#8
Sie alle waren dort, er spürte, sah sie und nahm sie in allen Belangen wahr. Ihre Leben lagen ihm in der Macht zu Füßen; er gierte nach ihnen, wie eine kalte Hand. Seine Atmung umschlung einst die Millionen an Leben, die ihm seinen Thron verschafft hatten und nun die Anwesenden, wie eine rythmische Uhr. Tick, Tock, verann mit jedem Atemzug seiner, die Zeit des Lichts. Seine Bewegungen waren starr, kalt und zielgerichtet, fast mechanisch aber dennoch empfindlich, fast zögerlich gerieten sie. So auch die Bewegung seines Kopfes, der sich erhob, den Blick gerade auf die Betreffenen gerichtet; verdunkelt durch eine tiefe Kapuze, die seine entstellten Augen verbarg. Sein Blick nährte sich aus Angst, Verlust und dämonischer Macht. Einen Spiegel verweigerte sich der dunkle Lord, da sein Verfall in seinem Angesicht deutlich war. Schönheit war unbedeutend, völlig sinn-entleert, in einer Zeit von Gewalt, Herrschaft und Hass. Eine Illusion, nichts weiter, die man bei Bedarf einsetzen und oft ersetzen konnte. Vesperum hatte nie ein Verständnis für oberflächliche Schönheit, sondern strebte immer nach Tiefe und einer seltsamen Schönheit, die er selbst nicht beschreiben konnte.

Marala begrüßte den dunklen Heimsucher, den finsteren Verführer der närrischen Herzen, mit einfachen Worten und seinem weltlichen Titel, dem eines militärischen Herrschers; fast eines Kriegsherren. Imperator. Ein Titel, den der dunkle Lord hier eigentlich nicht erwartet hatte. Viel mehr suchte er hier seinen transzendenten Titel, den des dunklen Lords, das ewig dunklen Schattens oder auch den des Lords aller Sith. Nein, Marala beschränkte sich auf diese einfache Anrede. Ihre Verbeugung fiel dementsprechend spärlich aus, ähnlich die von Peltor, der mit ein wenig mehr geheuchelter Hingabe agierte. Gut, in diesem Moment fand seine Eitelkeit wieder statt. Leicht verstimmt aber dennoch bedacht, da er den Wert der beiden kannte, verzichtete er auf eine Rüge. Das Protokoll war überflüssig. Gerade jetzt, wo Curelis vernichtet werden musste. Seine Gier nach Gewalt wuchs mit jedem Schritt auf diesem Boden, der ihn weiter in die Nähe des Usurpators brachte. Jeder Schritt weckte den Hunger nach Brutalität in ihm; endlich grausam sein, keine Ketten, die ihn halten würden und endlich das Leben zu nehmen, welches er so hasste. Curelis war nicht nur sein Feind, der seinen Thron stehlen wollte, sondern auch Projektionsfläche für seine Missgunst, seine niederen Triebe und seine Sehnsucht nach ultimativer Zerstörung. Nicht, dass er sein Imperium vernichten wollte, doch liebte er den Krieg, seine Qualen, sein Leid und seine Hoffnungslosigkeit. Er liebte dieses Gefühl, der dunklen Seite ein Nexus zu sein; je mehr er tat, je mehr er beging, desto weiter trieb Vesperum im schwarzen Meer. Krieg war für ihn ein Mittel, die Schwachen zu vernichten und die Starken zu prüfen. Ein endloser Krieg würde ihn nähren, mächtiger werden lassen, während die Welten verdorrten. Dieser Gedanke war nie ausgesprochen worden, noch gedacht, doch lebte er in ihm, wie ein Rabe im Käfig, als auch sein schwarzes, kaltes Herz, voller Verachtung für Glück, Liebe und Frieden. Korriban war mit ihm gekommen. Die Tradition der Sith war hier. Ihre Sehnsucht nach Rache, nach Vergeltung und einem Sieg über die Schwäche. All jene Perversion trat in ihm zum Vorschein.

Diese Aura wuchs mit jeder Sekunde, umschlung in ihrer Kälte die Anwesenden, ohne das sie die Quelle wirklich ausmachen konnten. Das schwarze Feuer aus Eis und Frost verbrachte sich und seine biedere Stimme sagte:

"Ich muss den Weg der Sith gehen. Zögern ist Schwäche. Wir gehen sofort zu Darth Curelis."

