#5
Die Medikamente töteten seine Träume ohne Widerstand. Dort war nichts mehr zu verlieren oder zu gewinnen. Traumlos war seine Existenz in diesem Tank. Wie ein pervetiertes Leben krauchte das Blut durch seine Adern, überwacht durch Computer. Nur noch wenige Momente. Die Zeituhr lief für den verletzten Admiral. Die toten Träume kehrten dezent zurück, mit jeder Sekunde in der weniger Medikamente durch sein Blut quollen. Ärzte und Schwestern waren anwesend, sammelten sich vor dem Tank, der bald geöffnet wurde. Die Stimmen durch die Flüssigkeit verzerrt, riss Vaash seine Augen auf und blickte sich mit ertrunkenem Blick um. Wo war er? Es war alles so wirr, kaum zu fassen und haltlos. Die Ärzte drückten auf einigen Kontrollen herum, die mühsam piepten und plärrten. Zischend öffneten sich die Ventile und ließen das Bacta ab. Tiberius Vaash fand sich in den Haltekabeln wieder, die seinen Körper im leeren Raum gestützt hatten. Die Maske fiel von seinem Mund, gab seinen Mund frei und mit einem lauten Stöhnen holte er Luft, seit langem wieder allein und ohne Hilfe. Mit einem dumpfen Rumoren zog ein Greifarm die Atemmaske ein und dann öffnete sich knackend die Glasscheibe vor ihm und verschwand im Erdboden des Raumes.

Ein wenig blaue Flüssigkeit in den medizinischen Bereich und umschwemmte die Füße des medizinischen Personals. "Patient 91-212", brummte der Medi-Droide, der aus dem Nichts der Umgebung auftauchte. "... erwacht aus medizinischen Koma." Dann lösten sich die Haltekabel um seinen Oberkörper, gaben ihn frei und so fiel er kraftlos in die Arme zweier Ärzte, die ihn auf eine herbeigeholte Trage legten. "Willkommen zurück, Admiral," grüßten sie nüchtern und versuchten sich ein geschauspielertes Lächeln abzuringen. "Vital-Werte normal," sagte eine Schwester, die die Kontrollen betrachtete. "In der Tat," sagte der Arzt, der Vaash nun betrachtete und ihm eine Spritze am Hals ansetzte und abzog. "Verbrennungen verheilt, kaum Narbenbildung. Skelettstruktur wieder stabil, bis auf Restfrakturen am linken Bein. Volle Gesundung möglich," erklärte er und zog einen Holostif aus seiner weißen Brusttasche und tippte etwas auf einem Pad ein, welches ihm ein Pfleger vor die Nase hielt. Dann entfernte er sich und die Ärzte an seiner Trage übernahmen. "Admiral Vassh," sprachen sie ihn mit seinem Rang an. "Sie sind in guten Händen. Wissen sie welchen Tag wir haben? Wo sie sind?" Man versuchte ihn zu orientieren und zu prüfen, ob er vielleicht neurologische Schäden davon getragen hatte. Der Alte zitterte in der Kälte und sein nasser Körper glänzte im dunklen Halogen-Licht seltsam frisch, fast neu-geboren. Sein Geist musste erst lernen, seine Augen erneut zu benutzen. Alles verschwamm noch immer, alles war grell und strahlend. So viele Farben.

"Ehm...Eriadu...", stammelte er. Das war das einzige, was er im Sinn hatte. Dieser verdammte Planet. Dieser verdammte Einsatz, der so viel Leid gebracht hatte. Alles war gescheitert. Eriadu stand für alles, was das Imperium in den Abgrund riss. Dann kam der Gedanke, wie ein Feuer auf und der alte Offizier gab nach und schrie lautstark: "DELVARDUS!" Dieses Gesicht brannte vor seinen Augen und er wehrte sich auf der Trage gegen die Hände der Ärzte, die versuchten ihn festzuhalten. "Zustand," kommentierte einer und man fesslete den Offizier mit einigen Befestigungen an die Trage. "Pandorum-Vorfall," erklärte der leitende Arzt, der gerade hereinkam. "Viele Personen sind nach langem Koma, desorientiert und haben Angst." Pandorum war eigentlich eine Raumfahrerkrankheit, die lange Zeit in Kälteschlaf oder isoliert auf einem Raumer verbracht hatten. In diesem passte wohl der Begriff wohl zu Vaash, der altbekannter Flottenmann war. Der Admiral gab auf und blickte sich erschöpft um. Die Gedanken wurden klarer. Endlich. "Wo bin ich?" - die erste Frage, die in die Realität fand. "Auf Coruscant, im imperialen Militärhospital am Empire Plaza. Sie waren schwer verwundet und wir haben sie behandelt," war die sachliche - fast beamtische - Erklärung des Leitenden, der sich über den Patienten beugte und nickte. "Sie sehen soweit gut aus aber sie werden noch ein paar Wochen auf den Hover-Stuhl angewiesen sein, bis ihre Muskeln wieder ausgebildet sind. Sie hatten wirklich schwere Brüche." Vaash kniff mehrfach die Augen zusammen. "Wirklich? Wie ist die Lage?" Schnell zog er zwei Fragen zusammen, wie es ein Militär tat. Er musste schnell viel erfahren. "Ja, wirklich. Das Imperium strauchelt und ihre Flotte ist nahezu vernichtet." Der Arzt hielt mit der Wahrheit nicht zurück. "Nein," jappste der Alte und war dem Weinen nahe, da die Medikamente seine Emotionen verstärkt hatten. "Nein, nein...", kam es immer wieder hervor. Seine Männer und Frauen verloren...einfach weg. Das konnte er nicht glauben; nein, das dürfte nicht sein. Das schmerzte. Mehr als sein Körper oder der Verrat von Delvardus, sondern der Verlust dieser loyalen und ehrenhaften Soldaten. Er brauchte Antworten auf seine Fragen. Einen Verantwortlichen. Jetzt.

"Bringen Sie mir eine Uniform und machen sie mich transportfähig," befahl er dreist. Der Arzt grinste. "Nicht so schnell. Erst einmal checken wir sie durch und dann bleiben sie noch ein paar Tage zur Beobachtung hier. Dann können sie gehen und ihren Dienst wieder antreten." Es gab Vorschriften und diese würde das Medizinische Korps jetzt nicht brechen, nicht für Vaash oder für den Imperator selbst. Admiral Vaash grummelte. Dann schob man ihn hinaus ins Licht des Flures. Vorher deckte man seinen nackten Körper mit einer Decke aus Aluminium und Verbundstoffen zu, die ihn wärmte. Eine Krankenschwester packte die Geschenke auf einen Transportwagen, darunter auch das Geschenk von Delvaruds, das Trümmerstück der Veneratio. Vaash würde sie später sichten können ... zu seinem weiteren Leidwesen.
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