#7
Da lagen sie nun, die vier leblosen Körper. Gerüstet in weißes Plastoid, dass sie nicht hatte bewahren können vor der teils tödlichen Einwirkung des Arkanianers, der neben ihnen verharrte, den leeren Blick im Nichts verloren. Das reine, helle Grau der Wände tauchte die gesamte Szenerie in eine ruhige Atmosphäre die vortrefflich über das brodeln im Inneren ihres Zentrums hinwegtäuschte. Sekunden verstrichen, Atemzüge erstreckten sich über diesen Zeitraum und wirkten wie das Kühlmittel, welches Theen benötigte um seine Fassade aufrecht zu erhalten. Der Matukai war alles andere als zufrieden mit sich. Er hatte versagt auf ganzer Linie und dafür mussten zwei Personen ihr Leben lassen. Scham hielt sein Herz umschlossen und auch die Tatsache, dass man nach dem Erwachen der Verbliebenen von seiner Flucht erfahren würde, bereitete ihm Kopfzerbrechen.
Andächtig erhob sich der Arkanianer aus der meditativen Haltung die er für einen Augenblick eingenommen hatte mit der Intention seinen Geist zu beruhigen und schickte sich an, die Körper der Sturmtruppler unauffällig zu betten, um einer vorzeitigen Entdeckung entgegenzuwirken. Die Macht verfolgte bisweilen merkwürdige Wege und so verworren sie auch waren, man durfte das Vertrauen nicht verlieren ganz gleich welchen Widrigkeiten es sich zu erwehren galt. Zumindest waren dies die Worte seines alten Meisters gewesen und dieser hatte sich nicht geirrt. Nicht in diesen Dingen.
Weit öffnete Theen die Tür zum Umkleideraum und zog einen Soldaten nach dem Anderen hinein. Auf dem Gang blieb kein Anzeichen des vorangegangenen Kampfes zurück, was dem Matukai etwas Ruhe verschaffte, die er zwar äußerlich vorbildlich präsentierte, ihn aber innerlich nicht immer auf die gleiche Weise begleitete. Die große Anzahl an Schließfächern, in welchen die Männer ihre Waffen und Rüstungen, sowie ihre zivile Kleidung aufbewahrten boten augenscheinlich genug Platz um darin die Leichen und auch die Bewusstlosen zu verstecken. Natürlich waren die Metallverschläge allesamt verschlossen und das mit einem mechanischen, beinahe antik anmutenden Schloss. Theens levitative Fähigkeiten der Macht waren nur sehr schwach ausgeprägt und überhaupt, die Manipulation mit Hilfe der Macht war nicht das Fachgebiet seines Ordens, doch sie reichte aus diese Schlösser zu öffnen. Ein Jedi wäre vermutlich in schallendes Gelächter verfallen, als sich Theen mehrere Minuten konzentrieren musste, um so etwas einfaches wie dieses Schloss durch einen Wink mit der Hand zu öffnen, doch genauso lachte er als Matukai über ihre kümmerlich ausgebildete körperliche Kontrolle. Natürlich nur im übertragenen Sinne. Lachen würde der Arkanianer darüber niemals, im Gegenteil, er hatte größten Respekt vor den Fähigkeiten der Jedi, die gleichwohl stark waren... nur auf eine andere Art und Weise.
Und seine Intuition hatte ihn nicht getäuscht. Es wäre zwar sehr unangenehm sich dort längere Zeit aufzuhalten, doch das Innere eines solchen Spinds bot tatsächlich ausreichend Platz um jeweils einen der Soldaten darin zu betten. Kaum war dies getan stand Theen bereits vor seinem nächsten Problem. Er musste hier heraus und zwar dringend.
Die Größe und Komplexität des Gebäudes war jedoch nicht nur ihm ein wahrer Klotz am Bein. Während sich der Arkanianer wieselflink und ebenso lautlos durch die hellen Gänge schlich, erhaschte er mehr als einmal die seufzenden Flüche hier arbeitender Personen, die sich scheinbar wieder einmal verlaufen hatten. Anscheinend hatte sich die zentralisierte Besatzung des Imperiums erst vor kurzem hier her zurückgezogen und hatte sämtliche Außenstellen geschlossen. Lediglich das Militär und die lokalen Sicherheitskräfte besetzten wichtige Knotenpunkte auf dem Planeten und sorgten insbesondere auf Kiffex, der benachbarten Gefängniswelt für Sicherheit. Sehr zum Unglück Theens, der eine gefühlte Ewigkeit brauchte, um einen Zugang zum Belüftungssystem zu finden der groß genug für ihn war. In den meisten Anlagen dieser Größe gab es einen oder sogar mehrere recht tief gelegene Wartungsräume, die für die Handwerker vereinfachte, aber dennoch ausreichende Gebäudepläne bereitstellten. Ein solcher war das Ziel des Matukai, der sich angestrengt durch die metallenen Verschläge robbte, akribisch darauf bedacht kein Geräusch von sich zu geben. Man wusste nie wie dünn oder wie dick die Wandung war, die seinen Tunnel umschlang und wer gerade zufällig ein offenes Ohr erübrigte. Ein weiterer Fehler sollte ihm nicht unterlaufen.

