#6
War es so einfach? Einfach die Wahrheit sagen? Oft hatte sie sich, wie ein niederes Gewürm gefühlt, welches - zwar begabt - mit der Macht, Möglichkeiten hatte aber im Grunde in ihrer Existenz gefangen war. Doch dieser Moment war so einfach und klar, dass sie die Jedi wunderte. War das Leben wirklich so einfach? Es gab hier keinen Kampf oder Sieg, sondern nur schlichte Wahrheit. Wie ein Glas zerbrach ihre Fassade von vermeindlicher Stärke und die echte Sansa zeigte sich. Ein trauriges Lächeln war dort. Nicht mehr. Lees Berührung, seine Nähe, fühlte sich gut an. Auch als er in die Nähe ihres Ohres kam und sie seinen Atem spürte. Er war ein guter Freund, fast, wie Aidan damals. Kurz wagte sie einen Blick zu Zane, der ihr aufmunternd zunickte. Beide wussten nun bescheid. Wie ein Crescendo hatte sich das Schicksal der jungen Frau entwickelt, welche vom Licht geküsst war. Im Gegensatz zu ihrem geliebten Freund Aidan, welcher gänzlich verloren schien. Sansa schmiegte sich in Lees Arm, genoss den Halt, den er ihr bot. "Die dunkle Seite...," versuchte sie zu antworten, fand aber nicht die passenden Worte und so blickte sie ihr Gegenüber nur an. Ihre weiten, großen Augen mit dem sanften Purpur glänzten frech, im Kontrast zu ihrem traurigen Habitus. Die Jedi versuchte in die Gedanken ihres Freundes zu blicken. Was dachte er gerade? Sie fühlte Überraschung und Vertrauen, keine Ablehnung. Seine Aura strahlte - zwar unsicher - aber ehrlich. Ja, Lee war ein echter Freund, ein Jedi-Bruder.

Die Sekunden verstrichen, wurden fast eine Minute, in denen nichts gesprochen wurde. Es musste auch nichts mehr gesagt werden. Nicht jetzt. Nur die Augenpaare von Lee und Sansa trafen sich. Zane lächelte nüchtern, stand auf und sagte: "Ich lasse euch mal allein." Die Frau blickte hektisch zu ihrem Padawan, nickte und blickte dann wieder zu ihrem Vertrauten zurück. Zane verschwand aus dem Raum und dachte sich wohl einiges bei diesem Anblick.

"Vesperum ist noch nicht verloren," sagte sie. "Ich weiß es," schob sie nach und umarmte Lee, um noch etwas mehr Halt zu finden. Ja, ihr alter Ziebruder Aidan war noch nicht verloren. Er wartete nur etwas. Der Samen der dunklen Seite wuchs aber war noch nicht voll aufgegangen. Es war ein naiver Glauben, dass jeder gerettet werden konnte, auch ein Sith. "Ich muss mich ihm stellen," sagte sie schließlich fast nüchtern und ernst. Es war ihr ein ernstes Anliegen. "Er wird uns alle sonst finden." Darth Vesperum konnte durch die Macht sehen und das Machtband, welches ihn mit Sansa Cyrodiell verband, würde ihn ein Tages nach Naboo führen. Sie musste dies verhindern und zumindest das Machtband kappen, sofern möglich. Dies konnte nur gelingen, indem sie sich ihm stellte. Die Macht würde dann entscheiden. Es war ihr Schicksal. Nicht mehr wegzulaufen. Auch nicht vor der Wahrheit.

"Ich brauche dich," stieß sie aus und legte ihren Kopf an seinen, während sie in der Umarmung versank. Wirr waren Teile ihrer Satzbauten aber im Anbetracht ihrer aufgewühlten Stimmung sicherlich kein Wunder. Ihre Mimik, Haltung und Aura sprach von tiefer Dankbarkeit, welches Worte dieser Art überflüssig machte.
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