desinteressiert, was geschehen würde. Der dunkle Lord war mit sich selbst beschäftigt. Ilara würde zu ihm kommen, wenn sie etwas zu sagen oder zu besprechen hatte. Jetzt hatte er schlicht keine Lust oder Laune, sich mit ihr oder anderen Problemen auseinander zu setzen. Diese grausame Erschöpfung verhinderte jede Planung, sondern trieb ihn schlicht in diese Monotonie. Das Shuttle steuerte, inzwischen geleitet von mehreren TIE-Abfangjägern, einen Kurs in Richtung Sternenzerstörer an, der drohend im Orbit lag, mit seiner dominanten Darstellung.

"Ich steh vor deinem dunklen Altar und schenke dir mein Leben," war das einzige, was er sagte, beim Anblick des Weltraums, der Onderon sowie Dxun immer mehr umschloss; die beiden Fixpunkte immer kleiner werden ließ, wie die dunkle Seite das Gute in ihm schrumpfen ließ. Darth Vesperum war verflucht mit Existenz und Dasein, ohne dies zu wissen, zu erahnen, machte er weiter, ohne Herz, welches hier auf Dxun begraben lag. Endgültig.
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