#12
Gerade als Nashtah glaubte, sie hätte sich noch rechtzeitig verborgen, stürzte eine dunkle Welle über ihren Geist herein. Hätte Vesperum sie nicht mit der Macht aufrecht gehalten, die Akolythin wäre als wimmerndes Bündel Mensch zu Boden gegangen. So aber war sie gezwungen, stehen zu bleiben, die grünen Augen weit aufgerissen, der Atem angestrengt und beinahe stockend. Und einmal mehr schützte ihr Mantel sie vor den Blicken ihrer Mitakolythen, auch wenn Nashtah das nicht wahrnahm. Dann, als der Dunkle Lord es befahl, schloss sie die Augen, gar nicht daran denkend, dass sie auch nur versuchen könnte, sich zu widersetzen. Und doch wünschte sie sich, sie hätte aussperren können, was sie zu sehen und vor allem zu fühlen bekam. Das Wasser, welches sie mitriss, die Kälte, pure Verzweiflung, panische Angst. Sie versuchte nach Vesperum zu greifen, um sich an dem einzigen scheinbar unbeweglichen Punkt festzuhalten, den sie sah, doch sie glitt an ihm vorbei und wurde unter die Oberfläche gezogen. Schemenhaft konnte sie durch die Fluten noch die Silouette des Dunklen Lords sehen, ehe sie tiefer und tiefer gesogen wurde. Das Mädchen hielt die Luft an, bis die Lungen so sehr brannten, dass der Instinkt sich über den Verstand hinwegsetzte, ein tiefer Atemzug, kalte Flüssigkeit drang in die Atemwege. Und dann - war der Spuk zu Ende.

Nashtah stolperte aufkeuchend und nach Luft schnappend zurück, als der Griff der Macht sie plötzlich losliess. Sie duckte sich, brauchte einige Momente, sich wieder zu orientieren. Die beiden Akolythen neben ihr schauten herablassend auf sie hinab und die Kröte zog den Mantel enger um die Schultern. Der Mantel ihrer Mutter - der einzige Mensch, der sich nie darum gekümmert hatte, dass sie anders war als alle anderen. Die schmalen Finger der jungen Sith krallten sich geradezu um den Saum, als ob er ihr etwas Trost spenden könnte. Er tat es nicht. Oder doch? Vielleicht in einer Art, wie es Nashtah selbst nicht verstand.

Einige tiefe Atemzüge später hob sie ihren Blick wieder, ihre Gedanken fokussierend. Zweimal war sie nun per Unfall in das Augenmerk der Lords getreten. War es vielleicht die Macht, die ihr diese Chancen bot? Wenn ja, war sie sich nicht sicher, ob ihr das passte. Die Macht war ihr Werkzeug - nicht umgekehrt. Und doch... Jetzt hatte sie die Ansätze, die sie brauchte. Nun musste sie diese nur noch umsetzen. Mit wachen und aufmerksamen Augen verfolgte sie den Weg Lords, welche davonschritten. Sie hatte die Aufmerksamkeit erweckt, nun musste sie noch beweisen, dass sie gut war. Vielleicht kam sie dann endlich aus diesem Schlachthaus, welches die Akademie war, raus. Auf dem Weg zu Grossem.
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