#19
Theen hatte die Nacht in einer ungewohnt tiefen Entspannung verbracht die ihm eigentlich in den letzten Monaten nur äußerst selten vergönnt gewesen war. Noch immer hallte in ihm und der Macht die ihn durchströmte das Echo der Vergangenheit nach die in ihrer Gesamtheit wenig Ruhe besessen hatte. Umso angenehmer waren die wenigen Momente der Gelassenheit, die auszustrahlen eigentlich sein Mantra war. Auch der Ort an sich hatte mit Sicherheit dazu beigetragen, denn auch er war erfüllt von einer Stille in der beinahe nur die Macht lebendig war... selbst für ihn! Einen Mann mit höchst unempathischer Machtwahrnehmung und selbstbezogener Ausprägung selbiger. Doch Theen öffnete sich nicht gänzlich. Selbst wenn man durchaus den Anschein von entgegengebrachtem Vertrauen hier erweckte, so war der Arkanianer bei weitem noch nicht bereit sich zu offenbaren. Er war noch immer ein Unbekannter und Unbekannte umgaben ihn was zwar nicht weiter schlimm war, aber eben ein Spiegel von all jenem war was der Arkanianer durchlebt hatte. Natürlich war dies nicht immer schlecht und schlimm gewesen, doch er brauchte eben seine Zeit um sich auf so etwas tiefgreifendes einzulassen wie Vertrauen.

Gänzlich erfüllt von dem Gefühl der Ausgeschlafenheit erwachte der Matukai dennoch ziemlich früh. Eine Gewohnheit die sich über die Jahre sehr manifestiert hatte und durchaus ihre Vorteile hatte. In seiner kargen Kammer hatte sich nichts geändert seit seiner Ankunft. Alles war unberührt, lediglich sein persönliches Gehabe war versteckt in einem Rucksack gebettet auf einen Stuhl. Die sommerlichen Temperaturen hatten sich in sein Zimmer geschlichen und legte sich wie ein ungewünschter Film auf seine Haut. Arkanianer kannten diese Temperaturen in ihrer Heimat nicht, die vorwiegend arktisch anmutete. Dementsprechend reagierten auch ihre Körper. Theen allerdings hatte auf seiner Odyssee mehr Welten dieser Art besucht, als Planeten die seiner Heimat glichen und so hatte sich auch hier eine gewisse Gewöhnung eingestellt die ihn recht unproblematisch damit umgehen ließ. Der Matukai kleidete sich in seine dunkle Tunika und ebensolche Schuhe, ehe er sich mit dem Gesang der frühesten Vögel aufmachte um wie am Tag zu vor zu sich selbst zu finden. Lange hatte er dies vernachlässigen müssen, hatte sich doch nie die Möglichkeit dazu geboten... doch hier? Jetzt war er hier, hatte getan worum ihn sein Meister gebeten hatte und eine Last war von ihm gefallen die ihn auf magische Art beflügelte. Von einem Moment auf den anderen schien Theen wieder Zeit für sich zu haben und er gedachte diese intensiv zu nutzen!
Sein Weg führte ihn durch den Garten in dessen Mitte ein prächtiger Brunnen thronte und hinter welchem sich ein ausgedehnter Garten erstreckte. Die morgendliche Dämmerung erlaubte dem Arkanianer die Anmut dieser Welt ausgiebig mit seinen empfindlichen Augen zu betrachten und ihre Schönheit zu genießen, wie es ihm am Tage gar nicht möglich war. In allen Farben aus verschiedenen Spektren erstrahlten die unzähligen Pflanzen, als wollten sie in ihrem aufdringlichen Schein eine Geschichte erzählen und ihre vollkommene Harmonie auf ihn übertragen. Die Macht war ein an diesem Ort und lud geradezu dazu ein sich in ihr zu ordnen und sich dieser Harmonie beizufügen.