In der Tat war Zögern eine unsägliche Schwäche, ähnlich der Gnade. Ein Feind musste bezwungen werden, solange dies möglich war. Ohnehin war sein Körper nicht an die menschlichen Zyklen gebunden, sondern existierte zwischen Leben und Tod, zusammengehalten von Willen, Gier und Hass auf das Leben. Jede Minute seines Lebens war eine Verhöhnung der Existenz. Seine Fratze, seine Haltung und sein schwarzer Mund spuckten dem Leben symbolisch ins Gesicht. Er lebte irgendwo in seiner Welt, zerissen von unsichtbaren Krallen. Nur die Meditation vermochte den Ballast seines Dahin-Vegetierens zu lenken und zu ordnen. Nicht mehr viel war dort, was man glücklich als Leben bezeichnen konnte. In diesem Spott zeriss seine Aura den Moment als sie bereits zu Curelis trieb, nach ihm packte und seine Ankunft ankündigte. Die Ankunft des dunklen Lords.

Doch da war etwas anders. Hier an diesem Ort. Etwas umschwirrte ihn, wie kleine Bienen, kleine Mücken, die nach seiner Macht griffen; nicht viel davon tranken aber immer mehr wollten. Eine Gabe, die sich seiner bediente. Kurz hielt der Lord inne, blickte sich verstört, verdeckt durch seine Kapuze um. Hier war etwas; schwaches aber dennoch gieriges anwesend. Der Sith holte tief Luft, so als ob er den Moment einsaugen würde. Da war es. Jetzt sah er es. Genau dort. Ein Mädchen. Eine kleine Sith, ihre Aura war dunkel, nein grau, noch nicht vollens ausgebildet und diese kleine Energie versuchte sich an seiner zu nähren, wie eine kleine Mücke an einem Terentatek. Vesperum grummelte kaum merklich, verdrängte diese kleine Energie mit einer Welle von Missgunst, die sich in einer frostigen Kälte auf Nashtas Haut ablegte; sie fröstelte. Darth Vesperum schloss für eine winzige Sekunde die Augen, um den Geist der Kleinen aufzusuchen. Hier wollte er sich nicht offenbaren; nicht jetzt, dass er Interesse an ihr gefunden hatte. Ihre Gabe war merkwürdig aber entwicklungsfähig. Warum konnte sie so etwas, was eigentlich nirgendo erwähnt sein dürfte?

Bohrende Pfeile aus seinem Geist drangen in den ihren, wie glühende Schwerter, die sich durch die Schlefen trieben. Doch seine Macht hielt die Kleine gerade. "Schließe die Augen," befahl seine finstere, schreiende Stimme in ihrem Schädel. "Deine Zeit wird kommen," höhnte sie und riss das Mädchen aus dem Moment, in seine Welt von Kälte, Finsternis und dem schwarzen Meer. Dort fand sie sich wieder, am endlosen Strand aus grauem Kies, an den das schwarze Meer brandete. Dort lag sie im Kies und Sand, während das Wasser ihre Füße umspühlte, ihre Seele mit sich zog, mit jeder Woge. Es war kalt, jede Berühung nahm ihr Wärme. Dort war nichts, ein endloser Strand und das Meer, über den ein weißer Nebel zog. Einsamkeit war der primäre Gefühl dieses Ortes. Doch da kam etwas näher, tauchte aus dem Gewässer auf, blickte sie mit tiefen dämonischen Augen an. Es war Vesperum, welcher in schwarzer Kutte, nass, aus dem Meer stieg, wie unheilvoller Geist. "Ich sehe dich," hauchte er ihr entgegen, dann umfasste das Meer sie völlig und riss die kleine Nashtah hinaus in den Ozean, vorbei an seinen Füßen, tiefer hinab; sie schluckte Wasser und drohte zu ertrinken. Dann erwachte sie im Hier und Jetzt. Genau dort, wo sie vor wenigen Sekunden seelisch entschwunden war. - Und Vesperum stand noch dort vor den Lords als ob keine Zeit vergangen war.

Nur auf Vesperums Lippen zeichnete sich ein verächtliches Grinen ab, welches nur Marala und Peltor wirklich bemerken konnten.

"Peltor," sagte der Lord und blickte dann zu diesem. "Ich brauche euch später," erklärte der dunkle Mensch und suchte den Moment, seine Kräfte wieder in sich zu verschließen, die in ihren dunklen Energien entrissen waren. Der Imperator machte weiter, wie gehabt. Eine dunkle Tat nach der anderen. Schritt um Schritt in den Abgrund.
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