#13
Die Motoren seines Stuhles surrten melodisch, fast mechanisch um in herum. Der Hover-Rollstuhl tat ihm gute Dienste. Vaash war auf ihn seit seiner Niederlage angewiesen aber war es seine Niederlage? Delvardus war seine Niederlage. Das Versagen, die Kontrolle verloren zu haben. Es war dieser Gedanke, der bohrte. Zudem hatte ihm dieser Verräter noch ein Geschenk zukommen lassen, dass den Alten nicht nur verärgert hatte, sondern mit Hass erfüllte. Es war kein ungerechtfertiger Hass; es war dieser Hass, der aus einer tiefen Enttäuschung wurzelte. Der alte Admiral war nicht nur von Delvardus enttäuscht worden, sondern auch vom imperialen Apparat selbst. Vieles zerfiel. Es wurde spürbar kälter, in allen Belangen. Der Offizier in seinem technologischen Hilfsmittel glitt durch die Eingangshalle des Oberkommandos, vorbei an hunderten Beamten, Soldaten und Offizieren. Mit der Rechten zog er die Decke über seinen Beinen fester an sich, damit diese während der Fahrt nicht davonglitt. Viele wagten es nicht ihn, den Helden und jetzt Gescheiterten, anzublicken. Viele stohlen sich heimlich davon, machten ihm Platz, da keiner die Schande dieses "gefallenen" Mannes ertragen konnten. Manchmal war das Leben grausam und in Kriegen insbesondere seltsam verlogen. Man entsandte Truppen, die kämpften und wenn sie verloren, ließ man sie stehen und tat dies als einfache Handlung oder Funktion ab. Die Niederlage war nicht vorgesehen.

Dabei war der Krieg vorallem eines: eine Niederlage. Man verlor immer, egal, was man tat. Ob man nun, eine Welt gewann oder eine Welt verlor: immer litten und starben Soldaten. Dies war der einfache Fakt des Krieges. Die Geilheit vieler Politiker auf Macht, Reichtum und Stärke erschloss sich den Soldaten nicht mehr, die ihr eigenes Blut schmeckten und als Versehrte ihren Weg suchen mussten. Krieg war verlogen. Noch verlogener gegenüber der eigenen Bevölkerung, die sanglos mit ihren Politikern, wie Pestage und anderen, in den Untergang trudelte. Der Großwesir war nicht sein Imperator. Noch nicht und würde es gefühlt auch nie sein.

Vaash, als Alt-Republikaner diente nur einer Sache, der Sache des Volkes und des Staates. Staatsoberhäupter waren nur Figuren, deren Wert sich an ihrer Regierungszeit bemaß und nicht an ihrem Status. Den Alten kümmerte nur das Bestehen des Staates und nicht der Politiker. Da war er ganz Soldat. In diesem Sinne kümmerte ihn der Untergang des imperialen Volkes. Ihr Leid wurde nie beziffert, nie besungen oder erklärt. Es war einfach da. Immer. Tiberius Vaash war ein Symbol für alles, was das Imperium derzeit war: kaputt. Der Rollstuhl, der sanft über den Boden glitt, den Alten am "funktionieren" hielt, war alles, was noch korrekt zu arbeiten schien. Der zerrüttete Offizier schob den Steuerschalter vor und steuerte sein Vehikel in einen Lift, der ihn zu Acchetias Büro führen sollte. Noch war es sein Büro, für wenige Momente. Was Vaash nicht verstehen konnte, war - warum Menschen etwas erbauten, um es danach zu zerstören. Das ganze Imperium war erbaut worden, als Festung gegen Chaos und Anarchie und nun drohte es selbst zu dem Übel zu werden, das er geschworen hatte zu bekämpfen.

Die Moral verabschiedete sich mit jenem Gedanken, der sich in einem Wort abfassen ließ: Delvardus. Dieser Name hatte ihn gebrochen, und ohne Rache an ihm, würde die versehrte Seele des Krieges nie wieder Frieden finden. Vaash war müde, sein Kopf neigte sich nach Vorne, so dass sein zausiliger Bart seine halb-geöffnete Uniformjacke berührte. Wieder bemühte der Alte seinen Regler und glitt in den Korridor, wo ihm bereits Cassio Acchetia entgegenkam. Merkwürdig. Der Admiral stoppte vor ihm, und blickte auf; ein merkwürdiges Gefühl. Noch wusste Vaash nicht, was Cassio Acchetia widerfahren war. "Zu Ihnen wollte ich," sagte der Großvater aus seinem Rollstuhl und rang sich eine falsche Höflichkeit ab. Ein kümmerliches Bild mochte der Alte abgeben, mit seiner Decke und seinem Hover-Rollstuhl; selbst die alte Garde, die Veteranen, zerfielen mit der Zeit und jedem Kriegstag.
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