Theen erreichte eine senkrecht nach unten fallende Röhre, welche einen Sog in sich vereinte und aus vielen kleinen, aber auch aus seinem großen Schacht warme Luft ansaugte. Sie war sehr staubhaltig und erschwerte schon seit einigen Metern das atmen, doch hier, unmittelbar an der Zusammenkunft so vieler Ströme hatte der Arkanianer Mühe nicht in heftiges Husten zu verfallen. So gut es ging zwängte er sich in den absteigenden Gang und stützte sich mit Händen und Füßen an den Wänden der Röhre ab, in welcher er nun langsam den Abstieg wagte. Früher hatte er sehr oft solche Übungen mit seinem Lehrmeister vollzogen und dementsprechend eine große Ausdauer von der er zehren konnte, doch der Staub der die Luft erfüllte forderte seinen Tribut. Erst begann es mit einem seichten Kratzen im Hals, das zu unterdrücken der Matukai noch imstande war, doch die Zeit verging und mit ihr verstärkte sich der instinktive Drang all diese Fremdkörper krampfhaft aus seinen geschundenen Atemwegen zu befreien. Leise versuchte er den Anflug des Hustens zu unterdrücken, doch es wollte ihm nicht gelingen. Leicht begann sein Brustkorb zu beben, doch schon nach wenigen Minuten hatte er keine Möglichkeit mehr sich dem zu entziehen. Lautstark begann er zu husten und hätte um ein Haar den Halt verloren, wenn er nicht geistesgegenwärtig seine Konzentration wiedergefunden hätte und dies verhinderte. Minuten vergingen und der Anfall legte sich langsam wieder in seiner Intensität, allerdings nicht vollständig, was den erneut beginnenden Abstieg nicht unbedingt erleichterte. Kurz über dem blechernen Boden erfasste Theen eine neuerliche Welle des Reizes und diesmal verlor er den Halt. Genau in dem Moment, als ein Kopf durch die kleine Öffnung lugte, um sich nach den so ungewohnten Geräuschen aus einem Luftschacht zu vergewissern fiel der Arkanianer hinab und schlug eher unbeabsichtigt mit der Kraft seines beschleunigten Gewichtes zu. Der Handwerker verlor sofort das Bewusstsein und begann stark aus der Nase zu bluten. In seinem Hustenanfall erhaschte Theen nur wenige Worte.
"Was zur verdammten Hölle geht denn da vor sich?", hörte er eine tiefe, nicht wirklich menschliche Stimme reden und mit ihr Schritte die sich auf ihn zu bewegten. Etwas ungeschickt rollte sich der Matukai aus dem Luftschacht, rollte sich dann aber wieder grazil auf dem dahinterliegenden Boden ab und kam sofort wieder auf die Füße. Noch immer hustend versuchte er sich ein Bild von seiner Umgebung zu machen und entdeckte dabei zwei in blaue Ganzkörperanzüge gekleidete Männer mit gelben Helmen, die sie als Klimatechniker auswiesen. Der eine war ein hochgewachsener Mensch, der sogar Theen ncoh um einige Zentimeter überragte und der andere war scheinbar ein Nautolaner mit einer grauen Haut, die einen unangenehmen Grünstich besaß. Beide standen einfach nur verdutzt da und waren absolut unschlüssig, wie sie auf so etwas regieren sollten.
"Bei den Tentakeln meiner Mutter...", presste der Nautolaner hervor und wischte sich den Helm vom Kopf, "Bist du so ein Arkanianer?"
In der Stimme des Technikers konnte Theen keine Wut oder keinen Ärger erkennen. Es war viel mehr einfach echte und wahrhaftige Verwunderung die man heraushörte und auch, zumindest bei seinem menschlichen Kollegen auch sah. Der Angesprochene nickte und spuckte einmal angewidert auf den Boden. Verklebte, von grauem Staub verdickte Spucke verließ seinen Mund, der genauso auf Haut, Haaren und Kleidung des Matukai klebte.
"Bin ich und noch dazu einer, der einen Ausgang sucht."
Eigentlich war diese Aussage nicht humorvoll gemeint und auch alles andere als so betont, doch die beiden Handwerker sahen sich an und lachten laut los, was den Arkanianer säuerlich aufstoßen ließ. Diese Lautstärke war unglücklicherweise sehr ungünstig in seiner Situation, doch die Männer schienen das zu wissen.
"Da ist wohl einer ausgebüchst, hm?", sagte der Mensch belustigt und nahm ebenfalls den Helm ab, der einen vollen schwarzen Haarschopf verdeckte in dem sich das Deckenlicht wunderbar spiegelte, "Nur keine Angst wir verpfeifen dich schon nicht, aber du musst verstehen, hier hätten wir einen Ausreißer am wenigsten erwartet..."
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