Es dauerte wahrlich nicht lange, da hatte Theen bereits einen einladenden Ort gefunden um sich sich selbst zu widmen und in eine Meditation zu verfallen. Im Schatten eines prächtigen Baumes mit einer dichten Krone buschiger, grüner Blätter und unter ihm eine sanfte Matte weichen Grases bot diese kleine Lichtung ausreichend Platz um den Eigentümlichkeiten meditativer Zustände der Matukai zu genügen. Eine schwache Brise erfasste seine weiße Haarpracht, die gepflegt und rein über die Schultern bis weit auf den Rücken reichte. Kühl war der angenehme Druck der wehenden Luft und zauberte sogar den Anflug eines Lächelns auf die Züge des Arkanianers, der bereits die pupillenlosen Augen geschlossen hatte. Die Macht begann in ihm zu pulsieren und die Grenzen seines Körpers weit zu verschieben. Diesen gewonnen Raum begann sein Geist auszufüllen und sich in diesem Meer aus Energie zu verlieren, mit ihm schließlich zu verschmelzen und der Macht zur gänze hinzugeben. Elegant und absolut lautlos begann Theen dem Fluss der Macht zu folgen und seinen Körper den Schwingungen hinzugeben. Akrobatik vollführte er, so langsam, dass man vermuten konnte die Gesetzte der Schwerkraft würden auf diesem Fleckchen Erde nicht gelten... doch es war etwas anderes, dass diese Bewegungen beeinflusste. Kontrolle. Reine Kontrolle bis in die letzte Faser jedes Muskels, gewonnen durch die Macht bestimmte die Fähigkeit des Matukai die seinen Körper zu etwas verwandelte, dass vermutlich die Jedi auf den ersten Blick nicht verstehen konnten.
Genauso allerdings war es auch andersherum. Theen wusste nichts über die Jedi, würde auch vieles nicht über sie verstehen und doch umgab sie ein Nebel den zu durchbrechen sein Ziel war. Es reizte ihn durchaus mehr über ihre Fähigkeiten zu lernen und ihr Verständnis der Macht nachzuvollziehen. Das zu tun, was der Traum seines Meisters gewesen war. Und wo begann Verständnis? Bei den Gemeinsamkeiten! Aufmerksam lauschte der Matukai in dem Echo der Macht dass zu deuten zwar nie seine Stärke gewesen, wohl aber ein Terrain von Interesse war.
Versunken in sich selbst und in der lebendigen Macht verging die Zeit. Die Sonne wanderte über das Firmament, doch Theen hielt nicht inne. Schweiß rann ihm in Strömen aus den Poren und zeugte von der enormen Anstrengung die ihn nun schon seit Stunden zu plagen schien aber beinahe nicht berührte. Eine Stimme aber riss ihn aus seiner Konzentration. Ohne weiteres wäre es ihm zwar möglich gewesen sie zu ignorieren, doch etwas sagte ihm, dass er dies besser nicht tun sollte. Langsam, sehr langsam senkte sich der Arkanianer aus dem Handstand wie ein Klappmesser herab, bis er schließlich im Liegestütz war, jedoch ohne dass seine Füße den Boden berührten. Ebenso gemächlich zog er dabei die Beine ein bis er eine Hockstellung innehatte und erst dann setzte Theen sein Gewicht von den Armen auf seine Füße, wo es hingehörte. Mit zittrigen Lidern öffnete er die Augen, kniff sie aber sogleich wieder zusammen, denn die Helligkeit schmerzte sehr. So erhaschte der Matukai nur einen sehr kurzen blick auf die Person die ihm gegenüber stand. Ihr auffälligstes Merkmal war wohl die enorme Größe, die sogar ihn selber um mehr als einen Kopf überragte, jedoch immer noch menschlich wirkte. Auch ein besonderer Hautton schien sie zu begleiten, doch der Arkanianer war sich nicht sicher. Seinen Namen kannte der unbekannte Mann jedenfalls, weshalb er entweder ein Jedi war oder ein Agent des Geheimdienstes. Er ging von ersterem aus und nickte mit wieder geschlossenen Augen. Schweißperlen standen auf seinem Gesicht und hatten seine Tunika beinahe vollständig durchnässt, doch das störte ihn nicht. Einen kurzen Moment ließ Theen verstreichen, sog dabei tiefe Züge reiner Luft ein und antwortete schließlich: "Eure Annahme ist korrekt. Mit wem spreche ich?"
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